Samstag, 9. Mai 2020
The drugs don't work.
okavanga, 21:44h
Seit heute Mittag 11:30 Uhr bin ich in einer Sk*pe Video Session mit meiner Mutter. Die ersten zwei Stunden war mein Bruder auch dabei, er war bei meiner Mutter vor Ort. Anlass war, meiner Mutter beim Kiffen zuzusehen. Das wirkt für den ein oder anderen vielleicht befremdlich, aber so war es. Da es einen Cor*na-Fall im Haus meiner Mutter gibt, war mein Bruder Profi-mäßig mit Maske und Handschuhen ausgestattet. Muttern nahm auf dem Sofa Platz. Mein Bruder näherte sich ihr mit der Tüte, die ich ihr - ganz Full Service Provider - bereit zum Verzehr gesendet hatte. "Sieht aus wie ein medizinischer Eingriff", meinte ich. "Ist es doch auch", antwortete der Bruder nur trocken.
Leider zeigte die Substanz nicht die von ihr erhoffte Wirkung. Stattdessen eben die übliche, und mit der kann sich meine Mutter überhaupt nicht anfreunden. "Nie wieder!" Sie hat also (zu unserer Erleichterung) keine Karriere als Kifferin vor sich.
Die ganzen letzten Stunden wollte sie nicht alleine sein, also bin ich nach wie vor bei ihr. Sie sitzt auf dem Sofa, starrt vor sich hin. Verabschiedet sich ab und zu in einen anderen Raum mit "Ich gehe kurz in die Küche", "Koche mir eben ein Ei", "Messe Blutdruck" oder "Gehe auf die Toilette". Sonst nichts. Sie sitzt zitternd und zuckend auf dem Sofa und kuckt. Ihr Alltag.
Derweil arbeite ich weiter für die Uni, telefoniere mit Kommiliton*innen und Freund*innen, koche Spargel, feile Nägel, tippe diesen Beitrag. Manchmal lasse ich mein Mikro an. Ich glaube, meine Alltagsgeräusche beruhigen sie.
Die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag deaktiviere ich, weil ich keine Lust habe auf eine Diskussion darüber, wieso wir ausgerechnet eine Frau mit paranoider Schizophrenie mit psychoaktiven Substanzen versorgen. Meine Mutter bettelt mich seit Monaten um diesen Versuch an, und wir verstehen wieso. Nun haben wir uns also zu diesem Experiment durchgerungen, aller Risiken bewusst und ihnen zum Trotz. Keiner steckt in dieser Situation, niemand kennt die Situation so umfassend wie wir. Mein Bruder ist jemand, der null Verständnis für Drogenkonsum hat. In dem Fall wollte auch er den Versuch wagen.
Nun wissen wir (und vor allem sie), dass die Droge gegen "DIE" nicht hilft. Das hat etwas Gutes für meinen Bruder und mich, vielleicht. Für sie aber auch etwas unglaublich Enttäuschendes. Mit jedem gescheiterten Versuch sterben ein Stückchen Hoffnung und Lebenswille.
Leider zeigte die Substanz nicht die von ihr erhoffte Wirkung. Stattdessen eben die übliche, und mit der kann sich meine Mutter überhaupt nicht anfreunden. "Nie wieder!" Sie hat also (zu unserer Erleichterung) keine Karriere als Kifferin vor sich.
Die ganzen letzten Stunden wollte sie nicht alleine sein, also bin ich nach wie vor bei ihr. Sie sitzt auf dem Sofa, starrt vor sich hin. Verabschiedet sich ab und zu in einen anderen Raum mit "Ich gehe kurz in die Küche", "Koche mir eben ein Ei", "Messe Blutdruck" oder "Gehe auf die Toilette". Sonst nichts. Sie sitzt zitternd und zuckend auf dem Sofa und kuckt. Ihr Alltag.
Derweil arbeite ich weiter für die Uni, telefoniere mit Kommiliton*innen und Freund*innen, koche Spargel, feile Nägel, tippe diesen Beitrag. Manchmal lasse ich mein Mikro an. Ich glaube, meine Alltagsgeräusche beruhigen sie.
Die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag deaktiviere ich, weil ich keine Lust habe auf eine Diskussion darüber, wieso wir ausgerechnet eine Frau mit paranoider Schizophrenie mit psychoaktiven Substanzen versorgen. Meine Mutter bettelt mich seit Monaten um diesen Versuch an, und wir verstehen wieso. Nun haben wir uns also zu diesem Experiment durchgerungen, aller Risiken bewusst und ihnen zum Trotz. Keiner steckt in dieser Situation, niemand kennt die Situation so umfassend wie wir. Mein Bruder ist jemand, der null Verständnis für Drogenkonsum hat. In dem Fall wollte auch er den Versuch wagen.
Nun wissen wir (und vor allem sie), dass die Droge gegen "DIE" nicht hilft. Das hat etwas Gutes für meinen Bruder und mich, vielleicht. Für sie aber auch etwas unglaublich Enttäuschendes. Mit jedem gescheiterten Versuch sterben ein Stückchen Hoffnung und Lebenswille.