Dienstag, 26. Mai 2009
Von Kindern. Oder vielmehr - von Eltern.
Also. Vorletztes Wochenende war ich im Tau*nus bei der Rini. Das ist die Freundin, deren Trauzeugin ich war, und die seit Dezember ein kleines Mädchen hat. Ich fand unser Verhältnis eh schon etwas komisch seit der Schwangerschaft. Hab mich dann aber doch tierisch gefreut die Kleine keine 24 Stunden nach der Geburt im Arm zu halten.

Danach wurde der Kontakt ziemlich sporadisch. Die Telefonate immer merkwürdiger. Zu meinen Sorgen fiel ihr nichts ein ausser Sprüche bei denen ich mir dachte: bitte lass nicht den Sozpäd raushängen. Ich fühlte mich auch immer etwas "abgewimmelt" mit diesen Aussagen. "Das wird schon wieder", das weiß ich selbst. Von einer Frau, die mal eine meiner besten Freundinnen war, bin ich einfach anderes gewohnt. Ich fragte sie viel über sich, aber es kamen letztendlich nie Aussagen über ihr Befinden, sondern nur über das des Kindes. Gut, vielleicht ist das normal, dachte ich mir. Besuch sie einfach mal wieder.

Und dann kam ich da an. Ich finde gar nicht mehr die richtigen Worte dafür. Es fing schon damit an, dass sie fragte, ob wir abends diesen European Song Dingsbums kucken. Das fand ich schon hart, denn ich dachte, wir würden vielleicht reden. Wir haben uns immerhin über ein halbes Jahr nicht mehr gesehen.

Alles was sonst noch passierte kann ich nur zusammenhanglos in Fetzen beschreiben.

"Du hältst das Kind ja nur! Du bespasst es doch gar nicht!!!" Ähm nein. Ich bin auch nicht zur Kindbespassung gekommen.

"Haltet ihr die Teller nochma kurz unter Wasser bevor ihr sie in die Spülmaschine packt?" "Nein! Nein nein!!! Für so etwas habe ich keine Zeit mehr! Fünf Minuten in der Küche und ich muss sofort zurück zum Kind." Äh. Ok.

Ein Gespräch. Zwischen ihr, mir und dem Mann.
Sie: "Oka, ich weiss ja nicht wielang du morgen [Sonntag] bleiben willst, aber wir haben Pläne."
Er: "Aha. Du hast anscheinend Pläne, und ich darf mit."
Ich: "Äh ja öhm....
Er: "Was für Pläne?"
Sie: "Erst auf den Babyflohmarkt. Und dann ist da so ein Altstadtfest in [Nebenkaff]. Mit Hubschrauber und so."
Ich sterbe innerlich.
Er: "Wenns da Antiquitäten gibt, bleibt der Geldbeutel aber zu Hause."
Sie, prinzessinnenhaft: "ooooch jetzt hab ich schon extra Geld abgehoben."
Sein Geld. Eh klar.

Ich frag sie, wie es ihr geht. IHR. Sie spricht vom Kind.

Auf dem Sofa fragt sie mal wie es mir geht, und ich fange an zu weinen. Von ihr kommt nichts. Eher ein irritierter Blick. Ich passe wohl nicht mehr in ihr Weltbild, und unterlasse auch sofort das Weinen und Reden.

Am Frühstückstisch. Ich: man hab ich wirr geträumt.
Sie beugt sich erstmal zum Kind und kreischt hysterisch: "ja bist du ein frööööhliches Kind!!! Bist du ein frööööööhliches Kind."
Nein. Ich bin gleich kein fröhliches Kind mehr.

Es geht darum, dass das Kind oft bei ihnen im Bett schläft. Ich meine absolut unwissend: ich finds nicht gut wenn Kinder lange mit im Bett schlafen. Klar, wenn sie schlecht schlafen, oder Alpträume haben.
Er: Ich auch nicht.
Ich: Ja, denn ich mein... das ist glaub ich nicht gut für das Kind, und für die Ehe erstrecht nicht.
Er, mit vorwurfsvollem Blick zu ihr: Ja. Stimmt.

Er lehnt sich an ihre Brust. Echt süss. Liebevoll, irgendwie.
Sie: He. Das ist doch kein Kopfkissen! Und drückt mit der Hand seinen Kopf weg.
Er: Du willst überhaupt nicht mehr dass ich dich anfasse.
Sie, als würde sie ein Kind tadeln: "Och M......"

Ich will nur noch weg.

Ich hab mich noch nie irgendwo so unwohl gefühlt.
Ich: darf ich kurz euren PC benutzen? Müsste noch was für das Textbuch von unserem Theaterstück machen.
Keine Frage was das denn für ein Theaterstück ist.

Ich lasse die beiden zurück in ihrer Show. Ich will in so etwas gar nicht reinpassen. Da bastelt sich jeder seine Sicht zurecht, und letztendlich passt meiner Meinung nach gar nichts. Das ist zum einen ein Gefühl, und zum anderen das, was mir gezeigt wurde.

Ich entschuldige mich für einen überstürzten Aufbruch. "Na dann musst du uns bald wieder besuchen kommen." Nein, denk ich mir. Ich habe mich noch nie so unwillkommen gefühlt. Ausserdem solltet ihr vielleicht mal raus.

Ich mag Kinder. Aber mit ihren Eltern komm ich in diesem Fall einfach nicht klar.

Abends liege ich im Bett, in meinem wundervollen Zimmer mit der roten Wand, in der fantastischen rosa gefärbten Blümchen-Damastbettwäsche von N. aus Berlin, und fühle mich pudelwohl, mit mir und meinem ganzen verrückten Leben. Mit den Höhen und Tiefen, mit meiner Professor-Vergangenheit, meinen gelegentlichen Exzessen, und damit, dass ich mir wenigstens nicht selbst in die Tasche lüg.