Samstag, 17. April 2010
okavanga, 02:34h
Dieses Wochenende darf sie nach Hause und dort auch übernachten. So wie es aussieht, wird sie nach dem Wochenende dann auch entlassen. Der Arzt meinte gegenüber meinem Bruder: "Eigentlich haben wir [die Ärzte] versagt." Das sehe ich nicht so.
Sie erzählt ihnen nichts. Gar nichts. Ein Grund für die Unterbringung ist nicht mehr gegeben. Sie macht einen guten Eindruck soweit. Ihre Medikamente wird sie nach Einschätzung aller Seiten nicht weiternehmen. Wir können also nur warten. Auch die Ärzte. Gegen Zwangsmaßnahmen haben wir uns alle ausgesprochen da kontraproduktiv. Ob und in welchem Ausmaß sie aktuell noch von ihren Wahnideen überzeugt ist, weiß niemand, auch mein Bruder und ich nicht, wobei wir davon ausgehen, dass sie noch vorhanden sind.
Meine Träume sind inzwischen zum Ventil geworden. Es hat mich gewundert, dass es so lange gedauert hat, ich habe erst vor einigen Nächten angefangen davon zu träumen, nun aber von Nacht zu Nacht heftiger.
Letzte Nacht war ganz schlimm. Ich träumte ich sei bei einer Art Premiere eines Theaterstücks, kombiniert mit Film. Das eigentliche Thema weiß ich nicht mehr. Meine Mutter und ich suchen uns im übervollen Saal einen Platz, es ist nur in der Reihe ganz vorne etwas frei. Das Publikum besteht zum Großteil aus Menschen die wir kennen (im Traum. In Wirklichkeit irgendwie nicht so viele). Schon beim Platzsuchen mit ihr spüre ich, dass ich peinlich berührt bin. Ich glaube, es ist Scham. Oder Angst, dass sie etwas unvorhergesehenes tun wird (ich vermute daher auch beim jetzigen Niederschreiben das instinktiv distanziertere "Mutter").
Die Vorstellung beginnt, jemand steht auf der Bühne, spricht. Im Hintergrund läuft auf einer riesen Leinwand ein Film, bzw. eher Bildersequenzen. Plötzlich ist da mein Blog. Auf der megagroßen Leinwand wird mein Blog gezeigt. Mit meinen Aufzeichnungen über die letzten Wochen. Mir gefriert das Blut in den Adern (bisher wusste ich gar nicht, dass es sich tatsächlich so anfühlen kann), ich sterbe innerlich, und hoffe inständig, dass meine Mutter nicht anfängt zu lesen was da steht und sich bzw. uns wiedererkennt.
Nun kommen Bilder zu der Frau, der das Blog gehört. Es sind Kinderbilder. Sie ist (so habe ich es tatsächlich empfunden) ein wunderschönes Kind. Es zeigt sie in einem taubengrauen Nachthemd mit weißem Kragen, und auf den Kragen ist ihr Name gestickt (ich weiß schon in diesem Moment, dass es das eine Bild von mir in meinem Kinderzimmer zeigt, auch wenn ich in Wirklichkeit ein weißes Nachthemd mit meinem Namen trage). Mein Herz krampft und droht auszusetzen.
Ich spüre, wie sich der Kopf meiner Mutter wie in Zeitlupe zu mir umdreht. Aus ihren Augen spricht die reine Enttäuschung und Verzweiflung, und Scham, weil nun alle wissen, was mit ihr los ist, und weil ich darüber erzählt habe.
Der Saal tobt, die Vorstellung ist ein irrer Erfolg. Ich stecke meine Faust in meinen Mund und krümme mich, weil ich gar nicht weiß wohin mit all dem Schmerz, über die Krankheit, und das Bloßstellen, und alle Leute stehen nicht bei uns, sondern sie sind sensationsgeil und zelebrieren sich auf unsere Kosten. All unsere Bekannten in der Heimat. Wir sind verraten. Unser Schmerz und unsere Scham fallen ihnen überhaupt nicht auf. Sie nehmen uns schon gar nicht mehr wahr. Es gibt nur noch sie.
Plötzlich wird mir klar, dass ich auch an diesem Abend ein taubengraues Kleid trage, aber es ist sehr eng, und darunter schwarze Leggins und High Heels. Diese Frau ist auch wunderschön, denke ich mir gerade. Aber nur die in dem Traum.
Ich wache mit Herzrasen auf, und als ich wieder einschlafe, träume ich von einer Reise mit jemandem (dem kleinen Professor?) und wir treffen auf dieser Reise eine gute Freundin von mir (die erkenn ich aber wirklich nicht) und sie und er gehen vor mir miteinander um, als wären sie ein Paar, ständig, als wär ich gar nicht da. Ich weiß nicht, warum ich nicht einfach gehe. Diese Dreierbeziehung bleibt bestehen, aber eigentlich bin ich außen vor. Ein Störfaktor. Und ich versuche beide zu schlagen, aber ich bringe nie die Kraft auf, die ich gerne hätte, und treffe auch nicht richtig, so dass es eher lachhaft ist. Und ich bin innerlich rasend vor Wut, und versuche die Schläge zu steigern, doch es gelingt mir einfach nicht. Alle Energie bleibt schon im Ansatz stecken.
Ich wache wieder mit Herzrasen auf, und frag mich, warum ich eigentlich noch schlafe.
Sie erzählt ihnen nichts. Gar nichts. Ein Grund für die Unterbringung ist nicht mehr gegeben. Sie macht einen guten Eindruck soweit. Ihre Medikamente wird sie nach Einschätzung aller Seiten nicht weiternehmen. Wir können also nur warten. Auch die Ärzte. Gegen Zwangsmaßnahmen haben wir uns alle ausgesprochen da kontraproduktiv. Ob und in welchem Ausmaß sie aktuell noch von ihren Wahnideen überzeugt ist, weiß niemand, auch mein Bruder und ich nicht, wobei wir davon ausgehen, dass sie noch vorhanden sind.
Meine Träume sind inzwischen zum Ventil geworden. Es hat mich gewundert, dass es so lange gedauert hat, ich habe erst vor einigen Nächten angefangen davon zu träumen, nun aber von Nacht zu Nacht heftiger.
Letzte Nacht war ganz schlimm. Ich träumte ich sei bei einer Art Premiere eines Theaterstücks, kombiniert mit Film. Das eigentliche Thema weiß ich nicht mehr. Meine Mutter und ich suchen uns im übervollen Saal einen Platz, es ist nur in der Reihe ganz vorne etwas frei. Das Publikum besteht zum Großteil aus Menschen die wir kennen (im Traum. In Wirklichkeit irgendwie nicht so viele). Schon beim Platzsuchen mit ihr spüre ich, dass ich peinlich berührt bin. Ich glaube, es ist Scham. Oder Angst, dass sie etwas unvorhergesehenes tun wird (ich vermute daher auch beim jetzigen Niederschreiben das instinktiv distanziertere "Mutter").
Die Vorstellung beginnt, jemand steht auf der Bühne, spricht. Im Hintergrund läuft auf einer riesen Leinwand ein Film, bzw. eher Bildersequenzen. Plötzlich ist da mein Blog. Auf der megagroßen Leinwand wird mein Blog gezeigt. Mit meinen Aufzeichnungen über die letzten Wochen. Mir gefriert das Blut in den Adern (bisher wusste ich gar nicht, dass es sich tatsächlich so anfühlen kann), ich sterbe innerlich, und hoffe inständig, dass meine Mutter nicht anfängt zu lesen was da steht und sich bzw. uns wiedererkennt.
Nun kommen Bilder zu der Frau, der das Blog gehört. Es sind Kinderbilder. Sie ist (so habe ich es tatsächlich empfunden) ein wunderschönes Kind. Es zeigt sie in einem taubengrauen Nachthemd mit weißem Kragen, und auf den Kragen ist ihr Name gestickt (ich weiß schon in diesem Moment, dass es das eine Bild von mir in meinem Kinderzimmer zeigt, auch wenn ich in Wirklichkeit ein weißes Nachthemd mit meinem Namen trage). Mein Herz krampft und droht auszusetzen.
Ich spüre, wie sich der Kopf meiner Mutter wie in Zeitlupe zu mir umdreht. Aus ihren Augen spricht die reine Enttäuschung und Verzweiflung, und Scham, weil nun alle wissen, was mit ihr los ist, und weil ich darüber erzählt habe.
Der Saal tobt, die Vorstellung ist ein irrer Erfolg. Ich stecke meine Faust in meinen Mund und krümme mich, weil ich gar nicht weiß wohin mit all dem Schmerz, über die Krankheit, und das Bloßstellen, und alle Leute stehen nicht bei uns, sondern sie sind sensationsgeil und zelebrieren sich auf unsere Kosten. All unsere Bekannten in der Heimat. Wir sind verraten. Unser Schmerz und unsere Scham fallen ihnen überhaupt nicht auf. Sie nehmen uns schon gar nicht mehr wahr. Es gibt nur noch sie.
Plötzlich wird mir klar, dass ich auch an diesem Abend ein taubengraues Kleid trage, aber es ist sehr eng, und darunter schwarze Leggins und High Heels. Diese Frau ist auch wunderschön, denke ich mir gerade. Aber nur die in dem Traum.
Ich wache mit Herzrasen auf, und als ich wieder einschlafe, träume ich von einer Reise mit jemandem (dem kleinen Professor?) und wir treffen auf dieser Reise eine gute Freundin von mir (die erkenn ich aber wirklich nicht) und sie und er gehen vor mir miteinander um, als wären sie ein Paar, ständig, als wär ich gar nicht da. Ich weiß nicht, warum ich nicht einfach gehe. Diese Dreierbeziehung bleibt bestehen, aber eigentlich bin ich außen vor. Ein Störfaktor. Und ich versuche beide zu schlagen, aber ich bringe nie die Kraft auf, die ich gerne hätte, und treffe auch nicht richtig, so dass es eher lachhaft ist. Und ich bin innerlich rasend vor Wut, und versuche die Schläge zu steigern, doch es gelingt mir einfach nicht. Alle Energie bleibt schon im Ansatz stecken.
Ich wache wieder mit Herzrasen auf, und frag mich, warum ich eigentlich noch schlafe.