Sonntag, 6. Oktober 2024
Irgendwann sind wir alle weg.
Manchmal wird mir bewusst, dass schon drei der Männer, mit denen ich mal mehr oder weniger intensive intime Beziehungen unterhalten habe, nicht mehr leben. Kann natürlich sein, dass dieses Schicksal weitere ereilt hat, aber davon weiß ich zumindest bisher nichts. Von den dreien beging einer Suizid, einer erlitt den Riss der Halsschlagader, beim dritten ist mir die Ursache nicht bekannt. Alle drei sind in ihren 30ern oder 40ern verstorben. Was für ein komisches Gefühl. Es kann ständig soweit sein. Wie schön, dass ich bisher Tag für Tag aufwachen darf.

Momentan lese ich "Dein Fortsein ist Finsternis" von Jón Kalman Stefánsson, aus der Stadtbibliothek. Vielleicht kaufe ich es mir selbst. Ich würde gerne einige Stellen markieren. Lustig, dass jemandem vor mir wohl genauso erging. Auf einigen Seiten sind Eselsohren eingeknickt, ganz feine, als hätte diese Person dann versucht es auch einigermaßen wieder glatt zu streichen. Oft deckt es sich mit den Stellen, die auch mich berühren oder zum Nachdenken bringen.

Dieses Leben, das Kommen und Gehen, das Natürlichste an unserem ganzen Rhythmus, das einzige, was wir alle unabänderlich teilen, es fasziniert und beängstigt mich gleichermaßen. Oder es macht mich traurig, auf eine gewisse Art melancholisch. Manchmal ist mir die sehr explizite Darstellung von Sex im Buch unangenehm, bisher meist so eine männliche Perspektive auf Sex. Das bräuchte ich jetzt nicht. Andererseits: naja ohne Sex kein Leben.

Alles rund um den Tod beschäftigt mich seit letztem Jahr sehr. Mein Instinkt möchte das gar nicht wegdrücken, wie man vielleicht erst meinen könnte. Sondern ich will Erfahrungen hören, lesen. Merke jedoch, dass sich das Thema Suizid bzw. assistierter Suizid als doch recht emotional komplex für mich gestaltet und das Thema in Artikeln oder Podcasts skippe. Das ist zu nah, und da steckt noch zuviel Trauma drin, mein ganzer Körper reagiert darauf, wie ich auch dann merke, wenn, ich erwähnte es, entsprechende Post im Briefkasten ist.

Was bleibt von uns, und wie lange?

 
Das ist eine zentrale Frage, was bleibt von uns.
Vielleicht etwas Wärme, die wir gegeben haben. Vielleicht Wege, die wir aufgezeigt haben. Vielleicht ein Gespräch irgendwann, irgendwo.
Mehr wird es nicht sein, und das ist gut so. Es befreit. Es nimmt eine Last, es muss nichts bleiben. Wir leben unser Leben so gut es geht.
Eine Freundin, sie lebt nicht mehr, sagte: Keiner weiß, was morgen ist. Da war sie schwer krank und wusste, dass sie bald sterben würde.

Suizid kann ich auch nicht gut aushalten, aus vielen Gründen.

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@croco: deine Gedanken dazu finde ich schön. Danke fürs Teilen!

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