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Montag, 6. April 2020
WmDedgT 04/20: bitte umarme mich!
okavanga, 00:58h
Die April 2020 Edition zu Frau Brüllens Frage: was machst du eigentlich den ganzen Tag?
Um 7.16 schreit die Katze so hartnäckig, dass ich kapituliere. Inzwischen ist es so, dass ich, einmal aufgestanden, nicht wieder einschlafen kann. Nach der Raubtierfütterung Zeitungen gelesen. Irgendwann beschlossen, dass heute nicht nochmal so ein Bett-Tag wie gestern werden kann.
Aufgestanden, grünen Smoothie gemacht und viele Brote mit Avocado und einem Aufstrich, der süchtig macht.
In Di*scord eingeloggt und nachgesehen, ob es neue Nachrichten im Kontext des neuen Semesters gibt. Durch einige Kanäle und Chats gewühlt. Mag das ja nicht, wenn man auf so vielen verschiedenen Plattformen und Kommunikationskanälen unterwegs sein muss. Was es da nicht alles gibt heutzutage. Für mein Gehirn ist das eher anstrengend, die Infos aus den unterschiedlichen Kanälen zusammenzubringen.
Eine Mitstreiterin schreibt, dass es bei Springer momentan gute Lehrbücher zum kostenlosen Download gibt. Ich suche und finde. Toll sowas! Vielleicht hat jemand von euch auch Bedarf und Interesse, wenn ja: hier klicken.
Nebenbei höre ich Deutschlandfunk Kultur, Eins plus. Was ist spannender als Geschichten aus dem Leben?
Muss aufpassen momentan, dass ich nicht mental wegsacke. Was oft hilft ist ein Plan mit grundlegenden Dingen, die Ordnung schaffen, wie z.B. Bett neu beziehen, staubsaugen, Wäsche waschen. Das tue ich dann auch. Dabei stelle ich fest, dass die Katze, die gerne auf meinen Stiefeln liegt wenn ich sie nicht wegräume, wohl neulich auf die Stiefel gekotzt hat. Es ist inzwischen angetrocknet. Vielleicht möchte sie sagen: Winter ade?
Übrigens interessant: je mehr ich disconntected bin zur Außenwelt, desto mehr scheinen die Katze (haha nicht Kotze) und ich mental connected zu sein. Es ist in den letzten Tagen oft so, dass ich z.B. im Wohnzimmer am Schreibtisch sitze und denke: wo mag das Monster wohl sein? Und 30 Sekunden später schleicht sie rein. Überhaupt. Ohne diese Katze. Es wäre nicht auszuhalten.
Etwas verzweifelt frage ich den Kollega, ob wir uns nicht für ein Coffee-Hangout verabreden wollen. Das tun wir dann, aber es wird nicht dazu kommen, weil er es vergisst, und da er mir nicht geantwortet hatte, um wieviel Uhr, macht das auch nichts, denn so lange ist ja nicht wirklich etwas konkretes ausgemacht.
Trotzdem schwer für mich heute. Kämpfe seit dem Aufwachen immer wieder mit den Tränen, denke mir aber: reiss dich zusammen. Wie blöd, eigentlich, ich hätte es einfach laufen lassen sollen.
Nach dem Staubsaugen gibts Essen, selbstgemachte Pizza. Nur semi-zufrieden, aber immerhin satt. Ein bisschen Serie geschaut. "Unorthodox". Nach "Freud" (wasn Schund - wenn ihr es gesehen habt, würde mich eure Meinung interessieren) so eine Wohltat!
Dabei fallen mir die Augen zu und ich lege mich 30 Minuten im frisch bezogenen Bett ab. Es fällt mir schwer, mich danach wieder zu erheben, aber ich weiß, dass es sein muss, denn ich kenne dieses Schema viel zu gut, und es ist NICHT gut, denn es hat nichts mit echter Müdigkeit zu tun.
Also raffe ich mich auf und trete einen Spaziergang an, mit dem Ziel die Karten in die Briefkästen der Freund*innen zu werfen, die in den Quadraten oder näherer Umgebung liegen. Es handelt sich dabei um Dankes-Karten für die Geburststagsgäste, mit Fotos von ihnen, und einem kleinen persönlichen Text. Liebe verteilen, denk ich mir, damit kann man ja nix falsch machen. Derweil fragt die Nachbarin, ob ich ihre alten Sitzpolster für die Gartenstühle auf dem Balkon möchte. <3
Luft und Sonne tun gut, auch wenn immer wieder Pipi in die Augen steigt. Am liebsten würde ich jede*n Fremde*n der mir begegnet anflehen: bitte umarme mich. Aber kommt wahrscheinlich nicht nur in Cor*na-Zeiten eher fragwürdig rüber.
Die Nachbarin schlägt einen Plausch im Hof vor (ich erwähne jetzt nicht immer, dass Treffen entweder Online oder mit mind. 2 Meter Abstand geschehen). Freue mich und sage ihr, dass ich mich melde wenn ich vom Spaziergang zurück bin.
Wieder zu Hause schnell Hände waschen. Nachbarin informieren. Unten treffen. Sie bringt zwei Plastikbecher mit Wein. Ich überreiche ihr die für sie gebastelte Dankes-Karte. Sie überreicht mir eine Wellness-Maske für die Hände. Ich bin so froh, dass es diese Frau gibt.
Wir wandern vor zum Kanal, ich nehme eine Stuhl mit. Sie setzt sich auf eine Bank, ich mich in ihre "Nähe". Wir plauschen, bis eine Horde wilder Jugendlicher kommt. Einer isst Sonnenblumenkerne. Die Schalen spuckt er aus - meiner Nachbarin in den Rücken. Ich bin außer mir, nicht nur, weil sie eine Lungenerkrankung hat. Diese Ignoranz, die insbesondere hier im Viertel und am Kanal verbreitet ist, kotzt mich immer mehr an.
"He, kannst du bitte nicht spucken? Das geht einfach nicht!" Der Junge schaut mich nur blöd an. "Du hast gerade gespuckt." "Ja man, und?" sagt er. Ich würde ihn gerne erwürgen, aber auch das ist nicht nur in Cor*na -Zeiten keine gute Methode, mir schon klar. Da kommt ein anderer Typ mit seiner Gang vorbei, etwas älter als die anderen. "Benehmt euch, sie hat recht, hört was die Dame sagt." "Jaja..." sagt der Youngster.
Die Nachbarin sagt: lass uns gehen, wir regen uns auf. Also gehen wir, und regen uns ab, und ich bin froh über unsere kleine Exkursion. Hole noch ein Päckchen in der Packstation mit Büchern für das neue Semester. Mein letztes Semester! Dann nur noch die BA.
Zuhause gibts eine Runde Yoga, dann eine kleine Portion Pasta mit dem ersten grünen Pfälzer Spargel. Wahnsinnig köstlich. Meine Mutter fragt, ob alles ok ist, weil ich seit 3 Tagen nicht auf ihre Anrufe reagiere. Aber ich weiß was sie will, das packe ich gerade nicht. Vertage es auf Morgen, ebenso ein Telefonat mit der F.
Dann Tagesschau, Tatort. Solche Routinen helfen mir, sie trösten mich.
Mit dem Kollega für morgen zum Kaffee verabredet. Mal sehen, vielleicht taucht er wieder in Bademantel und mit wilden Haaren auf. Als ich ihn neulich so das erste mal gesehen habe, bin ich etwas erschrocken (belustigt), wir kennen uns so ja sonst nicht. Ach. Wir fehlen uns, unsere Spaziergänge, unsere Kaffeetermine.
Ich schimpfe ja oft über Menschen. Oft sind sie mir zuviel, es geht nur in bestimmten Dosen, sonst kosten sie mich ebensoviel Kraft, wie sie mir Freude schenken. Kommt vielleicht auch mit den interaktionsreichen beruflichen Tätigkeiten, bei Brot-und-Butter wie auch in der neuen Welt.
Derzeit merke ich, dass ich Menschen viel mehr mag, das ich mir das eingestehen will. Und ich habe etwas beschlossen. Ich will nicht alleine alt werden. Wie auch immer das aussehen mag.
LeSchwe sendet noch ein liebes Video mit Grüßen zur Nacht. So kann ich ruhigen Herzens ins Bett gehen.
Gute Nacht, ihr alle da draußen.
Um 7.16 schreit die Katze so hartnäckig, dass ich kapituliere. Inzwischen ist es so, dass ich, einmal aufgestanden, nicht wieder einschlafen kann. Nach der Raubtierfütterung Zeitungen gelesen. Irgendwann beschlossen, dass heute nicht nochmal so ein Bett-Tag wie gestern werden kann.
Aufgestanden, grünen Smoothie gemacht und viele Brote mit Avocado und einem Aufstrich, der süchtig macht.
In Di*scord eingeloggt und nachgesehen, ob es neue Nachrichten im Kontext des neuen Semesters gibt. Durch einige Kanäle und Chats gewühlt. Mag das ja nicht, wenn man auf so vielen verschiedenen Plattformen und Kommunikationskanälen unterwegs sein muss. Was es da nicht alles gibt heutzutage. Für mein Gehirn ist das eher anstrengend, die Infos aus den unterschiedlichen Kanälen zusammenzubringen.
Eine Mitstreiterin schreibt, dass es bei Springer momentan gute Lehrbücher zum kostenlosen Download gibt. Ich suche und finde. Toll sowas! Vielleicht hat jemand von euch auch Bedarf und Interesse, wenn ja: hier klicken.
Nebenbei höre ich Deutschlandfunk Kultur, Eins plus. Was ist spannender als Geschichten aus dem Leben?
Muss aufpassen momentan, dass ich nicht mental wegsacke. Was oft hilft ist ein Plan mit grundlegenden Dingen, die Ordnung schaffen, wie z.B. Bett neu beziehen, staubsaugen, Wäsche waschen. Das tue ich dann auch. Dabei stelle ich fest, dass die Katze, die gerne auf meinen Stiefeln liegt wenn ich sie nicht wegräume, wohl neulich auf die Stiefel gekotzt hat. Es ist inzwischen angetrocknet. Vielleicht möchte sie sagen: Winter ade?
Übrigens interessant: je mehr ich disconntected bin zur Außenwelt, desto mehr scheinen die Katze (haha nicht Kotze) und ich mental connected zu sein. Es ist in den letzten Tagen oft so, dass ich z.B. im Wohnzimmer am Schreibtisch sitze und denke: wo mag das Monster wohl sein? Und 30 Sekunden später schleicht sie rein. Überhaupt. Ohne diese Katze. Es wäre nicht auszuhalten.
Etwas verzweifelt frage ich den Kollega, ob wir uns nicht für ein Coffee-Hangout verabreden wollen. Das tun wir dann, aber es wird nicht dazu kommen, weil er es vergisst, und da er mir nicht geantwortet hatte, um wieviel Uhr, macht das auch nichts, denn so lange ist ja nicht wirklich etwas konkretes ausgemacht.
Trotzdem schwer für mich heute. Kämpfe seit dem Aufwachen immer wieder mit den Tränen, denke mir aber: reiss dich zusammen. Wie blöd, eigentlich, ich hätte es einfach laufen lassen sollen.
Nach dem Staubsaugen gibts Essen, selbstgemachte Pizza. Nur semi-zufrieden, aber immerhin satt. Ein bisschen Serie geschaut. "Unorthodox". Nach "Freud" (wasn Schund - wenn ihr es gesehen habt, würde mich eure Meinung interessieren) so eine Wohltat!
Dabei fallen mir die Augen zu und ich lege mich 30 Minuten im frisch bezogenen Bett ab. Es fällt mir schwer, mich danach wieder zu erheben, aber ich weiß, dass es sein muss, denn ich kenne dieses Schema viel zu gut, und es ist NICHT gut, denn es hat nichts mit echter Müdigkeit zu tun.
Also raffe ich mich auf und trete einen Spaziergang an, mit dem Ziel die Karten in die Briefkästen der Freund*innen zu werfen, die in den Quadraten oder näherer Umgebung liegen. Es handelt sich dabei um Dankes-Karten für die Geburststagsgäste, mit Fotos von ihnen, und einem kleinen persönlichen Text. Liebe verteilen, denk ich mir, damit kann man ja nix falsch machen. Derweil fragt die Nachbarin, ob ich ihre alten Sitzpolster für die Gartenstühle auf dem Balkon möchte. <3
Luft und Sonne tun gut, auch wenn immer wieder Pipi in die Augen steigt. Am liebsten würde ich jede*n Fremde*n der mir begegnet anflehen: bitte umarme mich. Aber kommt wahrscheinlich nicht nur in Cor*na-Zeiten eher fragwürdig rüber.
Die Nachbarin schlägt einen Plausch im Hof vor (ich erwähne jetzt nicht immer, dass Treffen entweder Online oder mit mind. 2 Meter Abstand geschehen). Freue mich und sage ihr, dass ich mich melde wenn ich vom Spaziergang zurück bin.
Wieder zu Hause schnell Hände waschen. Nachbarin informieren. Unten treffen. Sie bringt zwei Plastikbecher mit Wein. Ich überreiche ihr die für sie gebastelte Dankes-Karte. Sie überreicht mir eine Wellness-Maske für die Hände. Ich bin so froh, dass es diese Frau gibt.
Wir wandern vor zum Kanal, ich nehme eine Stuhl mit. Sie setzt sich auf eine Bank, ich mich in ihre "Nähe". Wir plauschen, bis eine Horde wilder Jugendlicher kommt. Einer isst Sonnenblumenkerne. Die Schalen spuckt er aus - meiner Nachbarin in den Rücken. Ich bin außer mir, nicht nur, weil sie eine Lungenerkrankung hat. Diese Ignoranz, die insbesondere hier im Viertel und am Kanal verbreitet ist, kotzt mich immer mehr an.
"He, kannst du bitte nicht spucken? Das geht einfach nicht!" Der Junge schaut mich nur blöd an. "Du hast gerade gespuckt." "Ja man, und?" sagt er. Ich würde ihn gerne erwürgen, aber auch das ist nicht nur in Cor*na -Zeiten keine gute Methode, mir schon klar. Da kommt ein anderer Typ mit seiner Gang vorbei, etwas älter als die anderen. "Benehmt euch, sie hat recht, hört was die Dame sagt." "Jaja..." sagt der Youngster.
Die Nachbarin sagt: lass uns gehen, wir regen uns auf. Also gehen wir, und regen uns ab, und ich bin froh über unsere kleine Exkursion. Hole noch ein Päckchen in der Packstation mit Büchern für das neue Semester. Mein letztes Semester! Dann nur noch die BA.
Zuhause gibts eine Runde Yoga, dann eine kleine Portion Pasta mit dem ersten grünen Pfälzer Spargel. Wahnsinnig köstlich. Meine Mutter fragt, ob alles ok ist, weil ich seit 3 Tagen nicht auf ihre Anrufe reagiere. Aber ich weiß was sie will, das packe ich gerade nicht. Vertage es auf Morgen, ebenso ein Telefonat mit der F.
Dann Tagesschau, Tatort. Solche Routinen helfen mir, sie trösten mich.
Mit dem Kollega für morgen zum Kaffee verabredet. Mal sehen, vielleicht taucht er wieder in Bademantel und mit wilden Haaren auf. Als ich ihn neulich so das erste mal gesehen habe, bin ich etwas erschrocken (belustigt), wir kennen uns so ja sonst nicht. Ach. Wir fehlen uns, unsere Spaziergänge, unsere Kaffeetermine.
Ich schimpfe ja oft über Menschen. Oft sind sie mir zuviel, es geht nur in bestimmten Dosen, sonst kosten sie mich ebensoviel Kraft, wie sie mir Freude schenken. Kommt vielleicht auch mit den interaktionsreichen beruflichen Tätigkeiten, bei Brot-und-Butter wie auch in der neuen Welt.
Derzeit merke ich, dass ich Menschen viel mehr mag, das ich mir das eingestehen will. Und ich habe etwas beschlossen. Ich will nicht alleine alt werden. Wie auch immer das aussehen mag.
LeSchwe sendet noch ein liebes Video mit Grüßen zur Nacht. So kann ich ruhigen Herzens ins Bett gehen.
Gute Nacht, ihr alle da draußen.
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