Samstag, 23. Juli 2016
Fieber.
okavanga, 13:14h
Jetzt ist es so, dass es mir nicht gut geht seit Donnerstag. Nach der letzten Stunde war ich nachmittags dermaßen erschöpft, körperlich wie emotional, dass ich mich erstmal hinlegen musste. Hier ist es mit den zwei Flüssen und der Wetterlage derzeit wie in den Tropen. Bzw. war Thailand sehr viel angenehmer, woran das liegt, weiß ich auch nicht, die Luftfeuchtigkeit ist ähnlich hoch, und die Temperaturen auch, aber ja. Dementsprechend merwürdig ist mein Schlaf, er ähnelt Fieberträumen, Nacht für Nacht, wache klitschnass und völlig desorientiert auf, immer wieder. Träume wirr und schlecht, beiße viel mit den Zähnen. Wache irgendwann endgültig auf mit Angst und beschleunigtem Herzschlag. So auch an dem Donnerstag Nachmittag.
Eigentlich will ich dann lernen, nach dem Aufstehen, ich hab ein straffes Pensum bis zur Prüfung im September. Aber ich bin wie zerschlagen. Irgendwann raffe ich mich auf, unter die Dusche. Ich habe mir vor einigen Wochen eine Karte für eine Veranstaltung im Rahmen des Mozartsommers gekauft, sie findet im Dom zu Speyer statt. Nach der Dusche geht es einigermaßen. Ich radel zum Bahnhof, steige ich die S-Bahn. In Speyer setze ich mich vor ein Restaurant am Domplatz, genieße einen Wein. Ein Viertel ist es. Diese Pfälzer. Ich habe nichts gegessen. Der Kopf dreht sich ein bisschen, aber ich bin beschwingt. Merke aber, dass das zuviel für mich ist, trinke ihn trotzdem aus.
Im Dom ist es angenehm kühl und gedämftes Licht. Mein Kopf beruhigt sich ein bisschen. Mozart Requiem - Sieben Klangräume. Wie um F. direkt zu beerdigen. Wohlwissend, dass die Trauerfeier schon seit 2 Jahren läuft. Die Musik trägt mich weg, inspiriert, irritiert. Während ich bei Mozarts Fragmenten immer das Gefühl habe, der Himmel öffnet seine Pforten und offenbart das Leben in all seiner schrecklichen Schönheit, oder seinem schönen Schrecen, habe ich bei den Klangräumen immer den Eindruck, etwas Furchbares würde aus der Dunkelheit nach mir seine Finger ausstrecken, sich gierig die Lippen lecken. Triefend vor Leere vielleicht.
Ich radel durch Speyer, in Richtung Bahnhof. Die Nacht ist immer noch lau. Mücken laben sich an meinem Blut. Ich bin wie entrückt. Muss am Wein liegen, denke ich. Hinter dem S-Bahn-Fenster hängt der abnehmende Mond.
Die Nacht ist wie alle anderen Nächte auch. Viel zu kurz und feucht und fiebrig. Am Freitag fühle ich mich wie ein Vogel, der in einen Ölteppich gelangt ist und nicht weiß wie rauskommen. Die Flügel verklebt, aber mich erinnernd, dass ich mich doch die letzten Tage gut in der Luft halten konnte. Es war schön. Wo kommt dieser Teppich her? Wann bin ich reingefallen? Ist das immer noch der Wein? Der Schädel brummt.
Nachmittags treffe ich mich mit M. im Park. Eigentlich ist es mir zuviel. Der Kleine sollte sicher mehr bespaßt werden von mir. Aber ich bring kaum die Kraft auf mich durch diese feuchte Hitze zu schleppen. Mir ist speiübel. Zwei Stunden später gehe ich nach Hause und direkt ins Bett.
Eine halbe Stunde später wache ich auf, wieder mit Herzrasen, als würde mir plötzlich einfallen, dass ja etwas Schreckliches geschehen ist. Es erinnert mich an die Zeit mit dem kleinen Professor. Dort waren die Nächte und das Aufwachen ähnlich. Was ist denn bloss los? Ist das die Hitze? Immer noch der Wein? Diese komische, sehr anstrengende Arbeitswoche? F.? Alles? Oder
Oder. Ich hab ne scheiss Angst dass jetzt diese Therapie zu Ende ist. Es löst eine riesen Übeleit in mir aus. Ich habe Kopfkino. Denke, dass er denkt, ich brauche diese Therapie gar nicht. Dass ich mich beim nächsten mal einfach ein bisschen mehr anstrengen muss, wenn "Langeweile" kommt, es einfach aushalten muss. Fühle mich völlig falsch verstanden. Ungewollt. Abgelehnt. Ein Abwehrmechanismus? Vielleicht. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich, was mein Beziehungsthema angeht, keinen Schritt weitergekommen bin. Dafür an verschiedenen Stellen aufgebohrt wurde, geöffnet. Und das ist da jetzt. Und ich bin immer noch selbstunsicher, und habe inzwischen fast Angst vor Beziehungen, also eine Angst, die ich verbalisieren kann, und davor, wieder von mir und dem Mann ent-täuscht (ja, vor der Ent-Täuschung) zu werden. Bleibt das jetzt einfach so? Ist das jetzt immer so? Ich weiß gar nicht. Ja, eigentlich sind es noch 7 Stunden. Aber. Vielleicht muss ich mich einfach damit abfinden, dass das so ist.
Aber mehr anstrengen. Ich habs so sehr versucht beim letzten mal. Wirklich. So sehr. Und letztendlich war die Trennung nicht meine Entscheidung. Aber sie war nachvollziehbar. Wer möchte denn über Wochen, Monate hinweg mit jemandem zusammen sein, der einem das Gefühl vermittelt (und der das auch so in sich träg), man wäre ihm total egal. Man kommt nicht mehr an ihn ran. Fühlt sich nur noch hinten angestellt. Überflüssig. Ungewollt. Abgelehnt....
Ich kenne diese Seite auch, deswegen kann ich verstehen, wieso er das nicht aushalten wollte. Aber ich habe keine Ahnung, wo ich mich mehr hätte anstrengen sollen. "Ich hätte ihm Theater vorspielen müssen", sagte ich mal in einer Sitzung. "Machen Sie das aber nicht öfters? Machen wir alle das nicht öfters? In der Arbeit, zum Beispiel?"
Dann frage ich mich wieder: ist das eine Strategie? Verfolgt er mit all dem eine bestimmte Absicht? Er kann es doch nicht ernsthaft als sinnvoll erachten, das ich dem anderen dann etwas vorspiele, bis ich vielleicht mein Interesse und meine Zuneigung wieder finde? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Bisher eben nie.
Vielleicht macht es wirklich keinen Sinn an dem Thema weiter rumzudoktern, wenn da kein Mann ist. Aber so, wie es in mir ist, und wie ich mit mir selbst bin, kommt da so schnell auch keiner.
Jetzt ist Samstag. Ich liege immer noch im Bett. Es ist schwül, obwohl ich die ganze Nacht die Balkontür zum Schlafzimmer aufhatte. Das Unwetter gestern Abend. Was für eine Wucht. Ich bin unglaublich kaputt von dieser Woche. Schlafentzug oder schlechter Schlaf ist etwas, das ich nicht gut aushalte.
Was. Soll das jetzt. Also. Hat das überhaupt was gebracht? Würde es jemals überhaupt was bringen? Ich bin so fiebrig. So dermaßen müde und wund.
Eigentlich will ich dann lernen, nach dem Aufstehen, ich hab ein straffes Pensum bis zur Prüfung im September. Aber ich bin wie zerschlagen. Irgendwann raffe ich mich auf, unter die Dusche. Ich habe mir vor einigen Wochen eine Karte für eine Veranstaltung im Rahmen des Mozartsommers gekauft, sie findet im Dom zu Speyer statt. Nach der Dusche geht es einigermaßen. Ich radel zum Bahnhof, steige ich die S-Bahn. In Speyer setze ich mich vor ein Restaurant am Domplatz, genieße einen Wein. Ein Viertel ist es. Diese Pfälzer. Ich habe nichts gegessen. Der Kopf dreht sich ein bisschen, aber ich bin beschwingt. Merke aber, dass das zuviel für mich ist, trinke ihn trotzdem aus.
Im Dom ist es angenehm kühl und gedämftes Licht. Mein Kopf beruhigt sich ein bisschen. Mozart Requiem - Sieben Klangräume. Wie um F. direkt zu beerdigen. Wohlwissend, dass die Trauerfeier schon seit 2 Jahren läuft. Die Musik trägt mich weg, inspiriert, irritiert. Während ich bei Mozarts Fragmenten immer das Gefühl habe, der Himmel öffnet seine Pforten und offenbart das Leben in all seiner schrecklichen Schönheit, oder seinem schönen Schrecen, habe ich bei den Klangräumen immer den Eindruck, etwas Furchbares würde aus der Dunkelheit nach mir seine Finger ausstrecken, sich gierig die Lippen lecken. Triefend vor Leere vielleicht.
Ich radel durch Speyer, in Richtung Bahnhof. Die Nacht ist immer noch lau. Mücken laben sich an meinem Blut. Ich bin wie entrückt. Muss am Wein liegen, denke ich. Hinter dem S-Bahn-Fenster hängt der abnehmende Mond.
Die Nacht ist wie alle anderen Nächte auch. Viel zu kurz und feucht und fiebrig. Am Freitag fühle ich mich wie ein Vogel, der in einen Ölteppich gelangt ist und nicht weiß wie rauskommen. Die Flügel verklebt, aber mich erinnernd, dass ich mich doch die letzten Tage gut in der Luft halten konnte. Es war schön. Wo kommt dieser Teppich her? Wann bin ich reingefallen? Ist das immer noch der Wein? Der Schädel brummt.
Nachmittags treffe ich mich mit M. im Park. Eigentlich ist es mir zuviel. Der Kleine sollte sicher mehr bespaßt werden von mir. Aber ich bring kaum die Kraft auf mich durch diese feuchte Hitze zu schleppen. Mir ist speiübel. Zwei Stunden später gehe ich nach Hause und direkt ins Bett.
Eine halbe Stunde später wache ich auf, wieder mit Herzrasen, als würde mir plötzlich einfallen, dass ja etwas Schreckliches geschehen ist. Es erinnert mich an die Zeit mit dem kleinen Professor. Dort waren die Nächte und das Aufwachen ähnlich. Was ist denn bloss los? Ist das die Hitze? Immer noch der Wein? Diese komische, sehr anstrengende Arbeitswoche? F.? Alles? Oder
Oder. Ich hab ne scheiss Angst dass jetzt diese Therapie zu Ende ist. Es löst eine riesen Übeleit in mir aus. Ich habe Kopfkino. Denke, dass er denkt, ich brauche diese Therapie gar nicht. Dass ich mich beim nächsten mal einfach ein bisschen mehr anstrengen muss, wenn "Langeweile" kommt, es einfach aushalten muss. Fühle mich völlig falsch verstanden. Ungewollt. Abgelehnt. Ein Abwehrmechanismus? Vielleicht. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich, was mein Beziehungsthema angeht, keinen Schritt weitergekommen bin. Dafür an verschiedenen Stellen aufgebohrt wurde, geöffnet. Und das ist da jetzt. Und ich bin immer noch selbstunsicher, und habe inzwischen fast Angst vor Beziehungen, also eine Angst, die ich verbalisieren kann, und davor, wieder von mir und dem Mann ent-täuscht (ja, vor der Ent-Täuschung) zu werden. Bleibt das jetzt einfach so? Ist das jetzt immer so? Ich weiß gar nicht. Ja, eigentlich sind es noch 7 Stunden. Aber. Vielleicht muss ich mich einfach damit abfinden, dass das so ist.
Aber mehr anstrengen. Ich habs so sehr versucht beim letzten mal. Wirklich. So sehr. Und letztendlich war die Trennung nicht meine Entscheidung. Aber sie war nachvollziehbar. Wer möchte denn über Wochen, Monate hinweg mit jemandem zusammen sein, der einem das Gefühl vermittelt (und der das auch so in sich träg), man wäre ihm total egal. Man kommt nicht mehr an ihn ran. Fühlt sich nur noch hinten angestellt. Überflüssig. Ungewollt. Abgelehnt....
Ich kenne diese Seite auch, deswegen kann ich verstehen, wieso er das nicht aushalten wollte. Aber ich habe keine Ahnung, wo ich mich mehr hätte anstrengen sollen. "Ich hätte ihm Theater vorspielen müssen", sagte ich mal in einer Sitzung. "Machen Sie das aber nicht öfters? Machen wir alle das nicht öfters? In der Arbeit, zum Beispiel?"
Dann frage ich mich wieder: ist das eine Strategie? Verfolgt er mit all dem eine bestimmte Absicht? Er kann es doch nicht ernsthaft als sinnvoll erachten, das ich dem anderen dann etwas vorspiele, bis ich vielleicht mein Interesse und meine Zuneigung wieder finde? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Bisher eben nie.
Vielleicht macht es wirklich keinen Sinn an dem Thema weiter rumzudoktern, wenn da kein Mann ist. Aber so, wie es in mir ist, und wie ich mit mir selbst bin, kommt da so schnell auch keiner.
Jetzt ist Samstag. Ich liege immer noch im Bett. Es ist schwül, obwohl ich die ganze Nacht die Balkontür zum Schlafzimmer aufhatte. Das Unwetter gestern Abend. Was für eine Wucht. Ich bin unglaublich kaputt von dieser Woche. Schlafentzug oder schlechter Schlaf ist etwas, das ich nicht gut aushalte.
Was. Soll das jetzt. Also. Hat das überhaupt was gebracht? Würde es jemals überhaupt was bringen? Ich bin so fiebrig. So dermaßen müde und wund.
Seelenheil
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