Samstag, 18. Juli 2020
Heute fand eine Quartiersveranstaltung im Kiez statt, auf dem Quartiersplatz, der (noch) in öffentlicher Hand ist. Zum einen war es sehr erleichternd, dass es scheinbar nicht nur mein subjektives Empfinden ist, dass Feier- und Saufkultur eskaliert. Vom "Ballermann Mannheims" ist inzwischen die Rede. Und ausgerechnet ein Grünen-Stadtrat sowie ein Immobilieninvestor, dem sowieso schon der halbe Kiez gehört, treiben den weiteren Ausverkauf an Gastronomie und Partyvolk voran.

Der Quartiersplatz soll in privatwirtschaftliche Hände gegeben werden, mit Bewirtschaftung z.B. in Form eines Kiosks. Jetzt muss man als jemand der hier nicht wohnt oder verkehrt wissen: das bedeutet unverschämte Preise und weitere Attraktion von Menschen, die hier eh niemand haben will. Neulich kam es auf jenem Platz und am Kanal zu dubiosen Handgemengen und Massenschlägereien, das Wort Stuttgart will in dem Kontext keiner in den Mund nehmen, aber es schwebt über allem: würden wir das hier nachts räumen wollen, so müssten wir mit Hundertschaften anrücken, so wohl eine Aussage der Mannheimer Polizei zur aktuellen Situation.

Weitere Pläne der illustren Initiative "Westwind": die "kontrollierte Entfesselung von Gastro- und Einzelhandel zur Stärkung der Funktion von Gastronomien in Stadtteilen und mehr soziale Kontrolle" (hahahaha). Dazu versteht man unter anderem eine unkomplizierte Erweiterung der Außenbestuhlung, Verlängerung der Sperrstunden im Außenbereich, Unterstützung und Ausbau von Gastronomie. Wie das zur Entspannung des sowieso schon krass angespannten Verhältnisses zwischen Bewohnern und Gastro führen soll - ein kleines Rätsel.

Auch wenn ich von "Belebung des öffentlichen Raums" lese: Fucking hell, es ist hier belebt als gäbs kein morgen mehr! Wie soll das denn aussehen? Und wo sollen wir denn dann die weitere Kacke, Pisse und Kotze stapeln? IN unseren Briefkästen, statt bisher nur daran und davor? Und gibts dann Ohrenstöpsel for free für alle Anwohner?

Das macht mich alles wahnsinnig wütend, und zum Glück nicht nur mich. Aber Hoffnung hab ich wenig. Neben Studium und Arbeit habe ich kaum Luft, doch ich überlege mich hier im Quartier mit zu engagieren. Diese weitere Kommerzialisierung des öffentlichen Raums kann ich nicht mehr wortlos hinnehmen.

Als weiterer Bauplan liegt wohl der eines Hotels in - wie eine Sprecherin vorhin betonte - klimaneutraler Bauweise über dem Parkplatz am Neckar vor. Da muss ich jetzt mal echt sagen: ich scheiss auf eure klimaneutrale Hipsterbude. Toll für unser Klima fände ich: baut auf den Parkplatz einen weiteren, am besten sogar 2- oder 3-stöckig, und sperrt endlich die Raser, Protzer und Poser aus dem Kietz, die ganzen Touris die auf Gehwegen und in zweiter Reihe parken, so dass kein Rollstuhlfahrer mehr durch kommt. Und somit hätten auch endlich die Anwohner mehr Parkfläche. Was soll hier ein Hotel? NOCH mehr Menschen?

Dafür gefällt mir Punkt 5 auf dem Wisch sehr gut. Hahaha. Was hier fehlt ist Grün. Wenn von "urbanen Landschaften" gesprochen wird: was is das?
Wir brauen Grün, und Begegnungsstätten ohne Konsumpflicht oder sonstige Kosten.

Und wie nett, dass wir über eine Beibehaltung mitentscheiden dürfen. Schön wäre es, schon viel früher einbezogen zu werden.

Boah bin ich wütend.

Es heißt immer, keine Gruppe ist wichtiger als die andere hier im Jungbusch. Als letztes werden hier aber wirklich die Anwohner von den Investoren äh Hunden gebissen. Auch in Form von Mietpreisen, die wir dem wundervollen Immobilieninvestor verdanken, der sich jetzt hier so sehr einsetzt für eine bessere Rendite äh Stadt.