Dienstag, 16. Dezember 2025
Weihnachten: zwischen Selbstschutz und Trotz.
okavanga, 13:52h
Schon vor einigen Wochen habe ich mit meinem Vater und seiner Frau vereinbart, dass ich am 21.12. zu ihnen fahre, über den Geburtstag meines Vaters und Weihnachten. Irgendwann Ende Dezember fahre ich dann nach Berlin zu N. und ihrer Family, freue mich schon sehr auf mein Patenkind. Er bekommt ein Hertha-Badetuch, aber pssssst!
Vor einigen Tagen erklärte mein Vater am Telefon, sie hätten sich mit meinem Bruder abgestimmt, am 24. über mittags bei seiner Family zu sein, um auch die Kinder zu sehen, und dort das traditionelle Weihnachtsgericht zu essen. Ich könne da ja mit hin, wenn ich wollte. Abends wären wir dann zu dritt bei meinem Vater und seiner Frau. Klang für mich gut. Entspannt. Aber fands schon da irgendwie schade, dass sie mich gar nicht gefragt hätte, wie ich das denn finde oder worauf ich Lust habe. Da beging ich Fehler Nummer 1, das nicht zu äußern. Es war mir da auch gar nicht so bewusst. Das ist ein häufiges Problem bei mir, dass mir manchmal Dinge ein ungutes Gefühl geben, dass aber so subtil bleibt, dass ich in dem Moment gar nicht ins Bewusstsein kriege. Erst hinterher, und da auch manchmal erst, wenn nochwas drauf kommt. Das war mal eine Überlebensstrategie, erst auf die Beziehungssicherheit zu achten. Der Selbstabgleich entfiel über lange lange Zeit, musste, notwendigerweise. Meine Bedürfnisse passten oft nicht zu denen meiner Bezugspersonen. Doch heute ich bin nicht mehr auf sie angewiesen, mein Überleben hängt nicht mehr von den Bezugspersonen ab. Doch der Mechanismus, die Priorisierung der Bindungssicherheit sitzt sehr tief.
Gestern kam dann aber das "noch was drauf". Da erklärte mein Vater, sie hätten sich nochmal mit meinem Bruder besprochen. Sie wären nun doch ab dem Nachmittag dort, auch für die Bescherung der Kinder, und würden abends dort das traditionelle Weihnachtsgericht essen. Ich könne gerne mit, wenn ich wolle.
Also ich weiß nicht, wie sich das für Sie liest. Während ich es tippe, ist es noch befremdlicher für mich als vor dem Tippen, und da war es schon reichlich befremdlich. Aber auch im gestrigen Telefonat merkte ich nicht, was genau mich stört, nur dass mich etwas stört, und da ich nicht wusste, was, sagte ich, Fehler Nummer 2, wieder nichts. Erst als ich gestern spät abends im Bett lag, und es war spät, weil ich krankheitsbedingt immer noch tagsüber auch soviel auf dem Sofa schlafe, dass ich dann abends manchmal erst spät ins Bett komme, also erst da jedenfalls wurde mir klar, was mich da stört. Was ich da will oder wie ich mir das vorstelle, spielt bei deren Gestaltung einfach gar keine Rolle. Es fühlt sich an, als wäre es beliebig, ob ich dabei bin oder nicht. Als wäre ich auch gar nicht da.
Die erste Reaktion war dann Trotz. Ich schrieb, weil ich das los werden wollte, eine Nachricht, dass ich es seltsam finde, dass sie untereinander besprechen was sie Weihnachten machen und ich das dann halt mitmachen muss oder alleine bin. Dass mich das befremdet und ich mich dadurch nicht wirklich willkommen fühle und überlege in Mannheim zu bleiben.
Vielleicht war es aber auch ein Schutzbedürfnis mir selbst gegenüber. Denn das, was da passiert ist, ist ein Muster in dieser Familie. Ich möchte mal als eigenständige Person mitgedacht werden. Es wiederholt sich hier für mich ein Bindungs- und Zugehörigkeitsthema. Das hat auch was mit der aktuellen Situation zu tun, aber natürlich auch damit, dass das etwas ist, was eben schon seit ich lebe so ablief. Nicht immer, aber sehr sehr oft, meistens. Oder dass ich eben dafür da bin, aktiv die Bedürfnisse anderer Personen zu erfüllen. Ich will das aber nicht mehr. Ich möchte mich selbstwirksam und autonom erleben. Ich bin 45 und möchte nicht nur als optionaler Anhang gedacht werden.
Nun habe ich mir mögliche Alternativen überlegt.
Alternative 1 wäre mir ein Ehrenamt zu suchen. Das wäre das, was ich hier in Mannheim gemacht hätte, da gibt es eine Kirche, die sucht Unterstützung, das habe ich vor drei Jahren oder so schon mal gemacht.
Alternative 2 ist es, eine nicht ganz so enge aber langjährige Freundin einzuladen, die auch in der Heimat wohnt. Ich hatte sie heute nach Optionen für ein Ehrenamt gefragt. Sie meinte, sie sei auch alleine, weil ihr Bruder und seine Frau auch ihre Entscheidungen getroffen hätten. Da denk ich mir, ich könnte sie zu meinem Vater einladen, sie sind ja nicht da, für uns kochen und gemeinsam essen.
Alternative 3 wäre gar nicht zu fahren. Es gäbe tolle Sachen und Treffen hier. Aber ich möchte auch gerne V. sehen, mit ihm um die Häuser ziehen, die wunderschöne Natur dort genießen, in die Sauna gehen, etc., und vor allem auch meine Mutter sehen. Ich weiß nicht, ob sie ein weiteres Weihnachten erleben wird, es geht ihr schlecht.
Alternative 4, ich gehe einfach mit zu meinem Bruder.
Aber wissen Sie - es geht mir gar nicht um meinen Bruder, denn dort wäre ich ja vielleicht auch gerne mit hingegangen. Es geht mir nicht um den Ort, sondern darum, wie das geplant wurde. Und dass ich da zwar mitgedacht werde, im Sinne von: sie kann ja auch kommen, oder sie ist ja auch eingeladen. Aber nicht in die Planung einbezogen. Das ist dann: friss oder stirb, vor vollendete Tatsachen gesetzt. Und damit habe ich wirklich ein Problem. Vielleicht eben auch so sehr aufgrund meiner Historie in dieser Familie. Ich KANN das diesmal nicht mitspielen, ohne dass ich das, was das bei mir ausgelöst hat, wegdrücke, auch wenn ich vielleicht ansich gerne mit hingegangen wäre. Ich WILL das nicht mehr. Tricky.
Tiefer Seufzer. Mal mit N. darüber sprechen.
Vor einigen Tagen erklärte mein Vater am Telefon, sie hätten sich mit meinem Bruder abgestimmt, am 24. über mittags bei seiner Family zu sein, um auch die Kinder zu sehen, und dort das traditionelle Weihnachtsgericht zu essen. Ich könne da ja mit hin, wenn ich wollte. Abends wären wir dann zu dritt bei meinem Vater und seiner Frau. Klang für mich gut. Entspannt. Aber fands schon da irgendwie schade, dass sie mich gar nicht gefragt hätte, wie ich das denn finde oder worauf ich Lust habe. Da beging ich Fehler Nummer 1, das nicht zu äußern. Es war mir da auch gar nicht so bewusst. Das ist ein häufiges Problem bei mir, dass mir manchmal Dinge ein ungutes Gefühl geben, dass aber so subtil bleibt, dass ich in dem Moment gar nicht ins Bewusstsein kriege. Erst hinterher, und da auch manchmal erst, wenn nochwas drauf kommt. Das war mal eine Überlebensstrategie, erst auf die Beziehungssicherheit zu achten. Der Selbstabgleich entfiel über lange lange Zeit, musste, notwendigerweise. Meine Bedürfnisse passten oft nicht zu denen meiner Bezugspersonen. Doch heute ich bin nicht mehr auf sie angewiesen, mein Überleben hängt nicht mehr von den Bezugspersonen ab. Doch der Mechanismus, die Priorisierung der Bindungssicherheit sitzt sehr tief.
Gestern kam dann aber das "noch was drauf". Da erklärte mein Vater, sie hätten sich nochmal mit meinem Bruder besprochen. Sie wären nun doch ab dem Nachmittag dort, auch für die Bescherung der Kinder, und würden abends dort das traditionelle Weihnachtsgericht essen. Ich könne gerne mit, wenn ich wolle.
Also ich weiß nicht, wie sich das für Sie liest. Während ich es tippe, ist es noch befremdlicher für mich als vor dem Tippen, und da war es schon reichlich befremdlich. Aber auch im gestrigen Telefonat merkte ich nicht, was genau mich stört, nur dass mich etwas stört, und da ich nicht wusste, was, sagte ich, Fehler Nummer 2, wieder nichts. Erst als ich gestern spät abends im Bett lag, und es war spät, weil ich krankheitsbedingt immer noch tagsüber auch soviel auf dem Sofa schlafe, dass ich dann abends manchmal erst spät ins Bett komme, also erst da jedenfalls wurde mir klar, was mich da stört. Was ich da will oder wie ich mir das vorstelle, spielt bei deren Gestaltung einfach gar keine Rolle. Es fühlt sich an, als wäre es beliebig, ob ich dabei bin oder nicht. Als wäre ich auch gar nicht da.
Die erste Reaktion war dann Trotz. Ich schrieb, weil ich das los werden wollte, eine Nachricht, dass ich es seltsam finde, dass sie untereinander besprechen was sie Weihnachten machen und ich das dann halt mitmachen muss oder alleine bin. Dass mich das befremdet und ich mich dadurch nicht wirklich willkommen fühle und überlege in Mannheim zu bleiben.
Vielleicht war es aber auch ein Schutzbedürfnis mir selbst gegenüber. Denn das, was da passiert ist, ist ein Muster in dieser Familie. Ich möchte mal als eigenständige Person mitgedacht werden. Es wiederholt sich hier für mich ein Bindungs- und Zugehörigkeitsthema. Das hat auch was mit der aktuellen Situation zu tun, aber natürlich auch damit, dass das etwas ist, was eben schon seit ich lebe so ablief. Nicht immer, aber sehr sehr oft, meistens. Oder dass ich eben dafür da bin, aktiv die Bedürfnisse anderer Personen zu erfüllen. Ich will das aber nicht mehr. Ich möchte mich selbstwirksam und autonom erleben. Ich bin 45 und möchte nicht nur als optionaler Anhang gedacht werden.
Nun habe ich mir mögliche Alternativen überlegt.
Alternative 1 wäre mir ein Ehrenamt zu suchen. Das wäre das, was ich hier in Mannheim gemacht hätte, da gibt es eine Kirche, die sucht Unterstützung, das habe ich vor drei Jahren oder so schon mal gemacht.
Alternative 2 ist es, eine nicht ganz so enge aber langjährige Freundin einzuladen, die auch in der Heimat wohnt. Ich hatte sie heute nach Optionen für ein Ehrenamt gefragt. Sie meinte, sie sei auch alleine, weil ihr Bruder und seine Frau auch ihre Entscheidungen getroffen hätten. Da denk ich mir, ich könnte sie zu meinem Vater einladen, sie sind ja nicht da, für uns kochen und gemeinsam essen.
Alternative 3 wäre gar nicht zu fahren. Es gäbe tolle Sachen und Treffen hier. Aber ich möchte auch gerne V. sehen, mit ihm um die Häuser ziehen, die wunderschöne Natur dort genießen, in die Sauna gehen, etc., und vor allem auch meine Mutter sehen. Ich weiß nicht, ob sie ein weiteres Weihnachten erleben wird, es geht ihr schlecht.
Alternative 4, ich gehe einfach mit zu meinem Bruder.
Aber wissen Sie - es geht mir gar nicht um meinen Bruder, denn dort wäre ich ja vielleicht auch gerne mit hingegangen. Es geht mir nicht um den Ort, sondern darum, wie das geplant wurde. Und dass ich da zwar mitgedacht werde, im Sinne von: sie kann ja auch kommen, oder sie ist ja auch eingeladen. Aber nicht in die Planung einbezogen. Das ist dann: friss oder stirb, vor vollendete Tatsachen gesetzt. Und damit habe ich wirklich ein Problem. Vielleicht eben auch so sehr aufgrund meiner Historie in dieser Familie. Ich KANN das diesmal nicht mitspielen, ohne dass ich das, was das bei mir ausgelöst hat, wegdrücke, auch wenn ich vielleicht ansich gerne mit hingegangen wäre. Ich WILL das nicht mehr. Tricky.
Tiefer Seufzer. Mal mit N. darüber sprechen.
Montag, 8. Dezember 2025
okavanga, 23:47h
Es ist ihr 73. Geburtstag. Sie haben sie durchgecheckt und wieder zurück ins Heim gebracht. Angeblich ist das nur ein Harnwegsinfekt. Das würde mich sehr wundern, aber es bleibt uns grad nur hoffen. Ich wünschte ich könnte das von hier aus alles besser einschätzen, oder wäre zumindest fit genug um nach Hause zu fahren. Mich wühlt das sehr auf.
Sonntag, 7. Dezember 2025
okavanga, 21:19h
Es geht mir immer noch schlecht. Wenn ich in der Küche stehe und Hühnersuppe koche, wird mir schlecht vor Kopfschmerzen, Schwindel und Schwäche. Ich schwitze richtig, obwohl ich kein Fieber mehr habe. Danach vollkommen erledigt.
Dazu kommt nun die seelische Unruhe wegen meiner Mutter. Morgen ist ihr Geburtstag und wir haben nun veranlasst, dass das Heim bitte einen Transport ins Krankenhaus organisiert. Wir verstehen nicht, warum das nicht schon geschehen ist, auch wenn meine Mutter sich weigert. Ist das so, dass eine Einweisung in die Psychiatrie möglich wäre, aber ins Krankenhaus nicht? Irgendwie auch komisch. Also stand sie nun vor der Wahl, und meinte dann zu meinem Bruder wohl ganz resigniert: naja dann Krankenhaus. Ich wünsche ihr, dass sie nie wieder in diese Psychiatrie muss, es muss furchtbar dort sein. Und ihr ambulanter Psychiater scheint mir recht helle und unterstützend zu sein. Er vermutet in diesem Fall auch eine körperliche Ursache ihres Zustands.
Ich habe ihr einen Brief getippt, ich hoffe ich kann ihn ihr noch senden. Vielleicht schätze ich das auch alles ganz falsch ein und es ist halb so wild. Aber das Bauchgefühl ist dumpf. In der letzten Ausbildungswoche Ende November hat sich in mir etwas ganz wesentlich bewegt, was den Blick auf unsere Beziehung angeht. Ich bin sehr Lehrtherapeutin sehr dankbar für diese Arbeit mit mir, mit uns.
Dazu kommt nun die seelische Unruhe wegen meiner Mutter. Morgen ist ihr Geburtstag und wir haben nun veranlasst, dass das Heim bitte einen Transport ins Krankenhaus organisiert. Wir verstehen nicht, warum das nicht schon geschehen ist, auch wenn meine Mutter sich weigert. Ist das so, dass eine Einweisung in die Psychiatrie möglich wäre, aber ins Krankenhaus nicht? Irgendwie auch komisch. Also stand sie nun vor der Wahl, und meinte dann zu meinem Bruder wohl ganz resigniert: naja dann Krankenhaus. Ich wünsche ihr, dass sie nie wieder in diese Psychiatrie muss, es muss furchtbar dort sein. Und ihr ambulanter Psychiater scheint mir recht helle und unterstützend zu sein. Er vermutet in diesem Fall auch eine körperliche Ursache ihres Zustands.
Ich habe ihr einen Brief getippt, ich hoffe ich kann ihn ihr noch senden. Vielleicht schätze ich das auch alles ganz falsch ein und es ist halb so wild. Aber das Bauchgefühl ist dumpf. In der letzten Ausbildungswoche Ende November hat sich in mir etwas ganz wesentlich bewegt, was den Blick auf unsere Beziehung angeht. Ich bin sehr Lehrtherapeutin sehr dankbar für diese Arbeit mit mir, mit uns.
Freitag, 5. Dezember 2025
okavanga, 21:08h
Es gibt eine Situation mit meiner Mutter, wohl schon seit einiger Zeit, aber nun sind mein Bruder und ich sehr beunruhigt. Ich hab Angst um sie, habe ein ganz blödes Bauchgefühl. Bitte noch nicht, denke ich ganz laut in Richtung Universum.
Mittwoch, 3. Dezember 2025
okavanga, 10:13h
Krank, schon wieder. Diesmal weiß ich zumindest, wo ich es her habe. Das halbe Insitut hat rumgerotzt. Ich hoffe inständig, dass ich gestern in der Klinik niemanden angesteckt habe, trotz FFP2 Maske. Heute stellt sich die Frage nach Arbeiten gar nicht mehr. Dabei wollte ich meine letzten 2,5 Wochen in der Arbeit richtig genießen, meine Kolleg:innen am Freitag zu mir einladen, endlich wieder richtig mit Sport durchstarten, Spazierengehen. Stattdessen Bett, Ingwertee, Inhalieren, Nasensalbe, schon nach einem Tag ist alles wund. Die Sprechstundenhilfe am Telefon meint nach der Schilderung meiner Symptome: ich wette, dass sie in den nächsten Tagen noch positiv werden. ich hoffe, sie verliert.
Ach man, es nervt.
Ach man, es nervt.
... older stories

