Freitag, 15. Juni 2012
Auskotz.
Wie aus dem Superrichie plötzlich ein Fußballexperte geworden sein soll, das ist irgendwie an mir vorüber gegangen. Sagt man das jüngeren Menschen, fragen die erstmal blöd, wer der Superrichie ist.

Das Getippe regt mich auf. Ich glaub, ich mach das nach dieser EM nicht mehr. Nicht gut fürs Gemüt.

Überhaupt leide ich seit nicht definierbarer Zeit an latenter Unzufriedenheit. Dass es Unzufriedenheit ist, wurde mir auch erst gerade eben klar. Und ich verstehs nicht, es geht doch jetzt dahin, wo ich hin will. Aber ich bin unzufrieden mit mir selbst und diesem ganzen Umzugsscheiss, es nervt und strengt an. Ich habe Unlust. Ich bin müde. Ich will Urlaub, oder einfach mal für ein halbes Jahr ins Ausland, ganz woanders hin. Ne, ich versteh mich auch nicht.

Ich bin von mir selbst genervt, von dem was ich tue, und von dem, was mein Umfeld so tut. Davon, dass plötzlich aus allen Ecken kommt, sie wünschen mir persönlich alles Gute, und ich möge doch bald ein Bild von einer kleinen Oka senden. Davon, dass Menschen sagen: "Oh kuck, der Mann da, der ist auch groß. Das würde doch passen?" Äh ja klar.. äh nein. Leck mich am Arsch. Davon, dass sie fragen: "Warum hast du eigentlich keine Beziehung?" "Äh, entschuldigung, wann lasst ihr euch denn scheiden? Ihr seid hier zwei Paare, die Scheidungsquote ist bei 50%. Wie ist das so?" das frag ich doch auch nicht.

Davon, dass ich Dinge mit Männern tue, die ich zwar nicht bereue, die mich dann aber nerven, oder vielmehr nervt mich deren Verhalten, das nicht dem entspricht, was ich erwarte, und dann bin ich wieder genervt von meinen Erwartungen und grübel über diesen Mutterbrief nach und die aktuellen Sitzungen, und dann möchte ich 10 Bier trinken und kotzen, und davon wär ich dann sicher auch genervt.

Und mich nervt, dass ich meine Gedanken hier nicht mehr her klar hinpacken kann. Dass ich rumeier. Dass ich nicht mehr schreibe, was gerade passiert und was das macht. Das ist alles vage.

Es macht mich alles aggressiv. In mir aggressiv. Nach außen ist ja alles toll. Mich nervt das Bild, das andere von mir haben, und mich nervt, dass ich dieses Bild allerdings anscheinend auch recht konsequent vermittel. Höre ich mit diesem Bild auf, werde ich unwirsch und launisch, und das ist dann auch nicht ok.

Manchmal möchte ich dann weinen, aber es kommt nix, außer ich trink 3 Bier. Und das nervt mich, weil ich mir denk, sauf nicht soviel. Und: "Kannst du denn nicht auch einfach mal so flennen?"

Unzulänglich. Unzureichend. Ungewollt. Frustriert. Lustlos. Müde. Traurig. Aggressiv. Unzufrieden. askjdökjsdahgöjshgdöoihr aödjihg jka asdjgh aöksdjgha sdkjgadggasäoih gägjdyöoidhfgö jkdfahgaödig. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 
Diese Aggressivität ist etwas, das ich nur zu gut kenne. Man könnte alles und jeden eigenhändig erwürgen, inklusive sich selbst. Das ganze Paket.

Das einzige was bleibt ist, die Aggressivität zu akzeptieren. Klingt ganz blöd und irgendwie nach Binsenweisheit. Meistens ist sie aber nicht ohne Grund da. Ich verbinde das immer mit einem Gefühl von "Ich bin falsch in dieser Welt".

Ich fände es überhaupt nicht verwunderlich, wenn Du Dich gerade so fühltest. Was Du erlebst und bearbeitest ist ungeheuer viel auf einmal. Ja, ein Umzug ist stressig und nervig und stellt einen nicht zuletzt auch vor die Aufgabe, ein Zuhause zu verlassen und sich an ein neues anzupassen und sich außerdem bei der Packerei in einem nicht unerheblichen Maß mit sich selbst auseinandersetzen. Ist so, wenn man sein Leben in Kartons packt.

Im Übrigen: Halte Dir zugute, dass Du beim Therapieonkel gerade viel bearbeitest und aufwühlst. Das sind keine Kinkerlitzchen.

Vielleicht stärkt Dich eine virtuelle Umarmung. Wenn Du magst.

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@sturmfrau: ja, genau das ist es! Das hast du gut beschrieben. Ich frage mich nur, woher diese Aggressivität überhaupt kommt, und gegen wen oder was sie sich wirklich richtet.

Langsam legt es sich etwas, aber unterschwellig ist da immer noch was, auch eine große Anspannung. Ich bin aber immer noch extrem leicht reizbar, könnte im Büro die Leute erwürgen, die ständig auf dem Flur rumlatschen. Vorher hab ich das überhaupt nicht wirklich wahrgenommen. Und wenn mir etwas nicht auf Anhieb gelingt, oder ich sinnbildlich strauchel, da krieg ich.. AAARGH!

Ich mag immer deine virtuelle Umarmung. Vielen Dank, die tut sehr gut :-) Sei gedrückt!

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Noch einmal kann ich nur ganz baff schreiben: Mir geht es oft genau so.

Ich habe die Vermutung, dass so eine Aggressivität entsteht, wenn uns die Umstände nicht gerecht werden. Sie richtet sich vorrangig gegen uns selbst, weil wir spüren, dass wir uns an den Umständen reiben und uns doch nicht ändern können. Ich glaube, wir meinen dann viel zu schnell, wir selbst seien fehlerhaft und funktionsuntüchtig, und dann gehen wir hammerhart mit uns selbst ins Gericht. Wir nehmen die Berechtigung zu Gefühlen und Bedürfnissen nicht als gegeben an, sondern ziehen sie in Zweifel. Gelernt ist gelernt.

Andererseits richtet sich die Aggression aber auch gegen die Umstände, die uns zu Anpassung und zum Verbiegen zwingen, obwohl wir das gar nicht wollen. Insgeheim spürt man wohl doch, dass etwas unfair, unpassend, unmenschlich ist. Aber das bleibt diffus. Man kann es so schlecht benennen. Dann nervt auch schnell mal jemand, der blöd im Flur rumsteht (bei mir sind's die kichernden, albernen, lauten Kollegen oder das blöde Radio).

Wir sind eh schon genervt - wir bräuchten Ruhe. Wir sind eh schon gestresst - wir bräuchten Entlastung. Wir sind eh schon traurig - wir bräuchten Trost. Wir bräuchten Menschen, die sind wie wir, die uns verstehen, die uns stärken. Aber gleichzeitig können wir diese Bedürfnisse ja nicht kundtun, denn es macht uns schwach, angreifbar, es wirkt zickig und überempfindlich, und auch dafür verurteilen wir uns dann selbst. Wo ist da noch der Halt?

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Du steckst grad zwischen den Stühlen. Wenn sich paar kleinere Baustellen erst mal reduziert haben und Du wieder Land siehst, gehts sicher besser.
Halte durch!

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@sid: das stimmt, und ich merke echt, wie es hilft, wenn nur noch 90% statt 100% zu planen oder zu organisieren sind. Irgendwie hats damit schon zu tun. So ein bisschen das Gefühl: "Boah.. ne.. mir is das alles grad zuviel".. es wird schon, bestimmt!

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An irgendeinem Eck muß man mal anfangen, der Rest ergibt sich.
Ich red eh nicht nur eben so mal leicht daher... am Wochenende (vor allem SO), hatte ich ganz dringend das Bedürfnis gar nimmer in die Wirtschaft zurückzukehren, weil ich mich nimmer raussah, aus dem selbsverursachtem Chaos.

Gestern dann eine neue Baustelle eröffnet und mal dazwischen echt an mir selbst gezweifelt (noch so viel zu tun, aber weder Land noch Zeit in Sicht) und dann... ging irgendwie doch alles von der Hand und überraschenderweise sogar noch so viel, daß zum ersten Mal seit Wochen vielen Tagen, die Wirtschaft ernsthaft betretbar aussah. (Techniker hätte kommen sollen, daher noch mal Streß.)

Von daher kann ich sagen: Du schaffst das. Stück für Stück und realistisch bleiben. Soll heißen, keiner erwartet, daß Du in 2 Stunden 5 Räume streichst oder durchtapezierst : )

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Was wäre ...
... wenn Du nie aggressiv, unzulänglich, ängstlich, wütend, etc.pp. wärest? Was wäre, wenn plötzlich alles und jeder "perfekt" wäre? Oder das absolute Gegenteil von "perfekt"?

(Mir helfen diese Fragen oft, wenn es mir scheiße geht. Nicht immer, aber oft.)

*knuddel*

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@trivialis: das wäre total doof, wenn ich solche Gefühle nie hätte, und wenn jeder und/oder alles perfekt wäre. Das würde mich zu Tode nerven! Und erstrecht aggressiv machen! Vielleicht ist auch gerade alles zu perfekt (?????? ähm naja kann man ja mal in den Raum werfen), und deswegen bin ich so aggro.

Es für mich ok, mich so zu fühlen, mein Problem ist, ich weiss nicht wie ich das kanalisieren soll, bzw. was ich dann mit dem Gefühl anfangen soll. Das will raus, gelebt werden, aber das überfordert mich total. Ich weiss nicht, wie ich es rauslassen kann, ohne wirklich jemandem physisch eine zu scheuern! (was ich natürlich nicht tue). Das macht mir zu schaffen.

Danke fürs Knuddeln, und ein dicker Knuddler zurück :-)

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Ich hatte mal eine ganz schlimme aggressive Zeit, da wir ich mittendrin in einer intensiven Therapiephase. Danach war die Aggression wieder aufs Normalmaß gesunken.
Vielleicht geht es Ihnen ja gerade ähnlich.

Und: auch wenns darauf nicht ankommt: starker Beitrag! Nicht vage, wie Sie selber bemängeln.

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Berenike hat Recht: Überhaupt nicht vage!

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@berenike: hat sich das von "alleine" gegeben, oder hast du erkannt, woher die Aggressivität kommt? Was hat dir geholfen? Und was hast du mit deiner Aggression angestellt? Wie hast du sie rauslassen können?

Und: danke :-) Für mich selbst ist es halt vage, wenn ich betrachte, was letztendlich alles hinter dem steckt, was sich in so einem Beitrag komprimiert. Ich weiß dass ich mich später fragen und dabei ärgern werde, was da eigentlich los war, an Umständen, an Erlebnissen, an Begebenheiten.

Aber .. danke!

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Ich kann die Vorgänge, Ursachen und Auslöser nur ungefähr beschreiben. Aggressive Gefühle hatte ich schon immer während depressiven Phasen. Ich habe auch eine zeitlang Kampfsport gemacht, weil ich das Bedürfnis nach einem körperlichen Ausdruck dieser Gefühle hatte. In meiner Zeit in der Psychotherapeutischen Klinik kam ich diesen Gefühlen ganz nah, lief tagelang in sehr gereizter Stimmung herum und bekam dann irgendwann heftige Wutanfälle. Ich durfte Sport machen soviel ich wollte: Laufen, Hockey mit anderen, Boxen oder jederzeit aufs Ergometer wenn ich wütend wurde (die wollten wohl vermeiden, dass ich wirklich mal Stühle durchs Fenster schmeisse, wie ich beinahe gemacht hätte). Dabei hat sich herausgestellt, dass ich mich manchmal durch Sport in meine Wut noch weiter hineinsteigern kann und ich besser durch freundliche und bestimmte Ansprache wieder auf den Teppich komme. Warum dass nach meinem Klinikaufenthalt weg war, kann ich auch nicht sagen. Ich denke, weil ich einen Großteil der Ursachen für mich aufgearbeitet habe.
Und die Ursachen der Aggression war wohl Wut über Vernachlässigung, Demütigung und solche Sachen.

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