Dienstag, 20. Februar 2024
Mein Vater mistet aus.
"Ich habe da noch ein Porträt von eurer Mutter gefunden."
"Wirf es bitte nicht weg, ich nehme es."
"Es ist noch eure Mutter, wie sie früher war."

Vor meinem inneren Auge sehe ich, welches Bild er meint. Sie sieht darauf so hübsch aus, fröhlich, und klug.

Ach Mama. Du fehlst mir.

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Dienstag, 16. Januar 2024
Aus Caroline Wahl "22 Bahnen", die Protagonistin erzählt von einer Zeichnung ihrer Schwester.

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Ich: "Letztens hat sie eine Ratte gemalt. Mit Insektenbeinen und mit dem Gesicht einer bösen lachenden Frau. Ich glaube das Gesicht unserer Mutter."
[...]
Vor der Bar bleibe ich stehen, tue so, als würde ich die Getränkeauswahl begutachten, hole die Rattenfrau lebendig vor meine Augen, und ihre Züge verändern sich, die Augenbrauen entfernen sich ein wenig voneinander, und das Lachen wird zu einem Lächeln, zu einem traurigen Lächeln. Da sind nur noch Reste von dem Zerstörerischen und Bösen, und in den Augen des Monsters blitzt ein bisschen Reue und ein zärtliches mütterliches Flackern auf.

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Dieser Abschnitt hat mich tief berührt. Ich weiß nicht, ob ich irgendwo schon einmal eine Darstellung gelesen habe, mit der ich mich hinsichtlich meiner Ambivalenz meiner Mutter gegenüber so sehr identifizieren konnte. Insondere in den Jahren nach der Schizophrenie-Diagnose, und in den psychotischen Phasen, hatte ich heftige Alpträume von meiner Mutter, in der sie stehts als etwas Monströses, Unmenschliches erschien. Solche Träume kamen nun wieder, in der Zeit vor dem doch nicht stattgefundenen assistierten Suizid. Alkohol, Tabletten. Auch wenn ich an meine Kindheit denke, bekomme ich zu manchen Situationen Gefühlen wie aus Alpträumen mit Monstern.

Und doch ist es die Mutter, die auch zärtlich sein konnte.

Egal. Besser als mit den Worten von Caroline Wahl kann ich es nicht ausdrücken.

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Donnerstag, 28. Dezember 2023
So dankbar zu sein, mit diesen Menschen.
Am Morgen einen Freund bei der Sargfeier betrauert. Einen langen und dabei so kurzweiligen Nachmittag bei einer Herzensfreundin im Krankenhaus verbracht, die unter enormen Chemo- oder Immuntherapie-unverträglichkeiten leidet. Des Freundes und der Freundin abends in geselliger Runde gedacht. Ich mag Menschen, die ihre Emotionen wahrnehmen und zeigen können. Das Leben ist so intensiv, in seiner Dramatik. Wir sind eine kleine schöne Schicksalsgemeinschaft, stellten wir vorhin fest. Das sind wir. Wir alle, die wir diese Zeit teilen. <3

~ Versengold - Haut mir kein' Stein

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Freitag, 15. Dezember 2023
Die schlechten Nachrichten, sie reißen nicht ab. Wenn ich dieses Jahr nicht selbst erleben würde, ich würde es für die schlechteste Soap ever halten. Wie kann man sowas scripten. Meine Seele fühlt sich immer enger an, fragt, wann es aufhört, ich spüre, wie sich in mir etwas auftürmt. Weil ich, kaum dass ich denke nun den Raum für die Verarbeitung der letzten Scheisse zu haben , schon die nächste geschieht.

Ein Freund in der Heimat ist verstorben, ein anderer gemeinsamer Freund hat ihn heute gefunden. R. hatte eine Herzpumpe, wir alle wussten, dass er schwach ist, aber das war er schon die ganzen letzten Jahre. Keiner von uns hat mit seinem Tod gerechnet. Irgendwie fieberten wir alle noch auf Schweine- oder Spenderherzen hin, für die Zeit, wenn die Herzpumpe ausläuft (das wären noch ein paar Jahre gewesen). Für den nächsten Donnerstag waren wir fürs Pubquiz verabredet. Unvorstellbar, dass er nie wieder in dieser Runde dabei sein wird.

R., gute Reise.

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Donnerstag, 14. Dezember 2023
Sehr schlecht geschlafen. Sehr viel geweint. Sehr viel geredet, mit Ärztin, Ämtern. Sehr sehr müde.

~ Max Raabe - Es wird wieder gut

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Mittwoch, 13. Dezember 2023
Gestern hatte meine "Führungs"kraft mir vorgeschlagen, wo ich denn in der Firma nun ab 1.1. (also ja - das war mir auch neu, dieses Datum. Also eigentlich alles) arbeiten könne. Man würde mich zwar weiterhin für Übergaben etc. teilweise benötigen für meine alten Tätigkeiten, aber als Sales Assistenz bei dem Kollegen X wäre doch ein sinnvoller Einsatz (ich bin Personalentwicklerin mit zwei Berufsabschlüssen). In dem Gespräch, bei dem unter anderem dieses "Angebot" unterbreitet wurde, ließ man mich ansonsten aalglatt und eiskalt abtropfen. Das, was hier passiert, geschieht nicht offensichtlich. Die sind ja nicht doof. Sondern völlig subtil und zwischen den Zeilen. Das macht es so schwer an konkreten Beispielen zu beschreiben, was da eigentlich geschieht und wie schrecklich es für mich ist. Ich hatte mir im Lauf der letzten Monate Notizen in einem Dokument gemacht. Das ist nun weg. Merke, dass ich schon total paranoid werde, das ist für mich bei meiner familiären Vorbelastung natürlich fatal, mich da reinzusteigern, deswegen gehe ich davon aus, dass ich die Datei bestimmt ausversehen gelöscht habe, oder anderweitig so verschoben, dass sie unauffindbar ist. Parallel den anderen GF angeschrieben, ob er, mir ist bewusst wie kurzfristig es ist, noch Zeit für ein vertrauliches 4-Augen-Gespräch hat. Keine Reaktion. HaGa wäre jetzt der einzige, bei dem ich mir noch eine friedliche und für alle Seiten sinnvolle Lösung erhoffen würde.

Ich kann einfach nicht mehr. Meine Psyche streikt. Was mir Kraft und Mut gibt, sind die Menschen, mal wieder. Gestern ein so kraftspendendes Telefonat mit einer aus der Klinik gehabt, die auch schon psychisch bedingte Kündigungen und ALG hatte. Das gibt mir Mut. In solchen Zeiten, das muss ich zugeben, würde ich mir einen Partner an meiner Seite wünschen. Nicht nur, um im Zweifel jemanden zu haben, mit dem man finanzielle Risiken teilt, sondern auch, um nicht jeden Abend und jeden Morgen mit der ganzen Scheisse allein aufzuwachen. Klar sind meine Freund:innen da, und wie gesagt - es ist das, was mich durch diese Zeit trägt. Und doch.. naja. Es ist wie es ist. Und ich schaffe das, irgendwie.

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Mittwoch, 6. Dezember 2023
Nikolaus.
So reich beschenkt mit den Menschen in meinem Leben. Schade, dass so wenige davon hier vor Ort sind. Doch ich merke, es spielt keine gravierende Rolle, wo sie wohnen. Sie sind in meinem Leben. <3

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Dienstag, 5. Dezember 2023
Während meiner Abwesenheit wurde meine Stelle und die meiner Kollegin als "neu zu besetzen im kommenden Jahr" intern ausgeschrieben. Dort steht nicht, dass es unsere Stellen sind. Aber es sind unsere Stellen. Aussage im heutigen Call: ihr könnt euch darauf bewerben (haha, klar wird man uns die geben, deswegen schreibt man sie ja extra aus... oh Moment? ... Man man man, für wie blöd hält man uns). Wenn nicht, dann arbeitet ihr irgendwo im Unternehmen, irgendwo gibts immer Arbeit. Ich kenne die Jobs, die da auf mich warten. Und über das, WIE man uns das alles vermittelt hat, und wie man uns behandelt seit wir die neue Führungskraft, geh ich jetzt gar nicht erst ein.

Aus der Serie: How to get rid of employees in the shortest possible time?

Eigentlich bleibt mir nur die Kündigung. Und dann ALG I. Davon kann ich nicht leben, zu hohe laufende Kosten.

WTF. Was kommt denn noch?? Herrgott, es ist gut jetzt. Ich kann nicht mehr, echt jetzt, das ist jetzt über meine Grenzen. Dieses Jahr bricht mir ... ja was? Die Energie? Die Seele? Die Kraft? Meine Nerven? Alles?

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Donnerstag, 30. November 2023
Heute.
















Hat da jemand kalte Füße bekommen? Oder handelte es sich um einen Giftgasanschlag?



Safe Space <3

Außerdem: Uni-Seminar (hm joa), langes Telefonat mit N. (<3 <3 <3)

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Mittwoch, 29. November 2023
How much is the fish.
Eine meiner langjährigsten, besten Freundinnen, Diagnose Brustkrebs. Geht das jetzt immer so weiter? Wieviel auf einmal darfs denn sein? Um wie viele nahe Menschen kann man sich gleichzeitig so sehr sorgen?
2023, wtf.
***

Meine Mutter zerrt weiter an uns. Bedauert, es nicht getan zu haben. Fleht und bettelt uns um Hilfe an. Nichts, was wir in den letzten 14 Jahren getan haben, hat ihr geholfen. Nur uns geschadet. Die Hilfe, die sie braucht, will sie nicht, versteht sie nicht. Die Hilfe, die sie ersucht, macht uns kaputt und hilft ihr nicht. Unsere Anregung auf Betreuung ist inzwischen in Bearbeitung und auch bei meiner Mutter adressiert. Trotzdem wird das nicht den Effekt haben, den mein Bruder sich erhofft. Ich wünschte, mein Bruder würde endlich verstehen, was Coabhängigkeit ist, und dass man sie beenden muss. Derweil ich selbst noch verstrickt. Auch im Verhältnis zu meinem Bruder, weil ich ihm helfen will, helfen dabei, nicht mehr helfen zu wollen. Haha, Coabhängigkeit my ass.
***

Immerhin gedeiht mein Vater in der AHB. Du Krebs-Arschloch, trau dich da bloß nicht mehr hin!

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