... newer stories
Samstag, 18. Februar 2006
Being sent to Coventry, II
okavanga, 17:21h
- Wie alles begann -
Nachdem ich London gegen 19 Uhr Ortszeit erreicht habe, durfte ich mir erst einmal zwei Stunden bis zur Abfahrt des Busses nach “lieblich Coventry” um die Ohren schlagen. Die Gefühle gemischt, eine Woche lag zwischen meinem Bewerbungstelefonat mit der Praktikumsfirma und meinem Reisestart, und mit meinen zukünftigen WG-Männern hatte ich bisher nur über email kommuniziert. Meinem Freund hat es sauer aufgestoßen, dass ich mir die Räumlichkeiten mit drei Männern teilen werde.
Das erste, was ich im Nachtlicht bei der Einfahrt in Coventry erkennen konnte, war ein riesiger Friedhof. Später durfte ich feststellen, dass die ganze Stadt einem solchen gleicht. Am Busbahnhof angekommen, wäre ich wohl aus den Latschen gekippt, wenn ich nicht so schockiert gewesen wäre, dass ich stocksteif stehen blieb. Selbst im schmeichelnden Licht der Nacht fühlte ich mich wie in einer riesigen Gruft. Mein Gott, ist das hier hässlich.
Meinen Vermieter konnte ich nicht erreichen, er ist Nachtclubbesitzer, und hatte wahrscheinlich eine Horde kurzberockter Bunnies auf seinem Schoß sitzen. Kein Schlüssel, keine Wohnung. Gegenüber vom Busbahnhof stand der grauenvolle Klotz namens Britannia-Hotel. Von innen ebenso unbeschreiblich wie von außen. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film aus den 50er Jahren. Völlig ausgebucht – war klar. In mir keimte die Frage auf, wer sich in dieser Stadt freiwillig solang aufhält, dass er ein Hotelzimmer bucht. Der freundliche, von Akne gezeichnete Knabe an der Rezeption klärte mich darüber auf, dass auch sonst alles in der Stadt ausgebucht wäre, übergab mir aber feierlich die Yellow Pages, damit ich mich durch den Wust an B&B-Möglichkeiten telefonieren konnte. Keine Chance. Full House.
Als letzte Alternative zu einer Brücke kam mir die Polizei in den Sinn. Die haben bestimmt so was wie eine Ausnüchterungszelle. Nun.. die Polizei erschien mir am Telefon eher verärgert über diese Belästigung. Doch völlig unerschüttert stieg ich in ein Taxi, um ihnen noch ein bißchen mehr auf die Pelle zu rücken.
Auf der Polizeistation war gerade Halli-Galli. Zwei halbnackte Frauen, rotzedicht, die irgendwas rumgröhlten, gefolgt von einem nicht weniger besoffenen Kerl, der nur darauf aus war, den eh schon aufgebrachten Damen unter ihre breiten Gürtel zu grabschen. Der total entnervte diensthabende Polizist telefonierte kurz mit einem Ibis-Hotel, bei dem sich glücklicherweise noch ein Zimmer als frei erwies. Mit knappen Worten und wild rollenden Augen erklärte er mir, wie ich dort hingelange.
Inzwischen war es ca. 2 Uhr. Gut, dass ich noch nicht wußte, dass in dieser Stadt Mord und Totschlag sowie Attacken von wildgewordenen Frauen an der Tagesordnung sind, als ich meinen 30 kg-Koffer durch einige Unterführungen und Grünanlagen schleifte. Im nachhinein denk ich mir, dass der Polizist sicher gerne einen spannenderen Fall als besoffene Weiber gehabt hätte.
Endlich auf dem Zimmer, war an Schlaf aber immer noch nicht zu denken. Auf dem Gang schrieen sich stundenlang eine Frau und ein Mann an, und wäre ich nicht so abgrundtief müde gewesen, hätte ich auch wirklich gerne ein bißchen mitgeschrieen, das war es nämlich, wonach mir nach diesem scheiß Zinnober zu mute war.
Am nächsten Tag war der Vermieter immer noch nicht zu erreichen, obwohl seine Mailbox dank mir nun wirklich aus allen Nähten platzen musste. Irgendwie hab ich’s geschafft, meine zukünftige Wohnstätte zu finden, und den Tag in einem nahen Eckbistro totzuschlagen.
Als er dann doch am Nachmittag endlich in seinem teuren Audi aufkreuzte, war ich so dankbar, dass ich den Vorsatz, ihn umzubringen, glatt über Bord warf. Kaum war er da, war er auch schon wieder weg, mit der Anmerkung, dass meine anderen drei Mitbewohner erst in einer Woche eintreffen.
Abends stellte ich fest, dass ich weder Bettdecke noch Kopfkissen habe. Und während ich dabei war, diese Ausstattung einem der WG-Genossen zu entwenden, ging das Licht aus. Worüber mich nämlich keiner aufgeklärt hatte, war, dass man hier Strom in Form von Karten kaufen und im Haus in einem kleinen Kasten aufladen muss.
Da stand ich also, im Dunkeln, und erfuhr das erst am nächsten Tag, als mein Vermieter sich bequemte, die Bunnies vom Schoß zu werfen und mich mal zurückzurufen.
Alles in allem stand diese Exkursion unter keinem guten Stern, und das sollte sich auch nicht ändern.
Nachdem ich London gegen 19 Uhr Ortszeit erreicht habe, durfte ich mir erst einmal zwei Stunden bis zur Abfahrt des Busses nach “lieblich Coventry” um die Ohren schlagen. Die Gefühle gemischt, eine Woche lag zwischen meinem Bewerbungstelefonat mit der Praktikumsfirma und meinem Reisestart, und mit meinen zukünftigen WG-Männern hatte ich bisher nur über email kommuniziert. Meinem Freund hat es sauer aufgestoßen, dass ich mir die Räumlichkeiten mit drei Männern teilen werde.
Das erste, was ich im Nachtlicht bei der Einfahrt in Coventry erkennen konnte, war ein riesiger Friedhof. Später durfte ich feststellen, dass die ganze Stadt einem solchen gleicht. Am Busbahnhof angekommen, wäre ich wohl aus den Latschen gekippt, wenn ich nicht so schockiert gewesen wäre, dass ich stocksteif stehen blieb. Selbst im schmeichelnden Licht der Nacht fühlte ich mich wie in einer riesigen Gruft. Mein Gott, ist das hier hässlich.
Meinen Vermieter konnte ich nicht erreichen, er ist Nachtclubbesitzer, und hatte wahrscheinlich eine Horde kurzberockter Bunnies auf seinem Schoß sitzen. Kein Schlüssel, keine Wohnung. Gegenüber vom Busbahnhof stand der grauenvolle Klotz namens Britannia-Hotel. Von innen ebenso unbeschreiblich wie von außen. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film aus den 50er Jahren. Völlig ausgebucht – war klar. In mir keimte die Frage auf, wer sich in dieser Stadt freiwillig solang aufhält, dass er ein Hotelzimmer bucht. Der freundliche, von Akne gezeichnete Knabe an der Rezeption klärte mich darüber auf, dass auch sonst alles in der Stadt ausgebucht wäre, übergab mir aber feierlich die Yellow Pages, damit ich mich durch den Wust an B&B-Möglichkeiten telefonieren konnte. Keine Chance. Full House.
Als letzte Alternative zu einer Brücke kam mir die Polizei in den Sinn. Die haben bestimmt so was wie eine Ausnüchterungszelle. Nun.. die Polizei erschien mir am Telefon eher verärgert über diese Belästigung. Doch völlig unerschüttert stieg ich in ein Taxi, um ihnen noch ein bißchen mehr auf die Pelle zu rücken.
Auf der Polizeistation war gerade Halli-Galli. Zwei halbnackte Frauen, rotzedicht, die irgendwas rumgröhlten, gefolgt von einem nicht weniger besoffenen Kerl, der nur darauf aus war, den eh schon aufgebrachten Damen unter ihre breiten Gürtel zu grabschen. Der total entnervte diensthabende Polizist telefonierte kurz mit einem Ibis-Hotel, bei dem sich glücklicherweise noch ein Zimmer als frei erwies. Mit knappen Worten und wild rollenden Augen erklärte er mir, wie ich dort hingelange.
Inzwischen war es ca. 2 Uhr. Gut, dass ich noch nicht wußte, dass in dieser Stadt Mord und Totschlag sowie Attacken von wildgewordenen Frauen an der Tagesordnung sind, als ich meinen 30 kg-Koffer durch einige Unterführungen und Grünanlagen schleifte. Im nachhinein denk ich mir, dass der Polizist sicher gerne einen spannenderen Fall als besoffene Weiber gehabt hätte.
Endlich auf dem Zimmer, war an Schlaf aber immer noch nicht zu denken. Auf dem Gang schrieen sich stundenlang eine Frau und ein Mann an, und wäre ich nicht so abgrundtief müde gewesen, hätte ich auch wirklich gerne ein bißchen mitgeschrieen, das war es nämlich, wonach mir nach diesem scheiß Zinnober zu mute war.
Am nächsten Tag war der Vermieter immer noch nicht zu erreichen, obwohl seine Mailbox dank mir nun wirklich aus allen Nähten platzen musste. Irgendwie hab ich’s geschafft, meine zukünftige Wohnstätte zu finden, und den Tag in einem nahen Eckbistro totzuschlagen.
Als er dann doch am Nachmittag endlich in seinem teuren Audi aufkreuzte, war ich so dankbar, dass ich den Vorsatz, ihn umzubringen, glatt über Bord warf. Kaum war er da, war er auch schon wieder weg, mit der Anmerkung, dass meine anderen drei Mitbewohner erst in einer Woche eintreffen.
Abends stellte ich fest, dass ich weder Bettdecke noch Kopfkissen habe. Und während ich dabei war, diese Ausstattung einem der WG-Genossen zu entwenden, ging das Licht aus. Worüber mich nämlich keiner aufgeklärt hatte, war, dass man hier Strom in Form von Karten kaufen und im Haus in einem kleinen Kasten aufladen muss.
Da stand ich also, im Dunkeln, und erfuhr das erst am nächsten Tag, als mein Vermieter sich bequemte, die Bunnies vom Schoß zu werfen und mich mal zurückzurufen.
Alles in allem stand diese Exkursion unter keinem guten Stern, und das sollte sich auch nicht ändern.
... older stories