Dienstag, 17. Januar 2023
Schon ein Stückl gegangen jetzt, ohne dich. Hätte nicht gedacht, dass es nach einem Jahr noch so weh tut. Gar nicht so oft trau ich mich an die ganzen Wochen und Monate vor deinem Tod zu denken, immer noch nicht. Probiere es häppchenweise. Tut weh, ist eigentlich kaum auszuhalten. Weiß gar nicht, wie ich es damals ausgehalten habe. Weil ich musste, wohl. Frage mich, wie es dann bei Mama wird, wenn es bei dir schon so arg ist, aber vielleicht ist es auch einfach ganz anders. Manchmal versuche ich mich auf Mamas Tod vorzubereiten, so wie sie es ja scheinbar auch macht. Aber es bleibt so, irgendwie, auf den Tod kann man (ich?) sich (mich?) nicht vorbereiten. Dachte damals, ich hätte schon soviel geweint in der Zeit vor dem 17., als hätte ich vorgetrauert. Aber das ist nicht so. Und eigentlich ist das bestimmt auch nicht sinnvoll, denn in der Zeit warst du ja noch da, so wie Mama noch da ist. Aber es ist schwer Wesen dabei zuzuschauen, wie sie gehen. Mir fällt es sehr schwer.

Naja ja, und jetzt bist du eben schon weg, eigentlich, so sagt man, aber ich glaube, auch das stimmt nicht. Ich weiß noch, wie oft ich während der Klinikzeit am Baumkreis saß, auf dem Hügel, auf der Bank, und immer, wenn ich dachte: so, jetzt denke ich ganz bewusst an dich, und lass die Trauer zu, dann ist der Wind in die Bäume gefahren, und es war ein großes Gerausche. Dann konnte ich weinen, und du warst da.

Ich höre manchmal immer noch deine Pfoten auf dem Laminat. Kucke, ob du in der Nähe bist, bevor ich hämmer oder sonst einen Krawall mache. Achte darauf, deine Wasserschüssel nicht umzustoßen, wenn ich zur Tür reinkomm. Und sehe dein lustiges Gesicht vor mir, du konntest so unglaublich fröhlich kucken. Vielleicht interpretieren wir Menschen aber auch einfach nur viel zu viel Menschliches in Tiere. Trotzdem könnte ich einen Riesenpack Lieblingsfutter darauf verwetten, dass du eine fröhliche Katze warst, und es ganz sicher auch noch bist.

~ Dirk Maassen - The Unforgettable




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Sonntag, 15. Januar 2023
Manchmal erstaunt und beglückt es mich, wenn Menschen sich so unerwartet in eine Richtung entwickeln und mit ähnlichen Themen beschäftigt sind, wie ich in den letzten Monaten. Neulich sah ich Crazy K., er war einige Tage in der Heimat, und ich hätte nie gedacht, dass wir mal ein solches Gespräch führen werden, wie wir es an diesem Tag geführt haben. Es ermutigt mich darin, weiter offen zu sein, mich zu zeigen wie ich bin, und Menschen aufzusuchen, die offen sind. Offenheit schafft Nähe - und wenn es sie nicht schafft, weiß man auch mehr als vorher.

[Damit sind nicht unterschiedliche Meinungen, sondern psychische Belange gemeint.]

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Mittwoch, 11. Januar 2023
Aftersun im Kino gesehen. Wirkt nach wie kleine Wellen, wenn man einen Stein ins Wasser geworfen hat.

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Sonst. Naja.

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Freitag, 6. Januar 2023
Während der Feiertage und über den Jahreswechsel gab es weiterhin einiges für die Uni zu tun. Dabei wurde mir klar, dass mir das Studium so keinen Spaß macht. Ich habe in den letzten Wochen vergessen, dass mich eigentlich interessiert, was ich da tue. Doch die ständige Anforderung, Präsentation hier, Präsentation da, Gruppenhausarbeit dort - es ist mir zuviel und irgendwie habe ich dabei auch nicht das Gefühl mehr zu lernen als an der FernUni.

Dieses Semester werde ich nun noch so durchziehen wie geplant, abgesehen von der Prüfung für Fortgeschrittene Forschungsmethoden. Da nehme ich den Zweittermin. Das nächste Semester soll anders aussehen. Das bedeutet zwar, dass ich schon wieder länger studiere als geplant - aber ich hoffe, dass dann zumindest die Freude daran zurückkommt.

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Parallel dazu das Mutter-Thema. Dafür finde ich hier kaum Worte. Manchmal, wenn ich mit jemandem darüber rede, wie heute mit N., wird mir bewusst, wie belastend es für mich ist. Und wieviel mehr Zeit ich mir für mich und meine Bedürfnisse einräumen müsste. Meine Seele ist auf einem guten Weg, vor allem auch durch die Klinik, aber das alles ist noch --- labil klingt krass, aber eben.. noch nicht eingeschliffen. Ich habe Schiss, ich riskiere sowas wie einen Rückfall, Rückschritt. Psychisches k.o.

Es ist alles viel zu viel.

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Dienstag, 20. Dezember 2022
Das Glatteis in Oberfranken wurde gestern meinem Vater zum Verhängnis. Einen Schritt raus zur Haustür, zack, Oberarmfraktur. Voraussichtlich heute Nachmittag steht die OP an. Ich hoffe, das klappt. Es stehen allein 17 Glatteis-OPs in dem Krankenhaus an. Und alle wollen vor Weihnachten zu Hause sein. Übermorgen wäre sein 71. Geburtstag, mit Feier in einem Gasthof im Umland. Wir sollen ohne ihn feiern. Etwas seltsam, aber irgendwie auch süß. Er möchte nicht, dass der Gasthof so kurz vor Weihnachten diesen Ausfall hat, da sie sich ja komplett darauf eingestellt haben.

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Ich bin so unsicher im Zwischenmenschlichen. Vermutlich war das schon immer so, ich konnte es nur nie so deutlich SPÜREN. Es ist sehr anstrengend, das zu lernen.

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Mutter-Front unverändert. Durch den Noah-Artikel wurde mir bewusst, dass wir wohl wirklich nicht mit allzu vielen darüber reden sollten. Heute Nacht geträumt, sie, mein Bruder und ich wären auf Sylt. Wir fuhren mit dem Auto über eine Straße zwischen den Dünen. Da kam plötzlich von vorne eine riesen Flutwelle. Voller Angst blickten wir nach hinten, um rückwärts zu fahren. Von Hinten kam aber ebenfalls eine riesen Welle. Es war gar nicht so sehr Panik. Einfach Angst, und die Hoffnung, es zu überstehen. Ich hielt die Luft an, Wasser umschloss mich von allen Seiten. Ich weiß noch, dass ich Luftblasen spürte, die aus meiner Nase aufstiegen. Mehr weiß ich nicht mehr.