Mittwoch, 16. Dezember 2020
LL Tag 45: Befriedung und Musik.
Mich in Familienbefriedung versucht. Morgen sprechen sie noch mal. Ich hoffe, sie finden eine Lösung bei der alle (3 Personen aus 2 Haushalten) entspannt und ohne Gesundheitsbefürchtungen am Heiligen Abend oder Nachmittag gemeinsam Zeit verbringen können. Dabei doch ein bisschen Bedenken bekommen, ob es mich vielleicht doch etwas traurig machen wird an Heilig Abend allein zu sein. Aber es ist wie es ist.

Wie gut, dass Ablenkung schon in den Startlöchern steht: seit heute ist mir mein Bachelorarbeitsthema bekannt. Es wurde meine Prio 1, insofern freue ich mich nun einfach aufs Einlesen und Vorbereiten. Und auf den Statistik-Part, das dürfen Sie aber niemandem weitersagen.

Sollte mich doch der Blues erwischen, versuche ich es wie im Beitrag "Musik als Lebensretter - Auszeit für das Gehirn" empfohlen. Toll was Musik alles kann.

Auch Jules Ahoi möchte mit seiner Musik Leben retten. Alle Streaming-Einnahmen seines Covers "What a Wonderful World" werden weltweit an SOS Kinderdörfer gespendet. Das Video zeigt auch ohne weitere Worte gut, wie er für sich dieses Lied in den Kontext unserer Welt bettet. Im heutigen Gespräch mit Deutschlandradio Kultur erzählt er, dass an dem Tag, als Moria abbrannte und so viele Menschen obdachlos wurden, das Lied zufällig in seiner Playlist ablief und es ihn nicht mehr losließ.

Auf Facebook mein Jules: " Ich höre diesen Song und muss an Menschen denken, die wochen-, monatelang auf der Flucht sind; die Heimat, Eltern und Zuhause im Ungewissen lassen; die vor Krieg, Hunger, Perspektivlosigkeit fliehen und aufbrechen, um genau das zu finden: eine bessere Welt. Eine Welt in der Sie und Ihre Kinder eine Zukunft haben - in der Sie wieder träumen können. Ich höre diesen Song und muss an Menschen denken, die wochen-, monatelang auf der Flucht sind; die Heimat, Eltern und Zuhause im Ungewissen lassen; die vor Krieg, Hunger, Perspektivlosigkeit fliehen und aufbrechen, um genau das zu finden: eine bessere Welt. Eine Welt in der Sie und Ihre Kinder [sic] eine Zukunft haben - in der Sie [sic] wieder träumen können. In den Nachrichten kann man dabei zusehen wie viele dieser Träume täglich platzen. Wie viele Menschen abgewiesen werden - an Grenzen, die für meine Generation nicht mehr existent sind."


Welche Musik hat Ihnen schon mal ab und an das Leben gerettet?

ZDF RKI: die Zahlen steigen weiter, sowohl im Vortages- wie auch Vorwochenvergleich, zu berücksichtigen ist aber, dass Sachsen die fehlenden Daten von gestern nachgemeldet hat und es so teilweise zu Verzerrungen kommt. Also: 27.728 [21.828] Neuinfektionen.
Die Anzahl Verstorbener hat sich seit gestern mit 952 fast verdoppelt. Wie kann man all diesen Menschen würdig gedenken?
Inzidenzwerte: Mannheim 286,5 [305,5 - damit knacken wir erstmals die 300, wenn ich mich richtig erinner]
Ludwigshafen 344,3 [373,3]
Hof Stadt 421,2 [425,5] bzw. Land 257,4 [254,2]
[in eckigen Klammern die ZEIT Online Daten, die direkt aus den Städten und Landkreisen stammen]

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Mittwoch, 16. Dezember 2020
LL Tag 44: der Tag vor dem neuen TLDdahiadd (Teil-Lock-Down der aber härter ist als der davor)
Wie viele Varianten von Lockdown es gibt und wir hatten und haben und haben werden. Darüber mag ich heute nicht mehr nachdenken. Für mich ändert sich ab morgen absolut nichts spürbar.

Am Wochenende meinte eine Freundin aus der Heimat, sie komme gar nicht so richtig in Weihnachtsstimmung dieses Jahr. Also beschloss ich, ihr nun jeden Tag eine Weihnachtsgeschichte per Sprachnachricht vorzulesen, die erhalten auch noch 4 weitere ausgewählte Freund:innen.

Und weil wir schon bei schönen Dingen sind, bleiben wir doch ausnahmsweise mal dabei. Der Designer Bas Timmer schneidert und verteilt Spezialschlafsäcke für Menschen ohne Obdach und rettet so mit Sicherheit einige Leben.

ZDF RKI: vorab ist zu erwähnen, dass Sachsen keine Daten übermittelt hat und es dennoch etwas mehr Infektionen als letzte Woche sind mit 14.432 [18.943] neuen Corona-Infektionen.
Die Verstorbenen, ich kann sie nicht jeden Tag hier hin schreiben. Als eine Zahl. Das passt nicht. Es sind zu viele, und jeder davon ist so viel mehr als eine Nummer.
Inzidenzwert Mannheim 268,6 [285,2]
Ludwigshafen 347,2 [359,9]
Hof Stadt 371,0 [414,6] bzw. Land 258,4 [258,4]
[in eckigen Klammern die ZEIT Online Daten, die direkt aus den Städten und Landkreisen stammen]

Ach ja. Heute Nacht bin ich davon aufgewacht, wie ich meine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger massiere. Als würde ich im Schlaf meinen eigenen Heilungsprozess boykottieren. Das war vielleicht kurios.

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Sonntag, 13. Dezember 2020
LL Tag 42: verärgert? Total egal.
Ich bin sehr aufgebracht, werde aber wohl an der Situation nichts ändern können. Vielleicht schreibe ich später mehr dazu, vielleicht aber auch nicht. Möchte mich nicht nochmal aufregen, Aufregung bringt da leider gar nichts. Man, was bin ich verärgert.

Abgesehen davon geht es mir wie Herrn Referral.

~ Mantra des Tages: Herr Tischbein - Total egal


Die Zahl der Covid-19-Toten zu Weihnachten steht jetzt schon fest"

Für die Zeit ab Mittwoch, insgesamt vom 16.12. - voraussichtlich 10.1., hat man sich nun geeinigt auf einen bundesweiten Teil-Lockdown. Erst meinte ich gelesen zu haben, dass es nun auch endlich Einschränkungen für Weihnachten gibt, aber eigentlich doch nicht wirklich, auch wenn sich das erstmal so liest, jedenfalls für mein Empfinden. Können jetzt je nach eigener Haushaltsgröße ja auch bis zu 10 Leute werden. Egal. Echt, ich kann nach meinen heutigen Erfahrungen zu dem Thema nur noch sagen, egal, und wünsche allen einfach viel Glück und den Intensivstationen ein Wunder.

ZDF RKI: 20.200 [21.654] neue Corona-Infektionen und somit 2.433 [bzw. 26%] mehr als vor einer Woche.
Verstorbene: 321
Sieben-Tage-R-Wert: 1,17 (Vortag: 1,11)
Indizenzwert Mannheim 250,1 [249,1]
Ludwigshafen 325,1 [371,5]
Hof Stadt 390,6 [427,7] bzw. Land 262,7 [262,7]
[in eckigen Klammern die ZEIT Online Daten, die direkt aus den Städten und Landkreisen stammen]

[Edit] Schätze die Bluttherapie zur Verjüngung der geheimen Echsen-Elite funktioniert.
(So gesehen heute im Livestream des ZDF heute journals um 22:00 Uhr)


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Freitag, 11. Dezember 2020
LL Tag 40: kick it.
Ab morgen haben wir in BaWü 'harten' Lockdown. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann man von einem harten Lockdown spricht. Also der Einzelhandel hat auf. Ich darf mich mit bis zu 4 Personen aus einem weiteren Haushalt treffen. Das ist immer so doof als Single (meistens läuft es in den letzten Monaten auf 1+1 hinaus in meinem Fall), aber okay.

Menschen die sehr empfindlich auf mögliche Infektionsketten reagieren, sollten hier nun aufhören zu lesen [das würde mich normalerweise einschließen, aber jetzt bin ich diejenige die schreibt, also... noja]

Gestern reiste mein Vater aus dem Risikogebiet Bayern an. Franken mögen nun ihre eigene Sicht der Dinge haben. Angesichts der Kontakthistorie meiner letzten Wochen ist es wahrscheinlicher dass er das Virus nach MA bringt, als dass ich es nach HO schicke. Ich war/bin etwas angespannt, v.a. seit heute Morgen, aber dazu später mehr. Auch die persönliche Covid-Familiengeschichte einer Mannheimer Autorin hat mich sehr nachdenklich und noch ängstlicher gemacht. Es ist so anstrengend ständig kognitiv abzuwägen, und in 99% der Fälle habe ich mich in den letzten Monaten für die restriktive Variante entschieden.

Wann mein Vater und ich das letzte mal über einen längeren Zeitraum allein waren, das kann ich nur erahnen, und ich denke es war, als ich noch im Abi-Modus und zu Hause lebend war. Es hat also wirklich etwas historisches. Vielleicht auch existenzielles. Es riecht nach: er möchte seinen Frieden machen. Dementsprechend nervös war ich angesichts unserer gemeinsamen Historie. Wider Erwarten war es sehr schön. Wir erledigten gemeinsam ganz viele Dinge für meine Wohnung, was mein Wohnerlebnis um einiges steigerte. Unter anderem statteten wir dem örtlichen Ikea einen Besuch ab, für Umtausch und Neubeschaffung, ich bin sehr froh dass wir dort an einem Donnerstag Nachmittag waren, denn die Käuferschaft war echt mehr als überschaubar. Heute dann Galerieschiene und Bilder sowie Feuermelder anbringen, Balkontür ölen, Plätzchen backen. Es waren sehr anstrengende aber schöne 24 Stunden mit ihm. Heute Nachmittag fuhr er zurück in die Heimat.

Doch heute Morgen rief mein Bruder an. Die Frau seines Kumpels sei Corona-positiv, sie arbeitet im Altenheim und hat sich dort angesteckt. Wann hat mein Bruder den Kumpel zuletzt gesehen, frage ich. Mein Vater meint, letzte Woche. Oh nein. Am Dienstag war mein Bruder beim Geburtstag meiner Mutter (also: meine Mutter, mein Bruder und seine Frau). Am Mittwoch, also vorgestern, war mein Bruder bei meinem Vater. Mein Bruder hat wohl direkt einen Test gemacht. Hoffen wir das Beste.
Außerdem ist eine befreundete Familie meines Bruders kompett positiv: Vater, Mutter und zwei Kinder zwischen 3 und 5 Jahre. Wann haben sie die denn zuletzt gesehen??? Sie haben wohl seit einiger Zeit nur telefonisch Kontakt, so mein Vater. Mhmhmhm. Mein Bruder sei da sehr vorsichtig, sagt mein Vater. Ja, antworte ich, mag sein. Hilft aber nix, wenn ein Teil der Partnerschaft nicht vorsichtig ist. Schweigen. Es wundert mich nicht, dass die Zahlen in der Heimat explodieren... "Sie ziehen sich nun zurück", sagt mein Vater. Wow, jetzt. Toll. Wie gesagt. Fingers crossed.

Gestern wurde dann in den Nachrichten der harte Lockdwon für BaWü angekündigt. Ich sprach K. dem schlechte Küsser (schrieb ich darüber eigentlich, mein Frühlings-Date? Egal.) auf die Mailbox, dass wir unsere Weinwanderung dann heute machen müssen. Wenn nicht jetzt, wann dann. Ich muss mal sagen, es kotzt mich schon sehr an, dass ich mich mehr oder weniger strikt an die Regelungen halte, seit Monaten, abgesehen von dem Bar-Ausrutscher, über den ich schrieb, und dass trotzdem die Zahlen weiter steigen. Man kommt sich einfach ein bisschen scheisse vor. Aber wie sagte K.: "du bist gesund, und weißt warum, und du hast niemanden angesteckt, und weißt warum." Das stimmt. Und das ist gut.

Wir trafen uns um 19 Uhr mit der Absicht, dass jeder ausgangssperre-gemäßg um 21 Uhr zuhause ist. Wir haben SO viel gelacht. So viel. Es war herrlich. Wo wir waren mag ich nicht sagen. Nur sehr vereinzelt begegneten uns andere Menschen. Leider haben wir uns völlig vertan, was die Laufzeiten anging, weil wir beide primär Radfahrer sind. Auf dem Rückweg, "niemals wird uns hier die Polizei filzen", trafen wir die Polizei, zwei Sekunden nachdem ich meinte: kkkkkkkk, ich muss pinkeln!!!" "Ja dann ist das hier aber mit Publikum...."

In dem Moment erkannten wir, dass Jesus aus dem Gestrüpp an der Böschung getreten war, und dass die Polizisten sich auf ihn eingeschossen hatten. Ihn, den armen Kerl mit langen schwarzen Haaren und inzwischen leerer Döner-Tüte. Dazu stießen wir, K. und ich, mit ausgestreckten Armen, jeder trug stolz einen Plastikbecher mit Weißwein vor sich her und war ziemlich hacke. Es war eigentlich völlig offensichtlich, dass nicht Jesus das Problem ist, sondern eher noch wir.

"Muahaha, genau, Sie kommen jetzt alleine vom Ufer, mit dieser leeren Tüte, von dort unten, wo sich immer so viele Jugendliche wegballern." Erdrückende Stille um uns rum. Keine weggeballerten Jugendlichen. Die Polizisten leuchten dem dunkelhaarigen Jesus ins Gesicht. "Ja ich war da nur." ... "Jaja genau... muahhahaha...." Die Polizisten kucken uns an. Ich fühle mich in Erklärungsnot. "Wir kennen ihn nicht!!! Wir kommen von da hinten, und wollen zum Schloss, und wir haben uns da hinten in der einen Biegung vertan, und alles dauerte länger...." ... ich gestikuliere wild mit meinem halbvollen Weinbecher, Wein schwappt über meine Handschuhe. Die Polizisten reden weiter mit Jesus. Jesus fragt etwas verstört: "Also jetzt muss ich noch mal fragen: ist es wirklich illegal, dass ich abends allein mit einem Döner am Fluss sitze?" Die Polizisten kucken auf die Uhr. "20.50 Uhr. Also noch nicht. Aber gleich. Also ja eigentlich schon." Der dunkelhaarige Jesus ist sichtbar verstört.

K. sagt, dass wir angesichts der fortgeschrittenen Stunde nun wirklich weiter müssen, denn wir müssen schließlich noch nach Mannheim. "Sie sind bereits in Mannheim, das wissen Sie, ja?" fragt die Polizistin und wendet sich doch Jesus zu. Während ich versuche Jesus gegenüber der Polizei zu verteidigen [ey das ist doch total okay wenn jemand bis kurz vor 21 Uhr sein Döner am Fluss essen will], nickt K. beflissen und macht vermutlich den einzig richtigen Move und zieht weiter. "Oka jetzt lauf einfach, mach hinne und freu dich, dass sie sich auf Jesus eingeschossen haben, die ficken uns sonst, und keiner von uns kann sich ausweisen." Derweil höre ich, wie Jesus die Polizisten fragt, ob sie ihm kurz helfen können, und hält ihnen sein Handy unter die Nase. Wie schnell es sich verschiebt, welche Situationen man als Kick empfindet, und oh ja, ich bin ein Abenteurer in der Warteschleife.

Wir torkeln durch die Quadrate, als wir uns trennen ist es fast 21:30 Uhr, 30 Minuten nach Nachtausgangssperre, wir trennen uns kurz vorm Programmkino und fühlen uns etwas bekickt und doch auch nervös und mit dem Hauch eines schlechten Gewissens. Aber ich glaube auch nicht, dass zwei Personen an der frischen Luft mit ausreichend Abstand zu den Pandemietreibern gehören. Hoffentlich.

ZDF RKI: 29.875 [27.978] neue Corona-Infektionen - des sieht nach exponentiell aus.
Verstorbene: 598 Menschen. Hammas jetzt? Bitte cancelt doch endlich den scheiss Weihnachts-Betrieb.
Sieben-Tage-R-Wert: 1,03
Indizenzwert Mannheim 246,3 [250,1],
Ludwigshafen 394,2 [388,4]
Hof Stadt 429,9 [427,7] bzw. Land 284,8 [283,8]
[in eckigen Klammern die ZEIT Online Daten, die direkt aus den Städten und Landkreisen stammen]


~ Hans Moser - I kann mein Schlüsselloch net finden"



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Dienstag, 8. Dezember 2020
LL Tag 37: Being sent to Coventry.
Bevor ich über meine nasalen Belange jammer, ist es mir sehr wichtig festzuhalten, dass heute die erste Person außerhalb einer Studie den Impfstoff von Pfizer-Bi*NTech erhalten hat. Wichtig ist mir das nicht nur aufgrund der Tatsache ansich, sondern weil es ausgerechnet in Coventry stattgefunden hat.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich damals nach einem Auslandspraktikum suchte, ich weiß nur: in diesem Studiengang war es Pflicht, also fackelte ich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr lange und nahm was da kam. Und das war: bei einem kleinen, sehr kleinen und gar nicht so wichtigen Automobilzulieferer in Coventry. So klein, dass er während meiner Zeit dort pleite ging, aber ich führe das mal nicht auf meine Anwesenheit zurück.

Dafür lernte ich dort Kate kennen und ihre irre Freundinnen, durfte in wilden Pub-Nächten Gel-Bras völlig fremder Frauen befühlen, stellte fest, dass weder Frauen noch Babies im Winter Strümpfe oder Socken benötigen und erfuhr, durch welche Parks ich nachts lieber nicht laufen sollte, wenn ich nicht von Frauen totgeprügelt werden wollte. Und ich lernte, dass (Alkohol) trinken wie atmen ist.

Unvergessen auch die Sex-Toy-Party, die aber einen anderen Namen hatte.. ich erinner mich nicht mehr. Jedenfalls mit Ann Summers Produkten. Ich wurde damals mehr oder weniger stolze Besitzerin eines Rampant Rabbit, um nicht völlig prüde neben diesen absolut wahnsinnigen Britinnen dazustehen. Damals war ich WEIT von prüde entfernt. Aber neben diesen Frauen - eine Klosterschwester. Bei der Party wurden jedem ein schlüpfriger Alliterationsname gegeben. Kinky Kate, z.B., oder Orgiastic Oka. So in der Art.

Die Zeit in Coventry war merkwürdig durchwachsen, ich erinner mich neben sehr lustigen Tagen und interessanten Gesprächen mit Ian, einem Mitbewohner, auch an sehr depressive Tage. Es war Winterzeit, die Arbeit teilweise arschlangweilig, ich war sehr in meinen damaligen Freund verliebt und empfand die räumliche Trennung als schwierig. Wohingegen der eine Kollege, der mich anfangs immer im Auto mitnahm, meinte: distance makes the heart grow fonder. Er nahm mich genau solang mit, bis ich eine Diskussion über Sadam Hussein mit ihm focht. Bis heute erinner ich mich an die Überschriften der britischen Zeitungen. "We got him." Ich wusste, dass man ein solches Thema lieber nicht mit Kollegen diskutiert, aber ich war jung und brauchte den Kick.

Ich lebte mit 3 britischen Studenten in einem klassischen roten back-to-back-Reihenhaus in einer WG, alle Hardcore-Kiffer, die nachts um 3 Uhr in der Küche unter meinem winzigen Schlafzimmer Basketball spielten. Das klang in etwa so: potong-potong-potong.... MUAHAHAHAAHAHAHAHAAAA!!! poton-poton!! MUHAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!! Ich wankte immer zwischen Lachen und Fluchen.

Genannte Küche wurde auch nie geputzt. Sie war dermaßen abartig schmutzig, verkrustet, vermüllt, dass ich dort weder kochte noch verzehrte. Irgendwann kam Ian's Vater, lachte sich die Verzweiflung über den Zustand der Küche fort und meinte dann: "What about you, I mean, you are a German woman. 'Kinder Küche Kirche', right?" Tja. Ganz falsche Frau dafür erwischt. Da mussten die Jungs schon selber putzen und beten.

Ich erzählte vor meiner Abreise nach England einem Freund, wohin es geht. Der schüttelte sich aus vor Lachen. "Kennst du das saying 'Being sent to Coventry'?" Ich verneinte. "Es bedeutet soviel wie: in die Verbannung gesendet werden." Wieso, fragte ich mit wachsendem Unwohlsein. "Es war ein wichtiger Standort für Rüstungsbetriebe während des WW II, und so setzte man es furchtbaren Bombardierungen aus." Ähnlich erging es später Dresden. Es ist kein Zufall, dass diese beiden Städte Partnerstädte sind.

Die Ruine der Kathedrale von Coventry ist wirklich so bizarr schön, wie es auf den Bildern aussieht. Ansonsten muss ich leider sagen: nein, von einem historischen Stadtkern sieht man wahrlich nicht mehr viel, und die Stadt gleicht einer Stadt, die man eben schnell wieder aus dem Boden stampfen musste.

Irgendwo in meinem Kopf gibt es eine Stelle die ansprang, als ich anfing das zu tippen, und ich durchsuchte das Blog. Tatsächlich habe ich schon mal über Coventry geschrieben, aber ich habe alle Beiträge vor einem gewissen Datum offline. Ich habe diese einzelnen nun Online gestellt.

Coventry - wie alles begann (lustigerweise Teil II)
Auszüge aus dem Tagebuch (Coventry Teil I). Die ACK ACK Firmenphilosophie hatte ich völlig vergessen.

So nun ganz klein das Nasengejammer. Das können Sie aber gerne überspringen.

Gestern Abend im Bett gelesen und vor dem Licht ausmachen nochmal kurz auf Toilette. Danach in den Spiegel geschaut und gedacht: des sieht aber ned gut aus. Schwellung und Rötung am Nasensteg auf der rechten Seite, nicht nur im Nasenloch, sondern auch außen in Richtung Mund. "Wenn in dieser Gegend mal etwas rot und dick werden sollte, dann überlegen Sie gar nicht erst, ob das vielleicht wieder weg geht. Wird es nicht. Kommen Sie direkt in unsere Praxis und wenn wir nicht da sind, ins Krankenhaus." Beschlossen, dass das jetzt Abends um 23 Uhr kein Fall für die Notaufnahme ist und doch erst mal zu schlafen. Heute Morgen die Schwellung im Außenbereich etwas besser, aber in der Nase nach wie vor vorhanden. Und nässt das da irgendwie...?

Beim HNO. "Gut dass Sie sofort gekommen sind. Da sind zwei kleine Fäden, die sich eigentlich längst hätten selbst auflösen sollen. Haben sie wohl nicht. Einer davon sticht inzwischen total blöd wie ein Dorn in das Fleisch, so dass dort Bakterien reingeleitet werden konnten und wir da nun eine bakterielle Infektion haben." Er drückt darauf rum. Da ich - ganz naturgemäß in dieser Sache - stets ohne Mund-Nasen-Schutz vor ihm sitze, darf ich keinen Piep von mir geben. Auch kein "Hm." Oder "MMMHHH". Er merkt auch so dass es weh tut. Das Auge tränte wieder. Pha, dachte ich nach dem Absaugen, die Hardcore Deepnose Krustenentfernung wäre unangenehm, so friemelte er heute diese Fäden aus dem Infektionsherd. Im Dissoziieren bin ich bald Weltmeister. Ich werde nicht mehr denken: es könnte schlimmer kommen. Das hat bisher nicht funktioniert, q.e.d.

Jetzt starke Antibiotikumsalbe. Wenn es bis Freitag nicht deutlichst besser ist, wieder vorbeikommen. Er wägt noch ab, ob er mir direkt wieder AB Tabletten gibt. Hatte ich aber halt erst knapp 2 Wochen lang nach der OP. Er schimpft noch über das "scheiss billige Material, das im Krankenhaus verbaut wird" und ich wunder mich, weil er doch selbst operiert hat, ob er denn da keinen Einfluss auf das Material hat, aber ich habe keine Energie mehr sowas zu hinterfragen und will auch einfach unbedingt glauben, dass ich in besten Händen bin.

Ich bin sehr müde. Ach ja, Friseur nächste Woche fällt natürlich flach, ab morgen machen die zu. Scheiss der Hund drauf, obwohl ich mich langsam so eklig fühle. Kein Sport, dieses Siechtum mit der Nase, das Kack Virus. Naja passen die Kack Haare auch noch dazu. Ja. Jammern auf hohen Niveau, aber wollte mal raus, meine Nerven sind etwas angeschlagen. Dachte mir dann: wenn schon eklig, dann richtig, und hab mir diese Fuß-Hornhaut-Entferner-Socken gekauft. Möge sich das auch noch schälen. In 2021 mache ich dann einen auf Coventry und erstehe aus Ruinen auf, harhar.

Zum Abschluss etwas Wärme vom Muttertier: "Wenn das mal einigermaßen durch ist oder wir alle geimpft sind, dann bussel und umarm und herz ich dich ganz ganz ganz feste." <3

ZDF RKI: 14.054 [15.342] neue Corona-Infektionen - ca. 450 bzw. 1.170 mehr im Vergleich zur Vorwoche.
Auch die Zahl der Verstorbenen bleibt mit 423 hoch.
Sieben-Tage-R-Wert: 1,06
Indizenzwert Mannheim 232,1 [231,8],
Ludwigshafen 347,2 [448,8]
Hof Stadt 373,2 [375,3] bzw. Land 209,9 [209,9]
[in eckigen Klammern die ZEIT Online Daten, die direkt aus den Städten und Landkreisen stammen]


Soundtrack of the day: ~ Rudolph The Red Nosed Reindeer



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