Freitag, 13. Juli 2018
F-Fehler.
okavanga, 12:42h
Gestern bin ich zum Arzt, weil ich in den letzten Monaten immer wieder 1-2 Tage hatte, an denen ich mich fühlte wie mit Infekt, fiebrig ohne Fieber zu haben, z.T. mit Muskel- und Gelenksschmerzen. Im Juni kaum ein Wochenende, an dem ich nicht einen Tag mit migräneartigen Kopfschmerzen im Bett lag. Aber dann ist nie etwas ausgebrochen und zurück im Hamsterrad war es okay. Jetzt kam das wieder und ich dachte, ich sollte das mal anschauen lassen. Es folgen Blut- und Urinabgabe, sowie längere Ausschweifungen seinerseits über Mafia- und Mordverwicklungen in seiner Rolle als Arzt, außerdem der Nebenhinweis, dass man Symptome wie meine bei einem Freund nicht ernstgenommen hätte, und dann sei es Leukämie gewesen.
“Was schreiben wir denn da jetzt als Diagnose rein? Wir müssen doch immer so einen Code auf den Zettel schreiben. Was .. hmmm… Erschöpf… nein. Das will ich Ihnen nicht direkt unterstellen, wir warten mal das Blut ab. Und wissen Sie, wenn ich da jetzt so etwas wie Müdigkeit oder Erschöpfung reinschreibe, dann landen Sie sofort bei dem F-Fehler. Da landen Sie bei den Psychischen, neben den Schizophrenen und so, und da würde ich Sie jetzt nicht einordnen wollen.““
Ich kucke doof.
“Denn wissen Sie, wenn das mit dem Datenschutz alles mal nicht mehr so ist….“ Er kuckt bedeutungsschwanger.
“Aber ich bin doch schon ein F-Fehler.“
“Ahhh, sind Sie in Psychotherapie? Ah jaa. Dann ist das ja sowieso egal. Was schreiben wir also rein? Depressive Episode?“
„Aber ich fühle mich gar nicht depressiv. Ja, ich bin müde und ausgelaugt, aber ansonsten geht es mir ganz gut.“
“Aber irgendwas muss ich da jetzt reinschreiben. Ach nehmen wir ‚unklarer Infekt‘.“
Er entlässt mich mit der Bitte, am nächsten Vormittag anzurufen um die Blutergebnisse zu erfragen.
Heute also.
“Frau Okavanga! Sie sind geradezu beängstigend gesund. Alle Werte absolut im Normbereich. Sie können also weiterhin saufen und so wie Sie möchten. Ein bisschen mehr trinken könnten Sie [und ich glaube, hier meinte er nicht Akohol]. Aber ansonsten. Absolut gesund. Da bekomme ich als Arzt Existenzängste.“
„Sowas dachte ich mir schon. Hm. Was bedeutet das jetzt?“
“Das bedeutet, dass Sie in den nächsten 2 Wochen mal in aller Ruhe darüber nachdenken, was schief läuft in Ihrem Leben. Und wie Sie das ändern können.“
Hmhm. An dem Punkt war ich schon mal. Ne nicht mal. Öfters. Dachte eigentlich ist alles okay so wie es ist, nur eben viel zu viel. Vielleicht reicht das ja aber auch, das viel zu viel, zu viel von mir empfundener Druck, zu viel von mir selbst ausgeübter Druck, zu viel von anderen ausgeübter Druck, zu viele Baustellen. Zu viel.
„Hm. Okay. Ja.“
“Und denken Sie daran, wie sagte Karl Marx, oder war das Karl May. Karl Marx. Hm. Karl May? Naja das können Sie ja nachschauen. ‚Sie haben nichts zu verlieren außer Ihren Fesseln.‘ Karl Marx glaube ich hat das gesagt, könnte aber auch Karl May gewesen sein. Aber ich glaube es war Karl Marx.“
Ich muss in mich reingrinsen, weil ich Winnetou und Old Shatterhand vor mir sehe, wie sie sich gegenseitig aus Fesseln vom Marterpfahl befreien.
Karl Marx war es, und der Doc hat das schon mal im Frühjahr 2007 zu mir gesagt.
11 Jahre später, und echt keinen Schritt weiter?
“Was schreiben wir denn da jetzt als Diagnose rein? Wir müssen doch immer so einen Code auf den Zettel schreiben. Was .. hmmm… Erschöpf… nein. Das will ich Ihnen nicht direkt unterstellen, wir warten mal das Blut ab. Und wissen Sie, wenn ich da jetzt so etwas wie Müdigkeit oder Erschöpfung reinschreibe, dann landen Sie sofort bei dem F-Fehler. Da landen Sie bei den Psychischen, neben den Schizophrenen und so, und da würde ich Sie jetzt nicht einordnen wollen.““
Ich kucke doof.
“Denn wissen Sie, wenn das mit dem Datenschutz alles mal nicht mehr so ist….“ Er kuckt bedeutungsschwanger.
“Aber ich bin doch schon ein F-Fehler.“
“Ahhh, sind Sie in Psychotherapie? Ah jaa. Dann ist das ja sowieso egal. Was schreiben wir also rein? Depressive Episode?“
„Aber ich fühle mich gar nicht depressiv. Ja, ich bin müde und ausgelaugt, aber ansonsten geht es mir ganz gut.“
“Aber irgendwas muss ich da jetzt reinschreiben. Ach nehmen wir ‚unklarer Infekt‘.“
Er entlässt mich mit der Bitte, am nächsten Vormittag anzurufen um die Blutergebnisse zu erfragen.
Heute also.
“Frau Okavanga! Sie sind geradezu beängstigend gesund. Alle Werte absolut im Normbereich. Sie können also weiterhin saufen und so wie Sie möchten. Ein bisschen mehr trinken könnten Sie [und ich glaube, hier meinte er nicht Akohol]. Aber ansonsten. Absolut gesund. Da bekomme ich als Arzt Existenzängste.“
„Sowas dachte ich mir schon. Hm. Was bedeutet das jetzt?“
“Das bedeutet, dass Sie in den nächsten 2 Wochen mal in aller Ruhe darüber nachdenken, was schief läuft in Ihrem Leben. Und wie Sie das ändern können.“
Hmhm. An dem Punkt war ich schon mal. Ne nicht mal. Öfters. Dachte eigentlich ist alles okay so wie es ist, nur eben viel zu viel. Vielleicht reicht das ja aber auch, das viel zu viel, zu viel von mir empfundener Druck, zu viel von mir selbst ausgeübter Druck, zu viel von anderen ausgeübter Druck, zu viele Baustellen. Zu viel.
„Hm. Okay. Ja.“
“Und denken Sie daran, wie sagte Karl Marx, oder war das Karl May. Karl Marx. Hm. Karl May? Naja das können Sie ja nachschauen. ‚Sie haben nichts zu verlieren außer Ihren Fesseln.‘ Karl Marx glaube ich hat das gesagt, könnte aber auch Karl May gewesen sein. Aber ich glaube es war Karl Marx.“
Ich muss in mich reingrinsen, weil ich Winnetou und Old Shatterhand vor mir sehe, wie sie sich gegenseitig aus Fesseln vom Marterpfahl befreien.
Karl Marx war es, und der Doc hat das schon mal im Frühjahr 2007 zu mir gesagt.
11 Jahre später, und echt keinen Schritt weiter?
Aus dem Leben
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sid,
Freitag, 13. Juli 2018, 22:06
Na immerhin ein konstanter Kerl ; )
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okavanga,
Sonntag, 15. Juli 2018, 16:45
@sid: ja, er bleibt sich selbst vor allem sehr sehr treu. :-D Ein echtes Unikat, der Kerl.
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arboretum,
Freitag, 27. Juli 2018, 11:49
Wurde bei der Blutuntersuchung auch Ihr Ferritin-Wert überprüft? Das ist der Eisenspeicherwert, nicht zu verwechseln mit den Eisenwerten. Wenn der niedrig oder gar zu niedrig ist, fühlt man sich auch unglaublich müde und erschöpft. In Deutschland gelten - im Gegensatz zur Schweiz oder den USA - sehr niedrige Grenzwerte. Selbst wenn man noch über diesen niedrigen Grenzwerten liegt, kann man sich elend fühlen.
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okavanga,
Mittwoch, 1. August 2018, 00:32
@arboretum: oh. ich fühle mich etwas ertappt. Das weiß ich in dem fall nicht, aber der Hautarzt hat das im März mal abgenommen und meinte, das sei am unteren Ende . Er hat mir Tabletten verschrieben, die ich allerdings nur sehr unregelmäßig nehme. Sicher auch ein guter Punkt, neben dem Lebenswandel.
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