Mittwoch, 18. Januar 2023
Glück ghabt.
Mitpatientin liest in unserer Messenger-Gruppe ein Kapitel aus Mariana Lekys "Kummer aller Art" ein. Ich mag ihre Lesestimme so gerne. Und es erinnert ich daran, wie sie, ein Mitpatient, ich und manchmal auch noch andere uns jeden Sonntag Abend um 20:15 Uhr zum gegenseitigen Vorlesen trafen. Wir sind alle drei Tatort-Kucker, und das war unser Ersatz. Es ist eine schöne, wärmende Erinnerung.
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Sehr intensive, anstrengende, bereichernde Therapiestunde gehabt. Ich wünschte, ich hätte danach nicht sofort in ein Arbeitsmeeting gemusst, hätte mir gerne einiges aufgeschrieben. Manches ist schon wieder so weit weg. Vielleicht denke ich gleich in Ruhe noch ein bisschen darüber nach. In Erinnerung ist mir geblieben, dass ich nach offiziellem Abschluss der Stunde noch etwas zur Psychotherapeutenausbildung in Tiefenpsychologie fragte: dass sich mir das alles doch schon als relativ komplex darstellt, mit der Psychodynamik, und ich vielleicht zu blöd dafür bin, und vor allem, ob das bei dem, was ich so mitbringe, nicht vielleicht auch gefährlich sei, ausgerechnet in diese Richtung zu gehen. Gefährlich für mich, oder gar die Patienten. Er lachte, nicht auslach-mäßig, sondern ganz herzlich, und sagte: "Frau Oka, die therapeutische Distanz verbietet es mir, Sie nun zu umarmen, aber ich sage es jetzt mal so: das dürfte für Sie überhaupt gar kein Problem sein. Im Gegenteil. Sie sind geradezu dafür prädestiniert. Das ist schon alles ganz gut, was Sie da vorhaben."
Das hat mich sehr gerührt.
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Arbeitsmeeting auch intensiv, und unglaublich schön: zum ersten mal seit Corona habe ich mein komplettes Team live mit Umarmen gesehen. Zum Abschluss waren wir noch gemeinsam Abendessen. So viel Glück, mit dem Team, mit meinem Chef. In all der Herausforderung um mich rum und an mich stellt meine Arbeit eine ungeahnt wichtige Konstante dar.
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Als ich heimkomme, spielt im Innenhof der Nachbarsjunge Fußball. Ich bleibe stehen, spreche ihn an, er erklärt mir ganz viel über Fußball und Fußballer. Ronaldo ist sein Favorit. Er zeigt mir verschiedene Schusstechniken für Elfmeter, und welcher Fußballer wie danach jubelt. Irgendwann ruft sein Papa ihn, aber er möchte mir lieber noch ein bisschen was zeigen.
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Gestern mit einer anderen Mitpatientin gesprochen, der N., meiner Zimmermitbewohnerin, die gerade durch Asien reist. Wenn sichs finanziell für mich ausgeht, treffen wir uns vielleicht auf den Philippinen. Danach gibts dann zwar ein Jahr lang nur noch trocken Brot, aber es wäre so schön, wenn das klappt. Nach unserem Telefonat schreibt sie mir eine Nachricht. Es ist so ein Glück, sie in meinem Leben zu haben. Überhaupt. Diese Klinikzeit. !
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Und dann habe ich so ganz allgemein einfach verdammt viel Glück, inmitten von all dem.

Glück g'habt ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment