Ich bin unendlich dankbar dafür, dass er erst jetzt krank wird. Dass ich inzwischen so gut aufgestellt bin, mental, emotional, mit tollen Menschen in meinem Leben. Vielleicht auch schon etwas leiderprobt, so bescheuert es klingt. Die bisherige Erfahrung im Umgang mit einer schweren Erkrankung eines Elternteils hilft. Es macht die Sache ansich nicht weniger beängstigend oder traurig. Aber es hilft.

All das trägt. So kann das Schöne neben dem Argen stehen, und daneben die Hoffnung.

Der Tag gestern mit meinem Vater war sehr schön. Wir schlenderten durch den Waldpark zum Biergarten, gönnten uns Bier und Flammkuchen und spazierten so zurück, dass wir den Tatort anschauen konnten. Wir mögen die Wiener. Nachts schlief ich sehr schlecht. Vielleicht waberte im Unbewussten alles mögliche umher. Heute Morgen fuhr er zur Klinik, seine erste Statusmeldung klingt ganz okay, die Aufnahme verlief schnell und reibungslos, eine erste Magenspiegelung (noch ohne Befund) fand bereits statt, und er freut sich aufs Essen. Er merkt einfach gar nichts von diesem Karzinom, ist nur so unglaublich dünn geworden. Letztendlich war es auch eine Art Zufallsbefund. Er war vor kurzem nochmals für eine Kontrolluntersuchung wegen seiner im Winter gebrochenen Schulter beim Arzt. Dort erwähnte er beiläufig, dass er so sehr abgenommen hatte. Sofort wurde der Arzt hellhörig, und naja, dann ging alles sehr schnell.

Meistens komme ich mit all dem gut durch den Tag, doch manchmal kommt es aus dem nichts, vorzugsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, und dann wirds kurz sehr nass.

Es wird schon werden. Muss. Soll. Bitte.

Mich vorhin freundlich aber bestimmt von jemandem abgegrenzt, weil ich selbst wirklich gerade gar keinen Raum für eine bestimmte Art von Problemen von Leuten habe, die mir nicht so nahe stehen, die aber sehr gerne bei mir abladen. Super Gefühl, diese Abgrenzung!
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Am Nachmittag an einer Stadt-Wand-Kunst-Führung teilgenommen. Kannte die Kunstwerke zum Teil schon, aber nicht deren Künstler:innen und Hintergründe. Vielleicht folgen Bilder, wenn ich Zeit und Laune hab.
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Morgen früh Zug nach Erfurt, dort Treffen mit N. bis Sonntag Mittag. Ich freue mich unbändig.
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Und dann noch: You never walk alone - "Schwan weicht sterbendem Artgenossen in Mannheim nicht von der Seite"

Heute hielt eine sehr interessante Frau eine Gastvorlesung in unserer klinischen Vorlesungsreihe. Manchmal finde ich es schade, dass ich hier nicht mehr über mein Leben als Psychologiestudentin schreiben kann (möchte), die Personen wären sofort identifzierbar, und ich weiß nicht, ob ihnen das recht wäre, mit diesem privaten Blog in Verbindung gebracht zu werden, und ich weiß auch nicht, ob mir das recht ist. Außerdem wäre auch ich vermutlich relativ leicht identifzierbar, naja, eigentlich könnte man jetzt schon wissen, wo man mich wann antrifft, und das ist ein sehr sehr seltsames Gefühl.

Nichtsdestotrotz fehlt es mir, mehr darüber schreiben zu können. Dieses Interessensgebiet macht inzwischen einen so großen Teil meiner Identität aus. Manchmal überlege ich, ein anderes Blog zu diesen Themen anzufangen, das gänzlich stadtneutral ist. Aber uff, dann klingt das irgendwie schon wieder anstrengend, wie etwas, das ich tun sollte, müsste, und dann mag ich nicht mehr.

Mal gute Nachrichten: Thorax- und Kopf-CT jeweils unauffällig, keine Metastasen, es hat (noch?) nicht gestreut. Arm-Problematik wohl tatsächlich aufgrund minimaler Durchblutungsstörung. Er bekommt jetzt ASS, zwar etwas komisch angesichts einer anstehenden OP, aber die werden schon wissen, was geht, und noch ist ja auch unklar, wann genau operiert wird. Uff. Erst mal ein kleines bisschen Erleichterung zwischendurch.

Gestern Morgen beim Frühstück spürte mein Vater plötzlich seinen linken Arm nicht mehr. Ansonsten war alles normal. Mein Bruder fuhr ihn ins Krankenhaus. Seitdem ist mein Vater stationär dort, sie checken ihn von oben bis unten durch, auch die sowieso für heute terminierte Thorax-CT wurde gemacht, außerdem eine vom Kopf, Herzuntersuchungen etc. Es wurde nichts weiter auffälliges gefunden, ggf. eine Durchblutungsstörung in der rechten Gehirnhälfte, aber dazu wollte sich die Ärztin noch mit dem Neurologen besprechen. Inzwischen spürt er den Arm auch wieder ganz normal. Mal sehen wie die Woche weiterverläuft. Am nächsten Montag kommt er zu mir nach Mannheim, um von hier aus dann am Dienstag in eine Fachklinik zu fahren, ich glaube, ich möchte hier jetzt nicht sagen, in welche.

~ Kummer - Der letzte Song (Alles wird gut)

Heute erster Arbeitstag nach einer Woche Krankschreibung. Nach dem Frühstück wird mir sofort wieder übel. Letztes mal kotzen vor 1,5 Wochen. Vermute, dass ich inzwischen körperlich auf die Arbeit reagiere. Überlege ernsthaft, ohne Alternative zu kündigen. Ich weiß sowieso nicht so wirklich, wo ich momentan die Energie für so viele Arbeits-, Uni- und Privatlebenbaustellen hernehmen soll. Ich habe Grenzen. Sie sind erreicht.