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Donnerstag, 17. April 2025
Achtung, Periodenblut. Ja man(n), normal.
okavanga, 20:33h
Der heutige Tag ist mir irgendwie peinlich. Einige Minuten vor 12 rief ich bei meinem Vater an. Ich wollte ihn etwas wegen meiner betrieblichen Altersvorsorge fragen und wusste, dass er und G. gerade im Auto saßen auf dem Weg Richtung Schwabenland, wie jedes Jahr an Ostern. Doch kaum nahm er ab, konnte ich nur noch keuchen. Aus dem nichts trafen mich dermaßen heftige Unterleibsschmerzen, dass ich dachte, jetzt wird alles aus mir rausgeschnitten. Durch die Myome war ich echt schmerzerprobt, auch nach der Erfahrung kurz vor der OP, als ich durch die Medikation davor wehenartige Schmerzen bekam. Aber das heute. Ich konnte nicht mehr sprechen, nicht mehr gehen, nicht mehr kriechen, und ich habs echt versucht. Versucht aufs Klo zu kriechen, zu den Schmerztabletten. Mein Vater und G. waren völlig verstört und in Sorge. Da der Schmerz überhaupt nicht abebben wollte, meinten sie irgendwann, ich sollte den Notruf anrufen. Ich wehrte mich noch einige Zeit, doch dann dachte ich, ja was soll ich sonst tun.
Schon dieser Anruf war mir unfassbar peinlich. Ich habe noch nie den Notruf angerufen. Da ruft man nur an, wenn man vorm Krepieren ist, denke ich. Blöderweise fühlte sich das so an, auch wenn ich mir sicher war, dass zwar vielleicht nicht ich selbst, aber zumindest meine Gebärmutter krepiert. Der Mann am anderen Ende stellte mir ruhig einige Fragen und schickte einen RTW los. Derweil überlegte ich, was los war. Ja, ich hatte meine Periode heute bekommen. Schon letzte Woche hatte ich an einem Tag sehr heftige Schmerzen, wie Periode, und war irritiert, weil ich wusste, das wäre zu früh, aber 45, naja, herrje. Die Schmerzen ebbten dann aber ab, es kam keine Periode, und nach 3 Stunden auf dem Sofa und 2 Naproxen war ich schmerzfrei. Bis heute.
Ich hatte mich schon gewundert. Heute morgen klopfte die Periode wie gewohnt leise an. Ich versorgte mich mit einem normalen Tampon. Keine 5 Minuten später spürte ich, wie warmes Blut aus mir rausquoll. Strange, dachte ich. Ging auf Toilette zum Wechseln, es quoll weiter raus, ich wischte und wischte, irgendwann Riesentampon, und dann, kurz danach, kam also dieser Tornado von Schmerz.
So erklärte ich das auch den beiden männlichen Sanitätern. Ich schämte mich. Der eine, vielleicht bilde ich es mir auch ein, er wusste nicht wo er hinschauen sollte. Inzwischen hatte ich 2 Naproxen intus, lag auf dem Sofa und es wurde etwas (!) besser. Die Fragen kamen mir schon vor wie: naja, also da hat sie halt jetzt ihre Periode. Mein Gott war mir das alles unangenehm. Gleichzeitig hatte ich Angst, denn wie gesagt, Schmerz ist mir nicht neu, auf sehr vielen Ebenen, und so etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich sagte, dass es mir wichtig ist, dass eine Gyn das checkt. Sie fragten, ob es ok wäre, mir ein Taxi zu rufen, damit der RTW nicht weiter gebunden ist. Ja, klar, sagte ich, und wusste, dass das jetzt inzwischen auch geht. Meine Scham kroch tiefer und tiefer. Der Schmerz war aber auch noch da, und zwar so sehr, dass ich wusste, ich muss das jetzt machen.
In der Klinik wartete ich 4 Stunden. Dann kam eine Ärztin, so ein Glück, dachte ich noch. Doch schon bei den ersten Fragen kam eine andere Ärztin rein, unterbrach, beide gingen raus, dann kam sie nochmal rein, sagte, ein Kollege wird übernehmen. Ich hasse es. Ich hatte in der Klinik schon einmal eine so unfassbar unangenehme Fragen- und Untersuchungssituation, vor meiner Myom-OP. Vielleicht tue ich vielen Männern unrecht, aber selbst wenn sie auf der Gyn arbeiten: ich denke nicht, dass sie diese Qualität von Schmerz verstehen. Einem Freund schrieb ich vorhin, stell dir vor, deine Eichel wird einfach stundenlang unter Starkstrom gesetzt. Weiß nicht, ob er es nachvollziehen konnte.
Also, lange Rede kurzer Sinn: "Es ist einfach Ihre Periode". Schulterzucken seinerseits. Ungläubiges Kucken meinerseits. Wenn das das neue normal ist, dachte ich mir, dann glaube ich nicht, dass ich das jetzt noch solang aushalte, bis diese verschissenen Wechseljahre vorbei sind.
Und ich kam mir einfach dumm vor. Fragte mich, ob die Sanitäter oder der Arzt heute Abend ihren Freunden erzählen, dass die Leute wichtige Rettungs- und Versorgungsssourcen blockieren, weil sie halt mal Regelschmerzen haben.
Ich weiß, was ich gefühlt habe, und auch, wenn das jetzt meine "normale" Periode sein soll, war NICHTS an diesem Schmerz normal. Und doch schäme ich mich in Grund und Boden. Und das macht mich dann ganz wütend, weil ich nicht dazu stehe, wie unfassbar schlecht es mir einfach ging, und wie unglaublich Angst ich hatte, dass gerade irgendwas in mir sehr sehr kaputt geht. Und dann macht es mich traurig.
Und jetzt bin ich sehr sehr müde, und will einfach nur noch mit den nächsten Naproxen und einer Wärmflasche ins Bett.
Man ey. Wenn Männer Periode mit solchen Schmerzen hätten, es gäbe längst den geilsten Scheiss dafür.
Schon dieser Anruf war mir unfassbar peinlich. Ich habe noch nie den Notruf angerufen. Da ruft man nur an, wenn man vorm Krepieren ist, denke ich. Blöderweise fühlte sich das so an, auch wenn ich mir sicher war, dass zwar vielleicht nicht ich selbst, aber zumindest meine Gebärmutter krepiert. Der Mann am anderen Ende stellte mir ruhig einige Fragen und schickte einen RTW los. Derweil überlegte ich, was los war. Ja, ich hatte meine Periode heute bekommen. Schon letzte Woche hatte ich an einem Tag sehr heftige Schmerzen, wie Periode, und war irritiert, weil ich wusste, das wäre zu früh, aber 45, naja, herrje. Die Schmerzen ebbten dann aber ab, es kam keine Periode, und nach 3 Stunden auf dem Sofa und 2 Naproxen war ich schmerzfrei. Bis heute.
Ich hatte mich schon gewundert. Heute morgen klopfte die Periode wie gewohnt leise an. Ich versorgte mich mit einem normalen Tampon. Keine 5 Minuten später spürte ich, wie warmes Blut aus mir rausquoll. Strange, dachte ich. Ging auf Toilette zum Wechseln, es quoll weiter raus, ich wischte und wischte, irgendwann Riesentampon, und dann, kurz danach, kam also dieser Tornado von Schmerz.
So erklärte ich das auch den beiden männlichen Sanitätern. Ich schämte mich. Der eine, vielleicht bilde ich es mir auch ein, er wusste nicht wo er hinschauen sollte. Inzwischen hatte ich 2 Naproxen intus, lag auf dem Sofa und es wurde etwas (!) besser. Die Fragen kamen mir schon vor wie: naja, also da hat sie halt jetzt ihre Periode. Mein Gott war mir das alles unangenehm. Gleichzeitig hatte ich Angst, denn wie gesagt, Schmerz ist mir nicht neu, auf sehr vielen Ebenen, und so etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich sagte, dass es mir wichtig ist, dass eine Gyn das checkt. Sie fragten, ob es ok wäre, mir ein Taxi zu rufen, damit der RTW nicht weiter gebunden ist. Ja, klar, sagte ich, und wusste, dass das jetzt inzwischen auch geht. Meine Scham kroch tiefer und tiefer. Der Schmerz war aber auch noch da, und zwar so sehr, dass ich wusste, ich muss das jetzt machen.
In der Klinik wartete ich 4 Stunden. Dann kam eine Ärztin, so ein Glück, dachte ich noch. Doch schon bei den ersten Fragen kam eine andere Ärztin rein, unterbrach, beide gingen raus, dann kam sie nochmal rein, sagte, ein Kollege wird übernehmen. Ich hasse es. Ich hatte in der Klinik schon einmal eine so unfassbar unangenehme Fragen- und Untersuchungssituation, vor meiner Myom-OP. Vielleicht tue ich vielen Männern unrecht, aber selbst wenn sie auf der Gyn arbeiten: ich denke nicht, dass sie diese Qualität von Schmerz verstehen. Einem Freund schrieb ich vorhin, stell dir vor, deine Eichel wird einfach stundenlang unter Starkstrom gesetzt. Weiß nicht, ob er es nachvollziehen konnte.
Also, lange Rede kurzer Sinn: "Es ist einfach Ihre Periode". Schulterzucken seinerseits. Ungläubiges Kucken meinerseits. Wenn das das neue normal ist, dachte ich mir, dann glaube ich nicht, dass ich das jetzt noch solang aushalte, bis diese verschissenen Wechseljahre vorbei sind.
Und ich kam mir einfach dumm vor. Fragte mich, ob die Sanitäter oder der Arzt heute Abend ihren Freunden erzählen, dass die Leute wichtige Rettungs- und Versorgungsssourcen blockieren, weil sie halt mal Regelschmerzen haben.
Ich weiß, was ich gefühlt habe, und auch, wenn das jetzt meine "normale" Periode sein soll, war NICHTS an diesem Schmerz normal. Und doch schäme ich mich in Grund und Boden. Und das macht mich dann ganz wütend, weil ich nicht dazu stehe, wie unfassbar schlecht es mir einfach ging, und wie unglaublich Angst ich hatte, dass gerade irgendwas in mir sehr sehr kaputt geht. Und dann macht es mich traurig.
Und jetzt bin ich sehr sehr müde, und will einfach nur noch mit den nächsten Naproxen und einer Wärmflasche ins Bett.
Man ey. Wenn Männer Periode mit solchen Schmerzen hätten, es gäbe längst den geilsten Scheiss dafür.
Montag, 14. April 2025
Das Hier und Jetzt.
okavanga, 14:59h
Weiß gar nicht so genau, was da gerade passiert. Kurz übergelaufen vor Freude. Weiß nicht genau wohin mit all dem Glück im Herzen. Manchmal leise Unsicherheit und alte Zweifel. Doch Zuversicht und Mut und der unbedingte Lebenswille, wie lange wusste ich gar nicht was das sein soll, sind stärker. Ich will das Leben mit jeder Faser meines Körpers aufsaugen, und wenn nach dem High dieser Tage irgendwann das Tief ansteht, dann sei es willkommen.
Das was ich fühle ist so stark, es mag sich nicht zurückhalten.
~ Paul van Dyk - For An Angel (PvD Angel In Heaven Radio Edit)
Das was ich fühle ist so stark, es mag sich nicht zurückhalten.
~ Paul van Dyk - For An Angel (PvD Angel In Heaven Radio Edit)
Donnerstag, 10. April 2025
Erster Job.
okavanga, 15:57h
Es ist vollbracht, eine tariflich bezahlte klinische Stelle von Mai bis Dezember, die mir auch für die Ausbildung anerkannt wird. Und das in der Metropolregion Rhein-Neckar. Bin schon jetzt aufgeregt!
Montag, 7. April 2025
Verbundenheit.
okavanga, 18:50h
Heute Vormittag hat mich ein Freund, der gerade Japan bereist, 90 Minuten mit durch Tokyo genommen. Das war fantastisch! Und was für eine Idee, darauf bin ich noch nie gekommen, Menschen ganz persönlich einfach per Video mit durch die Straßen zu nehmen. Dabei musste ich sehr an meinen Vater und seine Frau denken. Sie hatten vor der Krebserkrankung meines Vaters eine Japanreise geplant. Es ist ihr ultimatives Reiseziel. Sie hatten noch nie eine Fernreise. Doch nun trauen sie sich nicht mehr an die Planung, und Reiserücktrittsversicherung in dem Fall - haha.
Am späten Nachmittag hatten der Freund und ich noch einen anderen Austausch, von dem ich tief berührt war. Es hat mich ein bisschen durcheinander gewirbelt, innerlich. Zwei schöne Geschenke hat mir dieser Freund heute bereitet.
Mir fällt dabei auf, dass ich es inzwischen sehr attraktiv finde, wenn Männer nicht versuchen ihre Unsicherheiten hinter coolem Gehabe zu verstecken, sondern sie offen kommunizieren. Wenn sie Emotionen erkennen, sie verbalisieren und sich darüber austauschen können. Die reflektieren, sich zeigen und verletzbar machen. Und das nicht auf dem Selbstoptimierungslevel "me first", sondern im Kontakt und was das alles auf Beziehungsebene bedeutet. Denn wir sind keine isolierten Inseln. Wir wollen uns verbunden fühlen, brauchen einander und es ist schön zu teilen, egal was (naja ok, außer Viren oder so).
Während wir uns austauschten, saß ich auf einer Bank am Neckar, bestaunte wie die Sonne in Form von kleinen Diamanten über die Wellen flitzte, genoss die grün sprießenden Bäume. Den Frühling.
Als ich mit dem Radl heimwärts fuhr, fiel mir kurz der Moment ein, in dem ich am Vormittag "auf dem Rücken" in Tokyo lag und Kirschblüten auf mich schneiten.
Zauberhaft war das heute.
~ Chakra Corazón - Fortalecer los chakras Frecuencia 432Hz · Vida Sana
NTM: nicht wehren - annehmen - loslassen - es fließt dahin. Unter und über und neben allem das Herz. Man war das vorhin ein verrückter und inniger Moment.
Am späten Nachmittag hatten der Freund und ich noch einen anderen Austausch, von dem ich tief berührt war. Es hat mich ein bisschen durcheinander gewirbelt, innerlich. Zwei schöne Geschenke hat mir dieser Freund heute bereitet.
Mir fällt dabei auf, dass ich es inzwischen sehr attraktiv finde, wenn Männer nicht versuchen ihre Unsicherheiten hinter coolem Gehabe zu verstecken, sondern sie offen kommunizieren. Wenn sie Emotionen erkennen, sie verbalisieren und sich darüber austauschen können. Die reflektieren, sich zeigen und verletzbar machen. Und das nicht auf dem Selbstoptimierungslevel "me first", sondern im Kontakt und was das alles auf Beziehungsebene bedeutet. Denn wir sind keine isolierten Inseln. Wir wollen uns verbunden fühlen, brauchen einander und es ist schön zu teilen, egal was (naja ok, außer Viren oder so).
Während wir uns austauschten, saß ich auf einer Bank am Neckar, bestaunte wie die Sonne in Form von kleinen Diamanten über die Wellen flitzte, genoss die grün sprießenden Bäume. Den Frühling.
Als ich mit dem Radl heimwärts fuhr, fiel mir kurz der Moment ein, in dem ich am Vormittag "auf dem Rücken" in Tokyo lag und Kirschblüten auf mich schneiten.
Zauberhaft war das heute.
~ Chakra Corazón - Fortalecer los chakras Frecuencia 432Hz · Vida Sana
NTM: nicht wehren - annehmen - loslassen - es fließt dahin. Unter und über und neben allem das Herz. Man war das vorhin ein verrückter und inniger Moment.
Dienstag, 1. April 2025
Mütend.
okavanga, 17:22h
Ich bin so müde. Ich bin so wütend. Seit Januar bewerbe ich mich nun auf die Praktische Tätigkeit PT1 und/oder PT2, die im Rahmen der Ausbildung Pflicht sind. Bis vor einigen Jahren war diese PT quasi unbezahlt oder mit Praktikantengehältern wie 400 Euro im Monat vergütet. Zur Erinnerung: wir PiAs (Psychotherapeutinnen in Ausbildung) haben ein abgeschlossenes Psychologiestudium. Seit einer Gesetzesreform 2020 wird Mindestlohn angesetzt.
Betrachtet man die Zahlen vor der Reform, ist das erst einmal ein Grund zur Freude. Doch wurde mir nun beispielsweise in einer Forensik (!) für 38,5 h ein Bruttolohn von 1.800 Euro angeboten. Für die Arbeit im Maßregelvollzug! Meine Ausbildung kostet all in (monatliche Raten ans Institut, Unterkunft & Verpflegung dort, Selbsterfahrung Einzel & Gruppe, Supervision, voraussichtliche Gebühren für ambulante Lehrpraxen nach der Zwischenprüfung, ...), monatlich in etwa 1.000 Euro für eine Dauer von 5 Jahren. Das sind nach 5 Jahren Kosten ovn mindestens 60.000 Euro. Und da habe ich dann noch keine Miete, keine Nebenkosten, kein Essen, keine Freizeitaktivität bezahlt. Und Fahrtkosten! Es stellt mich vor ein Rätsel, wie andere PiAs das wuppen. Ja, zum Teil kommen sie in dieser Generation nun aus privilegierten Haushalten. Manche haben Erspartes. Manche leben mit Partner:innen, die zumindest die Lebenshaltungskosten mit kompensieren.
Unsere Gesellschaft ist randvoll mit Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Kompetentes Personal wird händeringend gesucht. Aber zahlen will man dafür nicht. Mir war von Anfang an bewusst was mit diesem Weg auf mich zukommt, seit ich vor 10 Jahren mit dem Bachelor angefangen habe. Doch wie bitter sich das wirklich anfühlt, das habe ich nicht vermutet.
Ja, mir fehlt die klinische Erfahrung. Aber ich habe jahrelang in der Personalentwicklun gearbeitet, im Bereich Coaching und Training. Ich habe Gruppen moderiert und geleitet, zu Werten, Persönlichkeit, Verhalten. Die Rehakliniken sind voll von Überlastungspatient:innen, deren berufliches Umfeld ich aufgrund meiner Vita nur allzu gut verstehe. Alles nichts wert.
"Wir haben schon auch mitunter schwierige Patienten" sagt mir heute der Chefarzt einer privaten psychiatrischen Akutklinik, nachdem er betont hat, dass sich dort überwiegend gehobenes, privilegiertes Klientel aufhält, mit hohem Bildungsniveau. Ach, hab ich mir gedacht, was du nicht sagst? Ich erzähl euch was von schwierigem Klientel aus Management und Beratung, Bitches. Eine Privatklinik, familiengeführt, auch dort nur: Mindestlohn. Es ist ein Wirtschaftsbetrieb. Das Gespräch hat mich auch mit mulmigem Bauchgefühl hinterlassen. Ja, ich könnte dort sehr viel lernen. Aber die beiden Ärzte (gendern nicht nötig) haben mir extreme Management Bros Vibes gegeben. Die Haltung reserviert bis höflich. Wenig zugewandt. Einer konstant verschränkte Arme. Die Distanz zwischen uns auch räumlich relativ groß.
Ein völliger Kontrast dazu war ein Gespräch, dass ich gestern in einer Unfallklinik hatte, mit zwei Psychologinnen. Stühle nah beineinander, herzlich aber nicht schischi-mäßig. Offen, direkt, zugewandt. Sehr sympathisch. Und: tarifliche Bezahlung. Zwar nicht ganz auf dem Niveau, das ich bräuchte, aber annähernd. Aber: dort wäre ich auf einer Akutstation, auf der Patient:innen im Schnitt 8 Tage verweilen. Es geht vor allem darum, Menschlichkeit zu zeigen, emphatisch, offen und verständnisvoll zu agieren. Die Menschen dort abholen, wo sie gerade (sehr wahrscheinlich auch unter erstem Schock) stehen: Beine ab, Hand ab, was wird weiter? Kann ich mir sehr gut vorstellen. Großes Manko: es werden dort keine Diagnosen gestellt, keine Berichte geschrieben. Zwei Punkte, die ich unbedingt lernen muss und will. Diese Stelle wäre eine PT2. Wenn ich mich dann andernorts auf die PT1 bewerbe, mit Berufserfahrung aber ohne Kompetenz in Diagnostik und Berichterstellung, schwierig. Morgen möchte ich dazu mal mit jemandem aus meiner Ausbildungsgruppe sprechen, und vom Institut.
Von manchen Kliniken habe ich seit zwei Monaten gar keine Rückmeldung. Andere sagen sehr schnell ab, weil keine geeigneten Stellen. Andere bieten eben nur Mindestlohn.
Und so bahnt es sich nun an, dass ich mich voraussichtlich doch aus der Region wegbewerben muss. Aufs Land. Da wo keiner hin will, weil manchmal nicht mal ein Bahnhof existiert. In dieser turbulenten Zeit, privat wie global, hätte ich mich sehr über ein bisschen Stabilität und vertrautes Umfeld gefreut. Aber es hilft nix. In der Pampa zahlt man fair.
~ Tocotronic - Kapitulation
Betrachtet man die Zahlen vor der Reform, ist das erst einmal ein Grund zur Freude. Doch wurde mir nun beispielsweise in einer Forensik (!) für 38,5 h ein Bruttolohn von 1.800 Euro angeboten. Für die Arbeit im Maßregelvollzug! Meine Ausbildung kostet all in (monatliche Raten ans Institut, Unterkunft & Verpflegung dort, Selbsterfahrung Einzel & Gruppe, Supervision, voraussichtliche Gebühren für ambulante Lehrpraxen nach der Zwischenprüfung, ...), monatlich in etwa 1.000 Euro für eine Dauer von 5 Jahren. Das sind nach 5 Jahren Kosten ovn mindestens 60.000 Euro. Und da habe ich dann noch keine Miete, keine Nebenkosten, kein Essen, keine Freizeitaktivität bezahlt. Und Fahrtkosten! Es stellt mich vor ein Rätsel, wie andere PiAs das wuppen. Ja, zum Teil kommen sie in dieser Generation nun aus privilegierten Haushalten. Manche haben Erspartes. Manche leben mit Partner:innen, die zumindest die Lebenshaltungskosten mit kompensieren.
Unsere Gesellschaft ist randvoll mit Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Kompetentes Personal wird händeringend gesucht. Aber zahlen will man dafür nicht. Mir war von Anfang an bewusst was mit diesem Weg auf mich zukommt, seit ich vor 10 Jahren mit dem Bachelor angefangen habe. Doch wie bitter sich das wirklich anfühlt, das habe ich nicht vermutet.
Ja, mir fehlt die klinische Erfahrung. Aber ich habe jahrelang in der Personalentwicklun gearbeitet, im Bereich Coaching und Training. Ich habe Gruppen moderiert und geleitet, zu Werten, Persönlichkeit, Verhalten. Die Rehakliniken sind voll von Überlastungspatient:innen, deren berufliches Umfeld ich aufgrund meiner Vita nur allzu gut verstehe. Alles nichts wert.
"Wir haben schon auch mitunter schwierige Patienten" sagt mir heute der Chefarzt einer privaten psychiatrischen Akutklinik, nachdem er betont hat, dass sich dort überwiegend gehobenes, privilegiertes Klientel aufhält, mit hohem Bildungsniveau. Ach, hab ich mir gedacht, was du nicht sagst? Ich erzähl euch was von schwierigem Klientel aus Management und Beratung, Bitches. Eine Privatklinik, familiengeführt, auch dort nur: Mindestlohn. Es ist ein Wirtschaftsbetrieb. Das Gespräch hat mich auch mit mulmigem Bauchgefühl hinterlassen. Ja, ich könnte dort sehr viel lernen. Aber die beiden Ärzte (gendern nicht nötig) haben mir extreme Management Bros Vibes gegeben. Die Haltung reserviert bis höflich. Wenig zugewandt. Einer konstant verschränkte Arme. Die Distanz zwischen uns auch räumlich relativ groß.
Ein völliger Kontrast dazu war ein Gespräch, dass ich gestern in einer Unfallklinik hatte, mit zwei Psychologinnen. Stühle nah beineinander, herzlich aber nicht schischi-mäßig. Offen, direkt, zugewandt. Sehr sympathisch. Und: tarifliche Bezahlung. Zwar nicht ganz auf dem Niveau, das ich bräuchte, aber annähernd. Aber: dort wäre ich auf einer Akutstation, auf der Patient:innen im Schnitt 8 Tage verweilen. Es geht vor allem darum, Menschlichkeit zu zeigen, emphatisch, offen und verständnisvoll zu agieren. Die Menschen dort abholen, wo sie gerade (sehr wahrscheinlich auch unter erstem Schock) stehen: Beine ab, Hand ab, was wird weiter? Kann ich mir sehr gut vorstellen. Großes Manko: es werden dort keine Diagnosen gestellt, keine Berichte geschrieben. Zwei Punkte, die ich unbedingt lernen muss und will. Diese Stelle wäre eine PT2. Wenn ich mich dann andernorts auf die PT1 bewerbe, mit Berufserfahrung aber ohne Kompetenz in Diagnostik und Berichterstellung, schwierig. Morgen möchte ich dazu mal mit jemandem aus meiner Ausbildungsgruppe sprechen, und vom Institut.
Von manchen Kliniken habe ich seit zwei Monaten gar keine Rückmeldung. Andere sagen sehr schnell ab, weil keine geeigneten Stellen. Andere bieten eben nur Mindestlohn.
Und so bahnt es sich nun an, dass ich mich voraussichtlich doch aus der Region wegbewerben muss. Aufs Land. Da wo keiner hin will, weil manchmal nicht mal ein Bahnhof existiert. In dieser turbulenten Zeit, privat wie global, hätte ich mich sehr über ein bisschen Stabilität und vertrautes Umfeld gefreut. Aber es hilft nix. In der Pampa zahlt man fair.
~ Tocotronic - Kapitulation
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