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Freitag, 18. August 2023
okavanga, 00:59h
Die Firma redet von Partnerschaft, aber letztendlich werden wir mit über 75% übernommen. Für meine Situation nicht das schlechteste. Mein Gott ist mir diese Firma egal geworden. Ich will einfach nur so lang wie möglich so viel Geld wie möglich mitnehmen, bevor ich endlich meinen neuen Weg (weiter)gehe.
Mittwoch, 2. August 2023
okavanga, 18:29h
Die letzte benotete Klausur meiner studentischen Laufbahn liegt hinter mir. Wahnsinn! Anfang Oktober ist noch eine unbenotete, da geht es nur ums Bestehen, das sollte kein Problem sein. Ich bin so unglaublich froh, die Klausur lag mir wie ein Stein im Magen. Diagnostik, das klingt so schön spannend nach Diagnosen-Stellen, es ist manchen gegenüber schwer zu erkären, warum wir stattdessen Strukturgleichungsmodelle rauf und runter machen. Immerhin war der Prof wirklich fair, es gibt keinen Grund zur Klage, und insofern sollte ich einen Haken dahinter setzen können.
Morgen geht es in die Heimat. Mit einem lachenden Auge, aber auch mit kleinen Steinchen im Magen. Meinem Vater ging es heute Vormittag nicht gut. Will gleich nochmal anrufen. Und meine Mutter schreibt Mails, wir wissen gar nicht mehr, was wir noch sagen sollen. Seit 14 Jahren der selbe Scheiss. Ich hasse ihre Krankheit und das, was sie mit und aus ihr macht, was sie mit uns allen macht.
Im Seminar letztes Wochenende ging es sehr viel um Schizophrenie. Als ich das Seminar belegt hatte, war mir nicht klar, wie sehr diese Krankheit Thema sein würde. Mir leuchtet total ein, dass sie öfters mit Suizidalität einhergeht, aus mehreren Gründen, aber irgendwie dachte ich, der Fokus wird mehr darauf liegen, wie wir im professionellen Setting mit Suizidalität umgehen. Jedenfalls war das Seminar ein "In your face" für mich, was die Erkrankung meiner Mutter und unsere Familiengespräche um den assistierten Suizid angeht. Wenn es so konkret und geballt daher kommt, ist es schwer auszuhalten.
Morgen geht es in die Heimat. Mit einem lachenden Auge, aber auch mit kleinen Steinchen im Magen. Meinem Vater ging es heute Vormittag nicht gut. Will gleich nochmal anrufen. Und meine Mutter schreibt Mails, wir wissen gar nicht mehr, was wir noch sagen sollen. Seit 14 Jahren der selbe Scheiss. Ich hasse ihre Krankheit und das, was sie mit und aus ihr macht, was sie mit uns allen macht.
Im Seminar letztes Wochenende ging es sehr viel um Schizophrenie. Als ich das Seminar belegt hatte, war mir nicht klar, wie sehr diese Krankheit Thema sein würde. Mir leuchtet total ein, dass sie öfters mit Suizidalität einhergeht, aus mehreren Gründen, aber irgendwie dachte ich, der Fokus wird mehr darauf liegen, wie wir im professionellen Setting mit Suizidalität umgehen. Jedenfalls war das Seminar ein "In your face" für mich, was die Erkrankung meiner Mutter und unsere Familiengespräche um den assistierten Suizid angeht. Wenn es so konkret und geballt daher kommt, ist es schwer auszuhalten.
Freitag, 28. Juli 2023
okavanga, 13:21h
Papa hat nun eine Glatze. Als er am Telefon davon erzählt, ist es erst mal gar nicht so schlimm. Als ich das Foto sehe, muss ich sehr weinen. Es ist nun sichtbar. Er ist krank. Immerhin hat er einen neuen besten Freund. Insgeheim nenne ich ihn Rüdi. Rüdi Rucksack. Der füttert ihn mit massig Kalorien, auf Anordnung von Schwester Gabi (wir vermuten keine Anstellung in der Schwarzwaldklinik). Rüdi ist allerdings etwas langsam, er braucht mehrere Stunden für eine ordentliche Zufuhr. Das bedeutet, dass mein Vater abends Zuhause bleibt, oder Rüdi mitnimmt. Ich bin für letzteres, Rüdi sollte ausgeführt wreden. Wer hat das schon, seine eigene Astronautennahrung immer mit dabei? Was uns bleibt, ist viel Humor und Zuneigung.
Heute geht es weiter mit dem Blockseminar zu Suizidalität. Vermutlich sagte ich dazu hier noch nichts. Auch egal. Es ist genau so, wie man es sich für jemanden vorstellt, der dort als Zwitter sitzt: angehende Psychologin, und Tochter einer Frau mit Sterbewunsch. Es ist schwer dabei emotionalen Abstand zu bewahren.
Es ist alles etwas viel, da gehts jetzt nur um Fokus. Am Mittwoch Klausur, am Donnerstag gehts in die Heimat. Da habe ich auch ein bisschen Bauchschmerzen. Da kommt alles näher. Und ich fühle mich als würde ich einfach nur in einen 100jährigen Schlaf fallen wollen, ich bin sehr müde, die Akkus laufen am Limit, wie so oft vor Klausuren. Immhin eins gelernt: es geht vorbei.
Heute geht es weiter mit dem Blockseminar zu Suizidalität. Vermutlich sagte ich dazu hier noch nichts. Auch egal. Es ist genau so, wie man es sich für jemanden vorstellt, der dort als Zwitter sitzt: angehende Psychologin, und Tochter einer Frau mit Sterbewunsch. Es ist schwer dabei emotionalen Abstand zu bewahren.
Es ist alles etwas viel, da gehts jetzt nur um Fokus. Am Mittwoch Klausur, am Donnerstag gehts in die Heimat. Da habe ich auch ein bisschen Bauchschmerzen. Da kommt alles näher. Und ich fühle mich als würde ich einfach nur in einen 100jährigen Schlaf fallen wollen, ich bin sehr müde, die Akkus laufen am Limit, wie so oft vor Klausuren. Immhin eins gelernt: es geht vorbei.
Mittwoch, 26. Juli 2023
okavanga, 10:37h
Heute Nacht kam mal wieder der kleine Herr Professor zu Besuch. Älter ist er geworden. Einsam wirkt er. Zwischen uns ist alles okay, weder unangenehme noch angenehme Spannung, einfach neutral freundlich. Er ist aber auch nicht mehr so hyperaktiv und verbalaggressiv wie ich ihn oft erlebt habe. Ich begleite ihn zu Freunden, dort ist es skurril aber irgendwie gemütlich. Sie haben eine kleine Tochter. Erst mal wirkt alles normal. Dann wird klar, dass hier auch gleich konsumiert wird. der Gastgeber bereitet üppige Lines vor. Im Traum denke ich über die Tochter nicht weiter nach. Wach schon, auch wenn es gar keine Rolle spielt, weil es nur ein Traum ist. Ich frage die Gastgeber, was es gibt. Koks, sagen sie, und ich sage, ach, ich bin dabei. Der kleine Herr Professor packt seinen eigenen Beutel aus. Es ist so ein durchsichtiger 1-Liter-Beutel mit Zipverschluss. Darin viel weißes Pulver und ein Blister. Was hast du da, frage ich, Speed, sagt er, und ich antworte, das kann ich einfach nicht mehr nehmen. Für 100 Euro kaufe ich den Gastgebern also was vom Koks ab. Derweil läuft gute Musik und es sind noch drei vier weitere nette Leute da, alles wirkt entspannt und nicht eklig (im Traum!). Zum Konsum meinerseits kommt es nicht mehr, ich wache auf. Zwar versuche ich wieder einzuschlafen und dort weiterzuträumen, aber es klappt nicht. Hätte mich interessiert.
Es ist schon irre, dass ausgerechnet diese Person so zuverlässig in meinem Träumen wiederkehrt. Gilt er auch noch als Stressbarometer, wenn die Situation so entspannt ist? Naja, die Drogen eigentlich schon. Die Gesamtsituation, vermutlich. Erst neulich dachte ich mir, wie gut ich mein jüngeres Ich verstehen konnte, dass es die ganzen psychischen Belastungen einfach nur wegdrücken wollte. Es war eine Bewältigungsfunktion um weiterleben zu können. Nicht um zu sterben, auch wenn Drogen Selbstzerstörung implizieren. Das scheint im Vergleich zum psychischen Schmerz hinnehmbarer.
Auch fragte ich mich neulich, wie kurios es ist, dass ich nie an Psychedelika gegangen bin. Gerade LSD hat mich sehr interessiert, dazu habe ich viele Bücher verschlungen. Ich hätte es so gerne mal ausprobiert, und doch hielt mich immer eine gewisse Angst zurück. Damals wusste ich noch nicht, dass meine Mutter ca. 10 Jahre später die Diagnose "Paranoide Schizophrenie" bekommen würde. Aber vielleicht fühlte etwas ganz tief in mir, dass es richtig scheiße enden könnte solche Substanzen auszuprobieren.
Letztendlich bin ich unglaublich froh, dass ich das alles nicht vermisse. Keinerlei Substanz. Ok, Zucker, leider. Und manchmal erscheint mir derzeit der Alkohol als sehr verlockend. Doch nach 2 Gläsern mit Mimi habe ich über einen Tag gebraucht, um wieder in meiner Mitte zu landen. Ich mag es einfach nicht mehr. Ich mag das Leben nüchtern am meisten. Und kann es so auch am besten bewältigen.
[Edit] Da fällt mir ein, dass ich neulich geträumt habe, ich hätte eine Zigarette geraucht. Ausgerechnet eine Menthol-Zigarette. ich konnte sie im Traum sogar schmecken. Igitt, mochte ich nie, keine Ahnung was das für eine komische Entscheidung war im Traum. Bin jetzt seit über 10 Jahren rauchfrei, am Anfang habe ich öfters geträumt, ich rauche, dann immer voller Angst aufgewacht, ich hätte wirklich geraucht.
Ich sollte da schon genauer hinschauen, was gerade in mir abläuft. Die Träume von Substanzkonsum muten mir an wie die Suche meines Unbewussten nach Bewältigungsmechanismen. Ich hoffe, die Ärztin verlängert die Krankmeldung. Nach der Klausur nächste Woche fahre ich in die Heimat.
Das Ding ist, ich kann nicht viel tun, außer loslassen. Weder die Krankheit meines Vaters noch den Sterbewunsch meiner Mutter kann ich kontrollieren. Die damit einhergehenden Emotionen kann ich nur wohldosiert fühlen und ankucken. Diese Gleichzeitigkeit, dieser drohende Abschied von beiden, "wie eine ungewollte Schicksalsgemeinschaft", so mein Therapeut, hat das Potenzial mich zu überwältigen.
Naja. Tja.
Es ist schon irre, dass ausgerechnet diese Person so zuverlässig in meinem Träumen wiederkehrt. Gilt er auch noch als Stressbarometer, wenn die Situation so entspannt ist? Naja, die Drogen eigentlich schon. Die Gesamtsituation, vermutlich. Erst neulich dachte ich mir, wie gut ich mein jüngeres Ich verstehen konnte, dass es die ganzen psychischen Belastungen einfach nur wegdrücken wollte. Es war eine Bewältigungsfunktion um weiterleben zu können. Nicht um zu sterben, auch wenn Drogen Selbstzerstörung implizieren. Das scheint im Vergleich zum psychischen Schmerz hinnehmbarer.
Auch fragte ich mich neulich, wie kurios es ist, dass ich nie an Psychedelika gegangen bin. Gerade LSD hat mich sehr interessiert, dazu habe ich viele Bücher verschlungen. Ich hätte es so gerne mal ausprobiert, und doch hielt mich immer eine gewisse Angst zurück. Damals wusste ich noch nicht, dass meine Mutter ca. 10 Jahre später die Diagnose "Paranoide Schizophrenie" bekommen würde. Aber vielleicht fühlte etwas ganz tief in mir, dass es richtig scheiße enden könnte solche Substanzen auszuprobieren.
Letztendlich bin ich unglaublich froh, dass ich das alles nicht vermisse. Keinerlei Substanz. Ok, Zucker, leider. Und manchmal erscheint mir derzeit der Alkohol als sehr verlockend. Doch nach 2 Gläsern mit Mimi habe ich über einen Tag gebraucht, um wieder in meiner Mitte zu landen. Ich mag es einfach nicht mehr. Ich mag das Leben nüchtern am meisten. Und kann es so auch am besten bewältigen.
[Edit] Da fällt mir ein, dass ich neulich geträumt habe, ich hätte eine Zigarette geraucht. Ausgerechnet eine Menthol-Zigarette. ich konnte sie im Traum sogar schmecken. Igitt, mochte ich nie, keine Ahnung was das für eine komische Entscheidung war im Traum. Bin jetzt seit über 10 Jahren rauchfrei, am Anfang habe ich öfters geträumt, ich rauche, dann immer voller Angst aufgewacht, ich hätte wirklich geraucht.
Ich sollte da schon genauer hinschauen, was gerade in mir abläuft. Die Träume von Substanzkonsum muten mir an wie die Suche meines Unbewussten nach Bewältigungsmechanismen. Ich hoffe, die Ärztin verlängert die Krankmeldung. Nach der Klausur nächste Woche fahre ich in die Heimat.
Das Ding ist, ich kann nicht viel tun, außer loslassen. Weder die Krankheit meines Vaters noch den Sterbewunsch meiner Mutter kann ich kontrollieren. Die damit einhergehenden Emotionen kann ich nur wohldosiert fühlen und ankucken. Diese Gleichzeitigkeit, dieser drohende Abschied von beiden, "wie eine ungewollte Schicksalsgemeinschaft", so mein Therapeut, hat das Potenzial mich zu überwältigen.
Naja. Tja.
Samstag, 22. Juli 2023
okavanga, 00:21h
Wieder ein Abend mit Mimi. So schön. Ich zeige ihr den Kiez und meine Wohnung. Und frage sie, so rein hypothetisch, wie es denn wäre, wenn ich jemanden aus ihrer Kohorte, sie hat ein Jahr vor mir mit dem Master angefangen, interessant und attraktiv fände.
Ich wünsche mir, dass ich es schaffe, ihn auf einen Tee einzuladen. Er fuchst mich schon das ganze Semester über. Irgendwas ist da. Mimi fragt, um wen es sich handelt. Ein absoluter Weirdo, sage ich, und Mimi errät sofort, wen ich meine. Sie ermutigt mich dazu, es sei doch nix dabei, sich einfach kennenzulernen. Ich finde es absolut übergriffig, ihn das aus meinem Alter heraus zu fragen. Aber. Aber. Ich hoffe, ich mach das. Er will Analytiker werden. Welch Rarität.
Ich wünsche mir, dass ich es schaffe, ihn auf einen Tee einzuladen. Er fuchst mich schon das ganze Semester über. Irgendwas ist da. Mimi fragt, um wen es sich handelt. Ein absoluter Weirdo, sage ich, und Mimi errät sofort, wen ich meine. Sie ermutigt mich dazu, es sei doch nix dabei, sich einfach kennenzulernen. Ich finde es absolut übergriffig, ihn das aus meinem Alter heraus zu fragen. Aber. Aber. Ich hoffe, ich mach das. Er will Analytiker werden. Welch Rarität.
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