Samstag, 21. September 2013
Error.
Wenn man dem Vater ins Telefon rotzt, weil man einfach gar nicht mehr weiß, wohin mit sich. Früher dachte ich immer, mein Vater wäre das eigentliche Problem. Heute ist mir klar, ähnlich wie bei Mademoiselle C17, dass es die Mütter sind, die uns vermutlich wesentlich mehr prägen.

Mit jedem Tag, der seit dem letzten Eintrag hier vergangen ist, wünschte ich mir einen Kilometer mehr Distanz zwischen dem verheirateten Mann und mir. Letztens versuchte ich ihm zu erklären, dass ich nicht genau weiß, ob ich meine Gefühle einfach nur abkoppel, oder ob sie einfach nicht da sind. Er reagiert verständnisvoll, aber auf die Art und Weise wie jemand, der zwar hört, aber nicht begreift.

Vor zwei Tagen versuchte ich ihm verständlich zu machen, dass ich ihm das Commitment und die Verbindlichkeit, ebenso wie Meldeverhalten und sonstiges, nicht geben kann und möchte. Er meinte, hm ja ok, er muss sich das öfters sagen, um es nicht zu vergessen. Aber wir müssen da jetzt bitte nicht jeden Abend drüber reden.

Das war glaube ich der Punkt, an dem ich hätte sagen sollen: adieu. Ich möchte keinen Mann, der sich ständig an mich anpasst. Ich möchte einen, der bei sich ist. Und wenn das zufällig mit meinem Tempo und meiner Marschrichtung übereinkommt, wenn er ein Fisch ist, der zufällig im gleichen Meer schwimmt wie ich. Dann ist das schön. Alles andere kann ich nicht, und es wird mir mit jedem Tag klarer, auch wenn es mich in meiner inneren Zerrissenheit (zumindest auf den ersten Blick) keinen Schritt weiter bringt.

Denn es ist genau das, was ebenfalls Mademoiselle C17 von sich sagt. Ich kann mir selbst nicht trauen. Ob das alles nicht geht, weil es eben einfach nicht passt, oder ob es nicht geht, weil ich mich nicht einlassen kann. Auf Neues, auf ihn, auf Bindung, auf.. was weiß ich. Unterm Strich, so komme ich inzwischen aber mit mir selbst überein, ist mir das aber auch egal, denn: es geht einfach nicht.

Was ich vergaß zu erwähnen: ich kann ihn seit einiger Zeit nicht mehr riechen. Anfangs dachte ich, es ist sein Parfum. Ich bat ihn, es nicht mehr zu verwenden. Aber mich abstoßende Geruch verschwand nicht. Bevor wir uns letzten Sonntag für die Sauna trafen, bat ich ihn darum, weder Deo, Parfum noch Creme oder sonstige duftende Dinge zu verwenden, da es für mich von essentieller Wichtigkeit sei, ob der Geruch von ihm selbst ausginge, oder eben nicht.

Dazu kommt: er raucht. Nicht in meiner Gegenwart. Aber bevor (entweder direkt davor, oder am Tag bevor) er mich sieht. Ich selbst bin seit fast einem Jahr Nichtraucher und freue mich darüber jeden Tag aufs neue.

Als wir uns also letzten Sonntag trafen. Da war wieder dieser Geruch, auf den ich einfach nicht klar komme. Auch nach einem halben Tag Sauna war er nicht weg. Wir lagen abends im Bett, und er wollte mit mir schlafen, und ich wollte nicht einmal in den Arm genommen werden und rutschte weg. Dieser Geruch geht einfach nicht. Ist es möglich, dass Nikotin wirklich über so lange Zeit noch über die Hautporen ausdünstet?

Heute gipfelte mein Vermeidungsverhalten in Feigheit. Wir waren für abends verabredet, und mir graute schon den ganzen Tag davor. Ich hatte Bauchschmerzen, die sich noch steigerten als er hier war. Ich aß eine Pizza und wir sahen fern, denn ich war totmüde. Also.... tat ich... als würde ich einschlafen......
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bis er irgendwann meinte, ich solle mich doch richtig ausruhen, und er würde jetzt gehen. Und ich sagte: tschüss. Ich musste sehr an Frau Croco denken, und daran, dass ich wohl doch wieder ausweiche. Aber ich sehe und sehe keine Alternative dazu.

Dafür denke ich seit vielen Tagen an jemand anderen. An den mit den blaugraugrünen Glitzeraugen. An den mit dem Duft nach Sonnencreme, Wasser und Gras. An den, der mich runterbringt, wenn ich am ausflippen bin. An den, an dessen Brust ich mich so geborgen fühle. An den mit der guten Musik. An den, mit dem ich feiern kann, grillen kann, weinen kann. Der mich fest in die Arme nimmt, der nicht viel sagen muss. An den, mit dem es so viele kuriose Situationen gab in diesem Sommer, aus denen ich rausgegangen bin, oder er, weil .. wir doch einfach nur Freunde sind. An den, bei dem ich so rasend eifersüchtig war, im Frühsommer, was ich mir überhaupt nicht erklären konnte, denn wir sind doch ... nur Freunde. So seelenverwandt. Auch hier zitiere ich gerne wieder Mademoiselle C17, den Vergleich fand ich so schön: Isolde will doch nur träumen. Ja, das möchte der auch. Und ich auch. Und vielleicht wäre es ja ganz schön das gemeinsam zu tun. Ich hätte heute so gerne mit ihm Spaghetti Bolognese gekocht. Denn kochen, das kann er. Und pragmatisch sein auch. Und clever. Und so lustig. Manchmal aber auch peinlich. Er fehlt mir sehr.
Aber wie könnte ich das ernst nehmen?

Ich bin die, die ich bin, und ich traue mir selbst nicht. habe kein Vertrauen in mich, und meine Gefühle. Und es gibt soviel, was rational gegen diesen Menschen spricht. Massiv! Und ich fühle bestimmt sowieso wieder nur so, weil ich ihn die ganze Zeit auf Distanz halte.

Ich bin wie meine Mutter, und will es nicht sein, ich rufe meinen Vater an, heule und rotze ins Telefon, fühle mich wie ein wahnsinns Arschloch, der verheiratete Mann hatte doch Sonnenblumen mitgebracht, und ist doch ein ganz Netter, und überhaupt. Aber statt des erwarteten Unverständnis ernte ich Verständnis und ein warmes Gespräch. Sprich auch mal mit deiner Mutter darüber, empfiehlt er mir zwischendrin, und ich weiß, dass er recht hat. Ich bin froh dass ich dieses Gespräch mit ihm haben kann, und so kann ich für einen kurzen aber guten Moment nicht das ganze Ausmaß an Angst vor mir selbst und meinem Leben spüren.

und dann macht er sets, von denen ich genau weiß, für wen er sie macht. oder an wen er dabei denkt. auch wenn er nicht sicher sein kann, dass ich sie höre. er sagt immer, er spürt es. genau wie ich.
~ Worakls Feat. Coni - Siehst Du Nicht (Original Mix)


Seelenheil ~ ... link (10 Kommentare)   ... comment