Dienstag, 11. Juli 2023
okavanga, 23:17h
Nach der ersten 24-Stunden-Chemo, von gestern bis heute Mittag, war mein Vater erst mal Schwimmen. Vorsichtig erleichtert. Vermutlich kann man einfach immer nur im Moment leben mit diesem Scheiss. Was noch kommt, wissen wir nicht, und uns vorher damit fertig zu machen, bringt nichts, deswegen, ja, nehmen wie es kommt, und freuen wenns gut ist.
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Heute hatte ich die fünfte und letzte Stunde mit meiner Klientin, nachdem unser Gespräch letzte Woche eine unvorhergesehene Herausforderung mit sich brachte. Aber ganz gut hinbekommen, und mit der Supervisorin gut auf heute vorbereitet gewesen. Ich finde wir haben einen runden Abschluss gefunden. Könnte wegen mir jetzt direkt mit der Ausbildung losgehen, freue mich einfach nur krass darauf.
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Bin sehr froh, dass mein Thera nun früher Zeit hat und wir am Donnerstag sprechen. Gerade das, was da gerade rund um meine Mutter stattfindet, beschäftigt mich sehr und braucht Raum. Ich weiß gar nicht ob ich davon erzählt hatte. Vermutlich nicht, oder nicht viel. Sie ist nun seit über 6 Monaten Mitglied in diesem Verein für Sterbehilfe und kann den Antrag stellen. Der besteht primär aus einem Schreiben, in dem sie ihre Beweggründe für diesen Wunsch schildert. Meine Mutter möchte, dass wir ihr dabei helfen diesen Antrag auf Sterbehilfe zu schreiben. Wichtig an dieser Stelle: es besteht kein physischer/ funktioneller Grund, warum das jemand für sie übernehmen sollte. Allein kriegt sie es aber nicht hin. Ja, warum wohl? Und: wie kann man denn sowas auf seine Kinder abwälzeb? Außerdem betonte sie zweimal, dass es ihr wichtig ist, dass uns dann in dem Moment, wenn es soweit ist, bewusst ist, dass sie stirbt. Ich sagte, dass ich das sehr interessant finde, und dass es doch letztlich entscheidender ist, das IHR in dem Moment bewusst ist, dass sie sterben wird.
Ich weiß nicht, auf wie vielen Ebenen ich all das sehr fragwürdig und mehr als problematisch finde. Gerade letzteres hat mich sehr hellhörig gemacht. Ich rieche geradezu die Verantwortung, die sie schon als ich Kind war auf mich abgeschoben hatte. Damals sollte ich ihr helfen zu leben. Jetzt zu sterben. Ich bin aber nicht mehr 10. Diesen Weg muss sie komplett selbst in die Hand nehmen. Aber da ist noch mein Bruder - und der hat nicht so tiefschürfende Erfahrungen mit ihr gemacht wie ich, und es klingt, als ließe er sich breitschlagen das niederzuschreiben, was sie diktiert. Ich habe ihn nach diesem Termin (ich war online zugeschaltet zu einem Gespräch zwischen meiner Mutter, ihm und einem Herren, auf den ich hier nun aus vielen rechtlichen und datenschutzbezogenen Gründen nicht weiter eingehen kann und will) nochmal meinen Bruder angerufen und versucht ihm darzulegen, wie wichtig es mir wäre, dass er sehr genau in sich reinhört, ob er das wirklich möchte. Was, wenn sie ihm irgend sowas sagt wie: "Danke, ohne dich hätte ich das nie geschafft!" Das klingt wie ein Kompliment, aber es ist so krass vergiftet. Danke, dass du mich hast sterben lassen. Ohne dich würde ich sonst noch leben. Ich weiß nicht. Kann man mit sowas leben? Vielleicht bin auch nur ich so krass sensibilisiert bei sowas, weil ich Jahrzehnte gebraucht habe, um die mir als Kind auferlegte Verantwortung und Bürde abzuschütteln und aufzuarbeiten.
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Hier schließt sich noch mal ein bisschen der Kreis mit dem Thema Ausbildung. Also... ich habe bei meiner Klientin gemerkt, wie es sein kann, wenn sehr plötzlich Themen auf den Tisch kommen, die ich selbst in meinem Leben erfahren habe, und wie wichtig es ist, das dann zu erkennen und nicht auszuagieren. Es ist bisher ziemlich viel in meinem Leben passiert, und manchmal weiß ich nicht, ob das Fluch oder Segen sein wird. Aber bisher war ich froh, dass ich so gut nachvollziehen konnte, was das fürs eigene (Er-)Leben und Verhalten bedeuten kann.
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Und übers Wetter red ich nicht.
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Heute hatte ich die fünfte und letzte Stunde mit meiner Klientin, nachdem unser Gespräch letzte Woche eine unvorhergesehene Herausforderung mit sich brachte. Aber ganz gut hinbekommen, und mit der Supervisorin gut auf heute vorbereitet gewesen. Ich finde wir haben einen runden Abschluss gefunden. Könnte wegen mir jetzt direkt mit der Ausbildung losgehen, freue mich einfach nur krass darauf.
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Bin sehr froh, dass mein Thera nun früher Zeit hat und wir am Donnerstag sprechen. Gerade das, was da gerade rund um meine Mutter stattfindet, beschäftigt mich sehr und braucht Raum. Ich weiß gar nicht ob ich davon erzählt hatte. Vermutlich nicht, oder nicht viel. Sie ist nun seit über 6 Monaten Mitglied in diesem Verein für Sterbehilfe und kann den Antrag stellen. Der besteht primär aus einem Schreiben, in dem sie ihre Beweggründe für diesen Wunsch schildert. Meine Mutter möchte, dass wir ihr dabei helfen diesen Antrag auf Sterbehilfe zu schreiben. Wichtig an dieser Stelle: es besteht kein physischer/ funktioneller Grund, warum das jemand für sie übernehmen sollte. Allein kriegt sie es aber nicht hin. Ja, warum wohl? Und: wie kann man denn sowas auf seine Kinder abwälzeb? Außerdem betonte sie zweimal, dass es ihr wichtig ist, dass uns dann in dem Moment, wenn es soweit ist, bewusst ist, dass sie stirbt. Ich sagte, dass ich das sehr interessant finde, und dass es doch letztlich entscheidender ist, das IHR in dem Moment bewusst ist, dass sie sterben wird.
Ich weiß nicht, auf wie vielen Ebenen ich all das sehr fragwürdig und mehr als problematisch finde. Gerade letzteres hat mich sehr hellhörig gemacht. Ich rieche geradezu die Verantwortung, die sie schon als ich Kind war auf mich abgeschoben hatte. Damals sollte ich ihr helfen zu leben. Jetzt zu sterben. Ich bin aber nicht mehr 10. Diesen Weg muss sie komplett selbst in die Hand nehmen. Aber da ist noch mein Bruder - und der hat nicht so tiefschürfende Erfahrungen mit ihr gemacht wie ich, und es klingt, als ließe er sich breitschlagen das niederzuschreiben, was sie diktiert. Ich habe ihn nach diesem Termin (ich war online zugeschaltet zu einem Gespräch zwischen meiner Mutter, ihm und einem Herren, auf den ich hier nun aus vielen rechtlichen und datenschutzbezogenen Gründen nicht weiter eingehen kann und will) nochmal meinen Bruder angerufen und versucht ihm darzulegen, wie wichtig es mir wäre, dass er sehr genau in sich reinhört, ob er das wirklich möchte. Was, wenn sie ihm irgend sowas sagt wie: "Danke, ohne dich hätte ich das nie geschafft!" Das klingt wie ein Kompliment, aber es ist so krass vergiftet. Danke, dass du mich hast sterben lassen. Ohne dich würde ich sonst noch leben. Ich weiß nicht. Kann man mit sowas leben? Vielleicht bin auch nur ich so krass sensibilisiert bei sowas, weil ich Jahrzehnte gebraucht habe, um die mir als Kind auferlegte Verantwortung und Bürde abzuschütteln und aufzuarbeiten.
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Hier schließt sich noch mal ein bisschen der Kreis mit dem Thema Ausbildung. Also... ich habe bei meiner Klientin gemerkt, wie es sein kann, wenn sehr plötzlich Themen auf den Tisch kommen, die ich selbst in meinem Leben erfahren habe, und wie wichtig es ist, das dann zu erkennen und nicht auszuagieren. Es ist bisher ziemlich viel in meinem Leben passiert, und manchmal weiß ich nicht, ob das Fluch oder Segen sein wird. Aber bisher war ich froh, dass ich so gut nachvollziehen konnte, was das fürs eigene (Er-)Leben und Verhalten bedeuten kann.
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Und übers Wetter red ich nicht.
Seelenheil
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