Samstag, 25. Februar 2023
Bald ist mein Aufenthalt in der Klinik ein Jahr her. Am 15. März war meine Aufnahme. So anstrengend das Wintersemester auch war, so stellt sich doch immer stetiger ein bestimmtes, ungewohntes aber angenehmes Gefühl ein. Ich habe vorhin lange überlegt, wie ich das nennen könnte. Befriedet, trifft es vielleicht ganz gut. Mein Leben befriedet sich allmählich, ich befriede mein Leben. Meine Beziehungen, meine Tätigkeiten, meine Sicht auf Menschen, Vergangenheit, Umstände. Gerät leider oft ins Schwanken bei einem Blick in die Nachrichten und so gut wie immer in der Kommunikation mit meiner Mutter. Doch grundsätzlich... ja. Zumindest für den Moment, für die Betrachtung der letzten Monate. Andere Phasen sind kürzer, vielleicht auch nicht mehr so intensiv in ihrer Verzweiflung. Keine Ahnung ob das so bleibt, derweil genieße ich es sehr.

Diese Entwicklung verleiht mir auch etwas Zuversicht für die Reise zu N. auf die Philippinen. Wir telefonierten heute länger, und sie nahm noch mal Bezug auf meine Bedenken (ich habe Angst unsere Beziehung zu schädigen), und wie wir damit umgehen könnten. Das hat mich sehr berührt. Es ist schon erstaunlich, wie sehr die 8 gemeinsamen Wochen in diesem Kliniksetting uns verbunden haben. Diese Verbindung ist mir sehr wichtig, diese Person ist mir sehr wichtig. Das ist etwas ganz Wertvolles, was wir da haben. Ich möchte sie und uns unbeschädigt halten. Und ich weiß mit absoluter Gewissheit, dass es ihr umgekehrt genauso geht. Das sind die besten Voraussetzungen, denke ich, und wenn wir uns noch an das erinnern, was wir in der Klinik über achtsamen Umgang und Kommunikation miteinander gelernt haben... das wird schon. I want to believe.

Diese Klinik ist das Beste, was mir passieren konnte. Es ist unglaublich, wieviel Heilung da auf einer tieferen Ebene angestoßen werden und stattfinden konnte. Der Prozess wird noch lange anhalten und nachwirken. Mit einigen anderen Ehemaligen haben wir eine gemeinsame Messenger-Gruppe und einmal monatlich ein Online Treffen. Auch das - so wertvoll.

Sobald ich an die Zeit dort denke, an die Begegnungen dort, mit anderen Patient:innen, mit Therapeut:innen; an die Wanderungen, Spaziergänge, Gespräche. An das gemeinsame Weinen, gemeinsame Lachen, gemeinsame Essen. An die geteilten Gedanken, Emotionen und Erfahrungen. An die entstandenen Verbindungen. Dann bin ich einfach nur randvoll mit Freude.

Ich bin sehr dankbar.

Seelenheil ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Donnerstag, 23. Februar 2023
Soeben sehr spontan gebucht, die N. für drei Wochen auf den Philippinen zu besuchen. Ich weiß auch nicht so genau, wie das jetzt doch passieren konnte. War schon beim Nein. Aaaaaber... perspektivisch wird meine finanzielle Lage in den nächsten Jahren eher noch einmal schlechter als besser, und: die Welt ist ein Pulverfass - carpe diem.

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Montag, 13. Februar 2023
Mist, Frist für Auslandssemesterbewerbung verpasst. Die aufgeführten Restplätze sind noch nicht akualisiert. An was hätten Sie denn Interesse gehabt, fragt die Ansprechpartnerin. An Wien, sage ich. Das können Sie vergessen, meint sie, zu viele Bewerbungen. Für die weniger begehrten kann ich ihr gerne noch eine Bewerbung nachreichen, wenn ich mich entschieden habe: Warschau, Breslau, Luxemburg, Zürich, Fribourg, Louvain-la-Neuve (fällt weg weil Kurse auf Französisch, so gut bin ich längst nicht mehr).

Hätte ich nen Geldscheisser, würde ich mit der Schweiz liebäugeln. Breslau hat mir damals (Studienfahrt 2006) ganz gut gefallen. Oversea fällt für mich weg wg. Zeitverschiebung nach Deutschland, ich arbeite weiter. Und in Südafrika gibt es leider keine Kooperation. Oder frag ich mal in Stellenbosch nach, wie das ist, als Alumna? Selbst für die Studiengebühren aufzukommen, kann ich mir nicht leisten.

Hm. Hmhmhm. Oder lass ichs einfach?






Donnerstag, 9. Februar 2023
Neulich den Film "The Swimmers" gesehen, er basiert auf der wahren Geschichte der Schwestern Yusra und Sarah Mardini. Sie flohen von Syrien nach Deutschland. Später engagierte sich Sarah als Seenotretterin in Griechenland.Seit Januar stehen sie und weitere Mitangeklagte (ohne selbst teilnehmen zu dürfen) vor Gericht. Die Vorwürfe wurden zwar zurückgewiesen, aber ein weiteres Verfahren steht aus.

Mir geht die Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. In welcher Welt leben wir, in der wir Menschen verhaften, die sich für die Lebensrettung anderer Menschen und des Planeten einsetzen? In der es als scheinbar normal gilt, dass tagtäglich Menschen in Meeren ertrinken, Millionen auf der Flucht sind, der CO2-Ausstoß kontinuierlich steigt, Gletscher schmelzen, Naturkatastrophen zunehmen - und noch mehr Flucht zur Folge haben. Wie können Seenotretter und Klimaaktivisten als radikal bezeichnet werden, aber so etwas Radikales wie Klimazerstörung und das bewusst in Kauf genommene Sterben von Menschen - die LEICHT gerettet werden könnten - als normal gelten.

Das ist alles nicht neu, ich weiß. Aber manchmal zerfickt es einfach mein Hirn. Despoten können schalten und walten, Wälder, Länder, abfackeln, Menschen abschlachten. Unternehmen dürfen (sollen! Wir haben die Wahl) weiter Raubbau am Planeten betreiben. Und wenn du die Welt schützen, anderen die Hand reichen willst, dann kommst du in den Knast. WTF.

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Samstag, 4. Februar 2023
Ja also. Spannend (erschrockener Smiley hier). Der Polizist, der mich vorhin nach dem Einkaufen zur Wohnung geleitete, war etwas verwundert, dass unser Haus wieder freigegeben ist (wir wurden allerdings nicht evakuiert). Mein Nachbar und ich sind skeptisch. Er durfte gestern nicht mehr rein und verbrachte die Nacht im Hotel, wegen der Gefahr fliegender Trümmer auf dem Weg.

Das waren sehr seltsame 24 Stunden. Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass Luftlinie 20 Meter ein riesen Gebäude im Vollbrand steht, und davon nichts zu sehen außer den großen Rauchwolken, da alles so verbaut ist. Irgendwann schaute ich aus dem Balkon, ich war verunsichert, weil ich geschlafen hatte zwischendrin: wurde evakuiert, und ich habe es nicht mitbekommen? Da konnte ich beim Eckhaus durch die Wohnung blicken, direkt auf das brennende Haus. In den Wohnungen schien niemand mehr zu sein. Und bei uns? Auf der Straße ein wahnsinns Auflauf, es mutete chaotisch an. Aber ich dachte: okay, Feuerwehrleute schauen hoch, sie sehen mich, wenn das jetzt ein Problem wäre, dass ich da stehe, würden sie das doch sicher auch artikulieren?

Um das alte Gebäude tut es mir sehr leid, ich habe die alte Fassade geliebt. Und für die direkten Anwohner. Wann können sie wohl zurück? Sind die Wohnungen noch bewohnbar? So ein Glück, dass niemand verletzt wurde. Was wohl die Brandursache war?

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment