Dienstag, 11. August 2015
Liebe und andere Drogen

Du hast mich lang nicht mehr so angesehen
hab viel zu oft versucht uns zu verstehn'
die Augen treffen sich, der Wein ist schon halb leer
Oh, ich weiß ganz genau was du grad denkst
der Zug ist abgefahrn' die Zeit verschenkt
fühlt sich so richtig an, doch ist so falsch
[…]
trägst deine Haare immer noch wie früher
und du tanzt genau wie früher
die Augen treffen sich der Raum ist schon halb leer
haben uns so oft gesagt es geht nicht mehr
das war am Anfang schwer, doch jetzt viel mehr
Musik ist aus und du kommst immer näher

immer wenn es Zeit wird zu gehn
verpass ich den Moment und bleibe stehn
das Herz sagt bleib
der Kopf schreit geh
Herz über Kopf

~ Joris – Herz über Kopf

Der Mann hört eigentlich kein Elektro, hat aber durch die Eule Zugang gefunden und will deswegen unbedingt zum Hafen wenn er dort die Ehre erweist.

Was der Mann nicht weiß ist, dass die Eule für mich noch ganz andere Bedeutung hat. Es war in den letzten drei Jahren immer DAS Event mit F. Und F., der ist nun seit ziemlich genau einem Jahr nicht mehr in meinem Leben. Wobei das so nicht stimmt. Denn es vergeht kein Tag an dem ich nicht an ihn denke. An dem ich nicht auf sein Soundcloud-Profil schaue. An dem ich mich nicht frage, wie es ihm wohl geht. Fragen kann ich ihn das nicht, denn zwischen uns herrscht Schweigen. Kurz nachdem ich letztes Jahr den Mann kennenlerne eskalierte an F.‘s Geburtstag unsere … tja… was eigentlich.. Freundschaft? Halb-Beziehung? … zum zehntausendsten mal, und diesmal so sehr, dass es keinen anderen Weg mehr gibt. Es waren Missverständnisse, die nie aus der Welt geräumt werden konnten, weil F. sich die Welt bastelt wie er sie braucht, und wenn er mich gerade als Ausgeburt der Hölle braucht, dann macht er mich zu eben dieser. Schon immer. Letztes Jahr bin ich dabei dann freundlich geblieben. Das kannte er nicht. Und das hat es ihm leichter gemacht, den Kontakt zu brechen, weil er meine Freundlichkeit als Gleichgültigkeit interpretierte. Es ist verzwickt und eigentlich auch egal, Fakt ist: es gibt seit dem 3.8. letzten Jahres keinen Kontakt.

Je näher nun das Eule-Event rückt, desto nervöser werde ich also. Je mehr Vorfreude der Mann kundtut, desto verhaltener wird meine Reaktion. Irgendwann beschließe ich ihn einzuweihen. Nicht in alles, um Gottes Willen, aber doch in die Situation, dass F. für mich mal wie ein Seelenverwandter war und diese Freundschaft seit einem Jahr tief unter den Fundamenten dieser Stadt begraben liegt. Und dass er dort vermutlich sein wird, und dass ich nicht weiß wie ich reagieren werde, und dass das heftig werden könnte.

Seien wir ehrlich: würde mir der Mann so etwas über eine Seelenverwandte erzählen, würde ich ausflippen. Ich habe keine Ahnung woher dieser Mann diese Ruhe nimmt und die Gewissheit, dass meine Themen mit ihm nichts zu tun haben (sollten). Während er sich also weiterhin freut, wächst meine Nervosität mit jeder Sekunde.

An besagtem Tag köpfen wir mittags erstmal eine Flasche Weißwein. Mir ist flau im Magen, ich weiß aber auch, dass ich es unendlich bereuen würde, wenn wir dieses Event ausfallen lassen. Mit steifen Beinen stakse ich am späten Nachmittag zum Hafen.

Es ist wie früher, und in Zeitlupe. F. und ich haben nach wie vor Antennen füreinander. Die Art Antennen, die Menschen einander finden lässt unter hunderten von Tanzenden, schon in der ersten Minute, in der sie den Raum betreten. Die Sonne scheint zwischen dem Rauschen der orangen Tücher. Der Bass streichelt die Herzen, und plötzlich wird alles langsam, alles verschwimmt, nur F. bleibt klar und deutlich, in seinem weißen Trägershirt, mit seiner peinlichen Väth-Frisur. F. wie er leibt und lebt und tanzt. Der Stromschlag geht durch und durch. „Er ist da“, rutscht es mir raus. Der Mann fragt: „wo denn, wer ist er denn?“ Ich beschreibe ihm F., und der Mann meint: „Ja, er hat dich auch gesehen, er sieht hier her.“

Ich schluchze, hart, heftig, kurz, und wende mich zur Bar: „Ich muss mich kurz akklimatisieren.“ Die Tränen in meinen Augen verwirren den Mann vermutlich mehr als mich. Er will das Geschehen nicht weiter kommentieren als mit „das was ich zu sagen hätte, gehört jetzt nicht hier her.“
Im gleichen Moment weiß ich, dass ich keine Wahl habe außer F. zu ignorieren. Was sonst? „Hi F., schön dich zu sehen, darf ich dir meinen Freund vorstellen?“ Schon ohne den Mann wäre die Situation aufwühlend genug. Mein Herz schluckt..

… und das wars. Keine Pointe. Ich versuche für den Rest des Tages F. nicht zu sehen. Und es funktioniert. Ich versuche mich weiter zu betrinken und mit dem Mann zu feiern. Und es funktioniert. Unter einer Glaskuppel, in der es nur mich gibt, eingewoben von Musik. Keine Ahnung wie der Mann es schafft meine Lippen zu küssen. Es fühlt sich in einer ganz kleinen dunklen Ecke meiner Seele an wie Verrat. An F., an mir, und an F. und mir.

Irgendwann an diesem Abend, es wird noch nicht ganz dunkel sein, wird der Mann zu mir die berühmten drei Worte sagen, zum ersten mal. Und ich werde ihn aus großen Augen ansehen und anlächeln, ihm durch die kurzen Haare streichen und mir wünschen, dass er es überall, aber nicht hier gesagt hätte. Und während ich das denke, wird er die drei Worte nochmal sagen, und es wird aus ihm rausbrechen, dass er das schon lange sagen will, aber er sich nie getraut hat, und dann wird er die drei Worte ein drittes mal sagen. Und ich werde .. jegliche Erinnerung an meine Reaktion verbannen. Jedenfalls erinnere ich mich nicht weiter, als dass ich tanze und tanze, ununterbrochen von 17 bis 22 Uhr. In Trance. In mir. So selten dieser Tage, in mir. Und sei es nur so kurz. Was gäbe ich für den totalen Exzess mit der einhergehenden Ruhe.

Seitdem schwimmt mein Herz in einem Ölteppich. Es scheint verklebt wie Gefieder. Das Öl hängt sich zäh wischen die Fasern. Das Herz glänzt und trieft und schwimmt, und saugt sich voll, immer schwerer und schwerer.

In jedem F. –Posting suche ich eine Nachricht an mich, und gleichzeitig wünschte ich, es wäre einfach vorbei, mental, emotional, total. Aber dann finde ich das auf seiner Seite, und denke mir: tja. Ja. Und endlich ist es mal wieder Zeit etwas auf dieses Blog zu schreiben. Er fehlt mir ganz unaussprechlich. Aber das musste ich jetzt vermutlich nicht extra erwähnen.


 
the same here.
entzugserscheinungen, sofort, nach einer winziges dosis gespräch von nicht mal zwei stunden.

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es wird dauern. bei mir jedenfalls. bei mir dauert es immer ewig. und soll ich dir was total perverses sagen? diese sehnsucht, dieses kranke verlangen nach dem, was einem eh nicht gut tut und was eh nicht funktioniert, nach dem unerreichbaren - ich vermisse es.

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F. steht für viel mehr als nur für sich selbst. Er steht für etwas Altes, für ein altes Denken, altes Verhalten, und alte Sehnsüchte. Bisschen schizo. Aber ich sag immer: ich darf das, das sind die Gene...

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Glaube übrigens, dass deine O.-Geschichten der Grund sind, warum ich neulich vom kP geträumt habe und von seiner (damaligen) Ische. Auch ganz relaxed. Das war kurios. Wo der plötzlich her kommt, fragte ich mich. Geht ganz schön viel in mir vor, derzeit.

Ich drück dich. Isn scheiß. Wir sind halt ein bisschen wie Pinguine. Wenn wir unser Herz mal vergeben haben, dann bleibt es da ziemlich hartnäckig kleben. Leider meistens an den "Falschen".

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da sagste was.

der traum war aber gut. hat alles ins rollen gebracht.

ich brauch einen neuen traum, ich kann sonst nicht weiter. traumgeister sagt mir, was ich tun soll. ;)

im moment hockt das objekt für drei wochen in brandenburg und ich hoffe, dass es dort viel, viel zu viel zeit zum nachdenken hat. da muss jetzt ein prozess einsetzen, den ich nicht steuern kann.

im moment sag ich mir wieder, ich kann nicht ohne es, ich will nicht ohne es.

gut, dass jetzt erstmal die frau da ist. die weiß gar nicht, wie wichtig sie grade ist, ohne ein lückenbüßer zu sein. da kommt echt was rüber.

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Ach Oka! Das ist eine ganz schön herzzerreißende Sache. Was soll man da noch sagen?

Eine große Umarmung von meiner Seite.

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@sturmfrau: herzzerreissend trifft es wohl ganz gut. Immerhin romantisiere ich F. dann immer nur ein paar Tage und kann gut akzeptieren dass es ist wie es ist, mit dem Platz für ihn in mir.

Schwieriger ist die Sache mit dem Mann. Das entgleitet mir (emotional) mehr und mehr. Alte Verhaltensmuster, die immer weniger Gefühle (meinerseits) nach sich ziehen. Ich bin ratlos. Und der Therapeut meldet sich nicht. Das macht mich noch ratloser. Vor 3 Wochen angemailt, vorgestern auf den AB gesprochen. Keine Reaktion. Wenn er nicht möchte, dann fände ich es gut, wenn er mir das sagt, und mich nicht erahnen/ rätseln lässt.

Hab zur Zeit anscheinend eh irgendwie n krasses Konfliktkarma. Rumst an allen Ecken und Enden.

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