Samstag, 1. November 2025
Am Dienstag Abend in Pilates dachte ich noch so: uff, wieso geht das denn alles so schwer? Es fühlte sich an als würde ich mit meinen Gliedmaßen Zentner durch die Gegend bewegen. Am Mittwoch Vormittag in der Therapie gewesen. In der Klinik sage ich, das ist Selbsterfahrung. Es ist mir wichtig, weiterhin den Termin wahrzunehmen. Ich kam 3 Minuten zu spät. Was ist los, fragte er, denn ich kam jetzt glaub ich wirklich in all den Jahren noch nie zu spät. Und sofort musste ich weinen und erklärte, alles geht seit gestern Abend so langsam und fühlt sich so schwer an und ich fühle mich krank. Vielleicht ist es dann eine gute Idee, heute nicht in die Arbeit zu gehen, fragte der Therapeut. Ich wehrte mich noch ein bisschen dagegen, mit 1000 vermeintlichen Gründen, aber fühlte mich so unglaublich erleichtert, dass das wie ein "OK" dafür war, dass ich (schon wieder) krank sein durfte. Ich bin oft krank in letzter Zeit. Und ich kann mir gut vorstellen, was meine Chefin davon hält. Mit der hatte ich neulich ein maximal unangenehmes Gespräch, das mir letztendlich mehr über sie und den Druck, den sie haben muss, erzählt, aber naja, trotzdem unangenehm.

Ich fühle mich immer noch krank, und weine unglaublich viel. Manchmal anlasslos. Manchmal wenn ich an bestimmte Dinge denke. Manchmal bei einer Serie. In diesem Zusammenhang kann ich von Herzen die norwegische Serie "Pörni" empfehlen. Auf Arte sind momentan leider nur die ersten drei Staffeln, vorhin habe ich die fünfte und letzte bei einem Streaminganbieter gesehen.

Keine Ahnung was momentan los ist. Fühle mich so einsam. Das ist meistens dann der Fall, wenn ich die Verbindung zu mir selbst verloren habe. Dabei fühlt es sich so nicht an. Oder vielleicht auch doch, ich weiß es nicht, es ist sehr seltsam. Die Tests sind bisher alle negativ, bei Covid war das bei mir immer so ein Ding, dass ich sehr emotional war und viel weinen musste. Vielleicht will etwas in mir aber auch irgend etwas betrauern. Es ist so seltsam, dass ich mich zur Zeit so stark berührt fühle, von allem. Von Menschen, auch fremden, von Situationen die ich beobachte. Von dem was in den Zeitungen steht, das ist kaum auszuhalten. Das schreckliche wie das schöne. Als wäre alles ein bisschen zuviel, vielleicht. Das eine wie das andere. Als wäre mein Herz überfordert.

Immer wieder denke ich auch daran, dass manch eine erwartet in meinem beruflichen Feld, dass ich nicht so berührt bin von Dingen. Das tut mir leid für sie. Ich freue mich, dass ich Dinge noch spüre, und dass ich mich noch spüre. Und finde es schade, dass selbst Psychotherapeut:innen ein Thema mit Emotionen haben. Ich weine ja nicht vor den Patient:innen, herrje, aber ich fühle, zum Beispiel die Jugendlichen. Und damit arbeite ich.

Naja. Ob das zusammenhängt? Meine derzeitige Traurigkeit und meine Tätigkeit? Ich weiß nicht. Weltschmerz hatte ich in meinem Leben immer wieder. Aber diese krasse Liebe zum Leben, zum Universum, und zu dem Schönen des Menschen, das ist neu, und es fühlt sich bisweilen überwältigend an. Jetzt kommt gerade der Gedanke, ob das denn so sein darf, oder ob ich mich nicht ein bisschen mehr "zu" machen sollte. Aber "zugemacht", oder "weggemacht", das hab ich mich viel zu lange. Mit Sex, Drogen, Alkohol. Ich mag nicht mehr weg sein. Ich will da sein, mit allem was das bedeutet. Und wenn das bedeutet, dass ich jetzt krank bin und viel weine, dann ist das eben so.

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Sonntag, 26. Oktober 2025
Ein langes Wochenende in Berlin, Besuch bei N. und ihrer Familie. Ein <3 für mein Patenkind. Außerdem für die Gärten der Welt. Manchmal würde ich gerne mal befristet in Berlin leben. Näher bei N., und vor allem näher beim Patenkind sein. Sein Vater sagte mir heute morgen beim Frühstück, dass mein Besuch dem Patenkind so gut getan hätte, dass er es länger nicht mehr so stabil gut drauf erlebt hätte. Das macht mich sehr froh. Ich hoffe einfach, dass er meine Zuneigung und Loyalität und Erwartungslosigkeit spürt. Bisher scheint unsere Beziehung gut zu klappen, wir haben einfach einen Draht zueinander.

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Freitag, 17. Oktober 2025
Ultimative Freiheit.
Der Urlaub auf Madeira mit der Iceland-Gang war wie zu erwarten einfach nur grandios. Vielleicht - haha ja Sie wissen ja, dass das bei mir meistens bedeutet 'nie' - schreibe ich irgendwann mehr dazu. Ich würde gerne Bilder, Erlebnisse, Songs hier festhalten.

Irgendwann hatten Rini und ich ein Gespräch über die persönliche Freiheit. Was das für uns bedeutet. Sie erläuterte mir ihre Perspektive. Am nächsten Tag, ich brauchte ein bisschen um drüber nachzudenken, meinte ich: ich lebe für mich persönlich die ultimative Freiheit. Ich liebe was ich tue. Es ist, als hätte ich endlich angefangen zu leben. Was mir fehlt, ist eine finanzielle Freiheit, und da erlebe ich gerade das ultimative Privileg, dass ich ohne Erwartungen von der Stiefmama unterstützt werden. Aber ja, finanziell wäre ich gerne unabhängiger.

Egal wo ich hinsehe. Nirgenwo möchte ich tauschen. Ich weiß, dass es sie gibt, die gleichberechtigten Beziehungen, irgendwo. Meistens vielleicht dort, wo es nicht um Carearbeit und Kinderfürsorge geht. In meinem Umfeld gibt es nix, wo ich tauschen möchte. Ich liebe meine Freiheit, ich liebe mein Leben. Bin meinem jüngeren Ich so unfassbar dankbar für die Entscheidungen, und dass ich heute da stehe wo ich stehe. Und dem Zufall, dass ich hier geboren bin und leben darf. In meinem Beruf erlebe ich Situationen - selbst wenn ich jetzt sterbe, hatte es einen Sinn. Ich habe für diese Menschen einen Unterschied gemacht. Und ich habe soviel über Menschen, Leben, Tod lernen dürfen. Ich kann meine Dankbarkeit kaum ausdrücken. Auch dazu vielleicht irgendwann mehr. Es ist so ein Wahnsinn, dass wir gerade existieren, zu dieser Zeit, in diesem Universum. Und wir haben nichts besseres zu tun als uns die Köpfe einzuschlagen. Einfach Wahnsinn.

Sehr in Love mit ~ Nina Chuba - Wenn das Liebe ist


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Freitag, 3. Oktober 2025
Heute Nacht habe ich im Traum geträumt. Und was nun im Traumtraum oder im Traum war, das weiß ich nicht mehr genau, aber ich träumte vom Suizid meiner Mutter. Sie erhängte sich zwischen Wäscheleinen, auf die weiße Bettlaken gespannt waren. So dass der Körper umwickelt von den Bettlaken war. Ich sprach mit Leuten aus meiner Ausbildungsgruppe darüber. Und ich sprach mit der Institutsleitung über die Probleme in unserer Gruppe (die Probleme bestehen tatsächlich).

Ich wachte sehr früh morgens auf mit Herzrasen, konnte länger nicht mehr einschlafen. Fragte mich, ob es irgendwann einfach so sein wird. Vielleicht nicht Erhängen, nein, das glaube ich nicht. Aber... ja.

Es brauchte eine ganze Weile bis mein System sich wieder runtergefahren hatte und ich mich sicher fühlte. Der "Suizid"-Termin ist bald 2 Jahre her. So surreal. Damals habe ich das nicht verstanden, aber das war tatsächlich traumatisch, die Zeit davor, und dieser Morgen damals. All das war heute früh mit einem Schlag da. Vielleicht, weil ich gestern darüber geschrieben habe. Und ja, es stimmt. An diesem Morgen, als ich dort auf dem Sofa saß und körperlich heftigst gespürt habe, dass etwas in mir gerade kaputt gegangen ist, da ist etwas kaputt gegangen, auch oder vielleicht vor allem in der Beziehung zu meiner Mutter. Vielleicht unwiderbringlich. Ich kann nicht greifen, was es ist. Aber etwas ist tatsäclich an diesem Tag gestorben.






Donnerstag, 2. Oktober 2025
Hab ich jetzt 1 Monat gar nichts gebloggt. Uff ja. Es ist bewegt, wahrscheinlich mehr in mir als von außen sichtbar ist.

Die Ausbildungswoche war wild, im guten wie im nicht so guten Sinne. Eigentlich würde ich gerne mal mehr dazu schreiben. Irgendwie fehlt mir die Muße.

In der Arbeit war viel los, ich sehr angestrengt, bei aller Freude am neuen Beruf. Dann kam ein Infekt, an dem knabber ich immer noch, zweite Woche im Krankenstand. Wenn ich denke es wird besser und teste mal ein bisschen sanftes Yoga, sofort wieder ko.

Am Samstag gehts mit der Iceland-Gang nach Madeira. Vorfreude. Aufregung (Flugangst und der Flughafen dort nicht so gute Kombi, aber man hat mir versprochen mich kurz vor der Landung ko zu schlagen). Hoffe mein Körper macht die Wanderungen mit (sofern wir die Landung überleben).

Immer wieder denke ich an meine Mutter. Eine ehemalige Schulkollegin hat vor kurzem ihren Vater beigesetzt, vor fünf Jahren ihre Mutter. Sie ist eine Person des öffentlichen Lebens, deswegen schreibt sie manchmal auch öffentlich darüber. Ich selbst habe keinen persönlichen Kontakt mit ihr. Aber ihr Blick auf Tod und Trauer bewegt mich. Ihre Hingabe zu ihrem Vater in den Jahren vor seinem Tod, obwohl das Verhältnis kompliziert war. Wie gerne würde ich meiner Mutter mit ähnlicher Hingabe begegnen. In meiner Vorstellung rufe ich sie endlich mal wieder an (ich habe sie zuletzt gesehen und gesporochen im Juli), spreche liebevoll mit ihr, freue mich sie zu hören, sie noch hören zu dürfen. Sie lebt noch, sage ich mir immer wieder, du musst das nutzen. Doch meine "Mama" ist schon lange weg. Zumindest ein Teil von ihr. Der andere ist über die Jahre und Jahrzehnte zu einem dreiköpfigen Monster herangewachsen. Und bei allem Vorsatz weiß ich, dass ich sie, selbst wenn dieses eine Telefonat gut gehen sollte, spätestens kurze Zeit danach umbringen möchte, weil ich sie einfach nicht aushalte. Weil ich ihre Schizophrenie und diesen einen furchtbaren Teil ihrer Persönlichkeit einfach nicht mehr aushalte. Kontakt mit ihr ist, als würde mein Herz immer und immer wieder neu brechen, weil es nicht verstehen will, dass sie einfach ist wie sie ist, dass unsere Beziehung so ist wie sie ist. Ich frag mich manchmal, warum das inzwischen eigentlich so unfassbar heftig ist, es braucht nicht viel, bis ich innerlich völlig ausraste im Kontakt mit ihr, obwohl ich soviel von dem emotionalen Missbrauch in meiner Kindheit aufgearbeitet habe. Doch der Missbrauch hat ja nicht aufgehört. Sie führt das fort, im Kontakt. Und ich denke, dieser Versuch des assistierten Suizid war einfach eins zuviel. Der bekannte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Es gibt einen Podcast (und Instaseite), auf den ich über die Schulkollegin gekommen bin, "Good Mourning". Ich liebe diese zwei Frauen. Dort bekomme ich das Gefühl, dass auch ich trauern darf um den Verlust der Mutter. Bei den meisten Personen fühle ich mich damit sehr unverstanden. Sie können nicht nachvollziehen, wieso ich eine noch lebende Person betrauern sollte. Ich selbst habe das und meinen Schmerz lange nicht verstanden. Bis mich eben damals die Therapeutin in der Akutklinik in die Trauergruppe schickte. "Wegen meiner verstorbenen Katze?" Ja, naja zum Beispiel, schmunzelte sie.
Ich habe eine Freundin, die fragt nie danach. Einmal hab ich sie darauf angesprochen, warum eigentlich. Und sie meinte, sie möchte mich daran nicht erinnern, möchte nichts anstoßen. Sie hatte inzwischen Brustkrebs und ihr Freund einen schweren Motorradunfall, und ich frage mich, wie es ihr gehen würde, wenn ich einfach beides nie ansprechen würde. Und dann noch mit dem Argument "ich möchte dich nicht daran erinnern, möchte nichts anstoßen". Ich glaube es ist eher so, dass sie sich nicht daran erinnern möchte. Das ist auch okay. Aber es fiele mir leichter, wenn sie das einfach so sagen würde.