Montag, 7. Dezember 2009
Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll ohne sie. sie hat soviel geschafft an mir in den letzten zwei Jahren.

Ich sehe mich in meinem Zimmer um und sehe das Therapieergebnis. Es spiegelt eins zu eins die Entwicklung meines Lebens. Vor zwei Jahren als ich die Therapie anfing, waren alle Wände kahl, und weiß. Keine Vorhänge. Kein Piano. Ich kam mir im eigenen Zimmer verloren vor.

Jetzt hat es eine rote Wand, Bilder, ein Klavier, eine Lichterkette am Fenster, und eine Engelsgirlande aus roten Filz, hinter den weißen Vorhängen. An der Wand hängen Photos, Ketten und Ohrringe. Für mein Empfinden ist es warm, ich könnte Stunden in diesem Zimmer sitzen, wenn ich nicht zu Klavierunterricht, Theatergruppe, Sport, Sauna, Freunden oder Arbeit gehe. Das Leben ist bunt und voll geworden.

Ich sehe mir den kleinen Professor an, und sehe sie, sehe mich, sehe mein Therapieergebnis. Obwohl der kleine Professor und ich bei der ersten Therapieverlängerung schon fast 6 Monate getrennt waren und es mir so einigermaßen ging, zögerte sie, und befürwortete eine Verlängerung. Dass der kleine Professor und ich es tatsächlich noch einmal wagen, hätte ich selbst nie für möglich gehalten. Als ich ihr im Juli von dem vermeintlichen Neuanfang erzählte, schien sie wenig überrascht. Und es war so wichtig für mich, es mit ihm noch einmal zu versuchen. Um im letzten Schritt entscheidend weiterzukommen. Wissen was ich will. Wissen was ich nicht will. Entscheidungen treffen können und in diesen konsequent sein (und das nicht nur rational, sondern vor allem auch emotional,
in Herz und Bauch).

Und der kleine Professor. Spiegel all meiner Päckchen, die ich so durchs Leben schleppe. Das ideale "Studienobjekt", wie wir ihn immer lächelnd genannt haben, ohne es in irgend einem Sinne bös zu meinen.

Wegen dem kleinen Professor bin ich vor 2 Jahren hin zu ihr, und nach der gesunden Trennung gehe ich. Der Kreis schließt sich. Manche Weggefährten begleiten einen genau solang, wie es sein muss. Ich glaube an das Schicksal und somit daran, dass es kein Zufall ist, dass die Stunden nun ausgelaufen sind. Und somit verabschiede ich mit Frau W. soviel mehr. Vielleicht ist es das was mich so zum Weinen bringt. Der Abschied von einer alten Oka.

Ich habe Angst dass ich in diese Richtung nicht weitergehen kann ohne sie. Dass ich von jetzt an auf der Stelle bleibe. Ich fühle mich so unfertig. Aber das ist man ja nie, fertig. Wenn man tot ist, dann, vielleicht.

Und ich habe Angst, allein zu bleiben. "Was mache ich denn, wenn ich wieder einen Typen treffe? Das wird sicher wieder Katastrophe", meinte ich heulend zu ihr. "Das kann so sein, muss es aber nicht. Sie haben meiner Meinung nach eine ganze Menge aus ihrer Beziehung mit dem kleinen Professor mitgenommen."

Diese vermaledeite, bleischwere Einsamkeit. Wenn sie denn kommt, ab und an, auf leisen Sohlen, ins Herz geschlichen. Um dort reinzuplumpsen wie ein Hinkelstein. Wo lade ich sie dann ab.

Ich sollte mich freuen über das, was ich mit ihrer Hilfe geschafft habe. Wie ich mich entwickelt habe.
Aber gerade diese Freude lässt mich weinen. Weil ich etwas Gutes gehen lassen muss.

wie geht es weiter? Ich hab das Gefühl, dass nun jemand Pause drückt, bis ich die nächste Therapie anfangen kann. Was aber gar nicht meine Absicht ist. Fühle ich selbst mich so unsicher? So wenig allein lebensfähig, entwicklungsfähig?
Ist es nur die Angst?
oder ist es die Situation an sich? Das Weggeschickt werden?

Sie meinte, sie hat sich viele Gedanken darüber gemacht, weil sie das Gefühl hat, sie stellt mich vor die gleiche Situation wie meine Eltern damals. Kommen daher die vielen Tränen? Gar nicht so sehr über den Abschied von ihr, sondern durch diese
gespiegelte Situation?

Ich hätte nie gedacht, dass mich dieser Abschied so bis ins Mark treffen wird.
Ich fühle mich einsam. Verlassen. Unendlich traurig.
Und all das sollte ich ihr wohl sagen, beim nächsten mal.
Wenn sie es nicht versteht, wer dann.
Ich will es ihr nicht sagen, damit wir die Therapie verlängern.
Sondern um sie... abzuschließen zu können.


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