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Freitag, 23. Mai 2014
Stillstand ist der Tod.
okavanga, 00:44h
Stell die Uhr auf Null
Wasch den Glauben im Regen
Die Sintflut ist verebbt
Die Sünden vergeben
Kein Ersatz - Deine Droge bist Du, bist Du
Es gibt viel zu verlieren, Du kannst nur gewinnen
Genug ist zuwenig - oder es wird so wie es war
Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders
Der erste Stein fehlt in der Mauer
Der Durchbruch ist nah.
~ Herbert Grönemeyer
Es ist ein bisschen wie im Februar, an dem Punkt, an dem ich dachte: jetzt gehts mit dem Arsch auf die Büsch zu - entweder du kriegst jetzt die Kurve, oder du weist dich selber ein.Also an diesem absoluten Tiefpunkt, an dem ich auch einfach akzeptiert und zugelassen habe, dass ich unten bin, ging es bergauf. Und hier war es jetzt genauso: mit dem Punkt, an dem ich urplötzlich und ungebremst all das zulassen konnte, was sich seit Januar mit dem Verlust von LeSchwe und F. aufgebaut hatte - und noch wichtiger: an dem ich mich auch getraut habe es der Ursache zuzuordnen! (und nicht wieder nur z.B. in der Arbeit nach möglichen Ursachen gekramt habe) - ist plötzlich das Leben in mich zurückgeströmt als hätte man mir eine Blutkonserve injiziert. Und mit dem Leben kamen Zuversicht und Gelassenheit. Und zwar nicht im Kontext einer "gemeinsamen Zukunft", sondern dass alles gut ist, und auch gut wird.
Wenn ich mich darauf besinne, dass ich nicht ausgeliefert war oder bin, sondern dass ich Entscheidungen getroffen habe, und diese auch jeden Tag aufs Neue treffen kann. Wenn mir klar wird, dass ich nicht in Lethargie siechen muss, sondern dass ich mich bewegen kann. Auf jemanden oder etwas zu, oder auch von jemandem oder etwas weg. Ich bin nicht verdammt dazu in Situationen zu verharren. Ich kann sie ändern, auch wenn es manchmal noch so kleine Stellschrauben sind, oder wenn es manchmal auch unendlich viel Überwindung und Mut kostet.
Mir wurde auch klar, wie unglaublich gut ich darin geworden bin, mich selbst zu belügen. Wie tief ich diesen Kummer all die Monate in mir vergraben hatte, dass es mich so aus dem nichts wegspülen konnte. Und dass ich selbst beim Nachdenken oder in mich Hineinhören das Drama nicht wirklich hören oder jedenfalls nicht zuordnen konnte (oder wollte). Ich WOLLTE nicht, dass LeSchwe oder F. mir fehlen. Wieso auch, ich hab mich ja "von ihnen getrennt". Sie dürfen mir nicht fehlen, dachte ich mir, die sind ja doof und tun mir weh oder wir tun uns nicht gut und überhaupt. Ich sollte froh sein sie los zu haben.
Aber das ist nichts als eine bescheuerte Selbstlüge. Und in ihr weiterhin zu verharren, hätte mich langsam und allmählich umgebracht, oder zumindest weiter ausgehöhlt.
Stillstand ist mein Tod. Ich habe noch nie Herbert Grönemeyers Text so gut verstanden wie jetzt. Und ich wünsche mir, dass ich weiterhin den Mut habe Entscheidungen zu treffen und sie ggf. auch wieder zu widerrufen. Hauptsache ich bewege mich, und traue mich auf mein Herz und meine Gefühle zu hören. Und damit meine ich nicht zwangsläufig, dass ich F. und/oder LeSchwe wieder in mein Leben zurücklassen möchte. Sondern mich im Zweifel auch dahin zu bewegen den Kummer anzunehmen, die notwendige und vielleicht auch sehr lange Trauerarbeit zu leisten, und weiterzuziehen.
~ Herbert Grönemeyer - Bleibt alles anders
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