Freitag, 10. Dezember 2021
Moment.
Dieses Wesen rührt mich. Sie musste so viel mitmachen seit April. Den Umzug, die Erkrankungen, die unzähligen Tierarztbesuche, unterschiedlichste medikamentöse Behandlung, Tabletten oral oder im Futter, Spritzen (entweder spitze in den kleinen Körper, oder Plastik in den Mund), den Rückzug, und weiter ging die Odyssee.

Und doch scheint für sie nur der Moment zu zählen. Liegt friedlich neben mir, oder schreit voller Hingabe nach Futter. Oder genießt es einfach nur sich auf mir ausgestreckt zu räckeln, auf den Rücken zu rollen, leise zu gurren und laut zu schnurren. Alles andere ist für den Moment egal. Es zählt einfach immer nur das Jetzt.

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Liege im Bett, mit hammer Kopfschmerzen, und realisiere in einem kurzen Moment, was da eigentlich los war seit Mittwoch und wie mitgenommen ich davon bin.

Dass die Katze währenddessen auf ihrem Platz unterhalb der Balkontür (innen natürlich) liegt, das begreife ich gar nicht wirklich, oder vielleicht eben doch auch kurz in diesem Moment. Sie ist noch nicht weg, und wie das ging, das verstehe ich selbst nicht. Es ist ein hartnäckiger, optimistischer Tierarzt, vermutlich.

Mit einem dritten Anfall hatte ich gerechnet, allerdings nicht so spät. Er kam "erst" gestern früh morgens um 6 Uhr, als die Katze aufstand und ich auf Essenssuche begab. Danach habe ich mich von ihr verabschiedet, bis 9 Uhr, dann standen wir beim Tierarzt auf der Matte, bereit für das, was unvermeidbar erschien. Ich meine, womit hätte ich rechnen sollen, bei einer vermeintlichen Lymphomkatze mit Entzündung im Kopf und drei epileptischen Anfällen innerhalb von etwa 15 Stunden.

Der TA erkundigt sich nach Anfalldauer, Regenerationsdauer, Zustand nach der Regeneration. Stellt fest, dass das Tier munter aus dem Korb kuckt und keinen leidenden Eindruck macht. Ja, leider, sage ich, denn das würde es mir wirklich leichter machen. Da scheint seine Kampfeslust geweckt, und er meint, wäre es seine Katze, er würde es jetzt doch noch probieren mit Antiepileptika, bis vielleicht die Entzündung im Kopf zurückgeht, so sie denn zurückgeht. Und bis das Antiepileptikum wirkt, das dauere immer etwas, spritzt er ihr Valium zum Entspannen/ Entkrampfen. Sie verträgt es ganz gut, torkelt wie ein betrunkener Matrose durch die Wohnung, scheint dabei aber frohen Mutes und vor allem hungrig. Diese Katze ist ein Kuriosum. Einen weiteren Anfall hat sie seither nicht mehr gehabt.

Die Enzündung, das muss ich vielleicht kurz erläutern, hat ihren Anfang in der unbehandelten Mittelohrentzündung gefunden. Da die Katze seit des Rückzugs nach MA mit der moderaten Kortisondosis nicht mehr wirklich stabil wurde was Erbrechen und Durchfall angeht, gab er ihr letzten Freitag eine Kortison-Depotspritze. Das hat natürlich wieder wie ein Hammer auf das Immunsystem gewirkt und vermutlich die Kopfentzündung (erneut) getriggert. Bemerkt habe ich das an leichtem Schniefen, und häufigerem Kopfschütteln, so fing das auch damals mit dem Ohr an. Das war der Grund, warum ich am Mittwoch zu ihm bin, ohne Katze, und er gab mir ein flüssiges Antibiotikum für diese Kopfentzündung zum ins Maul spritzen.

Tja, naja, und dann kam am Mittwoch Nachmittag der erste Anfall. Er hatte die Katze auch geröntgt um zu prüfen, ob ggf. Metastasen gestreut haben, dann könnten die Anfälle auch darauf zurückzuführen sein. Den Kopf röntgt man wohl nicht? Oder vielleicht erkennt man da nichts? Habe nicht gefragt, jedenfalls röntgte er den Rumpf und sah auf der Lunge nichts und anderweitig. Wären hier Metastasen zu sehen gewesen, wäre es für ihn relativ eindeutig und somit auch ... entschieden gewesen.

Irgendwie fühle ich mich schlecht, ich glaube nach außen liest es sich wie Folter, dass ich das Tier noch am Leben habe. Tatsache ist aber, und das ist wirklich kaum zu glauben, dass die Katze abgesehen von den Anfällen einen völlig munteren Eindruck macht. Sie kann nach Futter schreien wie eine Wilde, kuschelt gerne, will mit dem Paketband spielen, ist da. Zieht sich nicht zurück. Wie der TA zusammenfasste: einen leidenden Eindruck macht sie nicht.

Vielleicht hat die Katze auch 7x7x7 Leben. Dabei bleibe ich sehr skeptisch, wage nicht zu hoffen, wo ich doch merke seit Tagen, wie stark Hoffnung ist. Hoffnung. Vielleicht das stärkste überhaupt, was wir Menschen haben. Ich kenne nichts, was stärker ist, vielleicht Überlebenswille, aber zieht auch der nicht Kraft aus der Hoffnung, überleben zu können? Ob die Katze Hoffnung hat? Der Tierarzt meinte, manchmal könne er genau sehen, dass Tiere gehen wollen. Dieses Exemplar scheint ihm noch gar kein Bedürfnis zu haben.

Es bleibt abzuwarten.

Achso, eins noch, denn ich musste sofort an Frau Croco denken: dieser Tierarzt testete nochmals auf Giardien. In Hof wurde sie auch getestet, allerdings nur mit Eintagesprobe, wohl aber anhand eines Markers, der eindeutig sein soll. Damals war es negativ. Diesmal war es eine Dreitagesprobe, und sie war positiv. Entweder das Ergebnis war damals falsch-negativ, oder die Katze hat sich zusätzlich in den letzten Monaten noch Giardien zugezogen. Wo und wie auch immer! Oder ob Giardien lange ruhen können, wie aus Tierheimzeit, und erst später aktiv werden? Der Tierarzt möchte außerdem noch das Futter umstellen und die Giardien behandeln, falls sich die ersten Baustellen als gelöst erweisen sollten. Es wäre grotesk, wenn das alles dann des Rätsels Lösung gewesen sein sollte. Er selbst glaub das auch nicht so recht, vermutet Giardien auch eher als weitere Baustelle zusätzlich zu Lymphomen, das häufige Erbrechen steht eher nicht im Zusammenhang mit Giardien. Aber ja. Frau Croco fragte hier damals noch nach Giardien. :-)

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