Mittwoch, 7. Dezember 2011
Mar*tinshorn.
Ich habe mich nun die ganzen Wochen nicht getraut das zu g**geln, weil ich Schiss hatte zu lesen, dass das auch so ein Schizo-Ding ist. Heute hab ich mich getraut, und anscheinend ist es gar nicht so selten. Mit den Nerven hat es wohl trotzdem was zu tun, und wenn man den Suchergebnissen Glauben schenken kann (und irgendwie ist es recht schlüssig für meine Situation), dann ist das schlichtweg eben "alarmierend".

Ich höre seit wenigen Wochen ein Mar*tinshorn. Nicht laut, und auch nicht ständig. Und selten wenn es ganz still ist. Aber zum Beispiel beim Autofahren, so dass ich denke, weit hinter mir kommt ein Krankenwagen. Oder wenn ich Kopfhörer in den Ohren habe. Es kommt aber nie ein Krankenwagen. Es ist ein Ma*rtinshorn-Tin*nitus.

Bin wohl ständig in Alarmbereitschaft. Muss mal irgendwie mit den Nerven hoch kommen. Runter sind sie ja anscheinend schon.

 
Komisch.
Mein Vater hatte vor über 10 Jahren einen Unfall und hat dabei schwerste Brandverletzungen erlitten. Ich habe ihn damals aus dem brennenden Haus kommen sehen, total verbrannt im Gesicht (zum Glück habe ich seine Hände nicht gesehen). Das Martinshorn des Krankenwagens, der an diesem Abend so ewig lange brauchte, um endlich da zu sein, habe ich wochenlang immer wieder gehört. Damals war ich noch zu jung zum Autofahren, hörte es aber immer, wenn ich mit meiner Mama auf dem Weg ins Krankenhaus war. Auf der Autobahn, an Kreuzungen.
Irgendwann, als alles "wieder gut" war, war es weg, ertönte nicht mehr.

Als dann vor einiger Zeit das alles passierte, was mein Leben so über den Haufen geschmissen hat, war es wieder da. Obwohl nie ein Krankenwagen kommen musste und obwohl es nie eine so lebensbedrohliche Situation gab. Es war da, wenn ich in die Klinik fuhr. Auf der Autobahn, an Kreuzungen.
Erst viele Monate, nachdem ich aus- und umgezogen war, war es wieder weg.

Heute höre ich es manchmal. Und genau dann weiß ich: Jetzt geht es dir gerade nicht so gut. Alarm.
Genau das ist es für mich. Mehr nicht, weil mir selbst nie etwas "Schlimmeres" passiert ist. Aber es ist wirklich wie ein Alarm: Hey, pass auf dich auf. Geh mal zwei Schritte zurück, mach Platz. Oder einfach: Pass auf, du bist nicht bei der Sache. Vielleicht war es Zufall, aber es ertönte, als ich mit den Gedanken woanders war und plötzlich bremsen musste. Zufall oder Schicksal. Oder eine Psyche, die mitarbeitet.

Sieh es vielleicht genauso.
Und dass es anderen ähnlich geht.

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@neous: hallo du :-) ja, genau so habe ich es für mich auch interpretiert, das Alarmsignal, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das ist ja aber auch ein extrem schockierendes Erlebnis, das du da hattest, und so eine Sirene sagt einem ja schon, dass etwas passiert ist, auch wenn es vielleicht nicht lebensbedrohlich war. Ich habe auch überlegt, ob ich irgendwann mal ein Erlebnis mit dem Martinshorn hatte, aber ich mochte es schlicht und ergreifend noch nie. Und so richtig fing das an, als das mit meiner Mutter begann, und ich mich bei jedem Martinshorn fragte, wann das vielleicht mal meiner Mutter gilt. Mein Gehirn hat da glaube ich schon eine sehr Starke Verbindung hergestellt inzwischen.

Gut, dass wir überhaupt so ein Warnsignal haben. Hoffe, wir können immer darauf hören. Ich weiß gerade z.B. gar nicht wie ich Platz machen soll, oder mich zurücknehmen soll. Wo, an welcher Stelle. Sprich, ich höre es, aber bin ratlos. Aber irgendwie werde ich das schon lernen.

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Mein Bruder, das war nie so ein Typ für Gefühls- und Gedankengespräche, er war da immer sehr verschlossen. Und jetzt denkt er über einen Ps*ychi*ater nach.

Mein Bruder kennt sowas auch, solche Ohrstörungen, aber bei ihm ist es ein anderes Geräusch.

Ey wir sind Anfang 30, sagt er. Anfang 30! Das ist doch irgendwie nicht normal. Und wir sollen noch 35 Jahre arbeiten, wie soll das gehen?

Weiß nicht, sage ich.

Weißt du, sagt er, ich kann manchmal gar nicht so genau sagen, wie stark die Belastung durch Mama eigentlich ist für mich.

Ich krieg eine Gänsehaut und muss an meinen Blogeintrag von neulich denken.

Das ist so tief unten, erzählt er weiter, so subtil, das schleicht sich nur ab und zu wieder hoch, wenn ich mir überlege: "da war doch irgendwas", und dann muss ich mir die positiven Dinge vor Augen führen. Klingt blöd, oder? Wie sehr mich das alles wirklich belastet, ist mir überhaupt nicht klar.

Nein, antworte ich, für mich klingt das ganz normal.

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Weißt du, ich bin heute sehr stolz, dass ich diejenige war, die sich während und nach der ganzen Sache und vor allem nach der Trennung dann Hilfe gesucht hat. Es war kein direkter Ps, aber eine Beratungsstelle an der Uni, deren Therap.eutin mir über eine gewisse Zeit lang immer irgendwie geholfen hat und sei es nur, dass ich einen objektiven Anlaufpunkt hatte, zu erzählen und mir auch eine Bestätigung für mein Handeln zu holen. Das eben nicht aus dem Munde von Freunden oder Verwandten kam, die natürlich nur das Beste für mich wollten.
Mir wurden da oft die Augen geöffnet und ich glaube fest, dass mir die Gespräche dort bis heute helfen, die Sache so und nicht anders zu sehen.

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