Donnerstag, 29. Februar 2024
Validierung.
okavanga, 19:52h
Sobald ich den Termin mit Meister Yoda vereinbart hatte, wusste ich gar nicht mehr, wieso ich eigentlich hin wollte. Eigentlich ist doch alles okay. Oder? Ok, da sind die Existenzängste, die finanziellen, die beruflichen, die sonst irgendwie wie-solls-weitergehen-wie-willst-du-das-denn-alles-wuppen. Da ist die Masterarbeit, okay, ja. Und da ist das letzte Jahr. Schon wieder so weit weg.
Ein Teil von mir will ständig nur schlafen. Ständig. Ich bin unglaublich müde, fühle mich oft richtig krank. Wenn draußen die Sonne scheint, ist es noch schlimmer. Ich will fette graue Regenwolken, gegen die die Stimme, die behauptet wir müssen das Wetter nutzen, keine Chance hat. Warum bin ich nur ständig so dermaßen müde?
Auch als ich bei Meister Yoda auf dem Sofa im Wartevorraum sitze, könnte ich stante pede einschlafen. Also stehe ich auf, schaue aus dem Fenster. Vögel zwitschern, die Sonne lacht, der Neckar fließt seinen Gang.
Es ist schwer auf dem Herz, und Angst sitzt auf der Brust. Ich verstehe gar nicht so genau, warum. Liegt es an der Fülle an gleichzeitigen Dingen, die Zukunftsängste, und... vielleicht liegt es am letzten Jahr?Meister Yoda runzelt irritiert die Stirn, ja, das wollte er gerade sagen, also, da ist ja einiges vorgefallen.
Wir sprechen lang über den Tod von Eltern, über meinen Vater, über meine Mutter. Über diese ganze Situation mit meiner Mutter. Dass ich einfach keinen Umgang damit finde. Wieso geht es mir so schlecht?
Dem Gutachter habe er geschrieben, dass ich traumatisiert sei. Aufgrund der Ereignisse im letzten Jahr, und insbesondere aufgrund der Geschehnisse rund um meine Mutter. Schon aus seiner, distanzierteren Perspektive, sei es kaum zu fassen, was da geschehen sei. Das sei nichts, wofür wir Menschen etwas vergleichbares parat hätten, so dass wir vielleicht schon wüssten, wie damit umgehen. Ich muss lachen. Meinen Sie das ernst, mit der Traumatisierung? Oder ist das ironisch gemeint? Also echt jetzt: also, eigentlich war das doch vielleicht alles gar nicht so schlimm? Ich kann nicht glauben, dass das sein voller Ernst ist. Von so etwas kann man, also ICH, doch nicht traumatisiert sein!
Ich glaube, da ist ihm das Gesicht auseinandergefallen.
Und ich merke, dass ich wieder in einem sehr alten Mechanismus bin, der die Dinge wegpackt, weil er nicht weiß was er damit tun soll, und dann irgendwann verdrängt, wie schlimm es war, ist. Was soll ich denn aber machen, frage ich, also ich weiß einfach nicht was ich damit anfangen soll. Mir ein- und zugestehen, dass es mich beeindruckt hat, was dort geschehen ist. Dass es Eindruck hinterlassen hat, und dass ich nicht weiß, was ich damit tun soll. Das einfach eingestehen, zulassen.
Es klingt so banal. Ich will nicht, dass die Dinge einen solchen Eindruck auf mich haben. Meine Mutter hat schon so viel Einfluss auf mich gehabt. Ich will es nicht wieder. Nicht noch mal. Und doch, das ist wahr, ob ich will oder nicht, hat es natürlich Eindruck hinterlassen, und es ist kein Wunder, dass ich des Todes müde bin. Je länger ich dagegen ankämpfe, desto härter wird es - im Jetzt wie auch später.
Es war wichtig, mich daran erinnern zu lassen, dass es schlimm war. Diese Validierung meines Zustands zu erfahren. Noch sträubt sich in mir alles, die Versehrtheit einzugestehen. Dieses Sträuben ist das, was unmengen Kraft kostet, alle Energie raubt. Und Kapitulation war schon immer das, was mir am schwersten gefallen ist. Dabei habe ich sie in der Klinik als das heilsamste überhaupt erfahren.
Schritt für Schritt, flüster ich mir zu.
Ein Teil von mir will ständig nur schlafen. Ständig. Ich bin unglaublich müde, fühle mich oft richtig krank. Wenn draußen die Sonne scheint, ist es noch schlimmer. Ich will fette graue Regenwolken, gegen die die Stimme, die behauptet wir müssen das Wetter nutzen, keine Chance hat. Warum bin ich nur ständig so dermaßen müde?
Auch als ich bei Meister Yoda auf dem Sofa im Wartevorraum sitze, könnte ich stante pede einschlafen. Also stehe ich auf, schaue aus dem Fenster. Vögel zwitschern, die Sonne lacht, der Neckar fließt seinen Gang.
Es ist schwer auf dem Herz, und Angst sitzt auf der Brust. Ich verstehe gar nicht so genau, warum. Liegt es an der Fülle an gleichzeitigen Dingen, die Zukunftsängste, und... vielleicht liegt es am letzten Jahr?Meister Yoda runzelt irritiert die Stirn, ja, das wollte er gerade sagen, also, da ist ja einiges vorgefallen.
Wir sprechen lang über den Tod von Eltern, über meinen Vater, über meine Mutter. Über diese ganze Situation mit meiner Mutter. Dass ich einfach keinen Umgang damit finde. Wieso geht es mir so schlecht?
Dem Gutachter habe er geschrieben, dass ich traumatisiert sei. Aufgrund der Ereignisse im letzten Jahr, und insbesondere aufgrund der Geschehnisse rund um meine Mutter. Schon aus seiner, distanzierteren Perspektive, sei es kaum zu fassen, was da geschehen sei. Das sei nichts, wofür wir Menschen etwas vergleichbares parat hätten, so dass wir vielleicht schon wüssten, wie damit umgehen. Ich muss lachen. Meinen Sie das ernst, mit der Traumatisierung? Oder ist das ironisch gemeint? Also echt jetzt: also, eigentlich war das doch vielleicht alles gar nicht so schlimm? Ich kann nicht glauben, dass das sein voller Ernst ist. Von so etwas kann man, also ICH, doch nicht traumatisiert sein!
Ich glaube, da ist ihm das Gesicht auseinandergefallen.
Und ich merke, dass ich wieder in einem sehr alten Mechanismus bin, der die Dinge wegpackt, weil er nicht weiß was er damit tun soll, und dann irgendwann verdrängt, wie schlimm es war, ist. Was soll ich denn aber machen, frage ich, also ich weiß einfach nicht was ich damit anfangen soll. Mir ein- und zugestehen, dass es mich beeindruckt hat, was dort geschehen ist. Dass es Eindruck hinterlassen hat, und dass ich nicht weiß, was ich damit tun soll. Das einfach eingestehen, zulassen.
Es klingt so banal. Ich will nicht, dass die Dinge einen solchen Eindruck auf mich haben. Meine Mutter hat schon so viel Einfluss auf mich gehabt. Ich will es nicht wieder. Nicht noch mal. Und doch, das ist wahr, ob ich will oder nicht, hat es natürlich Eindruck hinterlassen, und es ist kein Wunder, dass ich des Todes müde bin. Je länger ich dagegen ankämpfe, desto härter wird es - im Jetzt wie auch später.
Es war wichtig, mich daran erinnern zu lassen, dass es schlimm war. Diese Validierung meines Zustands zu erfahren. Noch sträubt sich in mir alles, die Versehrtheit einzugestehen. Dieses Sträuben ist das, was unmengen Kraft kostet, alle Energie raubt. Und Kapitulation war schon immer das, was mir am schwersten gefallen ist. Dabei habe ich sie in der Klinik als das heilsamste überhaupt erfahren.
Schritt für Schritt, flüster ich mir zu.
Seelenheil
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