Donnerstag, 19. November 2015
Sein Blick wandert langsam über den von mir ausgefüllten Fragebogen. Ab und an stellt er eine Rückfrage. Irgendwann dann:

"Ahaaaaa... Haben Sie Angst, Sie schlagen den Weg Ihrer Mutter ein?"
"Ja... an welchem Punkt sind Sie gerade?"
"An dem Punkt wo Sie über die Schizophrenie schreiben. Haben Sie Angst, auch daran zu erkranken?"
Tränen laufen mir übers Gesicht.
"Das ist es gar nicht so so sehr. Vielmehr ihr Weg im Bezug auf Beziehungen, also Freundschaften und Partnerschaften. Sie hat kaum Freunde. Und bei den Männern haben wir nie verstanden als Kinder warum sie die guten nicht mehr haben wollte. Es gibt da so krasse Parallelen in meinem Leben. Und sie hat sich bewusst fürs Alleinsein entschieden. Ich habe Angst ich muss irgendwann akzeptieren, dass ich genauso bin. Bei mir wäre es aber Stand heute keine bewusste Entscheidung."
"Was bedeutet "genauso wie sie"?"
"Für sie wäre es 'allein'. Für mich 'einsam'"

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"[...] in der Schule.. soll das 'gehänselt' heißen?"
"Ja, genau."
".. wegen der Größe und Dürre.. " interessiert schaut er auf.
"Ich war schon immer so groß und dünn. Ein Strich in der Landschaft. Obwohl ich schon immer ein normales Essverhalten habe. Ich schlage da sehr nach meinem Vater, der ist auch groß und relativ dünn."
"Einen Strich in der Landschaft übersieht man ja gerne mal? Sich dünn machen. Verschwinden."
"Ich glaube, das habe ich mir oft gewünscht. Leider hat die Größe das nicht möglich gemacht. Ich bin immer aufgefallen.
"Und Sie essen normal?"
"Ja, aber irgendwie kann ich essen was ich will, ich nehme nicht zu. Ich bin vermutlich die einzige Frau auf dem Planeten die sich wünscht zuzunehmen."
"Sie brauchen eher eine andere Nahrung. Kein Steak.." er lächelt in sich rein.
"Keine Ahnung, ich tue mir einfach schwer mit zunehmen obwohl ich wirklich sehr gerne und auch gut esse."
"Schon klar, aber es setzt nicht an.." und er lächelt weiter weise vor sich hin.

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"Waren Sie denn mit den bisherigen Therapien zufrieden?"
"Ja, eigentlich schon."
"Ah ich sehe... bei den beiden letzten waren Sie an Ausbildungsinstituten. Haben Sie sich denn bei denen gut aufgehoben gefühlt?"
"Ja, doch. Bei beiden."
"Das ist schön."
"Wissen Sie, mir ist diese Frage zu meiner Therapiehistorie immer etwas unangenehm."
"Ach ja? Wieso?"
"Naja, da steht so viel. Und ich frag mich: willste nich mal damit aufhören?"
Lächelnd blickt er mich über seine dunkelgerahmte Brille hinweg an: "Manche Menschen bekommen 60 Jahre lang Insulin. Die fragen sich sicher auch nicht, ob sie mal damit aufhören wollen."

 
<3

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@sturmfrau: ja, so dachte ich auch. Mal sehen, ich denke in der nächsten Stunde entscheidet es sich, ich selbst habe auch noch einige Fragen. Aber das heute hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

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Klingt gut - freut mich.
Drück Dir die Daumen, daß es so bleibt.

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@sid: danke dir. :-) mal sehen ob wir uns für eine Zusammenarbeit entscheiden.

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Es ist ja immer noch mal was anderes, ob man selbst jemand anderem das mit der Insulingabe erklärt oder es für sich selbst akzeptieren muss.

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@pandora: sehr wahr. er meinte auch, so lange ich selbst damit kein problem habe, ist alles in ordnung. ich denke mein größeres problem liegt eher in der erklärung anderen gegenüber. oder vielleicht doch in mir, und ich rechtfertige mich nicht vor anderen, sondern eigentlich vor mir selbst. kann auch sein. oder es ist einfach beides.

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Andere geht das ja auch eher nichts an, oder?

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@pandora: nein, tatsächlich nicht. Ich bin da inzwischen auch sehr selektiv wem ich so etwas erzähle. Aber eben allein schon vor ihm, dem Therapeuten, war es mir peinlich. Und müsste ich nochmal zu einem für erste Gespräche, wäre es mir dort wieder peinlich. Wahrscheinlich ist es mir vor den Therapeuten am peinlichsten.

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Ich bin so neu in dem Thema, obwohl ich beruflich was ganz Ähnliches für "meine Leute" Mache. Und jetzt erlebe gerade das erste Mal im Leben selbst überhaupt, dass da ein Mensch ist, der bereit ist (dafür bezahlt wird, ein bisschen Hoffnung ist, dass sie es gerne macht), sich meinen ganzen Mist anzuhören bzw. überhaupt anzuerkennen, dass es Mist ist, den es sich zu erzählen lohnen könnte und mich nicht direkt dafür aus dem Dachfenster zu stoßen. Völlig nackig machen und z.B. vor ihr zu heulen, das kann ich mir aber auch nicht vorstellen.

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@pandora: es freut mich, dass du jemanden gefunden hast, bei dem du dich aber in Summe ganz gut aufhoben zu fühlen scheinst?

Inzwischen bin ich was das nackt machen angeht relativ schamlos geworden. Auch, weil ich weiss, das es nichts hilft wenn ich rumeier, oft wären das bei mir die Punkte, die eben wichtig sind. Die, die ich sonst vielleicht im ersten Reflex verschweigen würde. Und mit dem weinen.. ich mag es nicht, kann es aber nicht verhindern.

Ich weiß gar nicht, wie du es schaffst da nicht zu weinen? Also das ist gerade reine Neugierde meinerseits. Das finde ich erstaunlich. Das wär für mich überhaupt keine Option, weil schlichtweg nicht möglich.

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Ja, sie ist die absolut Richtige, das passt, da bin ich mir so sicher wie bei sonst fast nix.

Und nicht weinen...hm...mir würde meistens wahrscheinlich eher ein Arm oder der Kopf abfallen, als dass ich so die Kontrolle vor anderen Menschen sausen lasse. Ich kann das nicht nicht sein lassen mit dem Weinen, würde es aber manchmal gerne. Das sieht außer einem Menschen eigentlich nie jemand, dass ich weine, und selbst bei dem ist es neu.

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@pandora: aber ich finde es sehr schön, dass du dich das inzwischen vor dem einen traust. Das ist sehr mutig und klingt für mich nach Vertrauen.

Toll, dass du dir so sicher bist! Da kann ich dann auch nur weiterhin die Daumen drücken. :-)

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Danke :)

Dann lass uns mal weiter an der Insulinspritze hängen. *drückdich*

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klingt nach einem coolen typen!

ich will auch mal wieder. warte jetzt schon sieben monate auf einen platz.

p.s.: ich vermisse catcontent! ;)

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@c17: bist du bei einem auf der warteliste? oder hast du dir mehrere angeschaut? drücke die daumen.

ach, cat content. sie hats nich so mit publicity. ;-)

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ich bin da auf der warteliste, was du mir damals empfohlen hast, remember? ansonsten hab ich immer mal wieder ein paar angerufen, aber dauernd das gleiche hier: nehmen nur privatzahler. naja, im mom gehts mir ja ganz gut und ich nutze die kurzen sitzungen bei meiner psychiaterin, um ganz akuten müll loszuwerden.

madame soll sich mal nicht so zieren!

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@c17: krass! da bist du schon so lang auf der warteliste? das hätte ich nicht gedacht. das ist ja scheisse. das mit privatzahlern kenn ich, ist mir jetzt auch öfters begegnet. finde das ist das allerletzte. der, bei dem ich jetzt gerade noch die probatorischen Stunden habe, brachte es ziemlich auf den Punkt: die Therapeuten sind derzeit in der komfortablen Lage sich aussuchen zu können mit wem sie arbeiten wollen (er bezog sich damit auf ein ereignis bei einem therapeuten, den ich vor ihm besucht hatte). einerseits finde ich es gut, wenn jemand dich offen ablehnt weil er zweifel hat oder bedenken. is mir lieber, als wenn jemand an mir halbherzig rumdoktort und sich denkt: phu ne, is mir zu blöd.
andererseits - wegen privat und kasse? das ist ein totales unding. "ne, hab keine kapazität. ach, sie sind privatversichert? kommen sie doch bitte morgen." (also - nich ich. erzählten mir neulich bekannte im kontext kinderarzt. ich verdien zu wenig)

krank sein wird luxus, physisch wie psychisch. könntste kotzen.

nicht aufgeben. ich drücke ganz feste die daumen.

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@c17: sodale. catcontent. schon bisschen älter, aber grad sieht sie so muffelig aus ;-)

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CUTIE!!!! : *

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l<3<3<3<3<3ve!
hast sie beim putzen gestört, hm? ;)

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Eindeutig Katzenyoga ; )

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@c17/ sid: chrchrchr, erinnert mich tatsächlich an eine übung aus yoga. vielleicht ist katzenwäsche auch verkanntes yoga. ;-) ja, frauchen ist da mal reingegrätscht.

was soll ich sagen. ich bin auch immer wieder ganz verknallt.

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das schöne ist ja, dass tiere so ohne arglist sind und einem das herz nicht brechen. es sei denn, sie sterben.

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dass tiere so ohne arglist sind unterschreib ich nicht. Da kannte und kenn ich paar Exemplare, da tät man meinen, der Teufel wohnt mitdrin.

Das geht teils soweit, daß gar kein Besuch mehr empfangen wird, aus Angst, was dem eigenen Haustier als nächster Terrorakt einfallen könnt.

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@c17 / sid: hmmmm.. ich denke immer die haben das dann bestimmt von ihren herrchen ;-) wobei ich das morgendliche maunzen nach futter auch als sowas wie nen terrorakt empfinde.

wir hatten noch nie eine arglistige katze. überhaupt kenne ich tatsächlich keine arglistigen tiere. gibts aber vielleicht unter den tieren wie unter den menschen. hab grad mal gegoogelt. parasiten und so. aber die will ich auch nich streicheln. :-)

@sid: ist das eine katze?

oh jetzt muss ich mich doch korrigieren. F.'s Katze war auch so ultrakrass. Vor der hatte ich auch Angst. Hat aus dem nichts Leute angefallen. Von hinten auf die Sofalehne und Krallen in den nacken. oder sich so krass in F.'s Wade gehängt, dass er aussah als wäre er einem Bären begegnet. Aber da war ich mir total sicher dass es an der Dauerbekiffung lag, an der ständig überlauten Musik, und wer weiß ob die noch anderes zeug ausversehen mitbekommen hat.. ich glaub die war echt drogeninduziert psychotisch.

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<3

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:-) hoffentlich. mal sehen.

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Das galt gar nicht dem Herrn Therapeuten, sondern Dir. Du bist so ehrlich zu Dir und mutig - Hut ab. Davon bin ich Meilen entfernt.

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@mascha: oh.. achso.. du siehst mich verlegen. das scheint mir tatsächlich aber auch immer mehr fluch denn segen. und ich habe jetzt nicht den eindruck, als wärst du weniger reflektiert und mutig. :-)

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Reflektiert bis zum Erbrechen, ja - mit allen Vor- und Nachteilen, die damit einhergehen. Mutig, naja. Ehrlich zu mir selbst: auch eher naja. Das Wegdrücken ist manchmal eine simple Weitermachstrategie von mir. Ach, schwierig zu beschreiben. Jedenfalls erkenne ich mich in sehr vielem, was Du schreibst und was Dich bewegt; auch in diesem "das gleiche Muster seit 20 Jahren", was Du an anderer Stelle beschreibst. (Und das festzustellen ist für mich auch ein bisschen faszinierend.)

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@mascha: das wegdrücken ist vielleicht aber auch einfach eine überlebenswichtige funktion, die dazu beiträgt dass man nicht völlig bekloppt wird.
für mich ist faszinierend festzustellen, dass du einen weg zu deinem herz und zu einem anderen herz gefunden hast, und das gibt mir mut. klingt merkwürdig, hm? hm. ne is echt so.

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Vielleicht ist es das. Doof sind dann aber diese Phasen zwischendurch, in denen man völlig klar ist und alles infrage stellt.

Klingt gar nicht merkwürdig. Auch wenn ich den Drang verspüre, das etwas relativieren zu müssen: was ich blogge, sind ja letztlich nur kleine Momentaufnahmen. Gerade in Sachen Selbstakzeptanz hab ich seit Jahren das Gefühl auf der Stelle zu treten.

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@mascha: das liest sich tatsächlich anders, aber stimmt. so ein blog ist ja wirklich nur ein mini-fenster zu dem menschen, der es schreibt. die moment-aufnahmen, die du schreibst, mag ich aber sehr gerne. :-)

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