Mittwoch, 20. November 2019
Filmtage - Tag und Nacht 2: Donnerstag
[Hier geht's zu Tag 1.]

Den Vormittag vertingeln wir mit Schlafen, Frühstücken, Körperhygiene und Gespräch. War in der Nacht zuvor doch mehr Alk als gedacht, spricht der Körper.

Um 13:15 Uhr dann der erste Film des Tages: Family Romance, LLC. von Werner Herzog, in Japan gedreht. Was erst völlig grotesk wirkt, scheint mit fortschreitender Filmdauer immer mehr im Bereich es Möglichen zu liegen. Nein nicht nur das, eigentlich direkt um die Ecke, und man kann es schon erkennen. Zwischen Belustigung und Grusel. Erheitert hat mich die Idee künstlicher Fische in Aquarien, die umherschwimmen wie echte. Auch abgesehen davon: sehenswert.

Am Nachmittag hat Katinka einen Termin. Ich nutze die Zeit um durch die Stadt zu schlendern. Welche Läden haben zugemacht, wie ist der Leerstand, wie fühlt es sich an.



Aus sentimentalen Gründen gibt es beim Lieblingsmetzger ein Brötchen mit Mailänder Salami und saurer Gurke. Gut gestärkt suche ich mein altes Gymnasium auf. Es riecht noch wie damals, abgesehen davon hat sich einiges positiv entwickelt.

Katinka kommt nach, wir wandeln durch das Gebäude und gehen aufs Schulklo unterm Dach. Dort kein heimliches Rauchen. Dafür Wein des Lebens.





Um 18:15 der nächste Film: Deux Moi/ Einsam zweisam, ein französischer Film von Cédric Klapisch. Vorhersehbar, wunderbar leicht und herzerwärmend. Tut auch mal gut. Einprägsam weil es so gut auf den Punkt bringt, was eigentlich mein Problem mit Tinder & Co. ist: das Gespräch mit der Therapeutin, das auch im Trailer zu sehen ist (s. Link).

Langsam macht sich der Schlafmangel bemerkbar, aber aufgeben is nich. 20:45 Uhr: Kopfplatzen. Uff. Starker Tobak zur Nacht. Max Riemelt spielt (ziemlich stark) einen pädophilen Mann, der mit bzw. gegen seine Neigung kämpft. Stark ist auch, dass so ein Film gezeigt wird. Am Ende des Films berichten Max Riemelt, Savas Ceviz und Team dem Publikum über die Hintergründe. Was mich doch überrascht hat: die Suche nach Koproduzenten gestaltete sich eher schwierig. Kaum einer wollte an das Thema ran. Gut, dass sich jemand gefunden hat!



Nach dem Film ist es ein bisschen verkehrte Welt. Während ich früher keine Party auslassen wollte, zieht es mich dieses Jahr schon am Donnerstag ins Bett. Katinka hingegen, die ich sonst meistens motivieren musste, zieht es raus ins Nachtleben.

Wir gehen in die Weiße Wand, dort treffe ich einen Freund, der inzwischen in Nürnberg wohnt. Normalerweise haben wir einen Traditionstermin während der Filmtage: fränkische Delikatessen verköstigen. Diesmal finden wir kein gemeinsames Zeitfenster. So bin ich froh, dass wir wenigstens in der Bar Zeit für ein Gespräch finden. Danach möchte Katinka zu einer Party. Ich klinke mich aus und gehe noch eine Runde in die Kneipe zu G., P. und weiteren Menschen. Aber die Luft ist raus bei mir. Wenig später ruft zum Glück Katinka an. Sie ist auch bereit für die Heimkehr. Späte Filme verschieben das Zeitgefühl. Während wir glauben heute früh dran zu sein, ist es doch schon wieder fast 2 Uhr als wir im Bett liegen.


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