Montag, 2. März 2020
Ob es am Reisen im Allgemeinen liegt, oder an Frankfurt im Besonderen - wer weiß das schon. Heute waren dort jedenfalls wieder alle sehr kontaktfreudig, sogar ich. Und das in Virus-Zeiten, man stelle sich das vor.

Beim Wasserkauf vor der Prüfung steht in der Warteschlange an der Kasse vor mir ein attraktiver Mann, der sich Bleistifte und Radiergummi kauft. Ich muss grinsen und frage einfach direkt: "Du schreibst auch gleich Prüfung, oder?" Er nickt etwas apathisch, verabschiedet sich und geht, wartet ein paar Schritte später aber doch. Es stellt sich heraus, dass wir die gleiche Klausur schreiben. Gemeinsam begeben wir uns zum Schafott. Das ist dann so lala, bei ihm wie bei mir. Ein Todesurteil ist es wohl nicht, aber ob es meinen Streberansprüchen genügt... naja.

Beim Rausgehen mit der neuen Bekanntschaft begegne ich einem jungen Mann, den ich bei der Präsenzveranstaltung im Januar kennengelernt habe. Wir philosophieren zu dritt amateurhaft über die Fragen, die erste Bekanntschaft verabschiedet sich nach einem Kontaktdatenaustausch, der junge Mann und ich fahren gemeinsam zum Hauptbahnhof. Es ist ein lustiger Schnack, er kommt aus dem Taunus, ich soll da doch mal vorbeischauen, um sein Guerilla Gardening zu bestaunen. Warum nicht? Erstmal tschüss und weiter gehts.

Im Regionalexpress Richtung Flughafen erzählt die Schaffnerin uns (das sind die Menschen, die im Gang rumsitzen und ich) aus dem Leben ihres Zugbegleiterinnen-Daseins in FFM und Region. Zum Beispiel, wie eine Kollegin 50.000 Euro im Zug-WC fand, sind einfach so unter dem Waschbecken rausgefallen, bumms da waren sie. War Drogengeld, die schicken da wohl öfters was auf den Strecken hin und her. Da ich direkt neben dem WC sitze, denke ich laut darüber nach, da doch gleich mal einen Blick zu riskieren. "Aber selbst wenn, wollen Sie sich wirklich mit der Drogen-Mafia anlegen, wegen 50.000 Euro?" Was bin ich doch naiv. So sehe ich also von einer Begehung des WCs ab.

Am Flughafen Umstieg in einen ICE zurück nach Mannheim. Am Bahngleis nur wenige Schritte neben mir ein Herr. Wir versuchen angestrengt der Bahnsteig-Durchsage zu folgen, verstehen aber beide kein Wort, wie wir uns durch Gesten kenntlich machen. Am Ende landen wir beide im richtigen Zug. Durch unseren Gestenaustausch fühlt der Herr sich mir wohl verbunden und setzt sich auf den Zweierplatz jenseits des Gangs auf der Höhe meines Zweierplatzes. Und schon sind wir im Gespräch.

Er stellt sich mit Handschlag vor und berichtete, dass er gerade aus Athen käme, dort besuchte er eine Hochzeit mit 250 Gästen. "Moderat, eher normale Größe. Also 300 wären normal." Na das muss ein rauschendes Fest gewesen sein. "Naja, mal so mal so, manchmal ist es manchen zuviel, und sie weinen viel, oder jemand bekommt einen Herzinfarkt. Oder man streitet. Kann alles passieren." Das stimmt wohl.

Kurz vor Mannheim bat er mich um meine Kontaktdaten. Ich wies ihn ausdrücklich darauf hin, dass ich sehr schlecht bin im Halten von Kontakten, er sich aber gerne melden kann, wenn er mal in Mannheim ist. Zum Abschied gibt es wieder einen festen Händedruck, einen ziemlich langen. So lang, dass er mich aus diversen Gründen nervös werden lässt. Aber was hilfts. Durch ein ähnliches kleines Überraschungspaket müssen auch alle Geburtstagsgäste nächsten Samstag, die F. ist frisch aus China zurück.

Und jetzt: Prosecco!






Sonntag, 1. März 2020
Morgen steht die letzte klassische Klausur im Rahmen des Studiums an. Im Sommer gilt es noch eine Hausarbeit zu schreiben. Geplant war ab Herbst die Bachelor-Arbeit, aber die Wahl- und Vergabefristen sind so unglücklich, dass man wohl erst Ende Januar damit starten kann. Hätte ich mich vorher schlau gemacht, hätte ich einige Module anders gelegt, aber et kütt wie et kütt. Bedeutet von September bis Ende Januar: Leerlauf (abgesehen vom Brot- und Butterjob, und ja, vergleichsweise ist das dann echt Leerlauf). Das wird ungewohnt, ist aber sicher eine gute Idee. Im Hinterkopf nach wie vor die Südafrika-Idee.

In der neuen Welt arbeite ich seit letztem Juli in einem anderen Projekt. Das langweilt mich unglaublich. Der Kollega meinte, dass mein autonomes Wirken in dem Projekt davor allerdings auch sehr untypisch für eine HiWi-Tätigkeit gewesen sei. Aufgrund all der Umstände werden nun zwei Optionen geprüft: entweder im Brot- und Butterding 4 Stunden pro Woche aufstocken, oder in der neuen Welt nach einem neuen Bereich umsehen. Von Wissen allein wird man nicht satt. Also.. mal sehen.

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Freitag, 28. Februar 2020
Tue 2004/06/22 04:55, Südafrika
Subject: Re: Nur so mal :-)

Hallo Oka Du **censored **

Erstmal vielen Dank für die Karte neulich.
Hat mich echt gefreut. Du weisst ja, ich bekomme sonst nur Rechnungen.

Ja, die Zeit rast irgendwie nur so dahin. Bei dir wahrscheinlich auch. Zumindest im Nachhinein betrachtet. Da hilft nur eins: Fotos machen und nix tun.

Das mach ich öfters mal, wenn ich denk 'hey geht das alles aber schnell im Moment'. Noch 30 Jahre und ich bin in der Kiste. Was war eigentlich in den letzten 30? In solchen Momenten setz ich mich dann einfach hin und mach nix und wart drauf bis es mir langweilig wird. Man darf aber wirklich nix machen. Echt nix. Also weder lesen, noch fernsehen noch wichsen. Nix halt. Und dann kommt irgendwann der große Augenblick. Dir ist langweilig. Und dann musst Du noch zirka 1 Stunde aushalten. Und irgendwann bleibt dann die Zeit stehen.

Ja, Oka, nehme ich etwa unterschwellig zwischen den Zeilen deiner letzten Mail wahr, dass du nicht allzu gerne ins sonnige Hof zurückkehrst. Aber Oka?!? Das ist ja wirklich kaum nachzuvollziehen.

Hof. Der Wohlklang dieser drei Buchstaben treibt mir Tränen der Freude in die Augen. Die neue Erlebnisgastronomie in Hof ("Höhle") passt sich nicht nur mit der Einrichtung an die Steinzeit an - nein auch das Publikum verkleidet und schminkt sich dementsprechend. Toll! Na vielleicht waren da auch einige nicht verkleidet und geschminkt.
Dann haben wir ja noch den "Schönsten Park Deutschlands" mit dem Labyrinth. Warum das Labyrinth heisst, weiss ich bis heut noch nicht. Wer soll sich denn da verlaufen. Na vielleicht die Typen aus der Höhle wenn sie auf Jagd gehen. Und dann das Kleinod am Rande der Stadt. Der Untreusee. Apropos hast du noch deinen Freund? Ja Hof - da wird einem warm ums Herz.
Vielleicht Dir ja auch wenn du wieder hier bist. Spätestens dann bei unseren [sic!] nächsten Lobenstein-Besuch. Ich schmier Dir auch keinen Schlamm mehr zwischen die Arschbacken.

Also Oka, lass dich nicht unterkriegen. Lebe geht weiter. Auch in Hof. Und man kann ja wieder weg, wenn man denn mal wieder hier war.

Liebste Grüße und dicker Schmatz
Meister

***

Wie gut, dass wir damals nicht wussten, dass du keine 30 Jahre mehr haben würdest bis zur Kiste.

Du fehlst. Dein Humor, deine positive Sicht aufs Leben. Und dein Schwanz, das wäre dir jetzt wichtig, der fehlt natürlich auch.

Happy Birthday, auf dich!

~ Iggy Pop - Lust For Life



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Dienstag, 18. Februar 2020
Gemischtes zwischendurch
Heute Nacht war ich mit F. in Bayreuth Drogen kaufen, also für ihn. Ich wollte keine. Das war eine Aktion. Völlig irrer Dealer auch. Und Bayreuth war die Mischung aus einer Großstadt, die ich nicht kenne, und einem vietnamesischen Bergdorf. Sehr interessant. Vor allem auch Flora und Fauna.
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Soweit ich das mitbekomme, wird im Brot- und Butterjob gerade einigen ziemlich übel mitgespielt. Das sind seit einigen Monaten kuriose Zeiten. Etliches mehr als fragwürdig. Eine Kollegin meinte heute: "Mal sehen, wie lange meine Energie das noch mittragen kann", und damit meinte sie nicht nur ihre Kraft. "Toxisch ist das irgendwie geworden", hängt sie hintendran. Mhm ja, ich weiß manchmal auch nicht wie ichs aushalte. Manchmal halte ichs ja auch nicht aus, sondern lasse der aufgestauten Wut und Fassungslosigkeit freien Lauf. Zum Glück meistens dort, wo es ok ist. Vielleicht funktioniert das alles noch, weil ich Glück mit meinem Team habe. Und ich weiß, dass mich das Studium irgendwann von dort wegbefördern wird.
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Neulich nachts das erste mal in meinem Leben so starke Regelbeschwerden gehabt, dass ich stundenlang nicht schlafen konnte. Um 2 Uhr beschlossen, dass ich dann auch einfach netflixen kann während ich meine Wärmflasche umklammer. In einstündigem Rhythmus immer mal Schmerztabletten nachgeworfen, ohne Effekt, oder jedenfalls bis 5 Uhr. Dann wenigstens für 2 Stunden die Augen zugemacht. Ich hatte ja keine Ahnung, was manche Frauen jeden Monat so aushalten müssen. Aber warum denn ausgerechnet noch auf den letzten Metern? "Das ist das letzte Aufbäumen, Oka!" frotzel die N. Pf.
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Ansonsten. Schrabbe am Limit rum. Anfang März Klausur. Froh wenns rum ist.
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Achja: und Meister Yoda sieht aus wie eine Mischung aus Dustin Hoffman in "The Meyerowith Stories" und Peter Riegert in "Unbreakable Kimmy Schmidt".

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Donnerstag, 13. Februar 2020
Mit der Popakademie haben wir das musikalische Glück direkt vor der Haustür. Heute gab der Studiengang "Weltmusik" sein Semesterabschlusskonzert, leider viel zu kurz, dafür umso beeindruckender.

Was für ein Augenschmaus, den jungen Musiker*innen zuzusehen, vom Hörgenuss ganz zu schweigen. Finger fliegen über Bağlama, Bass, Piano, Akkustikgitarre, Trommeln, wirbeln am Schlagzeug. Wie die Musiker*innen einer Band untereinander kommunizieren, sich anerkennend zunicken, anstrahlen. Ihre Spielfreude nimmt den ganzen Raum ein. Und so eine unterschiedliche Mimik beim Musizieren. Jede*r ist ganz vertieft in die Musik, in sein Instrument, und doch völlig da und in Interaktion mit den anderen.

Spannend war auch das Publikum. Es teilte sich in Menschen, die 15-20 Jahre jünger und 15-20 Jahre älter waren als ich. Bei den jüngeren Geschlechterdiversität, bei den älteren bis auf eine Ausnahme Männer. Das meine ich ohne jede Wertung, nur interessiert. Woran mag das wohl liegen? Vielleicht war es aber auch nur Zufall.

In jedem Fall war es: ein fetzen Musikerlebnis.

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