Dienstag, 19. Oktober 2021
Vermischtes über den Tag.
In einer Firmengruppe tauscht man sich über Mikronährstoffe und einen 12-wöchigen Lernpfad zum Thema Achtsamkeit aus. Es wird Zeit, dass ich gehe.

Dieses Dradio Kultur Feature bringt für mich sehr gut auf den Punkt, wie ich das Thema Achtsamkeit im Business-Kontext und Selbstoptimierung sehe. Für mich persönlich bedeutet Achtsamkeit, diesem Zeug und den Firmen, die so arbeiten, dass man Achtsamkeitstrainings braucht, den Rücken zu kehren. Gleichzeitig finde ich es natürlich toll, dass es diese Methoden gibt, mir helfen sie sehr, führen mich aber weit weg von dem, was gemeinhin erwartet wird in unserer westlichen Welt. Teil dessen bin ich trotzdem. Letztendlich finde ich es völlig grotesk, dass jedes Individuum bei sich selbst ansetzt (ansetzen soll), um (sich) zu verbessern bzw. zu optimieren, anstatt an unserem System, unseren Strukturen, Lebens- und Arbeitsweisen, Erwartungen. Damit meine ich nicht, dass Persönlichkeitsentwicklung nicht wichtig und richtig ist. Aber wie sagt jemand in dem Feature? Schlechte Arbeitsbedingungen kann man nicht wegatmen. Und so sitzen Heerscharen dem neoliberalen Glauben auf, dass es an jedem selbst liegt, ob ein gutes Leben gelingt, und weitere Heerscharen verdienen ganz hervorragend Geld damit. Da möchte auch das Kind mir direkt achtsam morden.






Dienstag, 19. Oktober 2021
Laune besser. Katinka und ich haben nun die Yoga-Woche gebucht. Freue mich auf die Zeit mit ihr.

Ansonsten singt mein Unterleib ununterbrochen "This girl is on fire...." und das ist absolut GAR nicht sexuell gemeint.

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Montag, 18. Oktober 2021
Komischer Tag, alles fühlte sich so herbstlich an wie es draußen aussah. Die Katze schien schwach auf der Brust. Am Nachmittag in die Stadt gefahren, auf dem Weg dahin lag ein ganz prächtiger Fuchs am Straßenrand, tot. Hätte direkt heulen können. Vielleicht kündigt sich auch einfach wieder die Periode an. In der Stadt im Kino gewesen, in "Schachnovelle".

Inzwischen steht fest, wann ich zurückgehe. Einziger Grund ist wirklich die Kältesituation in der Wohnung. Ich will überhaupt nicht wirklich weg.

Genug gemosert für heute.






Freitag, 15. Oktober 2021
Sky and Sand.
Gestern den Abend bei Katinka gebracht. Wir redeten und redeten, die Zeit verging wie im Flug. Sie wird mir sehr fehlen, wenn ich wieder in Mannheim bin. Es ist großartig, eine so enge und langjährige Freundin direkt um die Ecke zu haben. Kennengelernt haben wir uns mit 12 Jahren, als unsere Klassen zusammen gelegt wurden. Kurz danach gingen wir gemeinsam zum Präparanden-/ Konfirmandenunterricht. Sie wohnte im Hochhaus direkt nebenan. Es entwickelte sich daraus eine innige Jugendfreundschaft, die allerdings pausierte, als ich auf die Suchtbahn rutschte. Katinka wusste damals nichts von den Drogen, wir drifteten einfach auseinander. Weil mich das Thema Sucht so beschäftigt hatte in den letzten Tagen, sprach ich es auch gestern an. Den Alkoholkonsum während der Pubertät, das was wir so erlebten. Wieso wir überhaupt Alkohol tranken, welche Funktion er für uns erfüllte (primär Schüchternheit überwinden und lustig sein wollen).

Und sie fragte nochmal nach der Zeit, in der wir getrennte Wege gingen. Sie sagte, sie wirft sich manchmal immer noch vor, dass sie damals in der Schule nicht auf mich zukam, als ich so unglaublich dünn geworden war. Sie hatte sich immer gefragt, was los ist, wollte da sein, hat sich aber nicht getraut. Das hat sie mir schon einmal erzählt, und auch gestern meinte ich, dass es vielleicht für unsere Freunschaft besser war, dass sie damals nicht den Kontakt gesucht hat. Wer weiß, wie ich reagiert, wie ich geantwortet hätte. Auf vermeintliche Hilfsangebote reagierte ich extrem allergisch, und ich konnte auch mit der gesamten Situation, in der sich unsere Freundschaft befand, überhaupt nicht umgehen. Es gibt einen Tagebucheintrag aus meiner tiefsten Drogenzeit, in dem ich über sie schreibe und wie sehr sie mir fehlt. Es war wie Liebeskummer. Doch ich war nicht in der Lage, das irgendwie zu äußern oder Handlungen daraus abzuleiten. Ich steckte mitten im großen schwarzen Loch, das ich so verzweifelt versuchte zuzuschütten.

Erst nach dem Abitur, als ich das schlimmste der Drogenexpisode hinter mir hatte und unsere Klasse an den Gardasee fuhr, fand eine winzige, leise Annäherung statt. Heute bin ich so unfassbar froh, wie sich unsere Freunschaft weiterentwickeln konnte. Es gibt neben ihr nur einen Menschen, der mir so nah ist, und das ist die N. Jugendjahre verbinden doch sehr, wenn man es schafft auch im späteren Leben den Weg gemeinsam fortzusetzen, und liegen noch so viele Kilomenter dazwischen.

Was mir, angestoßen durch das Feature, jetzt erst, nach so vielen Jahren, richtig bewusst wird, nicht nur rational, sondern auch ein Begreifen im Herzen, ist, wie krass ich russisches Roulette gespielt habe. Damals war die Schizophrenie meiner Mutter noch nicht ausgebrochen. Die Prädisposition bestand vermutlich, insofern - wer weiß? Es klingt pathetisch, doof, man möchte vielleicht die Augen rollen. Aber ich wünschte zum ersten mal, ich könnte zu meinem kleinen Ich damals reisen, es in den Arm nehmen und sagen: hey, du brauchst das nicht. Du schaffst das anders. Du bist toll, du bist stark. Leider war das Thema psychische Gesundheit damals noch nicht so präsent und die Hilfsangebote bei weitem nicht so verbreitet wie heute. Manchmal frage ich mich, wieso meinen Eltern eigentlich nichts einfiel, außer mich zum Analytiker meiner Mutter zu bringen, und das auch erst, als die Schule mit rauswurf drohte. Waren sie so überfordert? Wenn ich so darüber nachdenke, ich glaube meine Mutter hat sich einfach nur ohnmächtig gefühlt. Einmal erzählte sie mir, in einer Diskussion mit meinem Vater hätte er gesagt, ich wäre sowieso kein Suchttyp, und dass sich das von selbst regeln würde. Sie hat diese Reaktion damals ganz krank gemacht.

Seit der Drogenkonsum ans Licht kam, fragte meine Mutter jedes mal wenn ich wegging, ob ich Drogen nehmen werde. Ich antwortete immer ehrlich. Ein Schlüsselmoment war sicher, als mein Bruder mal zu mir ins Zimmer kam und fragte, wie das überhaupt sei, wenn ich Drogen nehme. Wie das ist, was da in mir ist. Nicht, weil er auch Interesse daran hätte. Sondern weil er verstehen wollte, was mit seiner Schwester passiert.

Es ist zum ersten mal in meinem Leben, dass ich von ganzem Herzen begreife, was ich mir selbst und nahen Menschen angetan habe. Auf dieser Ebene und in dieser Intensität habe ich mich mit dem damaligen Konsum nie auseinander gesetzt. Eben, weil er einfach irgendwann aufhörte, weil ich ihn nicht mehr brauchte. Es ist gut, was da jetzt gerade passiert.

Im Radio nach Hause, nichts hätte passender sein können:
~ Paul Kalkbrenner - Sky and Sand.


Seelenheil ~ ... link (2 Kommentare)   ... comment





Mittwoch, 13. Oktober 2021
Wer ist dein Mensch?
Heute im Kino "Ich bin dein Mensch" gesehen. Ganz großartig natürlich Maren Eggert und Dan Stevens. Auch Sandra Hüller, in sie verliebt seit Toni Erdmann, toll toll toll.

Danach haben wir lange und intensiv über den Film diskutiert. Hätte ich zu Beginn ohne jeden Zweifel eine solche Option niemals in Erwägung gezogen, konnte ich Almas (emotionale und mentale) Reise gut nachvollziehen. Am Ende weiß ich auch nicht. Würde ich gerne einen Tom haben, bevor ich für den Rest meines Lebens alleine bleibe? Vermutlich könnte ich das Wissen, dass er einfach nur ein Spiegel meiner Bedürfnisse ist, nie ganz ausblenden. Ich würde mich nicht in ihn verlieben wollen.

Auf dem nach Hause Weg im Radio, wie passend:
~ Chris Isaak - Wicked Game


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