Sonntag, 14. März 2010
Tick. Tack. Tick. Tack.

Mein Bruder war in der späten Sprechstunde des Hausarztes. Ich habe mit ihrem Therapeuten telefoniert. Bei beiden hat sie bisher Suizidgedanken verleugnet.

Auf seinem Weg vom Arzt zurück tauschen mein Bruder und ich uns per Telefon aus. Es gibt Momente, da hasse ich es, nicht in der Heimat zu sein. Was sollen wir tun, fragen wir uns. Wenn wir jetzt jemanden alarmieren, die bei ihr vor der Tür stehen, sie alles leugnet, und die wieder gehen müssen, weil es sonst Freiheitsberaubung ist.

Er fährt an ihrem Haus vorbei, sagt er...

Da steht die Polizei vor der Tür, sagt er.
Ich ruf zurück, sagt er, und legt auf.

Man stellt sich das Grauen ganz anders vor. Momente wie diese. Als sollten sie sich stärker, krasser, intensiver anfühlen. Man hat das Gefühl den Verstand zu verlieren, und gleichzeitig ist man glasklar, während man so sehnsüchtig wie noch nie zuvor auf den Rückruf wartet, der nicht kommt und nicht kommt. Das Herz droht in der Brust zu zerspringen, während Emotionen über Emotionen unkontrolliert durcheinanderwirbeln und sich ihren Weg bahnen.

Warum dauert eine Sekunde so lange.