Freitag, 28. Juni 2013
Applaus Applaus.
Das mit den verheirateten Männern scheint mir eher etwas für die Hartgesottenen unter uns zu sein. Und nein, damit meine ich nicht mich.

Es hätte heute alles passieren können, ich hatte allerdings zwei Vorsätze: keinerlei körperlicher Kontakt, und keine Übernachtung.

Gleich vorweg: ich habe mich an meine Vorsätze gehalten, auch wenn es ist mir unglaublich schwer gefallen ist. Ihm wohl auch, ich denke, er hätte gerne hier geschlafen, er hat das auch so durchklingen lassen als er schon von seiner Parkplatzsuche erzählt hatte.

Ich hatte gehofft, dass ich ihn sehe und mir denke: igitt. Ich hatte gehofft, dass wir uns nichts zu sagen haben. Ich hatte gehofft, dass er arrogant oder widerlich ist, oder vielleicht herrisch oder dumm. Ich hatte gehofft, dass ich ihn unsympathisch finde und nie wieder sehen will.

Aber er ist keine 5 Minuten aus der Tür, und ich möchte am liebsten anrufen und sagen: ich will dich sehen. Ich möchte wieder in seine grünen Augen kucken und seine Lachfältchen anhimmeln. Möchte seinen schmalen athletischen Körper, der sich durch das weiße T-Shirt und die Jeans abzeichnet, bewundern. Und sein schönes gesundes Gesicht mit dem schönen Mund und den weißen Zähnen. Möchte seiner Stimme lauschen, wie sie mir aus seinem Leben erzähl. Wir haben so viele ähnliche Ansichten und Gedanken, Vorlieben und Ängste. Ich falle fast in Ohnmacht wie er mir vom Holzhacken erzählt, davon wie er Natur betrachtet, von Grüntönen, von Zweigen, von Flugangst, von der Liebe zu Büchern statt eBooks, davon, dass ich irgendwelche richtigen Knöpfe gedrückt hätte, so dass er nicht mehr rauchen und noch mehr Sport machen mag, und ...

... wie er jeden morgen die gleiche Platte "steht auf und zieht euch an" für seine Kinder auflegt. Wie er das erzählt... mein Herz geht auf - und schreit. Er berichtet von seiner Ehe und den Kindern. Ich fühle mich schlecht, und es tut weh. Ja, scheiße, ich weiß auch nicht warum, aber es tut tatsächlich weh, und das ist wohl auch der Grund, warum ich an meinen Vorsätzen festhalte.

So deutlich tue ich meine Gefühle nicht kund, aber ich wachse insofern über mich hinaus als dass ich ihm sage, dass ich einfach auf mich selbst aufpassen muss und dass ich nicht glaube, dass es so gut ist wenn ich mich öfters mit verheirateten Männern treffe. Er meint zuerst, ich hätte ein schlechtes Gewissen und dass das ja für meinen Charakter sprechen würde. "Nein", antworte ich, für mich ungewöhnlich klar und offen, "das ist reiner Selbstschutz." Er nickt. "Deswegen hast du auch nicht auf die SMS mit der Schnurrkatze geantwortet?" Er nickt weiter vor sich hin. " Du hättest es nach dem Samstag wirklich ausschleichen lassen, oder?" "Ja, das hätte ich.." sage ich leise. "Ich finde es trotzdem sehr nett hier heute Abend mit dir", meint er, "es klingt komisch weil ich dich kaum kenne, aber du hast mich irgenwie besonders beeindruckt."

Irgendwann geht er. Es zerreisst mich fast. Bravo, denk ich mir, Bravo, Oka. Was für eine Scheiße. Ich habe keine Ahnung wie er mich so schnell mitten im Herz treffen konnte. Ich habs schon längst verloren, so unfassbar es auch klingt, und so wie es sich anfühlt kann ich kaum glauben, dass Vorsätze und Grundregeln so gute Ideen sind.


 
ich steh auf verheiratet. die sind so geprüft und für bindungsfähig befunden. obwohl sie ja durch die eskapade genau das gegenteil beweisen.
wie auch immer, verheiratete haben ihr nest. ihre komfortzone. und in der regel ein enormes sicherheitsbedürfnis. das geben sie nicht auf, nur weil sie gerade mal nen pausenclown und abwechslung suchen von der everyday-platte.
ich war ja bis vor kurzem so eine interimsfrau. verlassenwerden vorprogrammiert. jetzt hab ich alle verlassen. nur ich und die dicke katze. ist langweiliger, aber gut so.

ein mann kommt mir, glaub ich, nicht mehr ins haus.

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so geprüft und für bindungsfähig befunden...

Ist schon seltsam, ich trag nicht mal einen Ring, dafür leichtes Übergewicht und schlunzigere Klamotten als zu meinen Singlezeiten. Und doch gibt es mehr Angebote. Manche Damen scheinen das förmlich zu riechen, dass man dafinitiv vergeben ist.

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@mark/ morphine: tatsächlich stehe ich überhaupt nicht auf verheiratet. Stand ich noch nie. Das war immer ein Tabu, und diese Männer waren nie interessant für mich. Die in Beziehungen ohne Trauschein vielleicht für Sex, ok. Aber darüber hinaus - nie Thema. Ohne dass ich es mir verkneifen musste. Es kam einfach nicht vor. Per se eben unspannend.

Dieser Mann ist ein Erdbeben.

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Natürlich tut das weh, wenn er von seiner Ehe und seinen Kindern berichtet. Er lässt ja deutlich durchblicken, wie gebunden er ist in emotionalen Dingen. Es wäre schon eher komisch, wenn Du das ganz ungerührt wegstecken würdest.

Weißt Du, was er will? Und würdest Du ihn wollen, wenn er ungebunden wäre?

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@sturmfrau: ich weiß nicht, was er will, er weiß es nämlich selbst nicht. Bisher wollte er einfach (so lese ich es raus, bin mir aber natürlich nicht ganz sicher), dass seine Familie wieder funktioniert. Seine Frau sieht das allerdings ganz anders. Seine Offenheit fasziniert mich. Er versucht nicht mir irgend etwas vorzumachen oder komische Dinge zu versprechen. So weit sind wir auch gar nicht. Wir haben nur festgestellt, dass wir einander im Kern erschüttert haben.

Deine andere Frage ist eine weitaus spannendere, gerade für mich. Natürlich würde ich jetzt sagen: JA JA JA. Aber... ich kenn mich auch. Und weiß es einfach nicht.

Mein Therapeut hat mir empfohlen mal völlig verrückt zu sein und nicht zu denken, weil er meine Gedanken weder für zielführend noch für konstruktiv hält, sondern für völllig destruktiv (mein Spezialgebiet - nicht nur in diesem Fall), auch weil ich ständig antizipiere und den anderen Menschen Gegebenheiten unterstelle.

Kein Plan. Krass finde ich, dass es ihm genauso geht, und er überhaupt nicht der Typ für sowas ist. Er will das so wenig wie ich. Keine Ahnung. Das mit dem Nicht Denken ist vielleicht gar nicht so schlecht, manchmal.

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Bitte nicht missverstehen, in meiner Frage sollte keine Wertung stecken. Denn irgendeine Form von moralisch gefärbtem Urteil verbietet sich in meinen Augen ohnehin für jene, die nicht in der Haut der Betreffenden stecken. Mich hätte nur interessiert, ob er in irgendeiner Art mal was geäußert hat. Dass er keine Versprechungen macht, spricht für seinen Charakter.

Wie schwierig es ist, gerade in so einer Lage nicht zu denken, kann ich mir vorstellen. Erschüttert zu sein ist so ein zwiegespaltenes Gefühl und fühlt sich vielleicht auch einfach unsicher an, und dann ist das Denken der Pfeiler, an den man sich klammern kann.

Ich werde weiter bewegt verfolgen, wie es Dir damit ergeht.

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@sturmfrau: nein nein, so kam das hier auch nicht an, sorry wenn meine Antwort so klang! :-) Liebe Grüße!

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Nein, so klang Deine Antwort nicht. Ich wollte das nur gesagt haben. Ist halt oft so, die Kombination "verheirateter Mann" + "Sex" = moralinsaures Urteil. Muss aber nicht sein, finde ich.

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