Montag, 30. November 2015
Ich bin gerade auf der Suche nach ganz bestimmten Beiträgen. Dabei wühle ich mich durch die Jahre von Ende 2010 bis heute, aber ich bin erst bis Januar 2012 gekommen.

Irre. Ich lese nur quer. Aber was mir am meisten auffällt: wie meilenweit weg die Situation mit Mama inzwischen ist. Ich bin unglaublich froh, dass das nicht mehr so akut und heftig ist und wir einen Modus gefunden haben. Allein vom Querlesen bekomme ich Beklemmungen und Angstschweiß. Das in Nürnberg war eine schreckliche Phase. Mit Mama, der Stiefmama-Chefin, die familiäre Belastung. Abartig. Ich bete, dass sich so etwas nie mehr wiederholt.

Wenn ich das lese, dann muss ich heute sagen: es geht mir besser. Sehr viel besser, auch wenn ich derzeit so rumschwanke. Verglichen mit damals muss ich sagen: ja, doch. Es geht mir gut. Oder: anders schlecht. Tatsächlich war das in der Phase damals echt grob jenseits meiner Schmerzgrenze.

Ich habe den Eindruck, ich bin weiter gekommen. Sehr langsam zwar, und in Minischritten, aber weiter.

Vielleicht habe ich aber auch einfach nur.. Glück. Keine Ahnung was passieren würde, wenn Mama wieder die krassen Psychosen bekommen würde und wir an Weihnachten über aktive Sterbehilfe sprechen.

Vielleicht habe ich aber auch einfach nur.. ganz viel in mir abgeschalten. Und vielleicht ist da leider der Part dabei, der Nähe und Zuneigung zulassen kann. Wenn ich das von damals alles lese wundert es mich nicht, dass ich einen Teil von mir wegsperren musste. Um nicht zu zerbrechen. Dass die Dinge noch da sind spüre ich, weil es in meinem Herz ist als würde ein kleiner Vogel wild mit seinen Flügeln schlagen. Er will raus, und ich bin froh dass ers nicht kann. Ich hab zu viele Gefühle, als dass ich sie immer alle beachten und leben könnte.

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Sonntag, 29. November 2015
Aufgewärmt.
Zu Hause minimalistisch für die Adeventszeit dekoriert. Warmes Licht, warme Farben. Voller Vorfreude auf die stade Zeit.

Es ist merkwürdig. So sehr ich dieses Vertrauensproblem ihr gegenüber habe. So sehr ich auch immer wieder enttäuscht war/ bin. Wenige Menschen zaubern mir so eine Wärme ins Herz wie LeSchwe wenn wir eine gute Zeit zusammen haben. Immer wieder. Vielleicht ist es so viel leichter von ihr enttäuscht zu sein als von anderen, weil sie mir so nahme kommt und auch so ein gutes Gefühl geben kann.

Auf dem Weihnachtsmarkt nach F. gesehen, ob er arbeitet für seinen Freund. Heute wohl nicht. Er fehlt mir. Immer noch. Immer wieder. Wie auch immer.




Liest neous hier noch?

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Donnerstag, 26. November 2015
Heute ist es in der Arbeit, als ob jemand alle Luft aus mir rausgelassen hätte. Bin schon seit Wochen in mir krawallig, tobe, schlucke den Großteil meiner durchaus auch berechtigten Verärgerung (den Rest dürfen sich andere anhören, immerhin die richtigen). Hab mich so knapp unterhalb meiner Toleranzgrenze eingependelt, dass die Zündschnur echt kurz ist bis zur Explosion.

Doch langsam schlagen Genervtheit und Wut um. Müde. Lustlos. Ohne jede Energie und ohne jedes Interesse. Jeder Mensch ist einer zu viel, jeder getippte oder gelesene Buchstabe sowieso. Ich will hier weg. Es ist schwer mich in die Arbeit zu schleppen, obwohl ich doch sowieso schon reduziert habe. Würde lieber zu Hause bleiben. Mich um Dinge kümmern die mich interessieren, selbst wenn die auch nicht einfach sind. Zerbreche mir den Kopf wie ich ohne Arbeit auskommen könnte.

Statt auf die nächste ppt starre ich aus dem Fenster. Würde das am liebsten den ganzen Tag tun und meine Gedanken mit den dunklen Wolken über den Himmel ziehen lassen. Gabriel Ananda hören und in einer Welt ertrinken, in der ich nichts sein muss, nichts tun und nicht ansprechbar sein muss. In der ich einfach nur dasitzen, aus dem Fenster starren und Musik hören kann.

Und dann würde ich Plätzchen backen. Adventsgeschichten lesen. Kerzen anzünden. Tee trinken und was Leckeres kochen. Lernen. Und dann wieder mit der Katze auf dem Schoss aus dem Fenster starren, und mich auflösen.

Vielleicht krieg ich aber auch einfach nur Grippe.


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Sonntag, 22. November 2015
Zum Teil klinge ich derzeit so verbittert, hätt ich mich selbst am Telefon, ich würd auflegen.

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Donnerstag, 19. November 2015
Sein Blick wandert langsam über den von mir ausgefüllten Fragebogen. Ab und an stellt er eine Rückfrage. Irgendwann dann:

"Ahaaaaa... Haben Sie Angst, Sie schlagen den Weg Ihrer Mutter ein?"
"Ja... an welchem Punkt sind Sie gerade?"
"An dem Punkt wo Sie über die Schizophrenie schreiben. Haben Sie Angst, auch daran zu erkranken?"
Tränen laufen mir übers Gesicht.
"Das ist es gar nicht so so sehr. Vielmehr ihr Weg im Bezug auf Beziehungen, also Freundschaften und Partnerschaften. Sie hat kaum Freunde. Und bei den Männern haben wir nie verstanden als Kinder warum sie die guten nicht mehr haben wollte. Es gibt da so krasse Parallelen in meinem Leben. Und sie hat sich bewusst fürs Alleinsein entschieden. Ich habe Angst ich muss irgendwann akzeptieren, dass ich genauso bin. Bei mir wäre es aber Stand heute keine bewusste Entscheidung."
"Was bedeutet "genauso wie sie"?"
"Für sie wäre es 'allein'. Für mich 'einsam'"

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"[...] in der Schule.. soll das 'gehänselt' heißen?"
"Ja, genau."
".. wegen der Größe und Dürre.. " interessiert schaut er auf.
"Ich war schon immer so groß und dünn. Ein Strich in der Landschaft. Obwohl ich schon immer ein normales Essverhalten habe. Ich schlage da sehr nach meinem Vater, der ist auch groß und relativ dünn."
"Einen Strich in der Landschaft übersieht man ja gerne mal? Sich dünn machen. Verschwinden."
"Ich glaube, das habe ich mir oft gewünscht. Leider hat die Größe das nicht möglich gemacht. Ich bin immer aufgefallen.
"Und Sie essen normal?"
"Ja, aber irgendwie kann ich essen was ich will, ich nehme nicht zu. Ich bin vermutlich die einzige Frau auf dem Planeten die sich wünscht zuzunehmen."
"Sie brauchen eher eine andere Nahrung. Kein Steak.." er lächelt in sich rein.
"Keine Ahnung, ich tue mir einfach schwer mit zunehmen obwohl ich wirklich sehr gerne und auch gut esse."
"Schon klar, aber es setzt nicht an.." und er lächelt weiter weise vor sich hin.

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"Waren Sie denn mit den bisherigen Therapien zufrieden?"
"Ja, eigentlich schon."
"Ah ich sehe... bei den beiden letzten waren Sie an Ausbildungsinstituten. Haben Sie sich denn bei denen gut aufgehoben gefühlt?"
"Ja, doch. Bei beiden."
"Das ist schön."
"Wissen Sie, mir ist diese Frage zu meiner Therapiehistorie immer etwas unangenehm."
"Ach ja? Wieso?"
"Naja, da steht so viel. Und ich frag mich: willste nich mal damit aufhören?"
Lächelnd blickt er mich über seine dunkelgerahmte Brille hinweg an: "Manche Menschen bekommen 60 Jahre lang Insulin. Die fragen sich sicher auch nicht, ob sie mal damit aufhören wollen."

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Donnerstag, 5. November 2015
Temporäre Erleichterung.

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Dienstag, 27. Oktober 2015
Dachte ich bis zum Nachmittag noch, das Verstörendste am heutigen Tag ist die Taube, dich sich zum Sterben auf die Erde neben mein Fahrrad gelegt hat.

Dann hatte ich einen Termin bei dem Neuen. Jetzt muss ich einen neuen Neuen suchen, er lehnt eine Therapie mit mir ab. Das, was er gesagt hat, erschüttert mich aber nachhaltig und so im Kern, dass ich fast geschockt bin, dass er mich mit diesen Worten hat gehen lassen. Er war echt gut. Hat mich messerscharf erkannt. Leider. Denn die Konsequenz daraus ist in diesem Fall wenig erbaulich. Selten habe ich mich so sehr entlarvt gefühlt, und so wenig ermutigt.

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Montag, 26. Oktober 2015
Die diesjährigen Filmtage entlassen mich mit einem warmen Gefühl in die Winterzeit.

Was soll ich sagen. Es geht mir gut.

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Dienstag, 13. Oktober 2015
Gehen (lassen).
Es gibt gute Tage, und es gibt weniger gute. An den guten Tagen schlendern mein Herz und ich gemütlich vor uns hin, kucken links, kucken rechts. Schauen den Bäumen beim Loslassen zu, wie bunte Blätter durch die Luft segeln. Atmen den Herbst, in der ihm eigenen Vergänglichkeit so wunderbar lebendig, tief in uns ein. Lassen die Dinge laufen, laufen mit den Dingen. An weniger guten Tagen stolpere ich mit meinem Herz umher wie mit einem Hinkebein. Ziehe es nach, durch Nebel und feuchtes Laub. Es bleibt hängen, kommt aus dem Takt. Kommt nicht hinterher. Hält mich auf.

Manchmal denke ich, vielleicht ist das bei mir wie bei einem Menschen mit körperlicher Behinderung. Jemand dem z.B. ein Bein fehlt kann noch so viele Rehas besuchen, es wird ihm nicht wieder nachwachsen. Er kann entweder daran verzweifeln – oder lernen damit umzugehen. Vielleicht bekommt er eine Prothese. Aber sehr wahrscheinlich wird er nie so schnell Marathon laufen wie jemand mit zwei gesunden Beinen. Oder vielleicht wird er nie Marathon laufen, sondern nur Kurzstrecken. Aber – er kann sich fortbewegen, er kann lernen damit umzugehen, er wird sich zurecht finden. Oder jemand der im Rollstuhl sitzt: er wird nie mit zwei gesunden Beinen rennen, aber er kann vorwärtskommen, Sport machen, zum Ziel gelangen. Im Leben stehen ohne funktionierende Beine.

Vielleicht habe ich eine emotionale Behinderung. Egal wie viele Therapien ich noch mache, diese emotionale Behinderung wird einfach nicht wegwachsen. Ich kann entweder daran verzweifeln – oder lernen damit umzugehen. Vielleicht werde ich nie den emotionalen Marathon laufen, auch wenn ich mir das noch so sehr wünsche. Vielleicht bleibe ich Sprinter. Aber ich kann mich verlieben, ich kann Zuneigung entwickeln, und immerhin auch emotionale Bindungen zu Freunden. Und ich kann lernen mit mir alleine zufrieden zu sein. Im Leben stehen ohne funktionierende Partnerschaft.

Ich wollte nie so werden wie meine Mutter, und schaue jetzt doch sehr nachdenklich den Bäumen beim Loslassen zu.

~ Pachanga Boys - Time

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Donnerstag, 8. Oktober 2015
Der ist nicht zimperlich. Was er spiegelt, sitzt.

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