Samstag, 21. Januar 2012
Ana*mnese
Ich vermute, ich musste so einen Bogen schon mal ausfüllen, aber erinnern kann ich mich daran nicht.

Ich weiß nur dass ich mich die ganze Zeit davor drücke, und wenn ich jetzt die Fragen lese, fühl ich mich einfach nur ... total bescheuert.

"Schätzen Sie [...] ein, wie belastend Sie Ihre Probleme empfinden." Da denk ich mir als erstes: "Ey.. scheiße.. keine Ahnung. Eigentlich ist alles total banal. Ist doch eigentlich alles überhaupt nicht wild." Und gleichzeitig fühl ich, wies drückt.

Ich weiß gar nicht.

Vielleicht sollte ich davor erstmal die erste Frage beantworten: "Beschreiben Sie die wichtigsten Probleme, deretwegen Sie [...] kommen".

Tja. Ich weiß gar nicht. Wie heißen meine Probleme?

Ich fühle mich völlig überfordert. Hahaha. Ja. Ich weiß dass ich dem schon was erzählt habe. Aber was, das weiß ich gar nicht mehr. Was, wenn ich da jetzt was total anderes reinschreibe?

Dann denk ich mir: also wenn du nicht weißt was dein Problem ist, vielleicht hast du dann einfach gar keins? Und gleichzeitig drückts. Aber die Probleme haben sich auch so verändert. Oder auch nicht. Das Urproblem, das bleibt. Aber wie das heißt. Ich weiß gar nicht. Ich fühl nur, wies drückt.

 
Manchmal ist Bloggen echt gut. Das ging jetzt schnell. Ich glaub, ich habs jetzt.

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Ne doch nicht. Soll ich das jetzt eher am konkreten Alltagsgeschehen beschreiben oder das Abstrakte, das Gefühl, das für mich das Problem ist?

Oh man. Dann vielleicht doch n Bier.

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Ich hab' dasselbe gerade beim Versuch, irgendwo unterzukommen (das nächste Institut ist leider soweit weg, dass es schwierig wird, das mit der jetzigen Arbeit zu vereinbaren)....es fühlt sich an, als hätte man überhaupt keine Berechtigung auf Hilfe, weil man das gar nicht begreiflich machen kann, was warum wie sehr quält.

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@pandora: ja, ganz genau so! dabei hat der typ mir in der letzten sitzung schon signalisiert dass er überhaupt kein problem bei der bewilligung einer the*rapie sieht. und trotzdem fühlt man sich wie ein arsch der das system betrügt. schade dass das institut bei dir so weit weg ist. hast du denn etwas anderes in aussicht? ich wünsche dir sehr, dass du etwas findest

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Ich habe bei der Hausärztin nachgefragt: Wenn ich 10 vergebliche Versuche nachweisen kann, irgendwo bei 'nem Th. mit Kassenzulassung reinzukommen, zahlt die Kasse lt. meiner Hausärztin dann auch für einen ohne Kassenzulassung, den man sonst selbst hätte zahlen müssen.

Ist halt alles etwas langwierig *sfz*.

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@Pandora: Bei genau diesem Versuch stieß ich auf meinen Mr. F. - ich rief an, um zu fragen, was er für Wartezeiten hat, um diese vergeblichen Versuche nachzuweisen. Im Nachhinein bin ich froh, dass der mir auf diese Weise "zugelaufen" ist. Manchmal muss man auf seinen Bauch hören.

Aber langwierig ist es allemal. Wir haben zu wenig und zu wenig fähige Therapeuten.

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@sturmfrau: ja, könnte glatt ein beruf mit super Zukunftsaussichten sein, ist ja nicht so, dass wir alle miteinander in dieser Welt immer "gesünder" werden.

Du hast einen Mann als Therapeut? Ist das nicht komisch? Ich komme demnächst in dem Fragebogen zum Teil Sex / Selbstbefriedigung. Da.. sträubt sich schon einiges in mir. Hätte ich bei einer Frau weit weniger Bedenken gehabt. Scham ist das auch, ja, Scham. Ne also.. das wird strange.

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@pandora: halt die Ohren steif, ich bin mir sicher die Ausdauer lohnt sich, ich drücke ganz feste die Daumen :-)

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Ja, ein Mann... Schräg ist, dass ich über ihn stolperte, weil ich eigentlich unbedingt eine Frau wollte. Die Besagte war aber eben nicht kassenzugelassen. Schon damals beim Erstgespräch mit ihr hätte ich eigentlich auf mein Bauchgefühl hören sollen - da war eine Reihe Dinge, die eigentlich so nicht gehen: Erstgespräch in ihrem Privathaus in einem offenen Wohnraum, wo uns zufällig (während ich heulend am Tisch saß) eines ihrer Familienmitglieder über den Weg lief und nach der Wäsche fragte, ihre verhältnismäßige Kälte und ihr offensichtliches Desinteresse... In mir sagte damals alles "Nein, nein, nein!" Ich habe mich gezwungen, diese Sache weiter zu verfolgen, weil sie nun einmal die einzige Frau war, die in meiner Reichweite zu dem Zeitpunkt praktizierte. Ein Riesenfehler. Als ich dann Mr. F. am Telefon hatte, klang seine Stimme gleich so freundlich und seine Wünsche waren so warmherzig, dass ich mich später noch mal dran erinnert und mich an ihn gewandt habe. Es hat einfach gepasst.

Ja klar, Sex ist da ein schwieriges Thema, zumal es das ja ohnehin für mich aus familienhistorischen Gründen ist. Die Tatsache, dass ich es mit einem Mann zu tun hatte, hat vielleicht auch manches kompliziert, zumal ich auch mal erleben durfte, wie er rot wurde, als ich "ins Eingemachte" ging. Mag sein, dass mich das bei einem "alten Knacker" nicht so gestört hätte, aber dieser war ein attraktiver Mittvierziger. Naja, so ist es halt. Die therapeutische Beziehung hat trotzdem funktioniert, und ich sehe es heute so, dass es mir zu dem Zeitpunkt ganz einfach auch noch nicht möglich war, über bestimmte Verletzungen zu sprechen, mit wem auch immer. Heute wäre das sicher anders. Was auch nur zeigt, dass die Therapie geholfen hat.

Er bot mir übrigens angesichts meiner Vorgeschichte an, die Fragen über Sex auslassen zu können, falls mir das zu nahe ging...

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Äh bäh! Der blöde Fragebogen. Den habe ich auch noch gut in Erinnerung. Und auch das damit verbundene reflexartige Gefühl, es doch überhaupt nicht nötig zu haben, mich nur anzustellen und das alles auch überhaupt nicht in Worte fassen zu können. Man fühlt sich selbst als Simulant, der nur mal am Kopf gekrault werden will.

Ist aber mitnichten so.

Der Fragebogen ist natürlich das Ergebnis eines verwirtschaftlichen Gesundheitssystems, das nicht in der Lage ist, die Psychotherapie als den Prozess zu sehen, der sie ist - manchmal auch ergebnisoffen -, sondern ihr Zielsetzungen aufdrücken muss, um eine Rechtfertigung dafür haben zu können, warum es für jemanden mit gepeinigter Seele Geld ausgibt.

Lass Dich davon nicht einschüchtern. Das Kind braucht jetzt erst mal einen Namen, damit die Rädchen laufen, aber Du hast jede Berechtigung.

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@sturmfrau: neee, so ein blöder Bogen schüchtert mich nicht ein. Ich sträube mich eher wegen dem Zurückdenken. Ist irgendwie gar nicht so einfach. Gestern dann auch mal den Vater angerufen, weil ich einiges nicht mehr weiß aus der Kindheit, und auch vergessen habe seit dem letzten Bogen, ich denk einfach überhaupt nicht gern an die Zeit, naja und entsprechend sitz ich dann da wenn ich das ausfülle. Tut ganz schön weh.

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ich denk einfach überhaupt nicht gern an die Zeit, naja und entsprechend sitz ich dann da wenn ich das ausfülle. Tut ganz schön weh.

Das ging mir ganz genau so. Man taucht ganz schön tief ein, und irgendwann braucht man dann unbedingt eine Auszeit. Ich habe für den Bogen mehrere Tage gebraucht und wollte dabei unbedingt ungestört sein, und hinterher war ich meistens sehr aufgewühlt. Da konnte ich mich vom Gemahl auch noch nicht so auffangen lassen wie heute.

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@sturmfrau: ja, es strengt unheimlich an, ich bin immer noch nicht fertig. Bei dir erschließt sich mir das auch, ich meine, das ist schon nochmal ein Kaliber für sich, deine Vergangenheit, daneben denk ich mir eben: was ich denn eigentlich dein Problem, Oka? Umso mehr erstaunt es mich, dass für dich ein Mann als Therapeut funktioniert hat. Allerdings klingt die Alternativ-Dame wirklich etwas suspekt. Gut, dass du dann doch deinem Bauch vertraut hast. Vielleicht ist es ja wirklich nichts geschlechtsspezifisches, sondern hat vor allem mit der Person ansich zu tun. Ich bin mal gespannt, wie sich das mit meinem Typen gestaltet (habe noch keinen passenden Namen für ihn gefunden). Manchmal hab ich ein bisschen Angst, dass er mir zu mitleidig oder zu verständnisvoll klingt. Ich mags eher ziemlich .. nüchtern und direkt, aber ohne Kälte dabei. Schwierig zu erklären. Schön fand ich aber z.B., wie er sich auf meine Erklärung hin verhalten hat. Ich erklärte ihm, dass ich ja nicht weiß wie lange ich jetzt überhaupt noch in der Stadt bin, weil ich aus der Arbeit raus muss. Und daraufhin meinte er ziemlich "hart" (für seine bisherigen Verhältnisse): "was wollen Sie denn nun von mir hören?" Das fand ich gut. Und ich meinte, dass ich nichts hören will, sondern nur dass er weiß, dass ich keine Aussage dazu treffen kann, wie lange ich die Therapie bei ihm in Anspruch nehmen kann. Genauso, als ich ihm erklärte, dass ich es schrecklich finde, einem neuen Therapeuten alles zu erzählen, und dass ich vermutlich sogar einmal die Woche den Weg nach Mann*heim auf mich genommen hätte, wenn Frau W. noch an dem Institut wäre. Und er meinte: ja, das versteht er, er ist auch jedes mal aufs neue befangen, wenn er jemand Neuen hat, und dass er auch unsicher ist, weil er ja noch nicht weiß, was alles auf ihn zukommen wird. Ist ja auch irre, da sitzt jemand Fremdes vor dir, der ab und zu heult, und wirft dir Fetzchen aus seinem Leben hin. Dafür fehlt ja dann erstmal jeder Kontext, das Gesamtbild ist ja noch völlig schwarz. Naja. Seit der letzten (2.) Sitzung bin ich schon eher der Meinung, ihm bzw. uns eine Chance geben zu können. Und ich muss sagen: ich bin heilfroh, dass er überhaupt nicht attraktiv (für mich) ist ;-)

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Ich habe manchmal den Verdacht, dass ich mich gerade wegen meiner Vergangenheit gewissermaßen gerade an einem Mann "abarbeiten" musste. Um die alten Mechanismen besser zu spüren und zu bearbeiten. Eine sanfte und entspannte Reise war das allerdings nicht - ich hätte bestimmt leichtere Wege gehen können.

Jetzt aber mal weg von mir: Wie auch immer es sich für Dich entwickeln wird, mit Wechsel von Arbeitsplatz, Wohnort und auch Therapeuten, ich wünsche Dir, dass eine vertrauensvolle Beziehung erwachsen kann. Das geht meistens nicht so schnell, und weil wir das wissen, verlässt uns da ja auch manchmal der Mut. Erst gestern sagte mir eine Freundin am Telefon, sie sei erst nach einem Jahr so richtig in vertrauensvollen Kontakt zu ihrer Therapeutin getreten. Im Übrigen auch: Für Orts- und Arbeitswechsel alles Gute! Ich finde den Entschluss mutig und auch wichtig - er bedeutet, Du kümmerst Dich gut um Dich.

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