Sonntag, 19. Januar 2014
Ich hasse.
Schon wieder mal. Oder immer noch. Und es stellen sich ewig die gleichen Fragen: wo ist dieser intensive Hass denn sonst die ganze Zeit? Ist er ständig da, und ich unterdrücke, überspiele, übertünche ihn nur, lasse ihm keinen Raum? Oder bin ich in der anderen Zeit wirklich zufrieden, ausgeglichen, versöhnlich, freundlich und höflich auch mir selbst gegenüber? Oder spiele ich die ganze Zeit nur Theater?

Es kotzt mich so vieles an. Meine Familie, LeSchwe, die Arbeit. Ich mich, denn vielleicht liegt das ja alles nur an mir, bin ich inkompatibel, asozial, nicht anpassungsfähig, habe zu hohe Erwartungen, zu falsche Vorstellungen, die falschen Ideale. Und dann dieses geisteskranke System, ich dem ich einfach nicht den Platz finde, an dem ich nicht das Gefühl habe mich permanent von denen ausnutzen und über den Tisch ziehen zu lassen, die dann mit ihrer Millionen nach Hause gehen, weil ich so fleißig und artig war.

Ich kann es nicht mehr hören. Dieses Alphamännchengetue, das Profilierungsgehabe, dieses Rumgebalze, dieses Brustgeschlage und Tarzangeschreie. Im fetten Strahl könnte ich über die Tische kotzen und den ganzen verlogenen Fratzen ins Gesicht. "Oh darf ich kurz? Da klebt was auf Ihrer Stirn.." Ein zehntel des überzogenen Egos dieser psychopathischen Alphaarschlöcher würde mir schon reichen, nein sogar verdammt gut tun. Woher nehmen die die ganze Luft für ihre Arien?

Hasse ich das alles so sehr, weil es mir verdeutlicht, wie klein ich mich selbst fühle? Wie wenig Bedeutung ich mir in diesem Universum selbst beimesse?

Wie gern wär ich selbst einfach mal Bitch. So ein eiskaltes Alphaweibchen, hinter mir nur eine Schneise der Verwüstung, ein Land der Leichen. Lasse andere aalglatt ablaufen und ziehe Bahnen in meinem Geldpool. Aber das bin ich eben nicht. Und eigentlich möchte ich das auch gar nicht sein.

Warum sind die nicht alle Bulemiker, frage ich mich, die müssen sich doch selbst so dermaßen zum Kotzen finden. Stattdessen bin ich die Saudoofe, die das alles gegen sich selbst richtet, und das dann alles so zum Kotzen findet, dass sie selbst Bulemikerin wäre, wenn sie denn Kotzen nicht so ekelhaft und Essen nicht so göttlich fände. Schleppe die negative Energie, die diese ganzen Wichser ungefragt in meiner Anwesenheit verschleudern, mit nach Hause und ärger mich damit rum, finde kein Ende, finde keinen Abstand.

Und so bleibt die ewige Frage nach dem "wohin". Wohin mit dieser Aggression? Wohin mit mir?

 
Wird mal Zeit, daß Du die LeSchwe-Geschichte erzählst...

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@sid: da gibt es eigentlich keine konkrete Geschichte. Ich hader ja schon lange mit mir. Aber erzählt werden wird das hier mal.

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Hat meistens Hand und Fuß, wenn sich in einem alles so aufbäumt. Den Hass gegen solche Alphatiere kann ich nachvollziehen und teilen.

Vielleicht hat es damit zu tun, dass man sich selbst unempfindlicher, wehrhafter, stärker wünschte und an solchen Menschen immer spürt, dass man es nicht ist.

Aber die Frage nach richtig oder falsch würde ich nicht stellen. Das Gefühl ist da, und es hat seine Berechtigung und innere Logik. Es kommt nicht von nichts. Wohin mit der Aggression? Im Zweifel an die Adresse derer, die sie auslösen. Aber das kostet schon etwas Mut, den man manchmal gar nicht aufbrinen kann. Vielleicht ist es auch das, was wirklich wütend macht.

Wieder mal so viele Mutmaßungen meinerseits... Vielleicht brauchst Du gerade eher einen Boxsack? Oder eine Umarmung?

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@sturmfrau: ja, das kann gut sein. Ich fühle mich durchlässig neben ihnen. Bloß, nackt. Und machtlos oder ja, auch mutlos. Ich denke, die Mischung machts. In blankem Entsetzen sitze ich dann immer da und frage mich, warum man so ein Arschloch sein muss, um gehört und respektiert zu werden. Ich möchte dieses Spiel "Ich bin der Lauteste!" aka "Mein Schwanz ist viel länger als deiner!" überhaupt nicht mitspielen. Es widert mich an, vor allem dass wir uns anscheinend nun gezielt solche Leute an Bord holen und selbst die GF (!) vor denen klein wird. Ich dürfte mich niemals derartig aufführen.

Beides wäre gut - am Boxsack abreagieren und dann in eine Umarmung fallen.
Danke - ich sehe gerade wie du mir beides anbietest! :-)

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Wie gesagt, ich teile Deine Gefühle im Bezug auf diesen Typ Mensch und finde es nachvollziehbar, so nicht werden zu wollen.

All die Dampfplauderer und Großmäuler, die Ellenbogenmenschen, die Einen-auf-dicke-Hose-Macher finde ich unerträglich, und genau wie Du auch finde ich es unerträglich, dass die es auch noch schaffen, Eindruck zu schinden und bewundert zu werden. Die leisen Töne sind auch dann nicht gefragt, wenn sie Hand und Fuß haben, und wer brüllt, hat Recht, auch wenn er gar nicht Recht hat. Es ist zum Kotzen. Auch meine Ex-GF hat sich von solchen Heinis blenden lassen, die mit vielen Buzzwords um sich warfen und sich auf die Brust trommelten, im Grunde aber nicht die geringste Ahnung vom Funktionieren des Unternehmens hatten, geschweige denn von seinen Problemen. Deswegen bin ich froh, dass ich aus dem Laden raus bin, auch wenn der Abgang ja unfreiwillig war. Das Blöde dabei ist, dass sich solche Typen überall wiederfinden. Vermutlich auch deshalb, weil denen überall immer nur auf die Schultern geklopft wird, anstatt dass jemand es wagt zu sagen, wie asozial und beknackt diese Leute sind. Irgendwie wollen ja doch alle mitspielen.

Werte es als Zeichen geistiger und seelischer Gesundheit, dass Dich das alles aggressiv macht. Alles andere wäre eher bedenklich.

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