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Samstag, 29. November 2008
Zahnrädchen
okavanga, 03:52h
In so einer Woche, in der man alleine zu Hause ist, bleibt viel Zeit. Viel Zeit für das, was zum Denken angefallen ist. Und das ist eine ganze Menge. Vieles löst sich auch erst durch diese Woche, und plötzlich greift ein Zahnrädchen ins andere, wie in einem komplizierten Uhrwerk.
Der Konflikt mit LeSchwe hat hauptsächlich dazu beigetragen. Ich fühlte mich wieder so alleine, so einsam. Rutschte ab in die Gefühlshaltung, Außenstehende zu sein, anderen beim Leben zuzusehen, selbst kein wirkliches Leben zu haben. Übriggebliebene zu sein. Schon lange hat mich niemand mehr gefragt, ob ich Sylvester mit ihm verbringen will. Letztes Jahr saß ich dann alleine bei meinem Vater auf dem Sofa, mit viel Rotwein und noch mehr Taschentüchern. Hatte keine Ahnung wo der kleine Professor ist, wusste nicht, ob wir überhaupt noch zusammen sind, was er tut, wie es ihm geht. War selbst orientierungslos, durch meinen Drogenfehltritt im Skiurlaub, durch das furchtbare Weihnachten mit meiner Mama. Und diese brutale Einsamkeit. Es war das schlimmste Sylvester, das ich jemals hatte. Das Jahr, das dem Sylvester folgte, war das anstrengendste, dass ich jemals hatte. Schlecht war es wohl nicht, wenn auch sehr tränenreich.
Und jetzt? Ich will nie wieder so in ein neues Jahr starten. Da hat es mir das Herz gebrochen, als die LeSchwe ihr Wort nicht gehalten hat. Was solls, könnte man sagen. Es ist nur ein Abend im Jahr. LeSchwe und ich hatten so viele andere gemeinsame Abende mit wesentlich mehr Bedeutung. In dem Konfliktmoment habe ich aber nur noch rot gesehen. Bis eine Freundin meinte: mach doch deine Beziehung zu ihr nicht nur an dieser einen Situation fest. Sie hat soviel mit dir durchgemacht, und du mit ihr. Und sie hat dir sicher nicht absichtlich weh getan. Da fielen mir auch wieder die Worte meiner Therapeutin ein. "Sie sind ein unsicherer Bindungstyp." Ja, das bin ich. Es fällt mir furchtbar schwer aufgrund einer enttäuschenden Situation nicht die ganze Beziehung in Frage zu stellen. Und nach der Zeit mit dem Professor fällt mir das noch schwerer, aber immerhin kann ich es nach einer Weile aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten.
Ausgerechnet dieser Freundin, die mir das sagte, war ich selbst in den letzten 9 Monaten keine gute Freundin. Einer Frau, die mir immer sehr wichtig war, und die nun, da in einer Woche die Geburt ihrer ersten Tochter ansteht, mich als Freundin dringender braucht als je zuvor, wie sie mir sagte. Ich habe mich so geschämt. Ich war so in mir gefangen. So sehr gefangen in dem Gedanken, die Übriggebliebene zu sein, diejenige zu sein, die nun in das Leben all derer, die verheiratet sind und/ oder Kinder kriegen, nicht mehr passt. Und Neid. Hoffnungslosigkeit. Das Gefühl minderwertig zu sein. Ich hab mir selbst viel von meinen Freunden genommen, und ihnen damit ebenso weh getan wie mir.
Meine Seele hat so finstere Ecken. So abscheuliche, hässliche Winkel. Jeder Seele wohnt so etwas Düsteres inne. Das tatsächlich einmal zu spüren statt nur zu erahnen, das ist grässlich, und lässt einen sich sehr sehr klein fühlen.
Diese Freundin meinte, es wäre ihr eine Freude, mich an Sylvester zu beherbergen. Sie sieht mich als Teil ihrer kleinen Familie. Ebenso wie N. in Berlin. Und Katinka.
Ich bin wie meine Mutter. Rede mir ein, allein und einsam zu sein, und lege daher ein Verhalten an den Tag, das auf Dauer einsam macht. Die sich selbst bewahrheitende Prophezeiung. Meine einzige Chance ist, mir das bewusst zu machen und mit meinen Freunden darüber zu reden. Sie scheinen es zu verstehen, und meinen, dass ich doch gar nicht wie meine Mutter bin, weil ich es erkenne, darüber rede, und versuche anders zu handeln. Weil ich mich dem stelle.
Manchmal fehlt mir Kraft für Freunde, und ich nehme das Telefon nur widerwillig ab, wenn ich sehe, dass jemand anruft. Doch nach dem Gespräch weiß ich immer, dass ich dafür keine Kraft brauche. Sondern dass sie mir Kraft geben. Sie und meine Familie. Es braucht keinen Gewaltakt. Ich muss mich nur darauf einlassen können. Und ein bisschen Vertrauen haben, in mich, und ins Leben ansich.
So stand ich vorhin in der Videothek, streunte durch die erschlagenden Regale und stolperte über die Verfilmung von "Die Entdeckung des Himmels". Mein Lieblingsbuch. Im Film spielt Ada die Suite no 1 für Cello von Bach. Ein wunderschönes Stück, das mir unheimlich vertraut vorkommt. Ich suche es im Internet und entdecke, dass es das gleiche Stück ist, das ich als erstes auf dem Klavier gelernt habe und jeden Abend vor dem Einschlafen spiele. Es klingt so anders mit Cello.
Es wird nicht alles gut, es ist schon gut. Hab nur ein bisschen Vertrauen. Trau dich es zu glauben.
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Der Konflikt mit LeSchwe hat hauptsächlich dazu beigetragen. Ich fühlte mich wieder so alleine, so einsam. Rutschte ab in die Gefühlshaltung, Außenstehende zu sein, anderen beim Leben zuzusehen, selbst kein wirkliches Leben zu haben. Übriggebliebene zu sein. Schon lange hat mich niemand mehr gefragt, ob ich Sylvester mit ihm verbringen will. Letztes Jahr saß ich dann alleine bei meinem Vater auf dem Sofa, mit viel Rotwein und noch mehr Taschentüchern. Hatte keine Ahnung wo der kleine Professor ist, wusste nicht, ob wir überhaupt noch zusammen sind, was er tut, wie es ihm geht. War selbst orientierungslos, durch meinen Drogenfehltritt im Skiurlaub, durch das furchtbare Weihnachten mit meiner Mama. Und diese brutale Einsamkeit. Es war das schlimmste Sylvester, das ich jemals hatte. Das Jahr, das dem Sylvester folgte, war das anstrengendste, dass ich jemals hatte. Schlecht war es wohl nicht, wenn auch sehr tränenreich.
Und jetzt? Ich will nie wieder so in ein neues Jahr starten. Da hat es mir das Herz gebrochen, als die LeSchwe ihr Wort nicht gehalten hat. Was solls, könnte man sagen. Es ist nur ein Abend im Jahr. LeSchwe und ich hatten so viele andere gemeinsame Abende mit wesentlich mehr Bedeutung. In dem Konfliktmoment habe ich aber nur noch rot gesehen. Bis eine Freundin meinte: mach doch deine Beziehung zu ihr nicht nur an dieser einen Situation fest. Sie hat soviel mit dir durchgemacht, und du mit ihr. Und sie hat dir sicher nicht absichtlich weh getan. Da fielen mir auch wieder die Worte meiner Therapeutin ein. "Sie sind ein unsicherer Bindungstyp." Ja, das bin ich. Es fällt mir furchtbar schwer aufgrund einer enttäuschenden Situation nicht die ganze Beziehung in Frage zu stellen. Und nach der Zeit mit dem Professor fällt mir das noch schwerer, aber immerhin kann ich es nach einer Weile aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten.
Ausgerechnet dieser Freundin, die mir das sagte, war ich selbst in den letzten 9 Monaten keine gute Freundin. Einer Frau, die mir immer sehr wichtig war, und die nun, da in einer Woche die Geburt ihrer ersten Tochter ansteht, mich als Freundin dringender braucht als je zuvor, wie sie mir sagte. Ich habe mich so geschämt. Ich war so in mir gefangen. So sehr gefangen in dem Gedanken, die Übriggebliebene zu sein, diejenige zu sein, die nun in das Leben all derer, die verheiratet sind und/ oder Kinder kriegen, nicht mehr passt. Und Neid. Hoffnungslosigkeit. Das Gefühl minderwertig zu sein. Ich hab mir selbst viel von meinen Freunden genommen, und ihnen damit ebenso weh getan wie mir.
Meine Seele hat so finstere Ecken. So abscheuliche, hässliche Winkel. Jeder Seele wohnt so etwas Düsteres inne. Das tatsächlich einmal zu spüren statt nur zu erahnen, das ist grässlich, und lässt einen sich sehr sehr klein fühlen.
Diese Freundin meinte, es wäre ihr eine Freude, mich an Sylvester zu beherbergen. Sie sieht mich als Teil ihrer kleinen Familie. Ebenso wie N. in Berlin. Und Katinka.
Ich bin wie meine Mutter. Rede mir ein, allein und einsam zu sein, und lege daher ein Verhalten an den Tag, das auf Dauer einsam macht. Die sich selbst bewahrheitende Prophezeiung. Meine einzige Chance ist, mir das bewusst zu machen und mit meinen Freunden darüber zu reden. Sie scheinen es zu verstehen, und meinen, dass ich doch gar nicht wie meine Mutter bin, weil ich es erkenne, darüber rede, und versuche anders zu handeln. Weil ich mich dem stelle.
Manchmal fehlt mir Kraft für Freunde, und ich nehme das Telefon nur widerwillig ab, wenn ich sehe, dass jemand anruft. Doch nach dem Gespräch weiß ich immer, dass ich dafür keine Kraft brauche. Sondern dass sie mir Kraft geben. Sie und meine Familie. Es braucht keinen Gewaltakt. Ich muss mich nur darauf einlassen können. Und ein bisschen Vertrauen haben, in mich, und ins Leben ansich.
So stand ich vorhin in der Videothek, streunte durch die erschlagenden Regale und stolperte über die Verfilmung von "Die Entdeckung des Himmels". Mein Lieblingsbuch. Im Film spielt Ada die Suite no 1 für Cello von Bach. Ein wunderschönes Stück, das mir unheimlich vertraut vorkommt. Ich suche es im Internet und entdecke, dass es das gleiche Stück ist, das ich als erstes auf dem Klavier gelernt habe und jeden Abend vor dem Einschlafen spiele. Es klingt so anders mit Cello.
Es wird nicht alles gut, es ist schon gut. Hab nur ein bisschen Vertrauen. Trau dich es zu glauben.
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