Freitag, 24. Dezember 2010

„Leben ist das, was passiert,
während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“

John Lennon



Es klingt ausgelutscht, und das weiß ich. Und doch meine ich, das Recht zu haben es sagen zu können. So wie ich meine, mit dem heutigen Tag sämtliche Rechte an allen Sprüche erworben zu haben, die das Leben bisher geschissen hat.

Ich frage Papa, wie seine Geburtstagsfeier gestern war. Er sagt, sie haben sie abgesagt, es gibt keinen Grund zu feiern. Mein Herz gefriert. Mama, denke ich. Wer ist gestorben, frage ich.

Mein Vertrag wurde nicht unterschrieben. Ich komme nach Hause, driving home for Christmas. Freue mich auf die Familie, meinen Vater und seine Frau - meine zukünftige Chefin. Und sie sagen mir in den ersten 5 Minuten, dass mein Vertrag nicht unterschrieben wird. Ein Gesellschafter gibt sein OK nicht. Und das, obwohl ich einen unterschriebenen Vertrag habe. Fassungslosigkeit. Auf allen Seiten.

Ich habe gekündigt. Meine Arbeit. Meine Wohnung. Und bin in 2 Monaten arbeitslos.

Setz dich doch. Sagen sie. Sie weinen beide. Ich auch. Wisst ihr, was das für mich bedeutet? Wisst ihr, was das heißt? Wisst ihr, wie ich mich fühle? Frohe Weihnachten, sage ich, und rufe ein Taxi.

Fahre in meine Heimat-Stammkneipe, treffe einen Kumpel, bestelle einen Schnaps und ein Weizen. Ich kann nicht weinen. Erzähle es ihm kurz, und lass uns über andere Dinge reden. Mein Bruder ruft an. Er kommt. Eine Freundin ruft an. Sie kommt.

Ein Kumpel meines Bruders kommt auch. Klag es ein, sagt er. Sie werden dich freistellen, aber klag wenigstens deine 6 Monate ein. Ja, denke ich, und sage ich. Dieser frauenfeindliche Wichser kriegt mich nicht klein.

Irgendwann gehen mein Bruder und ich zu ihm nach Hause. Er hat sich vor wenigen Tagen von seiner Freundin getrennt. Frohe Weihnachten. Seine ganze Wohnung erinnert ihn an sie. Er hat sich nicht ohne weiteres von ihr getrennt. Und weh tut es, auch wenn es richtig ist. Er erzählt lange über sich und seine Beziehung. Was ist los mit unserer Familie, frage ich ihn, und wir denken an uns, und an unsere Mutter.

Er hält mir einen Work-and-Travel-Prospekt in die Hand. Du musst es antreten, bevor du 31 wirst. Nein, sage ich, ich dachte immer bis 30. Nein sagt er, er hat mit ihnen gesprochen. Wegen sich selbst. Und nun hält er es mir hin. Wenn du klagst, sagt er, dann hast du 6 Monate bezahlte Zeit. Nutz die Chance.

Wir stehen vor seinem Weihnachtsbaum. Seinem ersten Single-Weihnachtsbaum. Er ist wunderschön. Die Lichter gehen nicht, sage ich, und er macht das Deckenlicht aus und die Weihnachtskerzen an. Da stehen wir. Und ich weine. Was soll werden, sage ich. Er nimmt mich fest in den Arm, und sagt: ich bin dein Bruder, und du bist meine Schwester. Ich stehe immer hinter dir, ich bin immer für dich da, wir alle. Wir schaffen das, alles. Und es läuft dieses Lied, your song.

Ich werde diesem Arschloch jeden Tag eine Postkarte aus der Welt schreiben: Danke.

Du hörst so beschissen auf, wie du angefangen hast. Verpiss dich, 2010.


 
Wenn man irgendwas Kluges, Tröstendes sagen könnte...

Lass Dich von den Menschen festhalten, die Dich lieben. Treib, wenn Du kannst, die Dämonen des Jahres 2010 aus. Schau, was 2011 bringt. Ich wünsche Dir, dass sich Perspektiven auftun, die Du noch nicht ahnst.

Hab trotzdem ein schönes Fest.

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Oh Oka... ich drück Dich ganz ganz feste.

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Oh je. Fühl Dich auch von mir einfach mal gedrückt. Und, auch wenn's jetzt blöd klingt: Wer weiß, wofür dieses NICHT einmal gut gewesen sein wird.

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Ach, sei nicht traurig. So ist das Leben eben.
Die ganze Planerei taugt eh nur bedingt.
Schließt sich eine Tür, so öffnet sich ein Fenster.
Und Wege entstehen erst beim Gehen.
(und wenn noch Sprüche gebraucht werden: ich bin da :-))
Das nächste Jahr wird Klasse!
http://www.bwana.de/arbeiten-in-namibia.html

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