Samstag, 18. November 2023
Versehrt.
okavanga, 00:17h
Ich frage mich, was von dieser Zeit bleiben wird. Welche Erinnerungen, welche Gefühle, welche Wunden. Immer wenn ich denke, es kann nicht schlimmer kommen, geschehen Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass man sie bewältigen kann. Aber man kann. Wir können, zumindest funktionieren wir, halten aus, halten durch. Überlebensmodus, meinte Rini heute in unserem Telefonat, und danach heilen. Das trifft es auf den Punkt. All das was geschieht ist auf allen Ebenen für alle Beteiligten einfach nur schrecklich. Ich finde keine Worte für das, was sich abspielt. Der einzige, der es genau weiß, ist mein Bruder, weil auch er mitten drin ist, nein er ist noch viel mehr mitten drin als ich. Ich kann dabei zusehen, wie er ein Schatten seiner selbst wird. Und die Kinder, sie spüren, dass etwas ist, obwohl er sich soviel Mühe gibt, sie da raus zu halten. Heute spricht er das laut aus, was ich denke: wir dürften zur Zeit keinen Alkohol trinken, nicht in einer solchen Zeit. Und: "Ich bräuchte selbst Betäubungsmittel." Mein Bruder, der nie irgendeine Substanz missbraucht hat. Er spricht mir aus der Seele.
Es ist schrecklich, für alle. Heute Nacht nehme ich zum ersten mal die Tabletten, die mir die Ärztin vor zwei Wochen aufgeschrieben hat. Ich hatte gehofft, ohne sie durchzukommen, aber nach dem heutigen Tag... ich schließe die Augen und sehe das, was ich heute sehen musste, höre das, was ich heute hören musste, und weiß nicht, wie ich die Augen geschlossen und Gehörtes stumm halten soll. Immer nur 24 Stunden, denk ich mir. 24 Stunden. Das kriegst du hin, vergiss das nicht. Immer nur diesen einen Tag.
Es ist schrecklich, für alle. Heute Nacht nehme ich zum ersten mal die Tabletten, die mir die Ärztin vor zwei Wochen aufgeschrieben hat. Ich hatte gehofft, ohne sie durchzukommen, aber nach dem heutigen Tag... ich schließe die Augen und sehe das, was ich heute sehen musste, höre das, was ich heute hören musste, und weiß nicht, wie ich die Augen geschlossen und Gehörtes stumm halten soll. Immer nur 24 Stunden, denk ich mir. 24 Stunden. Das kriegst du hin, vergiss das nicht. Immer nur diesen einen Tag.
Seelenheil
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c17h19no3,
Samstag, 18. November 2023, 19:15
diese tabletten zu nehmen ist keine niederlage (es klingt in deinem text ein wenig so). es ist klarheit, zu wissen, was man braucht - und es ist selbstfürsorge, diese hilfe zuzulassen.
fühl dich gedrückt.
fühl dich gedrückt.
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okavanga,
Freitag, 24. November 2023, 19:27
@morphine: ja, rational ist mir das bewusst und ich sehe das genauso wie du. musste allerdings in den letzten Wochen dabei zusehen, wie sich meine Mutter mit Alkohol und Tabletten weggeballert hat, da ist die Hemmschwelle gerade etwas groß, auch, weil ich immer Angst hab so wie sie zu sein, gerade in psychischer Hinsicht- auch hier rational wissend, dass dem nicht so ist. Hatte jetzt mal 4 Tage lang auf die Schlafhilfe zurückgegriffen, die letzten zwei Nächte gingen ohne.
Danke fürs Drücken <3
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