Donnerstag, 26. November 2015
okavanga, 20:38h
Heute ist es in der Arbeit, als ob jemand alle Luft aus mir rausgelassen hätte. Bin schon seit Wochen in mir krawallig, tobe, schlucke den Großteil meiner durchaus auch berechtigten Verärgerung (den Rest dürfen sich andere anhören, immerhin die richtigen). Hab mich so knapp unterhalb meiner Toleranzgrenze eingependelt, dass die Zündschnur echt kurz ist bis zur Explosion.
Doch langsam schlagen Genervtheit und Wut um. Müde. Lustlos. Ohne jede Energie und ohne jedes Interesse. Jeder Mensch ist einer zu viel, jeder getippte oder gelesene Buchstabe sowieso. Ich will hier weg. Es ist schwer mich in die Arbeit zu schleppen, obwohl ich doch sowieso schon reduziert habe. Würde lieber zu Hause bleiben. Mich um Dinge kümmern die mich interessieren, selbst wenn die auch nicht einfach sind. Zerbreche mir den Kopf wie ich ohne Arbeit auskommen könnte.
Statt auf die nächste ppt starre ich aus dem Fenster. Würde das am liebsten den ganzen Tag tun und meine Gedanken mit den dunklen Wolken über den Himmel ziehen lassen. Gabriel Ananda hören und in einer Welt ertrinken, in der ich nichts sein muss, nichts tun und nicht ansprechbar sein muss. In der ich einfach nur dasitzen, aus dem Fenster starren und Musik hören kann.
Und dann würde ich Plätzchen backen. Adventsgeschichten lesen. Kerzen anzünden. Tee trinken und was Leckeres kochen. Lernen. Und dann wieder mit der Katze auf dem Schoss aus dem Fenster starren, und mich auflösen.
Vielleicht krieg ich aber auch einfach nur Grippe.
Doch langsam schlagen Genervtheit und Wut um. Müde. Lustlos. Ohne jede Energie und ohne jedes Interesse. Jeder Mensch ist einer zu viel, jeder getippte oder gelesene Buchstabe sowieso. Ich will hier weg. Es ist schwer mich in die Arbeit zu schleppen, obwohl ich doch sowieso schon reduziert habe. Würde lieber zu Hause bleiben. Mich um Dinge kümmern die mich interessieren, selbst wenn die auch nicht einfach sind. Zerbreche mir den Kopf wie ich ohne Arbeit auskommen könnte.
Statt auf die nächste ppt starre ich aus dem Fenster. Würde das am liebsten den ganzen Tag tun und meine Gedanken mit den dunklen Wolken über den Himmel ziehen lassen. Gabriel Ananda hören und in einer Welt ertrinken, in der ich nichts sein muss, nichts tun und nicht ansprechbar sein muss. In der ich einfach nur dasitzen, aus dem Fenster starren und Musik hören kann.
Und dann würde ich Plätzchen backen. Adventsgeschichten lesen. Kerzen anzünden. Tee trinken und was Leckeres kochen. Lernen. Und dann wieder mit der Katze auf dem Schoss aus dem Fenster starren, und mich auflösen.
Vielleicht krieg ich aber auch einfach nur Grippe.
Seelenheil
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c17h19no3,
Sonntag, 29. November 2015, 14:51
hätte ich einen ordentlich bezahlten vollzeitjob und würde den ne weile machen, würde ich ja ein sabbatical beantragen. halbes jahr oder so. und mich nach brandenburg auf eine wiese setzen und karnickel zählen. ;)
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okavanga,
Montag, 30. November 2015, 00:17
@c17: ne das reicht mir nich, son sabbatical. außer ich kann die zeit aktiv nutzen um danach eben nie mehr in diese arbeit gehen zu müssen. ich hasse diese firma (und das, was in den meisten firmen so abgeht) so sehr, dass ich einfach grundlegend da raus will. außerdem kann ich mir derzeit nicht vorstellen wieder vollzeit zu arbeiten.
was würdest du machen, wenn du könntest was du willst? sabbatical und dann zurück in den gleichen job?
was würdest du machen, wenn du könntest was du willst? sabbatical und dann zurück in den gleichen job?
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c17h19no3,
Montag, 30. November 2015, 13:59
ich würde vielleicht noch mal studieren. medizin.
oder meine promotion nachholen.
oder meine promotion nachholen.
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mark793,
Montag, 30. November 2015, 15:09
Hatte mir in den frühen Nullerjahren mal den Luxus geleistet, über ein halbes Jahr lang mal nichts zu arbeiten und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Ich würde im Rückblick nicht sagen, dass das ein Fehler war, aber wirklich weitergebracht hat es mich auch nicht. Hatte danach einige Schwierigkeiten, wieder reinzukommen, einige Türen waren dann auch dauerhaft zu. So hat mich das finanziell dann doch mehr gekostet als ich ursprünglich veranschlagt hatte, und meine generelle Entfremdung von bestimmten Aspekten meiner Arbeit war auch nicht aus der Welt. Im Grunde kann ich von Glück sagen, dass sich dann im Zuge von Vaterschaft und Heirat (und dank der Hausmann-Rolle) die work-life-balance für mich komfortabler eingependelt hat.
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okavanga,
Montag, 30. November 2015, 17:05
@c17: gäbe es denn den Hauch einer realistischen Chance das noch zu tun (zumindest die Promotion, Medizin ist echt schwierig zu ergattern und dann natürlich auch schwierig zu finanzieren - ob man das Teilzeit studieren kann??)?
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okavanga,
Montag, 30. November 2015, 17:09
@Mark: genau dieses Risiko sehe ich bei mir auch. Das würde ich machen wenn ich mir denk: so, jetzt einfach mal n halbes Jahr durch die Welt reisen. Aber nur dann wenn ich weiß, dass es dort, wohin ich zurückkomme, angenehm für mich ist.
Das Wort "Entfremdung" ist das für mich treffendste seit langem. Danke dafür - mir hat die ganze Zeit etwas gefehlt womit ich das beschreiben kann, was in mir bezüglich meines Berufslebens abläuft.
Auf Mutterschaft und Heirat hab ich auch lang gehofft. ;-) Wird wohl nix. Mist.
Darf ich fragen was Sie dann in dem halben Jahr gemacht haben?
Das Wort "Entfremdung" ist das für mich treffendste seit langem. Danke dafür - mir hat die ganze Zeit etwas gefehlt womit ich das beschreiben kann, was in mir bezüglich meines Berufslebens abläuft.
Auf Mutterschaft und Heirat hab ich auch lang gehofft. ;-) Wird wohl nix. Mist.
Darf ich fragen was Sie dann in dem halben Jahr gemacht haben?
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mark793,
Montag, 30. November 2015, 18:14
Och, das war nicht so spektakulär. Das Thema Fernreisen hat mich nicht groß umgetrieben, habe aber ein paar Städtetrips gemacht, Freunde und Bekannte quer durch die Republik besucht, ansonsten zuhause viel Zeit mit Lesen verbracht, gemäßigt Sport (hauptsächlich Radfahren) betrieben und viele Ausflüge in der Region gemacht, das Gitarre spielen wieder angefangen und manchmal einfach auch nur Löcher in die Luft geguckt, abends wieder etwas mehr ausgegangen als vorher. Also die Zeit rumzukriegen ohne dass allzuviel Langeweile aufkommt, war überhaupt kein Problem, es war nur klar, dass selbst bei nicht allzu aufwendigem Lebensstil das finanzielle Polster nur soundsolange hält. Mit etwas mehr Rücklagen hätte ich das auch noch ein paar Monate länger so betreiben können, aber der Neustart - mitten in die Medienkrise der Zeit nach 9/11 - gestaltete sich recht holprig. Und Spielmasse, um noch mal ein gutes und großes Wertpapier-Geschäft zu machen (ich hatte mit einer recht riskanten Wette auf Lockheed Martin im Vorfeld der Joint-Strike-Fighter-Auftragsvergabe anno 2001 richtig gut abgeräumt), war auch nicht mehr da, ich musste also wieder in die Tretmühle der Auftragsakquise, und da hielt der Erholungseffekt der Auszeit nicht allzulange vor.
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okavanga,
Dienstag, 8. Dezember 2015, 22:42
@Mark: sehr schade, dass es nicht so lange anhielt. Aber so eine Zeit klingt toll! einfach mal das tun, was man gerade tun will. Herrlich. :-) Wenn auch nicht nachhaltig, so war es doch sicher klasse.
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mark793,
Mittwoch, 9. Dezember 2015, 00:31
Ja, es hat schon was, es zumindest mal gemacht zu haben. Wobei es auch nicht immer das reine Vergnügen war, irgendwo steht man ja doch unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck (auch vor sich selber), vor allem, wenn man die Zeit eben nicht nutzt, um eine Weltreise zu machen, ein Buch zu schreiben oder dergleichen, sondern mehr oder weniger in den Tag hinein lebt und nicht viel plant und schafft. In gewisser Weise war es also auch eine Übung, ohne den Zuspruch und die Anerkennung auszukommen, die mit der Arbeit ja doch einhergeht.
In ähnlichem Sinne habe ich übrigens so manche Episode meines bisherigen Lebens als Übung betrachtet, zum Beispiel auch mal Heiligabend und überhaupt Weihnachten alleine zuhause zu verbringen, ohne einen Koller zu kriegen. Viele haben gesagt, boah, wie schlimm, das könnten sie gar nicht, und zu meiner Überraschung stellte ich fest, das muss ich mir nicht einreden lassen, ich komm damit gut klar. ;-)
In ähnlichem Sinne habe ich übrigens so manche Episode meines bisherigen Lebens als Übung betrachtet, zum Beispiel auch mal Heiligabend und überhaupt Weihnachten alleine zuhause zu verbringen, ohne einen Koller zu kriegen. Viele haben gesagt, boah, wie schlimm, das könnten sie gar nicht, und zu meiner Überraschung stellte ich fest, das muss ich mir nicht einreden lassen, ich komm damit gut klar. ;-)
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okavanga,
Mittwoch, 9. Dezember 2015, 23:48
@Mark: das kann ich mir sehr gut vorstellen, mit der Rechtfertigung anderen aber auch sich selbst gegenüber. Andererseits finde ich an unserer Gesellschaft durchaus befremdlich, dass man so etwas rechtfertigen muss. Seit ich nur noch 6 Stunden am Tag arbeite, werde ich mit ähnlichen Fragen konfrontiert, dabei frage ich mich nur noch: wie rechtfertigt ihr die 8+x?? Und: warum nicht noch weiter reduzieren? So lange es lebbar ist, bin ich völlig dafür das Leben anderweitig zu gestalten. Ich finde es schade, wenn Menschen nichts einfällt außer ihre Arbeit, auch wenn sie ihnen Spaß macht.
Heiligabend... Respekt.. da ziehe ich wirklich meinen Hut. Sylvester habe ich das auch schon getestet. Einmal positiv, einmal sehr sehr negativ. Heiligabend ist für mich unvorstellbar. Auch weil ich genau weiß, dass mein Bruder dann allein bei meiner Mutter ist und sich denkt: die olle Kuh, lässtse mich hier allein - sie fehlt. Und mir würden sie auch fehlen. Heiligabend.. ja.. Respekt. Das wäre für mich viel schlimmer als Sylvester.
Heiligabend... Respekt.. da ziehe ich wirklich meinen Hut. Sylvester habe ich das auch schon getestet. Einmal positiv, einmal sehr sehr negativ. Heiligabend ist für mich unvorstellbar. Auch weil ich genau weiß, dass mein Bruder dann allein bei meiner Mutter ist und sich denkt: die olle Kuh, lässtse mich hier allein - sie fehlt. Und mir würden sie auch fehlen. Heiligabend.. ja.. Respekt. Das wäre für mich viel schlimmer als Sylvester.
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sid,
Freitag, 11. Dezember 2015, 11:49
Ich hab letztes Jahr das erste Mal Weihnachten allein verbracht und das war sehr fein.
Der Trick bei Weihnachten oder/und Silvester allein ist ein GANZ einfacher:
Wenn es die eigene Entscheidung ist - dann wird es gut. (Sollte nur nicht aus Wut getroffen werden.) Man hat Zeit, sich vorzubereiten und macht die Dinge so, wie sie einem gefallen.
Ganz ganz schlimm wird es aber, wenn andere für einen entscheiden und man sich ausgeschlossen oder übriggeblieben fühlt. Dann findet man sich oft ratzfatz als Häufchen Elend über diese Tage und vor allem Nächte wieder.
Also - der Punkt, der es ausmacht: Selbstbestimmung.
Keine Abhängigkeit an diesen zwei Tagen von andren. Da ist schon eine Menge vorprogrammiert sonst.
Zur Entscheidung stehen und ja kein Selbstmitleid.
Der Trick bei Weihnachten oder/und Silvester allein ist ein GANZ einfacher:
Wenn es die eigene Entscheidung ist - dann wird es gut. (Sollte nur nicht aus Wut getroffen werden.) Man hat Zeit, sich vorzubereiten und macht die Dinge so, wie sie einem gefallen.
Ganz ganz schlimm wird es aber, wenn andere für einen entscheiden und man sich ausgeschlossen oder übriggeblieben fühlt. Dann findet man sich oft ratzfatz als Häufchen Elend über diese Tage und vor allem Nächte wieder.
Also - der Punkt, der es ausmacht: Selbstbestimmung.
Keine Abhängigkeit an diesen zwei Tagen von andren. Da ist schon eine Menge vorprogrammiert sonst.
Zur Entscheidung stehen und ja kein Selbstmitleid.
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sturmfrau,
Freitag, 11. Dezember 2015, 15:35
Da kann ich Frau Sid nur beipflichten!
Dazu kommt natürlich auch noch, dass diese Jahresend-Feste so unglaublich mit Emotionen aufgeladen sind. Kindheitserinnerungen, Werbeslogans mit den entsprechenden Bildern, der Wunsch nach heiler Welt und Beisammensein... Da kann es auch helfen, wenn man sich vor Augen führt, dass das alles künstliche Konstrukte sind (wenn auch welche mit Geschichte). In dem ganzen Gefühlswust herauszufinden, was davon einem selbst entspricht, ist eine Kunst, aber eine lohnende.
Dazu kommt natürlich auch noch, dass diese Jahresend-Feste so unglaublich mit Emotionen aufgeladen sind. Kindheitserinnerungen, Werbeslogans mit den entsprechenden Bildern, der Wunsch nach heiler Welt und Beisammensein... Da kann es auch helfen, wenn man sich vor Augen führt, dass das alles künstliche Konstrukte sind (wenn auch welche mit Geschichte). In dem ganzen Gefühlswust herauszufinden, was davon einem selbst entspricht, ist eine Kunst, aber eine lohnende.
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okavanga,
Samstag, 12. Dezember 2015, 01:25
@sid & sturmfrau: ganz meiner meinung. es war damals so, dass das positive sylvester selbstbestimmt war, das negative nicht.
das mit weihnachten ist so eine sache. seit mama krank ist, hat sich das irgendwie verschoben. in den letzten jahren habe ich immer wieder gesagt: das war das letzte mal, nächstes jahr flieg ich einfach nach thailand. gemacht hab ich das nie, und ich glaube auch nicht, dass es mir gut damit gehen würde. über den jahreswechsel wärs eine echte option. aber seit mit mama wieder ein modus gefunden ist, bin ich weihnachten auch einfach gern in der heimat (vor allem weil ich sowieso nur noch sehr selten dort bin, und ich nie so genau weiß, wielang ihre pumpe ihren lebensstil noch so mitmacht...)
das mit weihnachten ist so eine sache. seit mama krank ist, hat sich das irgendwie verschoben. in den letzten jahren habe ich immer wieder gesagt: das war das letzte mal, nächstes jahr flieg ich einfach nach thailand. gemacht hab ich das nie, und ich glaube auch nicht, dass es mir gut damit gehen würde. über den jahreswechsel wärs eine echte option. aber seit mit mama wieder ein modus gefunden ist, bin ich weihnachten auch einfach gern in der heimat (vor allem weil ich sowieso nur noch sehr selten dort bin, und ich nie so genau weiß, wielang ihre pumpe ihren lebensstil noch so mitmacht...)
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