Sonntag, 25. Mai 2025
Déjà vu.
Meine Güte. Ich habe hier gerade gesucht, ob ich etwas zu den damaligen Treffen zwischen dem Mann und mir geschrieben habe. In den Jahren 2006, 2007. Und ja, das habe ich. Nicht so ausführlich, wie ich hoffte, und alles ist offline, aber doch so, dass es mir eben wie Schuppen von den Augen fiel: wir waren da schon mal. Wir waren uns schon mal so vertraut. Er war damals verlobt, sehnte sich aber so krass nach mir und sagte, er werde nicht heiraten. Wir küssten uns. Wie oft, und was noch, ich weiß es nicht. Geheiratet hat er dann wohl auch nicht. Und ich habe ihn damals enttäuscht. Ich hing irgendwie an ihm, aber mein Herz galt dem kleinen Herrn Professor. In dieses Blog schrieb ich damals, am 7.1.2007 folgendes:

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[...]

"Die Erinnerung an den Abend mit der Lieblingskollegin M. und dem Verlobten, dessen Zuneigung ich vor einigen Wochen zurückgewiesen habe, lässt mich nicht los. Sie hat sich festgekrallt und wütet nun in meinen Gedanken wie ein kleiner Teufel, stampfend mit Pferdefuß. Ich bin erschüttert in meinem Ich.

Gesprächsfetzen verfolgen mich. "Weißt du", erklärt die M., "ich trinke nicht viel Alkohol. Hab ich noch nie. Aber seit einigen Wochen hab ich jeden Abend das unerklärliche Bedürfnis, mich vollzuschütten."

Da sitzen wir, wir 3, in einer Bar über den Dächern Mann*heims, und sprechen es nicht laut aus, denken uns aber, dass wir wohl alle dieses Bedürfnis haben. Drei zusammen, und doch jeder für sich allein, mit seinem Päckchen. Zugig ist es in der Bar. Ich muss meinen Mantel über die Beine legen, sonst schüttelt es mich vor Kälte. Die M. bricht irgendwann auf, ihr Freund ruft permanent an. "Wenn er müde ist, denkt er an micht", murmelt sie. "Immerhin dann", meine ich kraftlos.

Der Verlobte und ich bleiben zurück, wissend um unsere küssende Vergangenheit. Die Gespräche werden intim, er erzählt von seiner Kindheit, aufgewachsen unter Frauen, von seinem Vater, einem intelligenten Säufer, und seinem Wunsch, einen Psychologen aufzusuchen. Wir beide wissen, wie der Abend enden wird, bei mir, weil er doch nicht nachts nach Ka*rlsruhe in sein Hotel zurück kann, und weil er sich so nach meiner Nähe sehnt. Wir werden uns wieder küssen, uns näher kommen, zu nahe, und er wird mir sagen, dass er bleibt, wenn ich ihn nur darum bitte, bei mir zu bleiben. Und deine Verlobte? "Ich werde nicht heiraten." Ich werde mich schuldig fühlen, weil ich seine Gefühle nicht erwider, und weil er nicht heiraten wird. Ich weiss, dass ich mich zumindest für letzteres nicht verantwortlich fühlen sollte.

Im Aufzug der Bar auf dem Weg nach unten, zurück in die Realität, beobachte ich ihn nachdenklich. "Es ist grausam, und erschreckend. Du bist mein männliches Spiegelbild." Er lächelt. "Es hatte schon seinen Grund, dass wir uns damals geküsst haben."

Ja, denk ich mir. Ja. Die verzweifelte Suche nach uns selbst. Doch wissend, dass der andere nicht man selbst ist. Aber hungrig nach jedem Strohhalm greifend."

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Ist das nun Rache für damals? Das Ghosting? Oder war ich irgendwie all die Jahre seine große Liebe, und aufgrund der Situation, die wir neulich hatten, hat er so große Angst bekommen, dass ihm nur das Ghosting blieb? Rache erscheint mir als vollkommen abwegig. Aber wenn ich das so lese, von damals. Oder bin ich jetzt wieder die Frau gewesen, die ihn vor einer Bindung "rettet"? Hat er deswegen soviel ausführlicher zu meinem Geburtstag geschrieben dieses Jahr? Was ist da eigentlich los bei ihm?

Ich bin gerade krass erschüttert. Muss daran denken, wie er vor einigen Wochen schrieb "Es hat schon einen Grund, warum wir uns so vertraut sind." Wieso klingt das so sehr wie der Satz oben? Unsere Konversationen im jetzigen Frühjahr drehten sich soviel darum, wie ähnlich wir uns sind, wie krass Dinge von anderen in uns resonieren. Wir hatten das alles schon mal! Ich komm nicht drüber hinweg, gerade. Er hat ein pervers gutes Gedächtnis, das weiß ich. Er wird sich an alles erinnern, an jedes Detail. Ich hingegen gar nicht, ich habe auch viel getrunken damals. Ich bin gerade komplett entsetzt.


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