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Freitag, 28. April 2017
Von Menschen und Pferden.
okavanga, 00:26h
Heute.
"Eigentlich hast du ja schon erreicht was du wolltest.""
"Oh.. äh... echt?"
"Ja, du stehst genau da, wo ihre Hufe vorher standen. Das war die Aufgabe."
"Hm stimmt. Hm. Oh. Toll! :-)"
"Du warst jetzt selbst überrascht dass es geklappt hat, oder?"
"Ja, aber ich dachte auch, weil sie eher seitlich..."
"Passiert dir das öfters? Dass du ein Ziel erreichst und das gar nicht so wirklich merkst?"
--
Die ganze Gruppe steht verteilt über eine Hälfte der Halle, ich gehe auf das Pferd zu um es zu holen, weil sich sonst keiner auf es zu bewegt, wir sollen es in eine höhere Gangart bringen, ohne es zu berühren. Ich gehe auf es zu um es aus der Ecke zu holen. Ich blicke zu der Frau neben mir, die eigentlich unsere Leitstute sein sollte. Aber sie bleibt stehen. Das Pferd weicht wie gewünscht so weit vor mir zurück, dass es sich umdrehen und mir folgen kann. Das tut es auch. Ich bin erstaunt.
"Sehr gut, und jetzt vorangehen!
Ich drehe mich um, bin verunsichert, und so überrascht dass es klappt, als hätte ich Angst davor meine eigenen Fähigkeiten zu akzeptieren. Angst vor meinem Können.
"Aber ich sollte doch gar nicht führen!"
"Weiter so, schneller, sie kommt mit."
---
Gestern.
Die Stunde gestern bei Ihnen hat mich mit dem Gefühl hinterlassen, ertappt worden zu sein. Sie fragten mich, ob ich das Gefühl habe, mit irgendetwas hier (bei Ihnen, in der Therapie) nicht angenommen, in etwas nicht anerkannt zu werden.
Sie meinten, dass ich festhalte, ich glaube sie meinten daran, dass meine Umstände, mein Leben nicht veränderbar sind. Dass ich daran festhalte zu glauben, dass Dinge festgeschrieben sind.
Es war ein hin und her.
Ich glaube, ich würde manchmal einfach so gerne hören, dass ich Opfer bin. Weil ich mich so sehr wie eines fühle, auch wenn ich weiß dass mich das keinen Meter weiter bringt. Im Gegenteil. Dadurch mache ich zu jemandem, der keine Selbstwirksamkeit besitzt.
Es wäre nur manchmal so viel einfacher. Wissen Sie, ich bin so unglaublich müde. Bei diesen Anfällen, wie ich eben in den letzten Tagen einen hatte, den ich Ihnen beschrieben habe, da wird das Dunkel so unglaublich groß. Übergeneralisierung nannten sie das gestern. Das stimmt. Ich weiß irgendwo ganz tief hinten in meinem Kopf (und in solchen Anfällen nicht zugänglich) dass ich übergeneralisiere. Aber das gefühlte Dunkel ist dann so überproportional riesig, dass ich nur noch Schwarz sehe.
Es ist wie das Nichts in Michael Endes Unendlicher Geschichte, und so fühlt es sich an: wie eine unendliche Geschichte. Ich habe Angst dass das niemals aufhört, und dass es mich irgendwann ganz auffrisst, dass Nichts - weil ich es zulasse.
Das sind die Momente, ich denen ich gerne sagen würde: ich kann halt nicht mehr. Ich bin Opfer von Umständen, deren Auswirkung ich heute nicht mehr ändern kann. Nicht, weil sie grundsätzlich nicht änderbar sind, sondern weil ich, ich als Okavanga, es einfach nicht schaffe. Vielleicht weil mir der Glaube an mich fehlt. Vielleicht, weil ich das falsche ändern möchte, nämlich mich als die, die ich eben bin, und daran kann ich nur scheitern, wie sie mir auch deutlich gesagt haben.
Und ich bin eben so müde. Seit vielen Jahren renne ich in Therapien, und, wie sagte ich zu Ihnen: "Es ändert sich nichts."
"Ändert sich wirklich nichts?" fragten Sie mich gestern. "Nein, ich trete doch immer wieder auf der Stelle." Auch hier: Übergeneralisierung, schlage mir ins Gesicht, obwohl ich mir auf die Schultern klopfen könnte für so manches.
Es war ganz schön augenöffnend für mich. Wie sehr ich mich doch gerne auf eine Opferrolle zurückziehen würde, weil ich so müde bin zu kämpfen. Vielleicht ist es auch falsch zu kämpfen. So habe ich sie zumindest gestern verstanden. Ich müsste mal akzeptieren. Doch das fällt mir so schwer. Da sind noch soviel Groll, Wut, Traurigkeit, Neid, Bitterkeit. Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit. Und Angst. Vor allem Angst. Ich würde das so gern loslassen. "Es wird nur groß, weil Sie dagegen ankämpfen".
Wir haben noch 6 Stunden. Ich schwanke, was wir tun sollen. Ich bin so enttäuscht. Vom Leben. "Sie sind enttäuscht von sich."
Und dann kam heute.
Angst vor meinen eigenen Fähigkeiten. Mich weigern zu sehen wie stark, wie gut, wie weit ich bin. Nicht darauf zu vertrauen, dass ich das schon schaffe, dahin zu kommen, wo ich will. Als wäre ich dem nicht schon sehr viel näher gekommen. Oder vielleicht sogar schon da. Ohne es zu merken.
Das waren heute 2 Stunden mit Pferden, vor nem völlig anderen Hintergrund, in einem beruflichen Kontext, mit Menschen die ich zum ersten mal gesehen habe. Ich hab da in meiner Personalerrolle reingeschnuppert.
Diese zwei Stunden waren... tja. Sie haben mir auf einer ganz anderen Ebene sehr viel deutlicher reflektiert was mein Problem ist, als es jede Sitzung im Sessel jemals gekonnt hätte. Danke, Tier.
Ich würde mir an dieser Stelle gerne etwas sagen, und genau das hab ich jetzt hiermit auch getan.
"Eigentlich hast du ja schon erreicht was du wolltest.""
"Oh.. äh... echt?"
"Ja, du stehst genau da, wo ihre Hufe vorher standen. Das war die Aufgabe."
"Hm stimmt. Hm. Oh. Toll! :-)"
"Du warst jetzt selbst überrascht dass es geklappt hat, oder?"
"Ja, aber ich dachte auch, weil sie eher seitlich..."
"Passiert dir das öfters? Dass du ein Ziel erreichst und das gar nicht so wirklich merkst?"
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Die ganze Gruppe steht verteilt über eine Hälfte der Halle, ich gehe auf das Pferd zu um es zu holen, weil sich sonst keiner auf es zu bewegt, wir sollen es in eine höhere Gangart bringen, ohne es zu berühren. Ich gehe auf es zu um es aus der Ecke zu holen. Ich blicke zu der Frau neben mir, die eigentlich unsere Leitstute sein sollte. Aber sie bleibt stehen. Das Pferd weicht wie gewünscht so weit vor mir zurück, dass es sich umdrehen und mir folgen kann. Das tut es auch. Ich bin erstaunt.
"Sehr gut, und jetzt vorangehen!
Ich drehe mich um, bin verunsichert, und so überrascht dass es klappt, als hätte ich Angst davor meine eigenen Fähigkeiten zu akzeptieren. Angst vor meinem Können.
"Aber ich sollte doch gar nicht führen!"
"Weiter so, schneller, sie kommt mit."
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Gestern.
Die Stunde gestern bei Ihnen hat mich mit dem Gefühl hinterlassen, ertappt worden zu sein. Sie fragten mich, ob ich das Gefühl habe, mit irgendetwas hier (bei Ihnen, in der Therapie) nicht angenommen, in etwas nicht anerkannt zu werden.
Sie meinten, dass ich festhalte, ich glaube sie meinten daran, dass meine Umstände, mein Leben nicht veränderbar sind. Dass ich daran festhalte zu glauben, dass Dinge festgeschrieben sind.
Es war ein hin und her.
Ich glaube, ich würde manchmal einfach so gerne hören, dass ich Opfer bin. Weil ich mich so sehr wie eines fühle, auch wenn ich weiß dass mich das keinen Meter weiter bringt. Im Gegenteil. Dadurch mache ich zu jemandem, der keine Selbstwirksamkeit besitzt.
Es wäre nur manchmal so viel einfacher. Wissen Sie, ich bin so unglaublich müde. Bei diesen Anfällen, wie ich eben in den letzten Tagen einen hatte, den ich Ihnen beschrieben habe, da wird das Dunkel so unglaublich groß. Übergeneralisierung nannten sie das gestern. Das stimmt. Ich weiß irgendwo ganz tief hinten in meinem Kopf (und in solchen Anfällen nicht zugänglich) dass ich übergeneralisiere. Aber das gefühlte Dunkel ist dann so überproportional riesig, dass ich nur noch Schwarz sehe.
Es ist wie das Nichts in Michael Endes Unendlicher Geschichte, und so fühlt es sich an: wie eine unendliche Geschichte. Ich habe Angst dass das niemals aufhört, und dass es mich irgendwann ganz auffrisst, dass Nichts - weil ich es zulasse.
Das sind die Momente, ich denen ich gerne sagen würde: ich kann halt nicht mehr. Ich bin Opfer von Umständen, deren Auswirkung ich heute nicht mehr ändern kann. Nicht, weil sie grundsätzlich nicht änderbar sind, sondern weil ich, ich als Okavanga, es einfach nicht schaffe. Vielleicht weil mir der Glaube an mich fehlt. Vielleicht, weil ich das falsche ändern möchte, nämlich mich als die, die ich eben bin, und daran kann ich nur scheitern, wie sie mir auch deutlich gesagt haben.
Und ich bin eben so müde. Seit vielen Jahren renne ich in Therapien, und, wie sagte ich zu Ihnen: "Es ändert sich nichts."
"Ändert sich wirklich nichts?" fragten Sie mich gestern. "Nein, ich trete doch immer wieder auf der Stelle." Auch hier: Übergeneralisierung, schlage mir ins Gesicht, obwohl ich mir auf die Schultern klopfen könnte für so manches.
Es war ganz schön augenöffnend für mich. Wie sehr ich mich doch gerne auf eine Opferrolle zurückziehen würde, weil ich so müde bin zu kämpfen. Vielleicht ist es auch falsch zu kämpfen. So habe ich sie zumindest gestern verstanden. Ich müsste mal akzeptieren. Doch das fällt mir so schwer. Da sind noch soviel Groll, Wut, Traurigkeit, Neid, Bitterkeit. Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit. Und Angst. Vor allem Angst. Ich würde das so gern loslassen. "Es wird nur groß, weil Sie dagegen ankämpfen".
Wir haben noch 6 Stunden. Ich schwanke, was wir tun sollen. Ich bin so enttäuscht. Vom Leben. "Sie sind enttäuscht von sich."
Und dann kam heute.
Angst vor meinen eigenen Fähigkeiten. Mich weigern zu sehen wie stark, wie gut, wie weit ich bin. Nicht darauf zu vertrauen, dass ich das schon schaffe, dahin zu kommen, wo ich will. Als wäre ich dem nicht schon sehr viel näher gekommen. Oder vielleicht sogar schon da. Ohne es zu merken.
Das waren heute 2 Stunden mit Pferden, vor nem völlig anderen Hintergrund, in einem beruflichen Kontext, mit Menschen die ich zum ersten mal gesehen habe. Ich hab da in meiner Personalerrolle reingeschnuppert.
Diese zwei Stunden waren... tja. Sie haben mir auf einer ganz anderen Ebene sehr viel deutlicher reflektiert was mein Problem ist, als es jede Sitzung im Sessel jemals gekonnt hätte. Danke, Tier.
Ich würde mir an dieser Stelle gerne etwas sagen, und genau das hab ich jetzt hiermit auch getan.
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