Montag, 18. April 2016
Not being single.
Aus meinem Fenster habe ich einen tollen Blick nach unten auf den Kanal. Gerade: Sonnenuntergang. Allein dafür liebe ich diese Wohnung jeden Tag aufs Neue.

Just in diesem Moment sind unten einige Männer und Frauen eifrig am Werkeln. Haben einen kleinen roten Teppich ausgerollt in Richtung Wasser und Herzchenluftballons ans Geländer der Plattform über dem Wasser gebunden. Zwischen dem vorderen Ende des roten Teppichs und dem Geländer liegen in einem Halbkreis angeordnet viele rote ..ich weiß nicht. Für Rosenblätter sind sie fast zu groß? Vielleicht viele kleine rote Minikissen? Dazwischen stehen kleine Teelichter. Jetzt zünden die Frauen die Kerzen an.

Es sieht wunderschön aus, ich habe Gänsehaut, bin berührt von diesem Ereignis, das mich eigentlich nichts angeht. Werde mit den Jungs, die von einem Bein aufs andere treten, nervös und will wissen, wie es weitergeht. Eine junge Frau gibt Anweisungen, gestikuliert. Andere nicken. Ich glaube, es gibt Schilder. Was steht wohl auf ihnen?

Der Himmel färbt sich orange. Nun auch Kerzen links und rechts vom roten Teppich. Bitte, liebe Nacht, möchte ich rufen, warte noch ein bisschen. Ich werde ganz aufgeregt. Nun auch Kerzen auf dem Geländer. Oder nein - Fackeln. Wie hübsch. Und hinter allem die Sonne als riesen Feuerball. Ich öffen das Fenster. Höre aufgeregte Stimmen, die ich nicht verstehe. Muss endlich Türkisch lernen, denke ich mir einmal mehr. Ich will meine Nachbarn gerne mehr verstehen. Könnte ein Foto machen, empfinde das aber als falsch. Es ist ihr Moment, und der soll es auch bleiben.

Mal sehen wie es weitergeht. Denke mir, dass es gerade ehct egal ist, welche Sprache das ist. Das ist eine internationale. Oh ist das schön, wirklich. Die Sonne versinkt jetzt hinter den Häusern am Horizont. Mein Windspiel aus Thailand klimpert ganz leise. Mein Handy klingelt, aber ich kann nicht rangehen, sitze wie gebannt an meinem Tisch und schaue aus dem Fenster.

Langsam wird es ernst. Am Ende des roten Teppichs, hinter den roten Kisschen und Kerzen, vor dem Wasser, steht ein Mann. Genau in der Mitte. Mit einem Rosenstrauß. Eine junge Frau verteilt Schilder. Traue mich nicht zu schreiben, was darauf steht, weil ich nicht weiß, was vielleicht ein Name ist (das erste Schild?), und was ein anderes Wort. Der Name gehört nicht hier her.

Der Himmel ist rosa, die Wolken lila, violett. Der Wind trägt Lachen durch die Luft. Die zwei Männer mit den Schildern stehen nun links und rechts von dem Mann in der Mitte.

Und jetzt: Musik! Ein Akkordeon, und ... ist das eine Klarinette? Ich bin so schlecht in Blasinstrumenten. Es klingt schön. Ich mag diese Art von Musik.

Eine junge Frau kommt, schreitet über den Teppich. Vor dem Mann angekommen, schweigt die Musik. Der Mann übergibt der Frau die Rosen. Schweigen. Dann freudiges Johlen. Jemand schmeißt etwas ins Wasser. Die Musik spielt. Konfettikanonen. Zwei Frauen halten das Ereignis mit ihren Handies fest. Die beiden frisch Verlobten - also danach sieht es jedenfalls aus :-) - tanzen. Alle umarmen sich. . Es wird gejuchzt und geklatscht. Und ich, ich genieße die Musik und freue mich mit diesen mutigen Menschen.