Donnerstag, 2. Oktober 2025
Hab ich jetzt 1 Monat gar nichts gebloggt. Uff ja. Es ist bewegt, wahrscheinlich mehr in mir als von außen sichtbar ist.

Die Ausbildungswoche war wild, im guten wie im nicht so guten Sinne. Eigentlich würde ich gerne mal mehr dazu schreiben. Irgendwie fehlt mir die Muße.

In der Arbeit war viel los, ich sehr angestrengt, bei aller Freude am neuen Beruf. Dann kam ein Infekt, an dem knabber ich immer noch, zweite Woche im Krankenstand. Wenn ich denke es wird besser und teste mal ein bisschen sanftes Yoga, sofort wieder ko.

Am Samstag gehts mit der Iceland-Gang nach Madeira. Vorfreude. Aufregung (Flugangst und der Flughafen dort nicht so gute Kombi, aber man hat mir versprochen mich kurz vor der Landung ko zu schlagen). Hoffe mein Körper macht die Wanderungen mit (sofern wir die Landung überleben).

Immer wieder denke ich an meine Mutter. Eine ehemalige Schulkollegin hat vor kurzem ihren Vater beigesetzt, vor fünf Jahren ihre Mutter. Sie ist eine Person des öffentlichen Lebens, deswegen schreibt sie manchmal auch öffentlich darüber. Ich selbst habe keinen persönlichen Kontakt mit ihr. Aber ihr Blick auf Tod und Trauer bewegt mich. Ihre Hingabe zu ihrem Vater in den Jahren vor seinem Tod, obwohl das Verhältnis kompliziert war. Wie gerne würde ich meiner Mutter mit ähnlicher Hingabe begegnen. In meiner Vorstellung rufe ich sie endlich mal wieder an (ich habe sie zuletzt gesehen und gesporochen im Juli), spreche liebevoll mit ihr, freue mich sie zu hören, sie noch hören zu dürfen. Sie lebt noch, sage ich mir immer wieder, du musst das nutzen. Doch meine "Mama" ist schon lange weg. Zumindest ein Teil von ihr. Der andere ist über die Jahre und Jahrzehnte zu einem dreiköpfigen Monster herangewachsen. Und bei allem Vorsatz weiß ich, dass ich sie, selbst wenn dieses eine Telefonat gut gehen sollte, spätestens kurze Zeit danach umbringen möchte, weil ich sie einfach nicht aushalte. Weil ich ihre Schizophrenie und diesen einen furchtbaren Teil ihrer Persönlichkeit einfach nicht mehr aushalte. Kontakt mit ihr ist, als würde mein Herz immer und immer wieder neu brechen, weil es nicht verstehen will, dass sie einfach ist wie sie ist, dass unsere Beziehung so ist wie sie ist. Ich frag mich manchmal, warum das inzwischen eigentlich so unfassbar heftig ist, es braucht nicht viel, bis ich innerlich völlig ausraste im Kontakt mit ihr, obwohl ich soviel von dem emotionalen Missbrauch in meiner Kindheit aufgearbeitet habe. Doch der Missbrauch hat ja nicht aufgehört. Sie führt das fort, im Kontakt. Und ich denke, dieser Versuch des assistierten Suizid war einfach eins zuviel. Der bekannte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Es gibt einen Podcast (und Instaseite), auf den ich über die Schulkollegin gekommen bin, "Good Mourning". Ich liebe diese zwei Frauen. Dort bekomme ich das Gefühl, dass auch ich trauern darf um den Verlust der Mutter. Bei den meisten Personen fühle ich mich damit sehr unverstanden. Sie können nicht nachvollziehen, wieso ich eine noch lebende Person betrauern sollte. Ich selbst habe das und meinen Schmerz lange nicht verstanden. Bis mich eben damals die Therapeutin in der Akutklinik in die Trauergruppe schickte. "Wegen meiner verstorbenen Katze?" Ja, naja zum Beispiel, schmunzelte sie.
Ich habe eine Freundin, die fragt nie danach. Einmal hab ich sie darauf angesprochen, warum eigentlich. Und sie meinte, sie möchte mich daran nicht erinnern, möchte nichts anstoßen. Sie hatte inzwischen Brustkrebs und ihr Freund einen schweren Motorradunfall, und ich frage mich, wie es ihr gehen würde, wenn ich einfach beides nie ansprechen würde. Und dann noch mit dem Argument "ich möchte dich nicht daran erinnern, möchte nichts anstoßen". Ich glaube es ist eher so, dass sie sich nicht daran erinnern möchte. Das ist auch okay. Aber es fiele mir leichter, wenn sie das einfach so sagen würde.






Freitag, 29. August 2025
Gestern und vorgestern hatte ich mich krankgemeldet, weil ich einfach so krass erschöpft war und nicht wusste, wie ich hätte Gespräche führen sollen. Heute dann die totale Klatsche, es hat sich soviel aufgestaut. Habe der Chefin eine Mail geschrieben, dass sie das bitte umverteilen muss. Ab nächsten Donnerstag hab ich Ausbildungswoche, die geht ausnahmsweise übers Wochenende, so dass ich eigentlich zwei Wochen komplett durcharbeite (die Ausbildungswochen strengen mich fast mehr an als Arbeit). Stand heute habe ich über 65 Überstunden aufgebaut, die erste Hälfte davon habe ich in der Ausbildungswoche im Juli abgebaut, die zweite Hälfte nun mit der kommenden. In dem Modus kann ich gerade nicht weitermachen. Habe ihr alle offenen Konsile aufgelistet, inkl. der laufenden. Bin gespannt was sie sagt. Sie macht es sich etwas leicht derzeit, finde ich. Die Kolleginnen sind momentan mittelmäßig bis sehr entsetzt über mein Pensum. Du bist PiA, werden sie nicht müde zu betonen, und recht haben sie. Neulich meinte eine, ich finde dein Arbeitspensum nicht gut, ich hab das Gefühl, du wirst gerade verheizt. Diesem Eindruck stimme ich derzeit zu. Sie hat früher auch mal in der Wirtschaft gearbeitet. Heute sagt sie: ich sehe bei dir auch so krass das Leistungsmotiv. Das stimmt. Da hat mich meine alte Arbeit echt versaut. In den letzten Jahren wusste ich zumindest, wie ich mich gut abgrenzen kann, war sehr erfahren in meinem Bereich. In dem nun bin ich einfach Berufsanfängerin, muss neue Grenzen lernen, muss lernen welche Gespräche mich wieviel Energie kosten, wo ich viel Energie reingebe, wo nicht, etc. Nicht so einfach, insb. da wieder Minderjährige dabei sind.

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Zweifel an der Ausbildung. Vielleicht nicht zu ernst gemeinte, aber manchmal schon so: lohnt sich das? Soviel Zeit? Soviel Geld? Ich würde so gern öfters reisen, mehr Freund:innen besuchen. Der Preis ist nicht nur hinsichtlich der reinen Ausbildungskosten hoch. Gleichzeitig fühlt es sich so richtig an. Schwierig, manchmal. Auch wenn ich einerseits froh bin genau im jetzigen Lebensalter in der Ausbildung zu sein, wäre ich im Hinblick auf andere Aspekte dieser Angelegenheit gerne 20 Jahre jünger. Naja. Es ist wie es ist.

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Die Freundin und ihre zwei Töchter, mit denen ich in Island war (der Einfachheit halber spreche ich jetzt immer von Iceland-Gang, wenn ich uns meine, das war der Reisegruppenname) und im Oktober nach Madeira fliegen werde, haben eben angefragt, ob ich nächstes Jahr mit nach Marrakesch fliegen will. Manchmal hab ich Angst, dass ihr die Schnauze voll habt von mir, antworte ich. Hääää? fragen sie. Es bedeutet mir soviel, dass ihr mich weiterhin mit auf Reisen nehmen möchtet, antworte ich, denn ich kann es echt nicht in Worte fassen, wie unglaublich viel mir das bedeutet. Es ist eine absolute Winwin-Situation, sagen sie, wir lieben Urlaub mit dir! <3
Kleines Tränchen im Auge.

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Mittwoch, 27. August 2025
Was grad durch den Kopf schießt.
Ich wünschte so sehr, ich würde einfach mehr schreiben. Oft bin ich unter der Woche so platt von meiner Arbeit, auch wenn ich sie sehr liebe.

Eben mit einem Freund beim Filmfest LU gewesen. Er tut mir immer so gut, und ich ihm auch, so wie er eben schrieb. Herzenswärme. Da fällt mir erstmal auf, wie sehr mir private soziale Kontakte dann doch fehlen, auf die ich zur Zeit so oft v.a. unter der Woche verzichte, weil einfach nichts mehr gesprochen, nichts mehr gehört werden will.

Ich wanke zwischen totaler Euphorie fürs Leben und großen Zweifeln an z.B. der Ausbildung, die soviel Lebenszeit bedeutet, die an anderen Stellen fehlt: für Freunde, für Urlaube, für eigene Genesung. Ganz abgesehen von den finanziellen Aspekten. Und ich liebe den Job, aber er laugt auch aus. Geht momentan zulasten der privaten sozialen Batterie.

Zur Zeit lese ich Umlaufbahnen von Samantha Harvey. Da steht bisher nichts, worüber ich mir im weiteren Sinne im Lauf meines Lebens nicht schon Gedanken gemacht hätte. Und doch schärft es nochmal meinen Blick, nein eher mein Gefühl für die Welt. Ich bin so dankbar, dass ich zu dieser Zeit in diesem Land auf dieser Erde sein darf, und dass ausgerechnet die Menschen zur gleichen Zeit da sind, die eben gerade da sind, um mich sind, mit mir sind. Das Buch ist langsam. Man schwebt so mit. Manchmal denk ich mir, wohin läuft das eigentlich. Und doch hat es für mich eine Wucht, einfach im Sein. So wie eben das Leben auf diesem Planeten. Manchmal erwischt sie mich in wenigen Sätzen, z.B. über die Macht von Politik und ihre Konsequenzen, im Hinblick auf Grenzen, auf Klima. Ich freue mich auf die zweite Hälfte.

Und der Ghoster. Ach. Plötzlich ist er sichtbar, jetzt, wo ich ihn vor zwei Tagen endlich für mein Profilbild etc. blockiert habe. Seine Nummer, das schaff ich noch nicht. Aber immerhin kucke ich nicht seine Statusbilder an. Das war auch ein krasser Prozess, man oh man ey, und ich stecke noch drin und werde mir dem nächsten Mann sicher auch wieder drin stecken. Es macht mich immer noch ratlos, was da eigentlich abging in ihm. Ich weiß dass er mich mag. Aber das reicht halt nicht. Wer mich in seinem Leben haben will, der muss da sein.

Und dieser Soundtrack begleitet mich durch den Sommer. Viele jammern über ihn. Ich mag ihn. Also den Sommer. Den Soundtrack und die zugehörige Serie auch :)

The White Lotus Season 3 Soundtrack | Enlightenment UNCUT ENDING (Main Title Theme)


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Dienstag, 19. August 2025
Tschüss kleine Eizellen.


Das ist doch schon traurig. Trauriger, als ich das vermutet hätte. Dabei hatte ich nie einen expliziten Kinderwunsch. Es war immer als eine "Option auf ..." gedacht. Für alle Fälle. Doch der Fall kam nie.

Seelenheil ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Donnerstag, 14. August 2025
Das Jahr rast dahin. Wie kann es Mitte August sein?

Die eine Woche Urlaub in meiner Heimat ist mit Periode, 15 Grad und Regen hinreichend beschrieben.

Nächster Halt: Madeira im Oktober, mit der "Island"-Freundin und ihren Töchtern. Ohne sie käme ich gar nicht an sowas wie Urlaub. Ich bin sehr dankbar.

Manchmal würde ich so gerne mehr über meine Arbeit schreiben. Weil es mir gut tun würde, und weil ich diese Phase, meinen ersten Psycho-Job, so gerne dokumentieren würde. Schade, dass ich das hier nicht tun kann. Schade, dass ich es nicht einfach in einem Notizbuch oder Worddokument mache.
Aber eins will ich sagen: ich liebe es. Ich liebe es einfach komplett, auch wenn da manchmal so schwierige Patient:innen dabei sind, von denen ich mir wünschte, es würde bei einem Gespräch bleiben. Einer meiner Kollegen, ein junger Mann, der auch demnächst mit der Psychotherapeutenausbildung beginnt und seine Praktische Tätigkeit eben schon angefangen hat, hat aktuell einen kleinen Hänger. Das tut mir sehr leid zu sehen, denn ich halte ihn für einen guten Psychologen. Er arbeitet dort in einem anderen Bereich. Ich glaube, er erwartet zuviel Veränderung in zu kurzer Zeit bei Menschen, die einfach viel körperliche Scheisse hinter sich habe. Ich habe ihm gesagt, dass es aus meiner Sicht in so kurzer Zeit vielleicht nur darum geht so etwas wie eine Saat zu setzen. Vielleicht geht sie gleich auf, vielleicht morgen, vielleicht in drei Jahren, vielleicht nie. Aber irgendwas bleibt immer hängen. Zumindest kenne ich das von mir selbst so. Und letztendlich kann man auch einfach nicht für jeden der passende Psychologe sein. Manchmal matched es nicht. Manchmal fehlt es noch an innerer Bereitschaft. Aber auch dann kann ein Gespräch ein Baustein sein in einer langen Kette an psychischer Entwicklung.

Als er heute meinte, dass er das so schön findet, wie uneingeschränkt ich den Beruf liebe, meinte ich, dass ich aber eben auch schon in einem ganz anderen Arbeitsuniversum war, und dass es dort nicht so war. Und er sagte: oh ja, du hast in den Abgrund geschaut. ich musste lachen, denn er kennt überhaupt gar keine Details und hats trotzdem so gut getroffen. Und klar ist es für mich insofern vielleicht einfach nochmal soviel krasser, nun in einem anderen Beruf arbeiten zu dürfen, der für mich soviel mehr Sinn hat, in dem ich soviel mehr Wirksamkeit und Freude erlebe. Ungelogen freue ich mich einfach jeden einzelnen Tag, egal wie müde, gelangweilt, verärgert, genervt oder traurig ich bin.

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