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Donnerstag, 2. Juni 2016
okavanga, 01:57h
Wer wissen will, wie sich der Unterleib in der Zeit vor der Entnahme anfühlt, muss sich einfach vorstellen wie es ist darin 27 Wasserbällchen mit je knapp 2 cm Durchmesser durch die Gegend zu tragen. Genau so wie es klingt hat es sich auch angefühlt. Eigentlich eher wie 27 Flummis. Und WAHNSINNIG gebläht. Ohne jetzt hier in echt abgefahrene Details zu gehen.
Am Tag selbst bin ich sehr nervös. Hatte noch nie in meinem Leben eine OP, noch nie eine Vollnarkose.
Nüchtern morgens dort aufgeschlagen. Warten in einem Zimmer mit tollem Ausblick auf den Himmel. Dann kommt der Narkoseheld. Aufs Klo, ausziehen, und rauf auf den Stuhl. Zugang in Armbeuge bekommen. Fast gekotzt vor Nervosität. Was wenn ich das jetzt alles nicht mehr kontrollieren kann und die arme Ärztin krasse.. äh... Gegenwinde bekommt?
Auf Stuhl rumgezappelt. Dann kam die Ärztin. Beine breit. Narkosearzt gibt mir ein Ding in die Hand, das aussieht wie ein Alienbeatmungsgerät. Fragt mich Dinge über meinen Heimatort und Brauereien. Und was meine Lieblingsbrauerei sei. Ich nenne sie, und sage dann noch sowas wie "Hilfe". Danach angeblich noch: lassen Sie mich bitte wieder aufwachen, aber daran erinner ich mich schon nicht mehr. Im Nachhinein finde ich es echt gut, dass ich wieder Aufwachen wollte. Ich mein: wär ja die Chance gewesen.
Plötzlich wieder im Jetzt. Eine Frau reicht mit die Hand vom Stuhl, stützt mich. "Das ist jetzt ein bisschen wie betrunken", sagt sie. Das kenn ich ja, denk ich, und sage wild wankend: "Huuuiiiii"... dann weine ich. "Ist das normal?" "Ja, das passiert bei ca. 30%". Dann Umkleide. Hier fehlt mir ein bisschen was. In dieser Zeit muss ich mich angezogen, und jemand muss mit eine Einlage in den Slip gedrückt haben. Ich weine immer noch.
Im Aufwachraum mit dem schönen Blick Richtung Odenwald. Der Narkoseheld scheint sich aus dem Nichts materialisert zu haben. "Zum Weinen bringen Sie mich gern, hm?" Er schenkt mir Wasser ein, fragt wie es geht. Er riecht so gut. Ich fühle mich erstaunlich fit. "Wielang hat das jetzt alles gedauert?" frage ich. "Der Eingriff 13 Minuten, die Narkose 14." Ich bewunder ihn ein bisschen für sein Timing. Wenn er nur nicht so gut riechen würde.
Dann bin ich wieder allein. Eine Assistentin kommt. Wieder allein. Gelesen. LeSchwe geschrieben. Nochmal Narkoseheld: "Na, noch immer Tränchen in den Augen?" Ups. Stimmt. Irgendwie schon. "Ist das jetzt unser 3. Gespräch seit der OP?" Er schaut mich mit großen Augen an und fühlt meinen Puls. "Hmm alles wunderbar. Nein, das zweite." "Achso... hmm.. ich frag mich nur, wie Sie denn dann vorhin von der einen Ecke in die andere gekommen sind." Ok wohl doch nicht ganz so fit.
Dann kommt die Ärztin. Von den insgesamt 27 entnommenen Eizellen sind 21 reif, 2 halb reif. Die frieren sie aber auch mit ein. Das ist gut, sagt sie.
Um 11 Uhr kommen M. und ihr kleiner Sohn. "Reiche Ernte!!!" freut sie sich. Ich muss lachen und finde das einen echt schrägen Begriff für die Sache. Mit den beiden habe ich dann die nächsten 24 Stunden verbracht. Sehr schöne, lustige und kuschelige Stunden.Wir fahren auch noch zu meiner regulären Frauenärztin um eine Krankmeldung zu holen, damit mein Arbeitgeber nicht sofort weiß, was los ist. Auf DIE Gerüchteküche hab ich keinen Bock. Die Frauenärztin lässt mich für den Rest der Woche krankschreiben. Ich bin sehr froh, denn: der Unterleib fühlt sich (naturgemäß) echt malträtiert an. Ich fühle mich wie Dolly Buster, die Brüste sind steinhart, und die Psyche ist ein bisschen so wund wie sich mein Unterleib anfühlt.
Ursprünglich fand ich es ziemlich ätzend dass der Narkoseheld in dem Gespräch darauf bestand, dass ich jemanden benenne, der mich abholt und der mich 24 Stunden betreut. Er forderte mich auf bei M. anzurufen noch während ich beim Narkosegespräch war. "Sie kriegen sonst keine Narkose von mir, wenn das nicht geklärt ist". Ich hatte mir darüber gar keine Gedanken gemacht außer: joa, fährste halt mitm Taxi heim und dann.. machste Home Office und arbeitest.
Und kurz vor 11 Uhr, nach der Behandlung, dachte ich auch: hm ich glaub ich wär lieber allein. Das wird das letzte mal sein, dass ich das denke. Ich bin heilfroh dass M. da war für mich. Zu Hause hätte ich Depressionen bekommen.
Das physische wie psychische Ausmaß dieses Eingriffs war mir in dieser Form nicht bewusst. Das mag naiv klingen. Aber ich weiß nicht, ob man darauf vorbereitet sein kann, auch wenn man die Faktenlage kennt.
Es ist sehr abgefahren. Da liegt jetzt die eine Hälfte potentieller Mini-Future-Okas. Ich weiß wirklich nicht, ob es nur diese Behandlung ist, oder die Hormone, oder ob da etwas wachgerüttelt oder aufgedeckt wurde. Aber der Gedanke an ein Kind ist inzwischen weder befremdend noch beängstigend. Er ist schön. Ok und doch noch ein bisschen beängstigend.
Am Freitag ist Kontrolltermin. Jetzt muss sich alles wieder normalisieren und auf reguläre Größe kommen. Und dann. Tja. Geht alles weiter seinen üblichen Gang.
Am Tag selbst bin ich sehr nervös. Hatte noch nie in meinem Leben eine OP, noch nie eine Vollnarkose.
Nüchtern morgens dort aufgeschlagen. Warten in einem Zimmer mit tollem Ausblick auf den Himmel. Dann kommt der Narkoseheld. Aufs Klo, ausziehen, und rauf auf den Stuhl. Zugang in Armbeuge bekommen. Fast gekotzt vor Nervosität. Was wenn ich das jetzt alles nicht mehr kontrollieren kann und die arme Ärztin krasse.. äh... Gegenwinde bekommt?
Auf Stuhl rumgezappelt. Dann kam die Ärztin. Beine breit. Narkosearzt gibt mir ein Ding in die Hand, das aussieht wie ein Alienbeatmungsgerät. Fragt mich Dinge über meinen Heimatort und Brauereien. Und was meine Lieblingsbrauerei sei. Ich nenne sie, und sage dann noch sowas wie "Hilfe". Danach angeblich noch: lassen Sie mich bitte wieder aufwachen, aber daran erinner ich mich schon nicht mehr. Im Nachhinein finde ich es echt gut, dass ich wieder Aufwachen wollte. Ich mein: wär ja die Chance gewesen.
Plötzlich wieder im Jetzt. Eine Frau reicht mit die Hand vom Stuhl, stützt mich. "Das ist jetzt ein bisschen wie betrunken", sagt sie. Das kenn ich ja, denk ich, und sage wild wankend: "Huuuiiiii"... dann weine ich. "Ist das normal?" "Ja, das passiert bei ca. 30%". Dann Umkleide. Hier fehlt mir ein bisschen was. In dieser Zeit muss ich mich angezogen, und jemand muss mit eine Einlage in den Slip gedrückt haben. Ich weine immer noch.
Im Aufwachraum mit dem schönen Blick Richtung Odenwald. Der Narkoseheld scheint sich aus dem Nichts materialisert zu haben. "Zum Weinen bringen Sie mich gern, hm?" Er schenkt mir Wasser ein, fragt wie es geht. Er riecht so gut. Ich fühle mich erstaunlich fit. "Wielang hat das jetzt alles gedauert?" frage ich. "Der Eingriff 13 Minuten, die Narkose 14." Ich bewunder ihn ein bisschen für sein Timing. Wenn er nur nicht so gut riechen würde.
Dann bin ich wieder allein. Eine Assistentin kommt. Wieder allein. Gelesen. LeSchwe geschrieben. Nochmal Narkoseheld: "Na, noch immer Tränchen in den Augen?" Ups. Stimmt. Irgendwie schon. "Ist das jetzt unser 3. Gespräch seit der OP?" Er schaut mich mit großen Augen an und fühlt meinen Puls. "Hmm alles wunderbar. Nein, das zweite." "Achso... hmm.. ich frag mich nur, wie Sie denn dann vorhin von der einen Ecke in die andere gekommen sind." Ok wohl doch nicht ganz so fit.
Dann kommt die Ärztin. Von den insgesamt 27 entnommenen Eizellen sind 21 reif, 2 halb reif. Die frieren sie aber auch mit ein. Das ist gut, sagt sie.
Um 11 Uhr kommen M. und ihr kleiner Sohn. "Reiche Ernte!!!" freut sie sich. Ich muss lachen und finde das einen echt schrägen Begriff für die Sache. Mit den beiden habe ich dann die nächsten 24 Stunden verbracht. Sehr schöne, lustige und kuschelige Stunden.Wir fahren auch noch zu meiner regulären Frauenärztin um eine Krankmeldung zu holen, damit mein Arbeitgeber nicht sofort weiß, was los ist. Auf DIE Gerüchteküche hab ich keinen Bock. Die Frauenärztin lässt mich für den Rest der Woche krankschreiben. Ich bin sehr froh, denn: der Unterleib fühlt sich (naturgemäß) echt malträtiert an. Ich fühle mich wie Dolly Buster, die Brüste sind steinhart, und die Psyche ist ein bisschen so wund wie sich mein Unterleib anfühlt.
Ursprünglich fand ich es ziemlich ätzend dass der Narkoseheld in dem Gespräch darauf bestand, dass ich jemanden benenne, der mich abholt und der mich 24 Stunden betreut. Er forderte mich auf bei M. anzurufen noch während ich beim Narkosegespräch war. "Sie kriegen sonst keine Narkose von mir, wenn das nicht geklärt ist". Ich hatte mir darüber gar keine Gedanken gemacht außer: joa, fährste halt mitm Taxi heim und dann.. machste Home Office und arbeitest.
Und kurz vor 11 Uhr, nach der Behandlung, dachte ich auch: hm ich glaub ich wär lieber allein. Das wird das letzte mal sein, dass ich das denke. Ich bin heilfroh dass M. da war für mich. Zu Hause hätte ich Depressionen bekommen.
Das physische wie psychische Ausmaß dieses Eingriffs war mir in dieser Form nicht bewusst. Das mag naiv klingen. Aber ich weiß nicht, ob man darauf vorbereitet sein kann, auch wenn man die Faktenlage kennt.
Es ist sehr abgefahren. Da liegt jetzt die eine Hälfte potentieller Mini-Future-Okas. Ich weiß wirklich nicht, ob es nur diese Behandlung ist, oder die Hormone, oder ob da etwas wachgerüttelt oder aufgedeckt wurde. Aber der Gedanke an ein Kind ist inzwischen weder befremdend noch beängstigend. Er ist schön. Ok und doch noch ein bisschen beängstigend.
Am Freitag ist Kontrolltermin. Jetzt muss sich alles wieder normalisieren und auf reguläre Größe kommen. Und dann. Tja. Geht alles weiter seinen üblichen Gang.
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