Mittwoch, 12. Februar 2014
LeSchwe
okavanga, 22:23h
Meine Mutter warf mir immer vor, ich hätte überzogene Erwartungen an meine Mitmenschen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich viele Dinge in zwischenmenschlichen Beziehungen aushalte. Weil ich mir denke: „Das liegt sicher nur an deiner Erwartungshaltung. Du willst zuviel, setzt falsche Maßstäbe an, bist ungerecht.“ Keine Erwartung, keine Enttäuschung. Etwas in mir hat allerdings beschlossen, dass es nun an der Zeit ist selbst festzulegen, was denn „überzogen“ bedeutet. Welches Risiko diese Entscheidung birgt, liegt auf der Hand: Enttäuschung, und wenns sehr blöd läuft auch Einsamkeit.
Ich bin aber der festen Überzeugung, dass die Enttäuschung bereits vorher da war, nur, dass ich sie ignoriert oder kleingeredet habe. Was zu weiteren Enttäuschungen geführt hat, vielleicht auch mir selbst gegenüber.
Aus meiner Sicht, als die, die ich bin, habe ich nicht viele Erwartungen an eine (tiefergehende) Freundschaft. Ich spreche hier nun nicht von der Bekannten, mit der man ab und zu ein Bier trinken oder tanzen geht. Sondern von den Freunden, mit denen du Geheimnisse teilst und schwere Stunden, die deine Schwachpunkte kennen, dein Seelenleid, und umgekehrt. Die, denen du dich öffnest, und die sich dir öffnen. Die, von denen du denkst, dass sie immer für dich da sind. Die, die dir auch sagen, dass sie immer für dich da sind, egal was ist. Und genau das erwarte ich dann auch. Denn ich will Verbindlichkeit und Ehrlichkeit, Offenheit, auch in Kritik. Loyalität. Freunde als Familie. Männer gehen, Freunde bleiben. Ich will vertrauen und mich verlassen können.
LeSchwe und ich hatten von Beginn an eine komplizierte Verbindung zueinander. Woran das schon am Anfang lag, vermag ich nicht zu konkretisieren. Erst die Zeit selbst zeigte, warum es zu Komplikationen kommen konnte. Die erste Enttäuschung, die so groß war, dass ich mich noch daran erinnere, war ein Sylvester. Vermutlich 2008/2009. Wir hatten angedacht, es gemeinsam zu verbringen. Als ich sie einige Wochen vor dem Jahreswechsel darauf ansprach, was wir denn nun machen wollten, meinte sie, dass sie jetzt was ganz anderes vor hat, nämlich mit einem Freund in Nürnberg zu feiern (eine Randnotiz, die vielleicht nicht unwichtig ist: dieser Freund meldet sich seit über einem Jahr nicht mehr bei ihr – und ich kenne nur ihre Seite der Geschichte, und da ist sie natürlich ganz ahnungslos). Das war für mich damals ein brutaler Schlag ins Gesicht. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein knappes Jahr in Therapie und voller Angst vor diesem scheiß Sylvester. Ich hatte mich irgendwie aus dem kleiner-Professor-Schlamassel gezogen (aber lange nicht befreit), auch mit ihr an meiner Seite, und empfand es als heftige persönliche Zurückweisung. Auch, weil sie das überhaupt nicht dramatisch fand. Ich kam mir noch blöd vor, weil ich mich so aufregte.
In den folgenden Jahren sprach ich sie Jahr für Jahr immer wieder an, wie sie Sylvester verbringen würde (und zwar meistens echt nicht „erst“ vier Wochen vorher) – sie hatte immer schon Pläne. Das wurmte mich. Denn diese ganzen Menschen, mit denen sie Sylvester immer verbrachte, schienen mir immer nur Randfiguren zu sein, über die sie sich oft auch aufregte. Was spricht sie über mich, dachte ich manchmal. Dieses Jahr fragte ich dann ganz ohne Hintergedanken. Ich erwartete, dass sie bereits Pläne hat, und so war es auch. Erst danach plante sie anscheinend um – aber auch erst einmal mit (anderen) Freunden aus Nürnberg. Ich wurde dann dazu eingeladen , und sagte nach einer anfänglichen Zusagen aus dem puren Erstaunen heraus ab.
Mit Urlauben war es ähnlich. Wir hatten Ideen andiskutiert, und plötzlich steht sie da uns sagt: ne dieses Jahr fahre ich mit der S., die hat da irgendwie gefragt, und dann haben wir das spontan gemacht. Ja.
Dann war da das Thema mit J. Ich kannte ihn aus dem Studium, er zog ca. 1 Jahr bevor ich wegzog ebenfalls nach Mannheim und wir verbrachten viele lustige Abende in meiner Küche. Wenn J. und LeSchwe aufeinander trafen, verhielten sich beide recht merkwürdig. LeSchwe provozierte J., und er gab den coolen Typen. Ich frotzelte immer, sie sollten vielleicht mal vögeln. Das sagte ich natürlich nur so – und LeSchwe wusste das, denn ihr vertraute ich oft genug an, dass ich mich vielleicht in J. verliebe, obwohl ich das gar nicht möchte. Als ich wegzog, trafen sie sich zu zweit. Von wem die Initiative ausging, weiß ich nicht, das ist mir auch erst einmal egal. Dass sie sich trafen, auch. LeSchwes Erzählung: „… und dann starrte der mir immer auf die Titten, ich fragte mich, ob er mit meinem Ausschnitt spricht.“ Ich habe das nie bezweifelt und auch nie hinterfragt, und dachte mir: naja ok, der stand halt irgendwie auf sie.
J.‘s Erzählung, zwei Jahre später, ich weiß nicht, wie wir darauf kamen: „total schräg war das damals, hat sie dir das erzählt? Wir trafen uns zum essen und dann zeigte sie mir ihre Einkaufstüten, und sie hatte Dessous gekauft. Die packte sie dann aus und zeigte sie mir, und fragte, wie ich das finde. Da war auch so ein komischer neckischer Haarreif dabei. Ich fand das sehr merkwürdig.“
Dass sie das tat, bezweifel ich nicht. Und das ist der erste Punkt, der mich in diesem Kontext ins Grübel gebracht hat – dass ich ihm glaube, und nicht ihr. Der nächste Punkt war: warum hat sie das getan? Und dann: warum hat sie mir das nicht erzählt? Vielleicht war es ihr nicht wichtig, oder sie fand es irrelevant. Das glaube ich aber nicht. Denn mir fiel ein weiterer Vorfall ein. Immer wenn ich mit einem meiner Dates bei ihr war, auch mit dem kP, fing sie an, exzessiv von Sex und ihren Vorlieben zu reden, getreu dem Motto: ich bin so offen und experimentierfreudig. Ich fand das stets unangebracht und fühlte mich unwohl. Es war, als würde sie die Typen anheizen wollen. Das kann sie ja gern machen – aber mit meinen Dates? Und: warum?
Aber ich vergaß das alles wieder, ich wollte es vergesse, denn was soll das denn, und das hat sie sicher alles ganz unbewusst gemacht, und sie würde doch nie nen Typen anflirten von dem sie weiß dass ich auf ihn stehe – und doch erst recht nicht hinter meinem Rücken … oder?
Leise Zweifel pflanzten sich über die Jahre von Situation zu Situation immer weiter fort. Ich lernte viel. Darüber, dass LeSchwe Freunde hat, mit denen ich nicht würde befreundet sein wollen, weil sie Meinungen vertreten, bei denen ich intolerant werde („Ich gehe nicht in diese Moschee“ [am Tag der offnen Tür]. „Warum denn nicht?“ „Das kann ich schlecht erklären.“ „Aha. Ja. Versuchs doch mal?“ „Ich gehe aus Prinzip nicht in eine Moschee.“ Aha. Oder der Polizist: „die Ausländer sind alle so kriminell und aggressiv.“ „Ja genügend Arschlöcher gibt’s bei den Deutschen auch.“ „Ja ne aber ich seh das ja im Dienst, die Ausländer sind viel schlimmer.“ Das sind nur kleine Beispiele. Es gab mehrere davon, und mir fallen nicht alle ein, nur, dass ich sehr ungern die Zeit mit diesen Menschen teilte, und oft den Kopf geschüttelt und Diskussionen versucht (und aufgegeben) habe. Und ich fragte mich: was erzählt es mir über LeSchwe?
Ich lernte, dass LeSchwe sich viel mit ihren engen Freunden streitet. Der eine hat inzwischen wie erwähnt den Kontakt abgebrochen, wieso, das weiß ich nicht, und sie angeblich bis heute auch nicht. Der andere ist auch so eine on/off Sache. Er hat ähnliche Vorwürfe an sie wie ich, allerdings bin ich mir bei ihm nicht sicher, ob er sich nicht mehr erhofft.
Und ich lernte, dass Typen immer Prio 1 haben. Für die ist sie immer da, egal was ist. Egal, in welchem Verhältnis sie zu ihnen steht. Und egal in welchem Verhältnis sie zu ihr stehen. Da kommen Aussagen wie „Von dem Typen kommt zwar nicht viel, also auch charakterlich, aber er sieht so gut aus“, und dann dated sie ihn halt weiter. Beschwert sich dann aber darüber wie anstrengend der sei und tut erleichtert, wenn der Typ im Urlaub ist. Ja wenn das doch alles so ein Elend ist – warum betreibt sie es dann? Ratlosigkeit trieft aus meinen Poren.
All das hab ich vor meinem imaginären Brief an Herrn M. geschrieben, den ich dann noch online stelle. Irgendwann mal, zwischendrin, ich habe es nie zu Ende gebracht, diesen Text hier. Für mehr Details fehlen mir auch bald schon die Nerven. Es gab nur oft auch mir gegenüber oberflächliche Aussagen. „Hast du denn keinen anderen Pulli? Immer wenn wir uns in letzter Zeit gesehen haben, hast du diesen Pulli an“ (ja sorry, dann trag ich den halt dreimal in zwei Monaten). Mir würde so etwas nicht einmal auffallen – es ist mir nämlich egal.
In Schweden meinte sie mal, bevor wir ausgegangen sind: „mit dem Oberteil willst du los?“ (Es war ein honigfarbenes weites Oberteil, in dem ich mich sehr wie ich fühlte und auch sehr wohl) „Oka ist ja kein Wunder dass du keinen Typen hast.“ Damals hat mich das beeindruckt, und ich habe ein von ihr empfohlenes Oberteil angezogen. Heute würde ich sagen: ich will eh keinen, der mich darin nicht mag.
Über die Advents-Session erzählte ich im Brief von Herrn M. Und überhaupt fühlte sich alles einfach unrund an. Und es hat mir immer wieder weh getan.
Sommer 2012, z.B., ich weinte sehr wegen einem Mann und rief bei ihr an. Sie kochte gerade mit einem Kumpel und sagte das auch, und meinte fröhlich, sie meldet sich später. Ich bin leider von dem Schlag, dass ich alles stehen und liegen lasse, wenn mich eine so gute Freundin anruft und weint. Oder ich sage: komm bitte sofort vorbei und iss mit. Aber ich vertröste sie nicht auf später. Außer ich kann selbst gerade nicht, weil ich kurz vor der Einweisung stehe. Was ja aber nicht der Fall war bei ihr. Sie hatte einen tollen Sommerabend.
Es war fortwährende Enttäuschung. Und es kann sein, dass das an meinen Erwartungen liegt.
Aber ich sage jetzt mal was. Mir und Ihnen und jedem der es wissen will oder auch nicht: ich will meine Erwartungen nicht anpassen. Und das bedeutet leider, dass man Menschen gehen lassen muss, auch wenn es weh tut. Und es tut mir weh. Sehr. Weil LeSchwe mir wichtig war, und ich immer hoffte, ich bin ihr auch wichtig. Sie hat das zwar immer gesagt. Aber gespürt habe ich das vor allem in den letzten 3 Jahren nicht.
Es ist wie mit Partnerschaften. Wie viele Entschuldigungen und Enttäuschungen hält man aus? Wie viel kann man verzeihen? Und wann merkt man, dass gefühlt nichts vom anderen zurückkommt, und dass man sich an das bisschen dann dermaßen klammert, dass es schon beängstigend ist. Es tut mir mehr weh ständig auf diese echten Zeichen der Zuneigung und auf gemeinsame Zeit zu warten als das jetzt einfach zu beenden.
Heute kann ich sagen, dass sie sich seit dem Streit Mitte Januar, von dem ich in dem Brief an Herrn M. dann gleich berichte, nicht mehr gemeldet hat. Wenn sie merkt, dass männliche Freunde sich zurückziehen, flippt sie geradezu aus und setzt alle Hebel in Bewegung um Dinge zu klären.
In dem Kontext fällt mir z.B. an, wie der eine Kumpel so dermaßen angefleht wurde, und das, obwohl er sagte, er braucht eine Kontaktpause, weil er ihr nicht mehr nahe sein kann (ich vermute, weil er irgendwie auch verliebt war, bzw. hat er das so auch angedeutet). Und alles was für sie zählte war: Warum lässt der mich jetzt im Stich? Dieser Idiot, was ist mit mir? Wie kann er mir das antun? Wars das jetzt?
Und ich dachte mir damals (das ist nicht lang her - 2 Monate?) nur: Alter, die spinnt. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass das für den sicher total schlimm ist sie nicht ganz haben zu können und doch befreundet mit ihr sein zu müssen. Da muss sie sich doch zumindest ein BISSCHEN in seine Lage versetzen können. Fehlanzeige. Auch bei Diskussionen mit ihrer Mutter. Fehlanzeige. Sie ist immer das arme Opfer von diesen verständnislosen anderen Menschen.
Das zieht sich immer so ein bisschen durch mein Leben. Ich glaub ich zieh sowas an. F. ist auch so gestrickt, und meine Mutter auch. Und ICH war es früher auch - aber ich glaube da habe ich mich ausnahmsweise wirklich weiterbewegt - ich suche Fehler jetzt (leider) viel zu oft bei mir.
Bezeichnend ist auch ihre Aussage von vor einiger Zeit: "Seit ich dich kennengelernt habe, habe ich angefangen zu reflektieren". Naja klar, ja, ich hinterfrage halt Dinge, und frage Menschen Dinge, und dann denken die halt nach, wenn sie weiter mit mir reden wollen. Aber es erschreckt mich, dass sie so spät damit angefangen hat - und erzählt mir eben auch über die anderen Freundschaften.
To cut a long story short: Es ist vorbei, und wird auch vorbei bleiben. Sie hat sich nicht mehr gemeldet, was mich leider sehr bestätigt in meiner Sicht der Dinge. Ich lasse los, auch wenn es weh tut. Aber .. es fühlt sich richtig an.
Ich bin aber der festen Überzeugung, dass die Enttäuschung bereits vorher da war, nur, dass ich sie ignoriert oder kleingeredet habe. Was zu weiteren Enttäuschungen geführt hat, vielleicht auch mir selbst gegenüber.
Aus meiner Sicht, als die, die ich bin, habe ich nicht viele Erwartungen an eine (tiefergehende) Freundschaft. Ich spreche hier nun nicht von der Bekannten, mit der man ab und zu ein Bier trinken oder tanzen geht. Sondern von den Freunden, mit denen du Geheimnisse teilst und schwere Stunden, die deine Schwachpunkte kennen, dein Seelenleid, und umgekehrt. Die, denen du dich öffnest, und die sich dir öffnen. Die, von denen du denkst, dass sie immer für dich da sind. Die, die dir auch sagen, dass sie immer für dich da sind, egal was ist. Und genau das erwarte ich dann auch. Denn ich will Verbindlichkeit und Ehrlichkeit, Offenheit, auch in Kritik. Loyalität. Freunde als Familie. Männer gehen, Freunde bleiben. Ich will vertrauen und mich verlassen können.
LeSchwe und ich hatten von Beginn an eine komplizierte Verbindung zueinander. Woran das schon am Anfang lag, vermag ich nicht zu konkretisieren. Erst die Zeit selbst zeigte, warum es zu Komplikationen kommen konnte. Die erste Enttäuschung, die so groß war, dass ich mich noch daran erinnere, war ein Sylvester. Vermutlich 2008/2009. Wir hatten angedacht, es gemeinsam zu verbringen. Als ich sie einige Wochen vor dem Jahreswechsel darauf ansprach, was wir denn nun machen wollten, meinte sie, dass sie jetzt was ganz anderes vor hat, nämlich mit einem Freund in Nürnberg zu feiern (eine Randnotiz, die vielleicht nicht unwichtig ist: dieser Freund meldet sich seit über einem Jahr nicht mehr bei ihr – und ich kenne nur ihre Seite der Geschichte, und da ist sie natürlich ganz ahnungslos). Das war für mich damals ein brutaler Schlag ins Gesicht. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein knappes Jahr in Therapie und voller Angst vor diesem scheiß Sylvester. Ich hatte mich irgendwie aus dem kleiner-Professor-Schlamassel gezogen (aber lange nicht befreit), auch mit ihr an meiner Seite, und empfand es als heftige persönliche Zurückweisung. Auch, weil sie das überhaupt nicht dramatisch fand. Ich kam mir noch blöd vor, weil ich mich so aufregte.
In den folgenden Jahren sprach ich sie Jahr für Jahr immer wieder an, wie sie Sylvester verbringen würde (und zwar meistens echt nicht „erst“ vier Wochen vorher) – sie hatte immer schon Pläne. Das wurmte mich. Denn diese ganzen Menschen, mit denen sie Sylvester immer verbrachte, schienen mir immer nur Randfiguren zu sein, über die sie sich oft auch aufregte. Was spricht sie über mich, dachte ich manchmal. Dieses Jahr fragte ich dann ganz ohne Hintergedanken. Ich erwartete, dass sie bereits Pläne hat, und so war es auch. Erst danach plante sie anscheinend um – aber auch erst einmal mit (anderen) Freunden aus Nürnberg. Ich wurde dann dazu eingeladen , und sagte nach einer anfänglichen Zusagen aus dem puren Erstaunen heraus ab.
Mit Urlauben war es ähnlich. Wir hatten Ideen andiskutiert, und plötzlich steht sie da uns sagt: ne dieses Jahr fahre ich mit der S., die hat da irgendwie gefragt, und dann haben wir das spontan gemacht. Ja.
Dann war da das Thema mit J. Ich kannte ihn aus dem Studium, er zog ca. 1 Jahr bevor ich wegzog ebenfalls nach Mannheim und wir verbrachten viele lustige Abende in meiner Küche. Wenn J. und LeSchwe aufeinander trafen, verhielten sich beide recht merkwürdig. LeSchwe provozierte J., und er gab den coolen Typen. Ich frotzelte immer, sie sollten vielleicht mal vögeln. Das sagte ich natürlich nur so – und LeSchwe wusste das, denn ihr vertraute ich oft genug an, dass ich mich vielleicht in J. verliebe, obwohl ich das gar nicht möchte. Als ich wegzog, trafen sie sich zu zweit. Von wem die Initiative ausging, weiß ich nicht, das ist mir auch erst einmal egal. Dass sie sich trafen, auch. LeSchwes Erzählung: „… und dann starrte der mir immer auf die Titten, ich fragte mich, ob er mit meinem Ausschnitt spricht.“ Ich habe das nie bezweifelt und auch nie hinterfragt, und dachte mir: naja ok, der stand halt irgendwie auf sie.
J.‘s Erzählung, zwei Jahre später, ich weiß nicht, wie wir darauf kamen: „total schräg war das damals, hat sie dir das erzählt? Wir trafen uns zum essen und dann zeigte sie mir ihre Einkaufstüten, und sie hatte Dessous gekauft. Die packte sie dann aus und zeigte sie mir, und fragte, wie ich das finde. Da war auch so ein komischer neckischer Haarreif dabei. Ich fand das sehr merkwürdig.“
Dass sie das tat, bezweifel ich nicht. Und das ist der erste Punkt, der mich in diesem Kontext ins Grübel gebracht hat – dass ich ihm glaube, und nicht ihr. Der nächste Punkt war: warum hat sie das getan? Und dann: warum hat sie mir das nicht erzählt? Vielleicht war es ihr nicht wichtig, oder sie fand es irrelevant. Das glaube ich aber nicht. Denn mir fiel ein weiterer Vorfall ein. Immer wenn ich mit einem meiner Dates bei ihr war, auch mit dem kP, fing sie an, exzessiv von Sex und ihren Vorlieben zu reden, getreu dem Motto: ich bin so offen und experimentierfreudig. Ich fand das stets unangebracht und fühlte mich unwohl. Es war, als würde sie die Typen anheizen wollen. Das kann sie ja gern machen – aber mit meinen Dates? Und: warum?
Aber ich vergaß das alles wieder, ich wollte es vergesse, denn was soll das denn, und das hat sie sicher alles ganz unbewusst gemacht, und sie würde doch nie nen Typen anflirten von dem sie weiß dass ich auf ihn stehe – und doch erst recht nicht hinter meinem Rücken … oder?
Leise Zweifel pflanzten sich über die Jahre von Situation zu Situation immer weiter fort. Ich lernte viel. Darüber, dass LeSchwe Freunde hat, mit denen ich nicht würde befreundet sein wollen, weil sie Meinungen vertreten, bei denen ich intolerant werde („Ich gehe nicht in diese Moschee“ [am Tag der offnen Tür]. „Warum denn nicht?“ „Das kann ich schlecht erklären.“ „Aha. Ja. Versuchs doch mal?“ „Ich gehe aus Prinzip nicht in eine Moschee.“ Aha. Oder der Polizist: „die Ausländer sind alle so kriminell und aggressiv.“ „Ja genügend Arschlöcher gibt’s bei den Deutschen auch.“ „Ja ne aber ich seh das ja im Dienst, die Ausländer sind viel schlimmer.“ Das sind nur kleine Beispiele. Es gab mehrere davon, und mir fallen nicht alle ein, nur, dass ich sehr ungern die Zeit mit diesen Menschen teilte, und oft den Kopf geschüttelt und Diskussionen versucht (und aufgegeben) habe. Und ich fragte mich: was erzählt es mir über LeSchwe?
Ich lernte, dass LeSchwe sich viel mit ihren engen Freunden streitet. Der eine hat inzwischen wie erwähnt den Kontakt abgebrochen, wieso, das weiß ich nicht, und sie angeblich bis heute auch nicht. Der andere ist auch so eine on/off Sache. Er hat ähnliche Vorwürfe an sie wie ich, allerdings bin ich mir bei ihm nicht sicher, ob er sich nicht mehr erhofft.
Und ich lernte, dass Typen immer Prio 1 haben. Für die ist sie immer da, egal was ist. Egal, in welchem Verhältnis sie zu ihnen steht. Und egal in welchem Verhältnis sie zu ihr stehen. Da kommen Aussagen wie „Von dem Typen kommt zwar nicht viel, also auch charakterlich, aber er sieht so gut aus“, und dann dated sie ihn halt weiter. Beschwert sich dann aber darüber wie anstrengend der sei und tut erleichtert, wenn der Typ im Urlaub ist. Ja wenn das doch alles so ein Elend ist – warum betreibt sie es dann? Ratlosigkeit trieft aus meinen Poren.
All das hab ich vor meinem imaginären Brief an Herrn M. geschrieben, den ich dann noch online stelle. Irgendwann mal, zwischendrin, ich habe es nie zu Ende gebracht, diesen Text hier. Für mehr Details fehlen mir auch bald schon die Nerven. Es gab nur oft auch mir gegenüber oberflächliche Aussagen. „Hast du denn keinen anderen Pulli? Immer wenn wir uns in letzter Zeit gesehen haben, hast du diesen Pulli an“ (ja sorry, dann trag ich den halt dreimal in zwei Monaten). Mir würde so etwas nicht einmal auffallen – es ist mir nämlich egal.
In Schweden meinte sie mal, bevor wir ausgegangen sind: „mit dem Oberteil willst du los?“ (Es war ein honigfarbenes weites Oberteil, in dem ich mich sehr wie ich fühlte und auch sehr wohl) „Oka ist ja kein Wunder dass du keinen Typen hast.“ Damals hat mich das beeindruckt, und ich habe ein von ihr empfohlenes Oberteil angezogen. Heute würde ich sagen: ich will eh keinen, der mich darin nicht mag.
Über die Advents-Session erzählte ich im Brief von Herrn M. Und überhaupt fühlte sich alles einfach unrund an. Und es hat mir immer wieder weh getan.
Sommer 2012, z.B., ich weinte sehr wegen einem Mann und rief bei ihr an. Sie kochte gerade mit einem Kumpel und sagte das auch, und meinte fröhlich, sie meldet sich später. Ich bin leider von dem Schlag, dass ich alles stehen und liegen lasse, wenn mich eine so gute Freundin anruft und weint. Oder ich sage: komm bitte sofort vorbei und iss mit. Aber ich vertröste sie nicht auf später. Außer ich kann selbst gerade nicht, weil ich kurz vor der Einweisung stehe. Was ja aber nicht der Fall war bei ihr. Sie hatte einen tollen Sommerabend.
Es war fortwährende Enttäuschung. Und es kann sein, dass das an meinen Erwartungen liegt.
Aber ich sage jetzt mal was. Mir und Ihnen und jedem der es wissen will oder auch nicht: ich will meine Erwartungen nicht anpassen. Und das bedeutet leider, dass man Menschen gehen lassen muss, auch wenn es weh tut. Und es tut mir weh. Sehr. Weil LeSchwe mir wichtig war, und ich immer hoffte, ich bin ihr auch wichtig. Sie hat das zwar immer gesagt. Aber gespürt habe ich das vor allem in den letzten 3 Jahren nicht.
Es ist wie mit Partnerschaften. Wie viele Entschuldigungen und Enttäuschungen hält man aus? Wie viel kann man verzeihen? Und wann merkt man, dass gefühlt nichts vom anderen zurückkommt, und dass man sich an das bisschen dann dermaßen klammert, dass es schon beängstigend ist. Es tut mir mehr weh ständig auf diese echten Zeichen der Zuneigung und auf gemeinsame Zeit zu warten als das jetzt einfach zu beenden.
Heute kann ich sagen, dass sie sich seit dem Streit Mitte Januar, von dem ich in dem Brief an Herrn M. dann gleich berichte, nicht mehr gemeldet hat. Wenn sie merkt, dass männliche Freunde sich zurückziehen, flippt sie geradezu aus und setzt alle Hebel in Bewegung um Dinge zu klären.
In dem Kontext fällt mir z.B. an, wie der eine Kumpel so dermaßen angefleht wurde, und das, obwohl er sagte, er braucht eine Kontaktpause, weil er ihr nicht mehr nahe sein kann (ich vermute, weil er irgendwie auch verliebt war, bzw. hat er das so auch angedeutet). Und alles was für sie zählte war: Warum lässt der mich jetzt im Stich? Dieser Idiot, was ist mit mir? Wie kann er mir das antun? Wars das jetzt?
Und ich dachte mir damals (das ist nicht lang her - 2 Monate?) nur: Alter, die spinnt. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass das für den sicher total schlimm ist sie nicht ganz haben zu können und doch befreundet mit ihr sein zu müssen. Da muss sie sich doch zumindest ein BISSCHEN in seine Lage versetzen können. Fehlanzeige. Auch bei Diskussionen mit ihrer Mutter. Fehlanzeige. Sie ist immer das arme Opfer von diesen verständnislosen anderen Menschen.
Das zieht sich immer so ein bisschen durch mein Leben. Ich glaub ich zieh sowas an. F. ist auch so gestrickt, und meine Mutter auch. Und ICH war es früher auch - aber ich glaube da habe ich mich ausnahmsweise wirklich weiterbewegt - ich suche Fehler jetzt (leider) viel zu oft bei mir.
Bezeichnend ist auch ihre Aussage von vor einiger Zeit: "Seit ich dich kennengelernt habe, habe ich angefangen zu reflektieren". Naja klar, ja, ich hinterfrage halt Dinge, und frage Menschen Dinge, und dann denken die halt nach, wenn sie weiter mit mir reden wollen. Aber es erschreckt mich, dass sie so spät damit angefangen hat - und erzählt mir eben auch über die anderen Freundschaften.
To cut a long story short: Es ist vorbei, und wird auch vorbei bleiben. Sie hat sich nicht mehr gemeldet, was mich leider sehr bestätigt in meiner Sicht der Dinge. Ich lasse los, auch wenn es weh tut. Aber .. es fühlt sich richtig an.
Seelenheil
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sid,
Mittwoch, 12. Februar 2014, 23:13
Danke, daß Du das jetzt aufgeschrieben hast.
Manchmal brauchts das, um sich selbst vor allem klar zu werden und zu machen, was und warum eigentlich.
Es gibt Punkte, da denke ich - hmm.. nicht so eng sehen (oder mir bleibt kurz der Mund offen stehen), und dann gibts Punkte, da erkenne ich so sehr G. und auch N. wieder, das ist fast unheimlich.
Auch andre, aber entweder hab ich mich von denen mehr distanziert, daß ich mittlerweile die Aktionen abperlen lassen kann (großteils zumindest) oder doch so weit für mich meist einen Umgang gefunden, daß es erträglich ist. (Oder sie ertragen, wenn ich aus meiner Not heraus, daß sie zB sich nicht an Abmachungen halten (bei Dir mit LeSchwe Silvester) etc. bisserl am Rad dreh.)
Interessanterweise hat in letzter Zeit bei N. geholfen, mich einfach rar zu machen.
Wobei ich eigentlich nicht kalt und unnahbar sein will, nur damit ein andrer Mensch sich wieder mal schert.
Generell habe ich für N. beschlossen sehr sehr vieles, was in meinem Leben passiert einfach nicht zu erzählen - wobei das für mich an sich eine nicht akzeptable Situation für "Freundschaft" ist. Anderseits kommt N. auch nie auf die Idee mal einfach (nach)zu fragen, was mich dann wieder bestärkt den Weg weiterzugehen.
Bei ein paar andren verhält es sich nun auch so - aber wie gesagt, daß klassifiziert sie für mich als "Bekannte" und nimmer als "Freunde". (Unterm Strich finde ich das ein Stück weit traurig, andererseits nimmt es auch einigen Druck weg.)
Manchmal brauchts das, um sich selbst vor allem klar zu werden und zu machen, was und warum eigentlich.
Es gibt Punkte, da denke ich - hmm.. nicht so eng sehen (oder mir bleibt kurz der Mund offen stehen), und dann gibts Punkte, da erkenne ich so sehr G. und auch N. wieder, das ist fast unheimlich.
Auch andre, aber entweder hab ich mich von denen mehr distanziert, daß ich mittlerweile die Aktionen abperlen lassen kann (großteils zumindest) oder doch so weit für mich meist einen Umgang gefunden, daß es erträglich ist. (Oder sie ertragen, wenn ich aus meiner Not heraus, daß sie zB sich nicht an Abmachungen halten (bei Dir mit LeSchwe Silvester) etc. bisserl am Rad dreh.)
Interessanterweise hat in letzter Zeit bei N. geholfen, mich einfach rar zu machen.
Wobei ich eigentlich nicht kalt und unnahbar sein will, nur damit ein andrer Mensch sich wieder mal schert.
Generell habe ich für N. beschlossen sehr sehr vieles, was in meinem Leben passiert einfach nicht zu erzählen - wobei das für mich an sich eine nicht akzeptable Situation für "Freundschaft" ist. Anderseits kommt N. auch nie auf die Idee mal einfach (nach)zu fragen, was mich dann wieder bestärkt den Weg weiterzugehen.
Bei ein paar andren verhält es sich nun auch so - aber wie gesagt, daß klassifiziert sie für mich als "Bekannte" und nimmer als "Freunde". (Unterm Strich finde ich das ein Stück weit traurig, andererseits nimmt es auch einigen Druck weg.)
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heulschrecke,
Mittwoch, 12. Februar 2014, 23:18
Jahre...ja, sowas dauert im Schnitt so drei bis vier Jahre bei mir...hoffe, dass mit Frau H. so'ne Zeitspanne mal kürzer werden kann...und sorry, dass ich meinen Kommentar von grade gelöscht hab' , war falsch eingeloggt für sowas...
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okavanga,
Mittwoch, 12. Februar 2014, 23:22
@heulschrecke: macht gar nix. hoffe nur, dass du meine antwort noch lesen konntest. ich denke echt ganz arg an dich mit der situation. das ist einfach scheisse. man hat das gefühl, egal wie man sich entscheidet, es ist falsch. *drück dich*
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heulschrecke,
Mittwoch, 12. Februar 2014, 23:27
Es kommt mir echt sooo bekannt vor, was Du schreibst, auch der Beitrag danach....als hätte ich es selbst getippt, mag auch nicht überall drunter pinseln "jo, kenn ich...".
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okavanga,
Mittwoch, 12. Februar 2014, 23:36
@heulschrecke: das klingt jetzt ganz blöd, und ich werde irgendwann auch noch darüber schreiben, aber: es würde mir sehr helfen. ich kenne wenige (ne stimmt nicht, eigentlich keinen, und annähernd einen), denen es so geht. es hilft zu wissen, dass man nicht alleine ist, auch wenn es an der situation nicht änderst. danke dass du nun hier schreibst.
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