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Donnerstag, 19. April 2012
Gehi*rnwäsche.
okavanga, 22:56h
"Weißt du, wie das klingt?", fragt sie, "als hätten SIE bei dir Gehir*nwäsche gemacht". Das sagt man mal so. Zu nem Kumpel. Im Spaß. Aber das ist alles kein Spaß mehr.
"Mama", sage ich, "mit jedem Satz beweist du mir, dass du krank bist."
Zu diesem Zeitpunkt haben wir bereits eine Stunde Gespräch hinter uns. Ein Gespräch das freundlich beginnt, in dem man sich erzählt und auch lacht, bis sie zwangsläufig das Gespräch auf IHR THEMA lenkt. Und von da an geht es jedes verdammte mal steil bergab.
Es bahnt sich immer noch einigermaßen harmlos an. Sie erzählt, dass sie jetzt diese Tabletten nimmt (Ab*ilify). Angeblich. Aber ich kommentiere es nur wohlwollend, hinterfrage es nicht. Sie merkt noch nichts, behauptet sie. Das dauert sehr lange, lass dem Körper doch Zeit, meine ich. Und dann versucht sie wieder und wieder mich zu überzeugen. Von ihrer Wahrheit. Von der "Folter", und dass sie Fo*rschun*gsobjekt sei. Von DENEN. Und ALLEM.
Ich versuche dann immer noch, die Eskalation abzuwenden, indem ich sage: "Mama, hör doch endlich auf mich von irgendwas zu überzeugen. Hör auf mit mir darüber zu diskutieren. Wir haben unterschiedliche Standpunkte, und wissen das. Und wissen auch, dass wir uns nur streiten, wenn wir uns auf die Diskussion einlassen. Also lass es doch bitte einfach. Ich will nicht mit dir streiten." Aber sie hört nicht auf. Nie. Manchmal tut sie so als ob, eingeleitet durch ein "also gut.. ich ... blabla... aber... " und an diesem Punkt fängt die Diskussion wieder an.
Und jedes mal endet sie damit, dass einer von uns beiden auflegt. Heute war ich es. Denn dann kam der Gehir*nwäsche-Spruch. Und ich glaube, dass sie danach in der Zeit, in der ich ihr versuchte zu erklären, dass wir nicht die Arschlochkinder sind, für die sie uns hält, dass uns das nicht alles am Arsch vorbei geht. Dass wir uns letztendlich für den Rest unseres Lebens fragen müssen, "warum haben wir nicht mehr gemacht?", wenn sie sich umbringt oder umbringen lässt. Dass wir leiden wie die Säue, seit über 2 Jahren, weil es uns weh tut sie so zu sehen, und weil wir sie nicht verlieren wollen. Und so weiter. Ich glaube, dass sie in all dieser Zeit den Hörer einfach vom Ohr weggehalten hat. So, wie Kinder es oft bei ihren Eltern tun.
Also sage ich: "Du kannst jetzt den Hörer wieder ans Ohr nehmen". Aber es kommt nichts. Ich sage es noch mal. Nur rauschen am anderen Ende, aber sie ist definitiv noch dran. Ich lege auf, und weine.
Ich weine inzwischen sehr sehr selten über sie und uns und dieses Thema. Weil ich wenig Zeit habe, und weil ich Angst davor habe, und weil ich jetzt gelernt habe, dass all die Wut die ich ich habe, und all der Hass und Groll und Unmut und Ärger, nichts ist als grenzenlose Verzweiflung und Traurigkeit. Würde ich das aber alles als Trauer ausleben, ich würde verrückt dabei. Und Zigaretten vermissen.
Und ich denke an diesen Film, von dem ich neulich schrieb, und daran, dass man mit verrückt wird, und ich glaube das ist es, was einen auch daran hindert, die ganze Sache nach außen zu geben. Weil man so sehr mitten drin ist. Und die andere Seite ist: will man ihr die Alternative (Zwangsmaßnahmen am Fließband für voraussichtlich den Rest ihres Lebens, denn ich glaube nicht mehr an Einsicht und Linderung) wirklich zumuten?
Ganz tief in mir habe ich ein grauenhaftes Wissen. Dass es entweder ein eigenhändiger, gewalttätiger Suizid sein wird, den wir verarbeiten müssen, oder einer, den wir begleiten. Andere Optionen kommen in meinen Gedanken an die Zukunft nicht vor.
Es ist schrecklich. Das alles ist schrecklich. Es lähmt und schmerzt und schreit. Und ich kann keinem erklären, wie schrecklich es ist. Außer meinem Bruder. Und der geht gerade nicht ans Telefon. Also betrinke ich mich.
"Mama", sage ich, "mit jedem Satz beweist du mir, dass du krank bist."
Zu diesem Zeitpunkt haben wir bereits eine Stunde Gespräch hinter uns. Ein Gespräch das freundlich beginnt, in dem man sich erzählt und auch lacht, bis sie zwangsläufig das Gespräch auf IHR THEMA lenkt. Und von da an geht es jedes verdammte mal steil bergab.
Es bahnt sich immer noch einigermaßen harmlos an. Sie erzählt, dass sie jetzt diese Tabletten nimmt (Ab*ilify). Angeblich. Aber ich kommentiere es nur wohlwollend, hinterfrage es nicht. Sie merkt noch nichts, behauptet sie. Das dauert sehr lange, lass dem Körper doch Zeit, meine ich. Und dann versucht sie wieder und wieder mich zu überzeugen. Von ihrer Wahrheit. Von der "Folter", und dass sie Fo*rschun*gsobjekt sei. Von DENEN. Und ALLEM.
Ich versuche dann immer noch, die Eskalation abzuwenden, indem ich sage: "Mama, hör doch endlich auf mich von irgendwas zu überzeugen. Hör auf mit mir darüber zu diskutieren. Wir haben unterschiedliche Standpunkte, und wissen das. Und wissen auch, dass wir uns nur streiten, wenn wir uns auf die Diskussion einlassen. Also lass es doch bitte einfach. Ich will nicht mit dir streiten." Aber sie hört nicht auf. Nie. Manchmal tut sie so als ob, eingeleitet durch ein "also gut.. ich ... blabla... aber... " und an diesem Punkt fängt die Diskussion wieder an.
Und jedes mal endet sie damit, dass einer von uns beiden auflegt. Heute war ich es. Denn dann kam der Gehir*nwäsche-Spruch. Und ich glaube, dass sie danach in der Zeit, in der ich ihr versuchte zu erklären, dass wir nicht die Arschlochkinder sind, für die sie uns hält, dass uns das nicht alles am Arsch vorbei geht. Dass wir uns letztendlich für den Rest unseres Lebens fragen müssen, "warum haben wir nicht mehr gemacht?", wenn sie sich umbringt oder umbringen lässt. Dass wir leiden wie die Säue, seit über 2 Jahren, weil es uns weh tut sie so zu sehen, und weil wir sie nicht verlieren wollen. Und so weiter. Ich glaube, dass sie in all dieser Zeit den Hörer einfach vom Ohr weggehalten hat. So, wie Kinder es oft bei ihren Eltern tun.
Also sage ich: "Du kannst jetzt den Hörer wieder ans Ohr nehmen". Aber es kommt nichts. Ich sage es noch mal. Nur rauschen am anderen Ende, aber sie ist definitiv noch dran. Ich lege auf, und weine.
Ich weine inzwischen sehr sehr selten über sie und uns und dieses Thema. Weil ich wenig Zeit habe, und weil ich Angst davor habe, und weil ich jetzt gelernt habe, dass all die Wut die ich ich habe, und all der Hass und Groll und Unmut und Ärger, nichts ist als grenzenlose Verzweiflung und Traurigkeit. Würde ich das aber alles als Trauer ausleben, ich würde verrückt dabei. Und Zigaretten vermissen.
Und ich denke an diesen Film, von dem ich neulich schrieb, und daran, dass man mit verrückt wird, und ich glaube das ist es, was einen auch daran hindert, die ganze Sache nach außen zu geben. Weil man so sehr mitten drin ist. Und die andere Seite ist: will man ihr die Alternative (Zwangsmaßnahmen am Fließband für voraussichtlich den Rest ihres Lebens, denn ich glaube nicht mehr an Einsicht und Linderung) wirklich zumuten?
Ganz tief in mir habe ich ein grauenhaftes Wissen. Dass es entweder ein eigenhändiger, gewalttätiger Suizid sein wird, den wir verarbeiten müssen, oder einer, den wir begleiten. Andere Optionen kommen in meinen Gedanken an die Zukunft nicht vor.
Es ist schrecklich. Das alles ist schrecklich. Es lähmt und schmerzt und schreit. Und ich kann keinem erklären, wie schrecklich es ist. Außer meinem Bruder. Und der geht gerade nicht ans Telefon. Also betrinke ich mich.
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