Donnerstag, 26. November 2015
Heute ist es in der Arbeit, als ob jemand alle Luft aus mir rausgelassen hätte. Bin schon seit Wochen in mir krawallig, tobe, schlucke den Großteil meiner durchaus auch berechtigten Verärgerung (den Rest dürfen sich andere anhören, immerhin die richtigen). Hab mich so knapp unterhalb meiner Toleranzgrenze eingependelt, dass die Zündschnur echt kurz ist bis zur Explosion.

Doch langsam schlagen Genervtheit und Wut um. Müde. Lustlos. Ohne jede Energie und ohne jedes Interesse. Jeder Mensch ist einer zu viel, jeder getippte oder gelesene Buchstabe sowieso. Ich will hier weg. Es ist schwer mich in die Arbeit zu schleppen, obwohl ich doch sowieso schon reduziert habe. Würde lieber zu Hause bleiben. Mich um Dinge kümmern die mich interessieren, selbst wenn die auch nicht einfach sind. Zerbreche mir den Kopf wie ich ohne Arbeit auskommen könnte.

Statt auf die nächste ppt starre ich aus dem Fenster. Würde das am liebsten den ganzen Tag tun und meine Gedanken mit den dunklen Wolken über den Himmel ziehen lassen. Gabriel Ananda hören und in einer Welt ertrinken, in der ich nichts sein muss, nichts tun und nicht ansprechbar sein muss. In der ich einfach nur dasitzen, aus dem Fenster starren und Musik hören kann.

Und dann würde ich Plätzchen backen. Adventsgeschichten lesen. Kerzen anzünden. Tee trinken und was Leckeres kochen. Lernen. Und dann wieder mit der Katze auf dem Schoss aus dem Fenster starren, und mich auflösen.

Vielleicht krieg ich aber auch einfach nur Grippe.


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Sonntag, 22. November 2015
Zum Teil klinge ich derzeit so verbittert, hätt ich mich selbst am Telefon, ich würd auflegen.

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Donnerstag, 19. November 2015
Sein Blick wandert langsam über den von mir ausgefüllten Fragebogen. Ab und an stellt er eine Rückfrage. Irgendwann dann:

"Ahaaaaa... Haben Sie Angst, Sie schlagen den Weg Ihrer Mutter ein?"
"Ja... an welchem Punkt sind Sie gerade?"
"An dem Punkt wo Sie über die Schizophrenie schreiben. Haben Sie Angst, auch daran zu erkranken?"
Tränen laufen mir übers Gesicht.
"Das ist es gar nicht so so sehr. Vielmehr ihr Weg im Bezug auf Beziehungen, also Freundschaften und Partnerschaften. Sie hat kaum Freunde. Und bei den Männern haben wir nie verstanden als Kinder warum sie die guten nicht mehr haben wollte. Es gibt da so krasse Parallelen in meinem Leben. Und sie hat sich bewusst fürs Alleinsein entschieden. Ich habe Angst ich muss irgendwann akzeptieren, dass ich genauso bin. Bei mir wäre es aber Stand heute keine bewusste Entscheidung."
"Was bedeutet "genauso wie sie"?"
"Für sie wäre es 'allein'. Für mich 'einsam'"

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"[...] in der Schule.. soll das 'gehänselt' heißen?"
"Ja, genau."
".. wegen der Größe und Dürre.. " interessiert schaut er auf.
"Ich war schon immer so groß und dünn. Ein Strich in der Landschaft. Obwohl ich schon immer ein normales Essverhalten habe. Ich schlage da sehr nach meinem Vater, der ist auch groß und relativ dünn."
"Einen Strich in der Landschaft übersieht man ja gerne mal? Sich dünn machen. Verschwinden."
"Ich glaube, das habe ich mir oft gewünscht. Leider hat die Größe das nicht möglich gemacht. Ich bin immer aufgefallen.
"Und Sie essen normal?"
"Ja, aber irgendwie kann ich essen was ich will, ich nehme nicht zu. Ich bin vermutlich die einzige Frau auf dem Planeten die sich wünscht zuzunehmen."
"Sie brauchen eher eine andere Nahrung. Kein Steak.." er lächelt in sich rein.
"Keine Ahnung, ich tue mir einfach schwer mit zunehmen obwohl ich wirklich sehr gerne und auch gut esse."
"Schon klar, aber es setzt nicht an.." und er lächelt weiter weise vor sich hin.

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"Waren Sie denn mit den bisherigen Therapien zufrieden?"
"Ja, eigentlich schon."
"Ah ich sehe... bei den beiden letzten waren Sie an Ausbildungsinstituten. Haben Sie sich denn bei denen gut aufgehoben gefühlt?"
"Ja, doch. Bei beiden."
"Das ist schön."
"Wissen Sie, mir ist diese Frage zu meiner Therapiehistorie immer etwas unangenehm."
"Ach ja? Wieso?"
"Naja, da steht so viel. Und ich frag mich: willste nich mal damit aufhören?"
Lächelnd blickt er mich über seine dunkelgerahmte Brille hinweg an: "Manche Menschen bekommen 60 Jahre lang Insulin. Die fragen sich sicher auch nicht, ob sie mal damit aufhören wollen."

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Donnerstag, 5. November 2015
Temporäre Erleichterung.

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Dienstag, 27. Oktober 2015
Dachte ich bis zum Nachmittag noch, das Verstörendste am heutigen Tag ist die Taube, dich sich zum Sterben auf die Erde neben mein Fahrrad gelegt hat.

Dann hatte ich einen Termin bei dem Neuen. Jetzt muss ich einen neuen Neuen suchen, er lehnt eine Therapie mit mir ab. Das, was er gesagt hat, erschüttert mich aber nachhaltig und so im Kern, dass ich fast geschockt bin, dass er mich mit diesen Worten hat gehen lassen. Er war echt gut. Hat mich messerscharf erkannt. Leider. Denn die Konsequenz daraus ist in diesem Fall wenig erbaulich. Selten habe ich mich so sehr entlarvt gefühlt, und so wenig ermutigt.

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Montag, 26. Oktober 2015
Die diesjährigen Filmtage entlassen mich mit einem warmen Gefühl in die Winterzeit.

Was soll ich sagen. Es geht mir gut.

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Dienstag, 13. Oktober 2015
Gehen (lassen).
Es gibt gute Tage, und es gibt weniger gute. An den guten Tagen schlendern mein Herz und ich gemütlich vor uns hin, kucken links, kucken rechts. Schauen den Bäumen beim Loslassen zu, wie bunte Blätter durch die Luft segeln. Atmen den Herbst, in der ihm eigenen Vergänglichkeit so wunderbar lebendig, tief in uns ein. Lassen die Dinge laufen, laufen mit den Dingen. An weniger guten Tagen stolpere ich mit meinem Herz umher wie mit einem Hinkebein. Ziehe es nach, durch Nebel und feuchtes Laub. Es bleibt hängen, kommt aus dem Takt. Kommt nicht hinterher. Hält mich auf.

Manchmal denke ich, vielleicht ist das bei mir wie bei einem Menschen mit körperlicher Behinderung. Jemand dem z.B. ein Bein fehlt kann noch so viele Rehas besuchen, es wird ihm nicht wieder nachwachsen. Er kann entweder daran verzweifeln – oder lernen damit umzugehen. Vielleicht bekommt er eine Prothese. Aber sehr wahrscheinlich wird er nie so schnell Marathon laufen wie jemand mit zwei gesunden Beinen. Oder vielleicht wird er nie Marathon laufen, sondern nur Kurzstrecken. Aber – er kann sich fortbewegen, er kann lernen damit umzugehen, er wird sich zurecht finden. Oder jemand der im Rollstuhl sitzt: er wird nie mit zwei gesunden Beinen rennen, aber er kann vorwärtskommen, Sport machen, zum Ziel gelangen. Im Leben stehen ohne funktionierende Beine.

Vielleicht habe ich eine emotionale Behinderung. Egal wie viele Therapien ich noch mache, diese emotionale Behinderung wird einfach nicht wegwachsen. Ich kann entweder daran verzweifeln – oder lernen damit umzugehen. Vielleicht werde ich nie den emotionalen Marathon laufen, auch wenn ich mir das noch so sehr wünsche. Vielleicht bleibe ich Sprinter. Aber ich kann mich verlieben, ich kann Zuneigung entwickeln, und immerhin auch emotionale Bindungen zu Freunden. Und ich kann lernen mit mir alleine zufrieden zu sein. Im Leben stehen ohne funktionierende Partnerschaft.

Ich wollte nie so werden wie meine Mutter, und schaue jetzt doch sehr nachdenklich den Bäumen beim Loslassen zu.

~ Pachanga Boys - Time

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Donnerstag, 8. Oktober 2015
Der ist nicht zimperlich. Was er spiegelt, sitzt.

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Montag, 23. Februar 2015
11 Jahre
Bedingt durch das Neuorientierungsprojekt habe ich öfters an das Land gedacht, in den letzten Monaten. Aber nie mit viel Emotion. Eher sehr rational, und "eh gesponnen."

Vielleicht liegt es an der Wind-Sauna. Vielleicht an der plötzlichen Erinnerung an den Abertausendsternehimmel. Und weil ich bei der Suche nach einem ganz bestimmten Blogartikel, den ich jetzt nicht gefunden habe, aber egal.. über diesen einen anderen Beitrag gestolpert bin, und dann auf dieses Lied von Indecent Obsession. Kiss me.

Auf einmal ist alles da, mit voller Wucht und aller Emotion. Ich kann sein Haargel riechen. Kann hören wie das Bett im Wohnheim knarzt. Rieche die Weinberge von Ste*llenbosch. Schmecke das Salz auf den Lippen in Somerset West. Sitze auf den roten Dünen der Namib im Sonnenaufgang. Fürchte mich vor Krokodilen im Delta. Weine in Etosha um meine Beziehung und schlafe im Zelt mit meinem holländischen Tentmate. Fahre mit einem anderen Holländer in einem Schlafwagen durch die afrikanische Nacht, um uns nichts, nur Sterne, von den Viktoriafällen nach Bulawayo.
Erinner mich an Braais, an Susan, und an den armen Stipendiaten aus Botswana. An Apartheid in Köpfen und elend lange Townships.

An den Geruch von Raubtierscheisse. An die Geräusche der afrikanischen Buschnacht. Und an soviel mehr. Plötzlich an so unfassbar viele Dinge, und Details. An den Puma auf dem Käppi des einen Holländers. An den Schmetterling bei den Fällen. An das rote T-Shirt einer Belgierin. An S.' abendliche Lockenwicklersessions. An Muse. Brenda Fassie. Eine Monsterkakerlake auf meinem Badetuch im Wohnheim.
Ich kann es nicht glauben. Wo sind meine Tagebücher von damals? Gibt es sie noch, irgendwo?

Es macht mir Angst, wie groß diese Sehnsucht ist.

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Freitag, 20. Februar 2015
Eine Woche, die so endet wie sie angefangen hat, und in der ich trotz mörderischem Sportkurs nicht weiß wohin mit all den Schreien, die geschrieen werden wollen.

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