Freitag, 13. Mai 2022
Der Tag war besser. Leichter wurde es auch durch die Telefonate mit zwei Mitpatient*innen. Der einen, meiner Zimmermitbewohnerin, sie kam mit mir zeitgleich an und wurde 1 Woche vor mir entlassen, wir waren wie Schwestern, der ergeht es wie mir. Hängt ziemlich durch. Gefühl, dass wir alles vergessen haben, was wir gelernt haben. Harter Realitätsschocker. Wie Kulturschock, ein bisschen. Der andere, mein Klinik Flirt (alles rechtzeitig therapeutisch durchgearbeitet, wollte nicht verknallt-neurotransmitter-bedingt aus dem Prozess fliegen), ging 2 Wochen vor mir, hat in der ersten Woche gut verdrängt und hängt nun ordentlich in den Seilen.

Sie fehlen mir alle so. Und gleichzeitig freue ich mich so wahnsinnig, dass ich sie überhaupt kennengelernt habe.

Das ist sowieso der beste Zufall aller Zeiten: dass ich Corona hatte und meine Aufnahme verschieben musste. Ich wäre sonst in einer anderen Gemeinschaft gelandet, bei einer anderen Zimmernachbarin, anderen Therapeuten, anderen Essenszeiten, und überhaupt alles wäre komplett anders gewesen. Mit meiner Gemeinschaft hätte ich kaum Überschneidungen gehabt. Ich bin so so so so froh und dankbar, dass alles kam wie es kam. Wie sagte der Oberarzt am Anfang zu unserer Gruppe, die am selben Tag anreiste: "Es gibt hier keine Zufälle." Nach der Zeit und meinen Erfahrungen dort bin ich gewillt das zu glauben.

Dieses Lied hat uns die Therapeutin in der Suchtgruppe einmal vorgespielt. Direkt vor der Suchtgruppe hatte ich einen Einzeltermin bei ihr, der mich sehr begewegt hat. Das Lied passt so gut dazu, und zu den ganzen Wochen. Klinik-Soundtrack.

~ Fia - The Art of Letting Go



 
Es tut mir leid für Sie, dass die Rückkehr in den Alltag schwer fällt. Vielleicht gehört das aber auch zu dem Prozess dazu und ist gar nicht ungewöhnlich. Vermutlich muss man sich zu Beginn in der Klinik auch erst einmal umstellen und eingewöhnen. Dann ist man einige Wochen vor dem Alltag geschützt, wie in einem Kokon. Und nun geht es darum, die Flügel aufzuspannen und zu fliegen. Nur sind wir halt keine Schmetterlinge und können das nicht automatisch.

Wann beginnt Ihre Wiedereingliederung, nächste Woche?

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Ja, ich denke auch, dass es zum Prozess gehört und eine ganz normale Reaktion auf das "echte" Leben ist.
Werde keine Wiedereingliederung machen, weil ich Ende Mai eineinhalb Wochen Urlaub habe. Bin jetzt noch krankgeschrieben bis zum 25.5., zum Glück, dann Urlaub bis 6.6., am 7.6. fange ich wieder regulär an zu arbeiten.

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Prima, da haben Sie ja noch gut drei Wochen, um Pläne im Hinblick auf den Master und einen eventuellen Ortswechsel* zu schmieden. Vielleicht ergibt sich ja auch noch die Gelegenheit, Freundin N. in Berlin zu besuchen.

* der bringt die Frage mit sich: Wohnung in Mannheim behalten oder nicht?

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